Produce-Alike #14 – Alex Clare

Der Song beginnt mit einer anschwellenden Akkordsequenz, die von einer verzerrten Orgel und einem Flächensound gespielt wird. Für die Orgel kommt die B4II von Native Instruments zum Einsatz. Um die Steigerung zu erzielen, beginnen wir mit den Drawbars 1-4 und machen die oberen Zugriegel erst nach und nach auf. Am einfachsten und authentischsten macht man so etwas mit einem Drawbar-Controller (oder einer Reihe von entsprechend programmierten Fadern). Aber es ist natürlich auch möglich, die Zugriegelbewegungen einzeln zu automatisieren. Auch der Overdrive wird im Verlauf der 8 Takte nach und nach verstärkt. Die Leslie-Geschwindigkeit ist auf langsam eingestellt.

Hinzu kommt ein Flächensound, den ich aus dem Native Instruments Massive habe. Hier habe ich das Filter automatisiert, um die Intensität nach und nach zu steigern.

TooClose_01_MassivePad
Massive Pad
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Massive Pad

Und damit das Ganze ein solides Fundament bekommt, fügen wir noch einen unauffälligen Sub-Bass hinzu. Dieser kommt bei mir mal wieder aus dem Freeware-Synth TAL U-NO-62, auf dem ein solcher Sound in Nullkommanix zurechtgeschraubt ist.

TooClose_02_SubBass
Subbass
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Subbass

Hören wir uns die erste Hälfte des Intros schon einmal an:

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Too Close 02 Intro1

Diese Akkordfolge wird jetzt noch einmal wiederholt, wobei die Zugriegel und das Filter der Fläche jetzt offen bleiben. Außerdem setzt der Groove ein, den wir uns natürlich genauer anschauen müssen.

Die Kickdrum kommt recht räumlich daher. Ich habe sie aus zwei Komponenten zusammengesetzt. Beim ersten Teil, der für die Räumlichkeit und die Kontur der Kick verantwortlich ist, handelt es sich diesmal gar nicht um eine Bassdrum, sondern um ein tiefes Tom aus dem Drum-PlugIn BFD2 von fxpansion. Das Instrument ermöglicht auch die Beimischung von Overhead-Signal und Raumanteil, was uns in diesem Fall natürlich gerade recht ist. Direkt aus der BFD klingt das “Gretsch Floor Tom” so:

TooClose_03_BFD-Tom
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BFD-Tom clean

Der Ausklang der Trommel ist mir für diesen Zweck etwas zu undefiniert. Daher habe ich das Tom mit einem Gate etwas kürzer gemacht. Anschließend habe ich per Send-Effekt einen Hall darauf gelegt, der seinerseits mit einem weiteren Gate ziemlich genau auf die Länge einer Viertelnote beschnitten wird. Im nächsten Soundbeispiel hört ihr das Tom noch einmal im Rohzustand, dann gegated und schließlich mit dem Gate-Reverb.

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BFD-Tom mit Effekten

Damit das Ganze auch untenrum ordentlich drückt, fügen wir nun noch eine tiefe Kickdrum hinzu.

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Kick

Die beiden Komponenten werden auf einen gemeinsamen Bus geroutet – zum Einen, um sie ab jetzt gemeinsam in der Lautstärke regeln zu können, und zum Anderen, damit sie gemeinsam als “Treiber” für den Sidechain-Kompressor dienen können, den wir natürlich auch bei diesem Song wieder brauchen werden.

Weiter geht’s mit der Percussion. Diese ersetzt bei „Too Close“ bis zum Refrain sowohl die Hi-Hat als auch die Snare. Es handelt sich um ein hölzernes Geklacker, das wir zum Beispiel aus der Kontakt-Library “Heavyocity Damage” bekommen können. Das Preset “Ethnic Woods Menu” bietet die Sounds, die wir suchen. Allerdings sollten wir den eingebauen Hall des PlugIns etwas zurückfahren. Bei der Progammierung ist es am einfachsten, eine Weile auf der Tastatur zu jammen, bis man ein Gefühl für die Sounds bekommen hat, und das Pattern dann von Hand einzuspielen. Aber auch eine Programmierung über einen Step-Sequenzer wäre eine Möglichkeit. Das Resultat meiner Einspielung seht ihr im zweiten Bild im Piano-Roll-Editor. Da die Damage-Sounds sowieso unterschiedliche Attack-Phasen haben, habe ich die Spur in diesem Fall quantisiert, was ihr ausnahmsweise kaum Lebendigkeit nimmt, sie aber besser kontrollierbar macht.

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Percussion

Jetzt können wir die zweite Hälfte des Intros fertigstellen. Damit sich der Sub-Bass und die Kick nicht in die Quere kommen, kommt ein von der Kick gespeister Sidechain-Kompressor zum Einsatz, der den Bass bei jedem Kickdrum-Schlag im Pegel absenkt. (Für eine genauere Erklärung dieser Technik könnt ihr in eine der früheren Folgen dieses Workshops schauen, zum Beispiel David Guetta feat. Sia – “Titanium”) Und wo wir schon dabei sind, nehmen wir die Orgel und die Fläche auch gleich mit hinzu.

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Intro 2
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Profilbild von Ledrik

Ledrik sagt:

#1 - 10.06.2012 um 22:46 Uhr

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wow! den song hab ich letztens noch im radio gehört und versucht, die einzelnen bestandteile hörerisch aufzuschlüsseln :) das gelang mir aber mit abstand nicht so gut, wie es mir dieser workshop wieder eindrucksvoll gezeigt hat. echt super gemacht! hab wieder viel gelernt. Vielen Dank! Ich freu mich auf den nächsten Workshop!

Profilbild von Thomas

Thomas sagt:

#2 - 27.02.2013 um 12:12 Uhr

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Vielen Dank für den tollen Workshop! Eine kleine Anregung von mir noch: Ich würde den Wobble-Bass noch mehrstimmig Unisono spielen lassen - hab selbst schon einen sehr ähnlichen Sound mit dem Arturia Minimoog gebastelt, was noch näher am Orginal war - könnte mir gut vorstellen, dass sogar genau dieser Synth verwendet wurde ;)lg
Thomas

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Tyler sagt:

#3 - 27.02.2014 um 16:54 Uhr

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HeyIch suche gerade den Synthsound (die Fläche vm Intro) kann ihn aber nicht finden. Ist das ein Preset von Massive oder hast du den selbst gebaut? Wo kann ich den finden?Grüße
Tyler

Profilbild von Lasse (bonedo)

Lasse (bonedo) sagt:

#4 - 27.02.2014 um 18:22 Uhr

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Hallo Tyler,
das ist ein Preset vom Massive namens "Full Loading".
Viele Grüße,
Lasse

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