Pro-Ject Phono Box E/E BT5 Test

In Zeiten, als Vinyl noch auf seine Renaissance wartete, sahen viele Hersteller den für Schallplattenspieler reservierten Phono-Eingang bei Vollverstärkern und Receivern als überholt an. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet und vom Vinyl-Hype profitieren auch Hardware-Hersteller wie das österreichische Traditionsunternehmen Pro-Ject. Um ältere Amps ohne spezielle Entzerrung des Phono-Signals dennoch nicht ausrangieren zu müssen, kommen Phono Preamps wie unsere beiden Testkandidaten ganz gelegen.

Pro-Ject Phono Box E/E BT5 - Review Phono Preamp

Die Pro-Ject Phono Box E verstärkt das eingehende Vinyl-Signal auf ein audiophiles Niveau und das auch noch sehr preiswert. Die äußerst günstigen 75 Euro werden zwar von Vorverstärkern und Entzerrern wie LD Systems PPA2 oder Behringer PP400 deutlich unterboten, aber qualitativ hat die Phono Box E mit ihrem Schaltungskonzept auf SMD-Basis gegen Rauschen und Verzerrungen die Nase vorn. Davon profitiert auch das doppelt so teurere Modell Phono Box E BT5, welches dank Bluetooth 5.2 und unterstütztem aptX-Audio-Codec das Signal (Phono oder Line via Miniklinke) in HD-Qualität an kabellose Lautsprecher und Kopfhörer streamt. Da sich beide Phono-Vorstufen auch hinsichtlich ihrer technischen Daten unterscheiden, bin ich gespannt, inwiefern dies den Klang beeinflusst.

Details

Pro-Ject liefert die wahlweise in glänzendem Schwarz oder Weiß erhältliche Phono Box E als auch Phono Box E BT5 in einer recht nüchternen Verpackung, die neben dem jeweiligen Vorverstärker eine Bedienungsleitung und das externe Netzteil enthält. Mit ihrem gerade einmal 120 x 32 x 100 Millimeter (Breite x Höhe x Tiefe) kleinen Format passen beide optimal neben einen Plattenspieler, was längere Kabelwege spart. Ohne Netzteil wiegt die Phono Box E 269 Gramm, die Bluetooth-Version 280 Gramm. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Phono Box E und die Phono Box E BT5 im Karton

Pro-Ject Phono Box E/E BT5 Gehäuse und Anschlüsse

Das Gehäuse besteht aus einem Plastik-Top-Chassis, das auf einer Metallbodenplatte sitzt. Beim Design hält es Pro-Ject gern schlicht. Die Front ziert lediglich das Company-Logo nebst Modellbezeichnung. An der Rückseite der Phono Box E befinden sich die beiden Inputs für den Schallplattenspieler und die Line-Outputs, jeweils als hartvergoldete und damit gegen Korrosion geschützten RCA-Buchsen. Die Erdungsschraube für den Plattenspieler und den Netzteilanschluss vervollständigen das Backpanel.

Ein Blick auf die Rückseite der Phono Box E BT5: Abgesehen von Netzteilbuchse und Plattenspielereingangs-Cinch-Buchsen nebst Erdungsschraube verfügt die Anschlussseite über zwei Line-Miniklinkenbuchsen für den Eingang und Ausgang. Per Schalter kann gewählt werden, ob ein Line- oder Phonosignal ausgespielt werden soll. Vermutlich aus Platzgründen ersetzte der Hersteller die Cinch-Outputs durch die 3,5-mm-Miniklinkenstecker. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlussseite der Phono Box E

Was zeichnet diese Phono Boxes aus?

Beide Preamps sorgen für eine Verstärkung und RIAA-Entzerrung des Plattenspielersignals in Verbindung eines Moving-Magnet-Tonabnehmers. Für Moving-Coil-Tonabnehmer sind die beiden Vorverstärker dagegen nicht geeignet. 

Pro-Ject preist bei der Phono Box E das von Dr. Sykora inspirierte Designprinzip mit verbauten SMD-Schaltkreisen gegen Rauschen und Verzerrungen an. Die Phono Box E BT5 verfügt ebenfalls über eine extrem rauscharme Schaltung. Zudem verhindern die integrierte Schirmung und das ausgelagerte Netzteil externe Störungen.

Die Phono Box E BT5 kann gleichzeitig das Cinch-Signal an einen Verstärker schicken und auch den Bluetooth-Ausgang nutzen. Um den audiophilen Anspruch zu unterstreichen, basiert der kabellose Datentransfer auf dem aptX-Audio-Codec in HD-Qualität. 

Fotostrecke: 2 Bilder Zum Lieferumfang der Phono Box E gehören nur das externe Netzteil und eine Gebrauchsanleitung

Da die Phono Box E BT5 auf der Phono Box E basiert, würde man übereinstimmende Phono-spezifische Specs vermuten. Allerdings liegt die Eingangskapazität der Phono Box E bei 120 pF und damit 20 pF über der Eingangskapazität der Phono Box E BT5. Auch die Verstärkung ist mit 40 dB um 6 dB lauter. Beim Rauschabstand fallen die Unterschiede noch deutlicher aus: 88 dB(A) zu 74 dB(A). Dagegen misst die harmonische Verzerrung bei der Box mit Bluetooth-Unterstützung weniger als 0,04 Prozent, bei der herkömmlichen Phono Box unter 0,05 Prozent. Ob man dies auch im Klangvergleich heraushört, wird der anschließende Praxistest zeigen. 

Praxis

Sowohl an die Phono Box E als auch die Phono Box E BT5 schließe einen Technics SL-1210 M5G an, dessen Ausgang mit dem Line-In meines Pioneer DJM-S11 verbunden ist. 

Damit die Phono Box E selbst bei aufgedrehtem, deftigem Bass immer sicher steht, sind gummierte Füße angebracht

Zunächst vergleiche ich mit vollaufgedrehtem Gain und Master des Mixers das Rauschverhalten der beiden Phono-Boxen mit dem Phono-Vorverstärker des Mixers. Der Pioneer DJM-S11 rauscht dezent lauter und etwas hochfrequenter und damit auffälliger im Gegensatz zur Phono Box E. Bei der Hörprobe mit identischer Schallplatte, gleichem Tonabnehmer und identischen Einstellungen am Mixer bringt das Phono-Signal des externen Preamps minimal mehr Pegel. 

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Das Grundrauschen der Phono Box E im Vergleich zum Phono-Entzerrer des Mixers Im Vergleich: Grundrauschen Phono Box E BT5 zur Phono Box E

Noch deutlicher wird der Unterschied zur Phono Box E BT5. Im Vergleich beider Pro-Ject-Vorverstärker fällt die Phono Box E BT5 durch ein lauteres Grundrauschen und zusätzliches hohes Fiepen auf, das aber bei der Wiedergabe mit normaler Lautstärke komplett untergeht. Aber auch das durch die Phono Box E geschliffene Phono-Signal klingt lauter und deutlich kräftiger. Dies bestätigt meine Vermutung des unterschiedlichen Grundrauschens und Klangverhaltens aufgrund differenzierter Specs beider Preamps. Bei der Phono Box E zahlen sich das von Dr. Sykora inspirierte Designprinzip und die verbauten SMD-Schaltkreise eindeutig aus.

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Klangvergleich Phono Box E zum Phono-Eingang des Mixers Der Sound der Phono Box E BT5 ist deutlich leiser als der der Phono Box E

Die Bedienungsanleitung gibt zum Kopplungsvorgang mit Bluetooth-Boxen oder -Kopfhörer keine Informationen preis. Man erfährt lediglich, dass bei der Verbindung der BT Box E (S) einem Hi-Fi-Bluetooth-Audioempfänger die Reihenfolge des Stromanschlusses berücksichtigt werden muss, da es ansonsten laut Hersteller zu Verbindungsproblemen kommen könnte. Generell empfiehlt Pro-Ject, um die Kompatibilität der hochauflösenden Übertragung zu gewährleisten, die Phono Box E BT5 mit der BT Box E HD, einem audiophilen Bluetooth-Empfänger, zu paaren. 

Koppeln und Klang der Pro-Ject Phono Box E BT5

Zurück zum eigentlichen Prüfling, der Phono Box E BT5, bei der immer noch das Koppeln mit einem Bluetooth-fähigen Wiedergabegerät aussteht, in meinem Fall ein Bose Soundlink mini. Den Pairing-Modus der Lautsprecherbox aktiviert, bestätigt nach wenigen Sekunden ein Signal das Koppeln mit der Phono Box E BT5. Mit etwas Latenz ertönt das Phono-Signal, wahlweise auch ein Line-Signal in hochaufgelöster Qualität ohne auffällige Verluste und Artefakte über den Lautsprecher. In diesem Kontext muss man auch den niedrigen Preis des Bluetooth-fähigen Preamps berücksichtigen. Anspruchsvollere Ohren sollten generell auf einen hochwertigeren Phono Vorverstärker in Kombination mit einer separaten Streamingbox satteln. 

Fazit

Das dem Schallplattenspieler-Equipment verschriebene Hi-Fi-Unternehmen Pro-Ject ergänzt sein Portfolio mit der Phono Box E um einen sehr preisgünstigen Phono Preamp für Moving-Magnet-Tonabnehmer. Die Phono Box E BT5 erlaubt sogar das Bluetooth-Streaming eines Phono-Signals sowie eines Line-Signals in hochauflösender Qualität dank aptX-Audio-Codierung. Beide Phono-Vorverstärker profitieren von einer präzisen RIAA-Entzerrung, einer internen Abschirmung aus Metall und einer rauscharmen Schaltung, die bei der Phono Box E auf einem von Dr. Sykora inspirierten Designprinzip mit verbauten SMD-Schaltkreisen basiert. 

Sowohl beim Grundrauschen als auch beim Klang bieten beide Preamps einen Hi-Fi-Ansprüche erfüllenden Klang, wobei die Phono Box E durch niedrigeres Grundrauschen und höheren Pegel der Phono Box E BT5 deutlich überlegen ist. Dagegen punktet der Bluetooth-Vorverstärker mit der drahtlosen Übertragung des Signals an Bluetooth-Kopfhörer und -Lautsprecher ohne deutlich hörbare Verluste. Für welchen der beiden Preamps man sich letztlich entscheidet, hängt von der Gewichtung auf satteren Klang oder „Ungebundenheit“ ab. 

Features Pro-Ject Phono Box E/E BT5

Phono Box E:

  • Designprinzip inspiriert von Dr. Sykora
  • Schaltungsprinzip auf SMD-Basis
  • interne Abschirmung aus Metall
  • kompaktes Gehäuse
  • vergoldete Cinch-In- und Outputs
  • Masseanschluss
  • Gewicht: 0,3 kg
  • Abmessungen (B x H x T): 120 x 32 x 106 mm
  • Farbe: Schwarz Hochglanz, Weiß Hochglanz
  • inkl. externes Netzteil
  • UVP: 75,00 Euro

Phono Box E BT5:

  • kabelloses Streaming des Phono-Signals
  • mit aptX-Audio-Codec für hochauflösende Übertragung
  • 2 Eingänge (1x Phono Cinch, 1x 3,5-mm-Miniklinke Line)
  • interne Abschirmung aus Metall
  • kompaktes Gehäuse
  • analoger 3,5-mm-Miniklinkerausgang & BT gleichzeitig nutzbar
  • vergoldete Phono-Inputs auf RCA-Basis
  • Masseanschluss
  • Abmessungen (B x H x T): 120 x 32 x 106 mm
  • Gewicht: 0,3 kg
  • Schwarz Hochglanz, Weiß Hochglanz
  • inkl. externes Netzteil
  • UVP: 145,00 Euro
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