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Roland JD-XA Test

Mit dem JD-XA Synthesizer erregte Roland auf der Musikmesse 2015 Aufsehen: Der JD-XA ist die größere Version des JD-Xi und Rolands erster Synthesizer seit Jahrzehnten mit einer polyphonen, analogen Klangerzeugung. Als Hybrid-Synthesizer besitzt der JD-XA vier analoge Stimmen und zusätzlich vier digitale Blöcke auf Basis der SuperNATURAL Synth Engine.

Der JD-XA ist Rolands neues Synthesizer-Flaggschiff
Der Roland JD-XA ist ein ausgesprochen flexibler und gut klingender Synthesizer.


Nachdem Roland die derzeitige Analogwelle zunächst eher zögerlich abzuwarten schien, springt der Hersteller jetzt gleich mit mehreren Instrumenten auf den Zug auf: Neben dem hier getesteten JD-XA und dem kleineren JD-Xi ist auch das kommende Modularsystem SYSTEM-500 zu nennen. Man hat also erkannt, dass analoge Schaltkreise im Moment ein echtes Verkaufsargument sind. Im JD-XA wurden sie mit einer digitalen Klangerzeugung kombiniert. Ob diese Kombination funktioniert und was man damit alles anstellen kann, soll dieser Test ans Licht bringen.

Details

Gehäuse

Während der JD-Xi eher im microKORG-Format daher kommt und auch etwas mit Bedienelementen geizt, trägt der JD-XA richtig dick auf und lässt schon äußerlich keinen Zweifel daran, dass eine Menge in ihm steckt. Das schwarze Kunststoffgehäuse mit seiner Klavierlack-Optik, den zahlreichen Knöpfen und Reglern und der auffälligen roten Beleuchtung ist ein Blickfang. Mich persönlich spricht das glänzende Schwarz nicht unbedingt an (und jeder Fingerabdruck ist sofort zu sehen), aber das ist natürlich wie immer Geschmackssache. Am geringen Gewicht von nur rund 6,5 kg dürften jedoch die wenigsten etwas auszusetzen haben. Das Gehäuse wirkt gerade noch stabil genug, eine absolut roadtaugliche Heavy-Duty-Bauweise darf man bei diesem Fliegengewicht jedoch nicht erwarten. Die Bedienelemente machen aber einen haltbaren Eindruck und für mein Empfinden wurden die Dreh- und Schiebewiderstände genau richtig getroffen – nicht zu leicht, nicht zu schwer.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Roland JD-XA ist futuristisch gestaltet.

Struktur

Der JD-XA verfügt über vier analoge Stimmen mit je zwei Oszillatoren mit Sync, Ring- und Crossmodulation, einem analogen Multimode-Filter (2x Tiefpass 24 dB/Okt., 1x Tiefpass 12 dB/Okt., Hochpass, Bandpass) mit Filter Overdrive, einem zusätzlichen, einfachen Hochpassfilter, zwei LFOs und drei Hüllkurven. Die analogen Stimmen lassen sich polyphon, 4x monophon oder im Unison betreiben.
Hinzu kommt der digitale Teil, der aus vier Blöcken auf Basis der aus dem Jupiter-80 bekannten SuperNATURAL Synth Engine besteht. Jeder dieser Blöcke besteht aus drei sogenannten Partials, von denen jedes einen virtuell-analogen Oszillator oder eines von 450 PCM-Samples erzeugen kann. Pro Partial gibt es ein digitales Multimodefilter mit insgesamt 14 Filtertypen, ein Hochpassfilter, einen LFO und drei Envelopes. Jeder der vier analogen und vier digitalen Blöcke verfügt über einen eigenen Multieffektprozessor und einen EQ, die allerdings nur im Menü editierbar sind. Zusätzlich gibt es eine globale, Performance-orientierte Effektsektion, die sich die analogen und digitalen Komponenten teilen. Sie besteht aus zwei identischen Insert-Effekten namens T-FX mit je 29 Effekttypen, einem Reverb, einem Delay und einem Master-EQ.
Der JD-XA befindet sich permanent im Multimode und die acht Blöcke (4x analog, 4x digital) lassen sich über MIDI getrennt ansteuern. Ein komplettes Setup aus bis zu je vier analogen und digitalen Parts ist ein Program, wofür der JD-XA 256 interne Speicherplätze bietet. Weitere Programs können auf einem USB-Stick gesichert werden. Anders als beim JD-Xi können die analogen und digitalen Komponenten beim JD-XA auch innerhalb eines einzelnen, spielbaren Sounds miteinander kombiniert werden. Man kann also beispielsweise die vier analogen Stimmen mit zwei digitalen Tones aus je drei Partials kombinieren. Wenn man es auf die Spitze treibt, kann ein Sound aus vier analogen Stimmen und zwölf digitalen Partials bestehen. Damit sollte schon deutlich werden, dass die klanglichen Möglichkeiten des JD-XA sehr weit reichen. Wegen der unterschiedlichen Struktur lassen sich die analogen und digitalen Bestandteile aber nicht gleichzeitig auf dem Bedienfeld editieren.

Tastatur und Controller

Die Tastatur umfasst 49 normal große, ungewichtete Tasten und spielt sich für mein Empfinden ausgezeichnet. Die Klaviatur ist anschlagdynamisch und mit Aftertouch ausgestattet. Links daneben findet man den typischen Roland-Hebel für Pitch Bend und Modulation. Zusätzlich besitzt der JD-XA dafür auch die klassischen Räder, die etwas weiter oben angeordnet und effektvoll beleuchtet sind. Auch die Controller machen einen qualitativ guten Eindruck und lassen sich feinfühlig bedienen. Links neben der Tastatur sind außerdem eine Reihe von Tastern für Transponierung, Oktavlage, Key Hold, Arpeggio und monophonen Betrieb zu finden, sowie ein Knopf und ein Regler für die Portamento-Funktion.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Tastatur umfasst 49 Tasten und spielt sich gut.

Bedienfeld

Während der JD-Xi doch das eine oder andere Bedienelement vermissen lässt, um wirklich ergiebig an Sounds zu schrauben, kann man beim JD-XA aus dem Vollen schöpfen. Das futuristisch gestaltete Bedienfeld ist übersät mit größtenteils beleuchteten Dreh- und Schiebereglern, Tastern und Schaltern für alle wesentlichen Elemente der Klanggestaltung. Die analogen und digitalen Elemente teilen sich das Bedienfeld, wobei nur die gerade aktiven Elemente beleuchtet werden. Beispielsweise bleiben die Regler für den zweiten Oszillator beim Editieren eines digitalen Partials dunkel. So sieht man sofort, welcher Regler gerade eine Funktion hat und woran es sich zu drehen lohnt.
Oberhalb der Tastatur findet man linkerhand den Regler für die Gesamtlautstärke sowie einen Mute-Button. Rechts davon ist das zweizeilige Display platziert, das beim Drehen an einem beliebigen Regler sofort den jeweiligen Parameter und Wert darstellt. Rechts oben im Display wird stets angezeigt, welcher Part gerade editiert wird, so steht „A1“ für die erste analoge Stimme und „D2-3“ für das dritte Partial des zweiten digitalen Blocks. Außerdem dient das Display zur Einstellung speziellerer Werte, die nicht direkt über das Bedienfeld erreichbar sind, beispielsweise die Auswahl von PCM-Samples oder die Editierung der Part-MFX. Dazu muss man sich mit MENU, EXIT und ENTER sowie den Seiten-Tastern durch bisweilen recht lang geratene Menüs bewegen und die Werte mit Plus-/Minus-Tastern eingeben. Leider besitzt der JD-XA kein Datenrad – das wäre zur schnelleren Navigation und Eingabe durch die Menüs sehr wertvoll gewesen. Zwar lässt sich die Einstellung von Werten mit dem SHIFT-Taster beschleunigen, aber ein Encoder wäre hier deutlich komfortabler. In Verbindung mit etlichen anderen Bedienelementen dient SHIFT außerdem zum schnellen Aufrufen vieler zusätzlicher Funktionen wie beispielsweise Part Mute, LFO Key Trigger oder die Anschlagempfindlichkeit der Hüllkurven. Im Handbuch sind diese Shortcuts übersichtlich aufgelistet, aber es dauert eine Weile, bis man sich alle gemerkt hat. Mit WRITE werden Programme abgespeichert und MIDI CTRL ruft einen Modus zur Steuerung externer Instrumente über das Bedienfeld des JD-XA auf.
Das dreistellige LED-Display zeigt die Nummer des gewählten Programms an, die dadurch auch sichtbar bleibt, während man das andere Display zur Editierung nutzt. Darunter findet man Buttons für PROGRAM SELECT, BANK, USB MEMORY und FAVORITE. Die Auswahl von Programmen, Bänken und Favoriten erfolgt jeweils über die 16 rechts davon angeordneten Taster. Der interne Speicher bietet 256 Speicherplätze für Programme (16×16), weitere lassen sich auf einem USB-Stick ablegen. Mit der Favoriten-Funktion kann man sich 16 Bänke zu je 16 Lieblingsklängen (oder eben Sounds für eine Produktion oder einen Gig) zusammenstellen und schnell wieder aufrufen.
Ganz rechts ist die Bedieneinheit des Pattern-Sequencers zu finden. Wird er verwendet, so dienen die 16 Auswahlbuttons zusätzlich als Step-Taster. Mit den Buttons SCALE und PATTERN LENGTH kann man Auflösung und Länge von Patterns bestimmen. PLAY erklärt sich von selbst, ERASE dient zum Löschen einmal eingespielter bzw. programmierter Noten. Für die beiden Aufnahmemodi STEP und REAL TIME gibt es jeweils einen eigenen Knopf. Das Tempo (das zugleich als Basis für die Temposynchronisation der LFOs, der Effekte und des Arpeggiators dient und selbstverständlich auch von einer MIDI-Clock vorgegeben werden kann) wird getappt oder mit einem Poti eingestellt und von einem weiteren LED-Display angezeigt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die analogen und digitalen Elemente teilen sich das Bedienfeld.

Auf der linken Seite des darüber liegenden, eigentlichen Synthesizer-Bedienfelds findet man für jeden der vier analogen und vier digitalen Stränge je einen Knopf, der ihn zum Editieren auswählt, und einen, der ihn an- und ausschaltet. Hinzu kommen dreimal zwei Knöpfe für die drei Partials, aus denen die digitalen Parts bestehen. Hier kann man Mehrfach-Auswahlen treffen und beispielsweise alle vier analogen Parts oder alle drei Partials zur gleichzeitigen Editierung selektieren. Das gleichzeitige Bearbeiten der analogen und digitalen Parts ist jedoch nicht möglich. Für die analogen Parts besitzt der JD-XA einen Knopf namens „Poly Stack“, der den polyphonen Betrieb aktiviert.
Die LFO-Sektion bietet einen Drehschalter für die Schwingungsform, einen Drehregler für RATE, einen Knopf zur Anwahl des gewünschten LFOs (nur aktiv bei den analogen Klängen) und einen Taster für TEMPO SYNC. Die FADE TIME sowie die Modulationstiefen für Pitch, Filter und Amp werden mit Schiebereglern eingestellt.
Daneben findet man die Oszillatorsektion. Beide Oszillatoren (der zweite spielt nur bei den analogen Stimmen eine Rolle) verfügen über Drehschalter für die Schwingungsform. Hier stehen Sägezahn, Rechteck, variable Pulsschwingung, Dreieck und Sinus zur Auswahl. Oszillator 1 hat eine weitere Stellung namens „Variation“ und einen dazugehörigen Button, der nur bei den digitalen Sounds zum Einsatz kommt und die Anwahl der zahlreichen weiteren Schwingungsformen (z.B. Super Saw) bzw. PCM-Samples der digitalen Partials ermöglicht. Für beide Oszillatoren gibt es darüber hinaus Drehregler für die Verstimmung in Halbtonschritten (+/- 24) und Feintuning (+/- 50 Cent) sowie je zwei Schieberegler für PWM und die manuelle Einstellung der Pulsbreite. Oszillator 1 bietet zusätzlich einen Drehregler für die Crossmodulation, einen Knopf für den Ringmodulator und einen zur Auswahl der Modulationsquelle (Oszillator 2 oder Aux – das kann Rauschen, ein digitaler Oszillator oder der Mikrofoneingang sein). Bei Oszillator 2 findet man einen Schalter für die Oszillatorsynchronisation.
Rechts daneben ist die einfache Pitch-Hüllkurve zu finden, deren Intensität mit einem Poti positiv oder negativ eingestellt wird. Mit einem Button kann man wählen, welche Bestandteile davon betroffen sein sollen: die beiden analogen Oszillatoren, A-OSC 1 (analog) und D-OSC (digital) oder nur der zweite analoge Oszillator. Attack und Decay werden mit Schiebereglern eingestellt. Danach folgt ein Mixer, der nur beim Editieren der analogen Klänge zum Einsatz kommt. Er bietet Regler für die Lautstärken der beiden Oszillatoren sowie einen AUX-Kanal, über den Rauschen (weiß oder rosa), ein digitaler Part oder der Mikrofoneingang beigemischt werden können.
Die Filterabteilung beginnt mit einem Regler für das einfache Hochpassfilter, das sowohl bei den digitalen als auch bei den analogen Parts dem Multimodefilter vorgeschaltet ist. Darunter ist der Regler für den Filter Overdrive zu finden, der nur bei analogen Sounds aktiv ist. Zur Auswahl des Filtertyps des Multimodefilters gibt es einen Drehschalter, mit dem man zwischen drei Tiefpass-Varianten, Hochpass und Bandpass umschalten kann. Wie bei Oszillator 1 ermöglicht die Stellung „Variation“ die Auswahl der zahlreichen weiteren Filtertypen der digitalen Filter. Eine LED zeigt die Flankensteilheit des gewählten Typs an – bei 24-dB-Filtern leuchtet sie, bei 12-dB-Typen bleibt sie dunkel. Cutoff, Resonanz, Keytracking und Envelope Depth werden über Drehregler eingestellt, die ADSR-Filterhüllkurve über Schieberegler.
In der Amp-Sektion gibt es lediglich ein Level-Poti und vier Fader für die ADSR-Hüllkurve. Rechts davon sind die Regler für die Bedienung der Effekte platziert, auch hier zeigt sich der JD-XA umfangreicher ausgestattet als der Xi. Für die beiden T-FX-Blöcke findet man hier je einen Encoder zur Auswahl des Effekts, ein Poti zur Regulierung (die Performance-orientieren T-FX lassen sich jeweils nur in einem Parameter editieren) sowie einen On/Off-Schalter. Des Weiteren gibt es ein Poti für den Hallanteil (die genauere Einstellung des Reverbs findet im Menü statt) sowie zwei LEVEL- und TIME-Potis für das Delay. Ein Button zur Aktivierung des Multieffekts des ausgewählten Parts und einer für die Temposynchronisation bestimmter Effekte runden die Abteilung ab. Ganz rechts ist eine kleine Abteilung für den Mikrofoneingang zu finden. Neben einem Level-Poti gibt es hier Buttons für den Vocoder, die Verwendung des Mikrofons als Modulationsquelle (MOD) und einen Bypass-Schalter.

Fotostrecke: 5 Bilder Bei den Anschlüssen lässt der JD-XA kaum Wünsche offen.

Anschlüsse

Aus dem Vollen schöpfen kann man auch auf der Rückseite des JD-XA. Die Anschlussmöglichkeiten lassen kaum Wünsche offen: Neben dem Stereoausgang (2 symmetrische Klinkenbuchsen) und dem Kopfhöreranschluss gibt es einen Einzelausgang für das trockene Signal der analogen Klangerzeugung sowie einen Click-Output. Daneben findet man einen Mikrofoneingang, der sogar Phantomspeisung liefern kann, mitsamt einem Pegelregler. Drei Pedalanschlüsse (Sustain und 2x Control), zwei CV/Gate Ausgangspärchen, MIDI In/Out und zwei USB-Anschlüsse (für Computer und Speicherstick) machen die Anschlüsse komplett. Über die USB-to-Host-Buchse kann der JD-XA nicht nur MIDI, sondern auch Audio in beide Richtungen übertragen, sodass man den Synthesizer ohne zusätzliche Verkabelung in der DAW aufnehmen und als Audio-Interface verwenden kann.

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Holger sagt:

#1 - 22.07.2015 um 16:33 Uhr

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irgendwie klingt der zu digital ;)
Analoge Synth haben Seele das Ding ist okay, aber kein Ersatz für die Klassiker

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