RTW MM3 MusicMeter Test

Frequenzanalysen und Pegelinformationen kann man grundsätzlich in jeder DAW mehr oder minder umfangreich auslesen, besonders präzise sind diese Bordmittel aber meist nicht. Spezielle Software, wie beispielsweise die der deutschen Firma Pinguin Audio, gibt es auch, allerdings muss man dafür ein dickes Budget, ein zusätzliches Display sowie weitere Rechenleistung einplanen.

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Die Nutzung eines Hardware-Analyzers ergibt also durchaus Sinn. Die Klassiker stammen dabei von RTW, in ihren modernen Messgeräten werden natürlich Touchscreens verbaut. Wir haben das MM3 MusicMeter getestet, das mit Abstand günstigste Messgerät der deutschen Firma.

Details

Hardware-Analyzer

Das RTW MM3 MusicMeter ist ein Audioanalyzer bis 96 kHz mit analogen und digtalen Eingängen sowie der Möglichkeit einer Audio-Integration via Micro-USB und Plugin. Das Tischgerät bietet vielfältigste Audiomessungen für Stereo und 5.1, letzteres aber nur per USB. Das kompakte Gerät wird somit auch zum 6-kanaligen Class-Compliant-Audiointerface; für Windows gibt es Treiber.

Fotostrecke: 3 Bilder Das MM3 MusicMeter von RTW

Horizontaler oder vertikaler Touchscreen

Das MM3 verfügt über einen 4,3 Zoll großen Touchscreen mit 272 x 480 Pixeln – per Wischbewegung kann man zwischen vielfältigsten Anzeigeformaten auswählen. Die Stromversorgung erfolgt über einen Micro-USB-Anschluss, ein USB-Netzteil ist Teil des Lieferumfangs. 

Auch auf die Seite legen ist kein Problem!
Auch auf die Seite legen ist kein Problem!

Analoge und digitale Eingänge inklusive Plugin-Mode

Rückseitig steht ein analoger Stereo-Eingang auf unsymmetrisch RCA inklusive Trimm-Schräubchen (von -22 dBu bis +24 dBu) und ein RCA S/PDIF I/O zur Verfügung. Bei Verbindung mit einem Computer kann das M3 MusicMeter als Audiointerface eingerichtet werden, ein Audio-Ausgabe ist dann allerdings nur über den S/PDIF Out möglich.

Sowohl analoge als auch digitale Eingänge sind an Board. Der S/PDIF hat sogar einen Ausgang! Per USB und Plugin ist die Einbindung dennoch am einfachsten!
Sowohl analoge als auch digitale Eingänge sind an Board. Der S/PDIF hat sogar einen Ausgang! Per USB und Plugin ist die Einbindung dennoch am einfachsten!

Seit geraumer Zeit steht die Möglichkeit zur Verfügung, das MM3 auch via Plugin in die DAW zu integrieren. Die dazu benötigte Software nennt sich RTW USB Connect und ist in der Version 1.5 in den Formaten VST2.4, VST3, AAX und AU für macOS sowie VST2.4, VST3 und AAX für Windows 7/8 erhältlich. RTAS ist nur für Windows 7 sowie für macOS als RTC Connect 1.1 verfügbar und ermöglicht eine direkte Audio-Verbindung des RTW- USB-Audiotreibers als Plugin mit der DAW. Zusätzlich wird die Fernsteuerung der Start-, Stop-, Reset-, Time- und Ref-Funktionalität zur Verfügung gestellt.

Das Plugin ermöglicht es an jeder Stelle in der DAW zu messen. Blöd nur: In Ableton Live funktionieren die Befehle Follow/Reset/Start/Stop/Ref nicht, da sollte nachgebessert werden!
Das Plugin ermöglicht es an jeder Stelle in der DAW zu messen. Blöd nur: In Ableton Live funktionieren die Befehle Follow/Reset/Start/Stop/Ref nicht, da sollte nachgebessert werden!

Vielfältigste Messverfahren

Neben vielen unterschiedlichen, analogen oder digitalen Anzeigen für den aktuellen Pegel – inklusive Moving-Coil-VU-Meter – gibt es natürlich auch Real-Time-Analyzer (RTA) sowie verschiedenste Messungen über die Zeit, wodurch die Loudness über einen definierten Zeitraum abgelesen werden kann (Loudness Chart). Die unterschiedlichen Instrumente können dabei auch in verschiedensten Kombinationen dargestellt werden. 
Im Praxisteil werden wir alle Pages noch einmal genauer durchgehen, bedenkt aber jetzt schon, das durch das Hoch- oder Querformat sowie Pegeldarstellungen mit MC Moving Coil oder TP/PPM-Bargraph-Visualisierung sehr viele verschiedene Optiken möglich sind. Deshalb an dieser Stelle nur eine Zusammenfassung der wichtigsten Instrumente in Stichpunkten:

  • Loudness Chart
  • Zeigerinstrumente (Moving Coil: BR, VU)
  • Spektrum-Analysator, 31 Bänder, 1/3 Oktave (RTA)
  • 2-Kanal-Audio-Vektorskop (Goniometer)
  • Numerische Anzeigen
Fotostrecke: 2 Bilder 5.1 geht auch – allerdings nur per USB!

Tiefergehende Einstellungen

Im Setup-Menü können die Referenzpegel auf 0,1 dBu festgelegt, Skalen wie TP60, Dig60, Nordic und BR lla gewählt und weitere Parameter zum Thema Zeitbereich, Toleranzen und Graphen eingestellt werden. 
Natürlich kann auch das Loudness-Messverfahren definiert werden, wobei folgende Formate geboten werden:  ITU-R BS.1770-3/1771-1, EBU R128, ATSC A/85, ARIB, OP-59, AGCOM und CALM. Als Systemsprache steht Deutsch und Englisch zur Verfügung.

Lieferumfang

Neben dem Micro-USB-Kabel gehört auch ein USB-Ladegerät mit verschiedenen Steckeraufsätzen zum Lieferumfang, dazu ein paar Beipackzettel mit Sicherheits- und Bestimmungshinweisen. Ein echtes Handbuch fehlt. Wenn man das Gerät jedoch zum ersten Mal einschaltet, dann erklärt ein kleiner Einrichtungsdialog die wichtigsten Sachverhalte wie Sprache, Eingang und Bedienung.

Netzteil, USB-Kabel und Beipackzettel. Mehr ist nicht dabei.
Netzteil, USB-Kabel und Beipackzettel. Mehr ist nicht dabei.

Praxis

Kompaktes, einfach zu bedienendes Kraftpaket

Die Software des RTW MM3 MusicMeter umfasst vielerlei Werkzeuge mit denen die Einhaltung der wichtigsten Audiovorgaben gewährleistet ist, seien es nun Pegel oder Frequenzüberwachungen. Die Bedienung ist dank Touchscreen äußerst simpel gelöst. So gibt es Tastfelder für Start/Stop und Reset der Loudness-Messung sowie eine Gestensteuerung für die verschiedenen Pages. Dank des Plugins RTW USB Connect ist auch eine unkomplizierte Integration in die DAW gewährleistet.

Wischt man über den Touchscreen nach links oder rechts, wechselt man zwischen den fünf verschiedenen Anzeige-Kompositionen für das Hochformat, einer weiterer Druck auf den Bildschirm lädt diese dann. Sollte man nach oben und unten wischen – was im Querformat ja auch links und rechts entspräche – schaltet man zwischen den sieben Anzeigen für das Querformat um. Zusätzlich zu den Anzeigen im Hochformat gibt es den Solo Loudness Chart und das Solo Meter. Es gibt demnach folgende Pages:

  1. PPM VSC (nicht für Surround)
  2. Numeric Solo
  3. PPM CHART**
  4. Chart Solo*
  5. PPM RTA**
  6. RTA Solo*
  7. Meters SOLO

*nur im Querformat verfügbar, **für Surround nur im Hochformat verfügbar
Und die schauen so aus:

Fotostrecke: 20 Bilder 5.1 TP/PPM Bargraph, Loundess-Chart, Loudness-Bar und Numeric

Vergleich zu TC Clarity M

Das Display ist grundsätzlich gut lesbar, gehört aber auch nicht zur Sorte ultra hochauflösend. Die Größe stellt indes kein Problem dar, sie lässt das kleine Gerät sogar edler wirken. Dennoch: Im Vergleich zu dem nur etwas teureren TC Clarity M fällt schon ein Unteschied auf.
Ein Vorteil des Clarity M ist definitiv das bessere, größere Display, das schickere Loudness-Radar, die dedizierten Taster und die etwas bessere, wenn auch nicht perfekte Surround-Einbindung. Auch die Loudness-Range und die Correlation (Mono-Kompatibilität) wird von dem TC angezeigt, das gibt es bei RTW erst ab dem TM-3 Primus was mit EUR 999,- aber deutlich teuer ist. Allerdings hat das TC keine analogen Eingänge, keine „analogen“ VU-Meter und kein Goniometer zu bieten. Außerdem ist es deutlich wuchtiger und erlaubt auch keine Wahl zwischen horizontaler und vertikaler Ausrichtung. Messungen sind über die AES/TOS-Eingänge beim TC auch nur bis 48 kHz möglich, möchte man 96 kHz und 7.2 verwenden, muss man zwangsläufig das Plugin nutzen.
Mein Tipp lautet daher: Wer überwiegend Musik und Stereo nutzt, sollte das MM3 nehmen, wer öfters Surround braucht und bereits etwas schwache Augen hat, das Clarity M.

Soll es sexy zierlich sein oder darf es doch lieber etwas sperriger und dafür pragmatischer sein? MM3 vs. Clarity M
Soll es sexy zierlich sein oder darf es doch lieber etwas sperriger und dafür pragmatischer sein? MM3 vs. Clarity M

Fazit

Das RTW MM3 MusicMeter ist ein schicker, hochwertiger und sehr kompakter Hardware-Audioanalyzer. Dank digitaler und analoger Eingänge sowie USB ist es sehr flexibel einzubinden und kann auch via Plugin mit der DAW verbunden werden. 5.1 auslesen funktioniert nur via USB und mit kleineren Einschränkungen, die Zukunft wird aber ohnehin Formaten mit noch mehr Kanälen als 5.1 gehören! Hervorzuheben ist die „analoge“ VU-Meter-Anzeige, die dank ihrer trägeren Ballistik immer noch eine des besten Varianten ist, um sich Musikpegel anzuschauen. Ein Schnäppchen ist das MM3 nicht, in Anbetracht der hochwertigen Verarbeitung und dem Siegel „Made in Germany“ geht der Preis aber durchaus noch in Ordnung.

Pro
  • analoger Eingang
  • bis 96 kHz nutzbar
  • umfangreiche Instrumente
  • Moving Coil und TP/PPM Bargraph
Contra
  • Surround nur via USB
  • keine Loudness-Range/Korrelations-Messung
  • Moving Coil und TP/PPM Bargraph nicht gleichzeitig anzeigbar
Das MM3 MusicMeter von RTW
Das MM3 MusicMeter von RTW
Features
  • voll ausgestattetes Messgerät für multifunktionale Audiomessungen (analog, digital, USB Audio)
  • Tischgerät mit Display und externem USB-Netzteil
  • kapazitiver 4,3“-Touchscreen (272 x 480 Pixel)
  • Darstellungsvarianten mit verschiedenen Instrumenten-Kombinationen
  • Analoger Stereo-Eingang über RCA (unsymmetrisch, einstellbar von –22 dBu bis +24 dBu )Digitaler Stereo-Ein- und -Ausgang über RCA (S/PDIF)
  • Micro-USB-Anschluss für digitale Audiosignale (Stereo, 5.1) und Spannungsversorgung (USB-Netzteil/Computer)
  • Loudness-Anzeige gemäß EBU R128, ITU-R BS.1770-3/ 1771-1, ATSC A/85, ARIB, OP-59, AGCOM, CALM Act
  • Loudness-Bargraph (M, S, oder I wählbar)
  • Numerische Anzeige (M-, Mmax-, S-, Smax-, I-, LRA-, TPmax-Werte) Loudness-Messzeitsteuerung über Bildschirmtasten
  • Loudness-Chart-Anzeige zur Analyse des Verlaufs einer Loudnessmessung über Zeit PPM- und TruePeak-Messungen mit Standardskalen
  • Moving-Coil-Zeigerinstrumente (PPM, VU)
  • Real-Time-Analyzer (RTA) zur Anzeige der spektralen Verteilung eines Audiosignals
  • Audio-Vektorskop (Lissajous-Figur)
  • Stereo-Downmix-Ausgabe des USB-Surround-Audiosignals über die S/PDIF-Out-Buchse
  • USB-Hybrid-Funktion: Gleichzeitiges Abhören und Messen und Fernsteuerung der Start-/Stop-/Reset-Funktion in Verbindung mit RTW-USB-Connect-Software
Preis
  • EUR 629,- (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • analoger Eingang
  • bis 96 kHz nutzbar
  • umfangreiche Instrumente
  • Moving Coil und TP/PPM Bargraph
Contra
  • Surround nur via USB
  • keine Loudness-Range/Korrelations-Messung
  • Moving Coil und TP/PPM Bargraph nicht gleichzeitig anzeigbar
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RTW MM3 MusicMeter Test
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