Traktor Scratch Pro 2 ist da und schon bringt Pioneer seinen nächsten Traktor-kompatiblen Mixer heraus. DJM-T1 steigt als Zweikanal-Mischpult mit MIDI-Controller und einem Scratch-zertifizierten Audio-Interface in den Ring und kann somit Timecode-Vinyls zur Steuerung der Berliner Software nutzen. Aber nicht nur Scratcher und Puristen sollen auf ihre Kosten kommen. Und so zeigt sich der Testkandidat ganz am Puls der Zeit, ermöglicht beatsynchrone Effekte, Sample-Einlagen und Loop-Gewitter. Wie er das macht? – Nun, er hat Traktor Scratch Duo im Gepäck, eine Menge Bedienelemente und ganz nebenbei bemerkt macht er wohlmöglich auch als Battle-Mixer eine gute Figur.
Doch bevor es soweit ist, gilt es stolze 1498 Euro zu berappen, möchte man das gute Stück sein Eigen nennen. Das sollten wir erst einmal auf uns wirken lassen. Die Zielgruppe ist somit klar definiert: Profis, Semiprofis, Partyveranstalter, Club- und Barbetreiber und gut betuchte Hobbyisten.
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DETAILS
Eine Liaison mit Erfolgsaussichten?! Zwar hat die Entscheidung Pioneers, den lukrativen Markt für Controller-Hardware ins Visier zu nehmen, etwas auf sich warten lassen. Nun aber scheint der Output ungebremst und der Kooperationswillen mit Software-Schwergewichten wie Native Instruments, Serato oder Atomix will nicht verebben. Letztes Jahr bescherten sie uns den Pioneer-DDJ-T1, seines Zeichens Traktor-MIDI-Kommandobrücke, die sicherlich auch Mister Spock ein Leuchten in die Augen gezaubert hätte und auch in der Test-Redaktion ziemlich beeindrucken konnte. Der Hersteller unternahm mit dem DJM-2000 (Test hier) mit MIDI-Touchscreen erste Schritte Richtung Software-Direktion. Dann folgte der DJM-900 Nexus (Test hier) mit Traktor Scratch Interface, aber ohne Software-Steuerelemente. Was liegt also näher, als nun den nächsten Schritt zu gehen und einen Mixer mit umfangreichen Kommandoabteilungen für Deck-Hexer und solche, die es noch werden wollen, zu konstruieren? Ja, und wenn man sich den Burschen nach dem Auspacken so anschaut, sieht es erst einmal so aus, als würde der japanisch-deutsche Zusammenschluss schmackhafte Früchte tragen.
Mach mal Platz da …
Normalerweise dauert das Auspacken eines Clubmixers nicht lang, da sich oft lediglich Gerät, Netzteil und Handbuch in der Verpackung befinden. Hier schält sich jedoch deutlich mehr aus dem Karton. Um genauer zu sein: der T1, je ein USB- und Stromkabel, Handbücher und Treiber für das Interface. Dazu noch Traktor Scratch Duo2, zwei Steuer-Vinyls und zwei zeitcodierte Silberlinge. Ein Komplettpaket also, mit dem sich der neue Besitzer sofort ins Eingemachte stürzen kann. Der Mischer legt ein Kampfgewicht von rund 6 Kilo an den Tag und misst 26,5 x 40,3 x 10,8 Zentimeter. Er ist sehr gut verarbeitet, alle Buchsen sitzen bombenfest im Gehäuse und die Bedienelemente überzeugen bereits im ersten Trockenlauf. Das Layout ist nicht nur für Treckerfahrer leicht zu adaptieren und wirkt trotz der Vielzahl an Reglern und Buttons übersichtlich. Alle Funktionen sind klar definiert und sollten daher auch Einsteiger nach einem Trainingsnachmittag nicht überfordern. Das schwarz gekörnte Finish reiht sich optisch gut in die bestehende Pioneer-Produkt-Palette ein.
Rein und Raus
Wandert der Blick von links nach rechts, stößt man zuerst auf den Netzkabelanschluss und den gesicherten Power-Button. Dann folgen eingangsseitig vier Stereo-Cinch-Paare für je zwei CD-Player und Plattenspieler, wobei sich die beiden Turntables eine Schraube für zwei Massekabel teilen. Professionell geht’s `raus aus der Kiste: für den Master sehe ich je zwei Buchsen im XLR- und Cinch-Format. Ein geklonter Playout also, der über einen gemeinsamen Lautstärkeregler gesteuert wird und diesen Signalwegen eine zusätzliche Schalter-Dämpfung anheimstellt (-6dB/ 0dB). In -6 dB-Stellung wird der Pegel an den Hauptausgängen um 50 Prozent reduziert. Auch ein Booth-Out für die Monitoranlage ist mit von der Partie. Er ist als 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse-Paar ausgelegt. Digitale Ausgänge fehlen gänzlich. Faderstart-Schnittstellen sind ebenfalls nicht implementiert. Den Abschluss bilden ein Kabelhalter, eine Aussparung für einen Kensington-Diebstahlschutz und natürlich der USB-Port zur Verbindung mit dem Laptop.
Ungewöhnlich für Pioneer wurde der Kopfhörer in bester MIDI-Controller-Manier an der Vorderseite statt auf der Oberfläche angebracht. Persönlich habe ich ganz und gar nichts dagegen. Wie bei der DDJ-Baureihe sind die Regler für das Cuemixing und die Kopfhörerlautstärke in die Mitte gewandert, wo sie hier unter den Pegelmetern Platz finden. Diese beeindrucken mit vier Mal zwölf Segmenten (von -24 bis +9 und Clipping-LED) und zeigen sowohl die Pegelsumme am Master als auch die Lautstärkenverhältnisse an den Einzelkanäle simultan an.
Schalter für die Arbeitsrichtung und Steilheit des Überblendreglers sind ganz rechts eingelassen. Darunter folgt eine Aussparung, die Mikrofon- und Aux-Anschlüsse nebst Quellenschalter freigibt. Sie werden von einem gemeinschaftlich genutzten Gain-Regler und einem Zweiband-EQ begleitet.
Draufgeschaut
Links oben sind die Lautstärkeregler für Master und Booth beheimatet. Die Mixerkanäle können drei unterschiedliche Audioquellen einbringen, und zwar CD, Phono- und USB. Die Auswahl erfolgt über einen Switch nördlich der EQs und kann im Live-Betrieb jederzeit gewechselt werden, sodass es möglich ist, ein gemischtes Set aus Schallplatten, Audio-CDs und MP3-Dateien vom Rechner zu spielen. Darunter kommen Aufholverstärker und Dreiband-EQs zum Vorschein. Die gummierten Potis weisen einen natürlichen Regelwiderstand auf und rasten an der Nullstellung ein. Klassisches Mixerdesign an dieser Stelle. Gar nicht so klassisch ist der Cut/Boost, denn hier hat Pioneer jahrelang EQs mit +6/-26 dB verbaut. Nun haben sie sich für Isolatoren entschieden, was bedeutet, dass die maximale Absenkung den gesamten jeweiligen Frequenzbereich auslöscht. Die Bänder der Equalizer sind gut aufeinander abgestimmt und greifen praxisgerecht ins Klangbild ein, wobei es auf den letzten Metern gegen den Uhrzeigersinn etwas kräftiger zur Sache geht, denn dort leisten die Kill-EQs ganze Arbeit. Wir haben für euch nachstehend ein paar Audiofiles zu diesem Thema aufgezeichnet.
An angestammter Position unter den Klangreglern sitzen die Cue-Buttons zum Vorhören eines oder beider Kanäle auf dem Kopfhörer. Ihnen ist eine Doppelfunktion während des Softwarebetriebs mit Traktor zugedacht, denn sie ermöglichen ein manuelles Eintippen der Geschwindigkeit für das jeweilige Software-Deck. In ihrer Mitte ist die Shift-Taste positioniert, welche für den zuvor geschilderten Vorgang hinzuzuziehen ist. Doppeltippen löst einen Shift-Lock aus, was sehr zu begrüßen ist. Im Übrigen gibt es kaum ein Traktor-relevantes Objekt, das keine Zweitfunktion verpasst bekommen hat. Wir werden sehen, wie weit die Kontrolle tatsächlich reicht.
Audio
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EQ HighEQ MidEQ BassKill All
Die Channel-Fader legen ein außergewöhnlich angenehmes Gleitverhalten an den Tag. Sie arbeiten sehr präzise und sind mit den neuen, fest sitzenden P-Lock-Kappen ausgestattet. Diese Technologie macht es dem Anwender wahrlich nicht leicht, die Kappe während impulsiver Handlungen vom Fader zu rupfen. Klasse. Club- und Barbetreiber mag interessieren, dass dies im Übrigen auch eine vortreffliche Maßnahme gegen Fadercap-Langfinger darstellt. Zudem sind sie robuster als ihre Vorgänger, da sie durch zwei Metallstifte verstärkt werden, an denen der Fader seitlich angebracht ist. Der Hersteller verspricht sich davon eine dreimal größere Haltbarkeit, als bei früheren Modellen. Laut Pioneer wird zudem potenzieller Schaden, durch eventuell eindringende Flüssigkeiten oder Staub minimiert. Na, das sind doch willkommene Tugenden im rauen DJ-Alltag. Manche Clubs sind nämlich ziemlich staubig und der Schweiß tropft von der Decke.
Sämtliche Flachbahnregler präsentieren sich mit standesgemäßer Länge von 45 Millimetern, also auch der butterzarte Crossfader. Dieser hat übrigens eine mechanische Einstellschraube für die Betriebslast, sprich Widerstand spendiert bekommen. Da lacht das Scratcher-Herz und nimmt den Schalter für die Kurvencharakteristik (Curve, Cut, Through) und den Reverse-Switch wohlwollend zur Kenntnis. Obendrein darf der geneigte Plattenkratzer den Cut-Lag in 0,1 Millimeter-Schritten von 0,74 bis 5,94 Millimeter in der Software einstellen. Auch die Dämpfungskurven lassen sich bis ins Detail anpassen. Möglich sind Werte zwischen 0 und 32, wobei 32 der Standardwert für die Fast-Curve ist, die Slow- Curve hingegen werkseitig auf 16 steht. Schade nur, dass keine Transformer dabei sind.
Die Controller-Gruppen, um den Trecker über den Tanz-Acker zu jagen, sind im Wesentlichen in fünf Funktionsbereiche aufgeteilt. Da wären zunächst zwei identische Effektabteilungen sowie zwei Sample-Blöcke, zwei Decksektionen und die Navigation zu nennen. Global kommen die Buttons Snap und Quantize hinzu. Die Transportabteilung für die Software-Decks wurde zusammen mit den Browser-Elementen auf 12-Uhr-Position arrangiert. A und B befördern Songs in die gleichnamigen Player und übernehmen zudem den Duplicate-Deck-Befehl. Play, Cue und Sync sind gängige Bordmittel zur Track-Steuerung, dazu implementiert Pioneer Befehle für Pitchbend, Set-Master und FX-Assign! Prima. Zwei Kommandos wechseln zwischen absolutem und relativem Timecode-Modus, was DVS-Artisten zugute kommt. Wer jetzt ein relativ absolutes Fragezeichen hinsichtlich dieser Terminologie im Kopf hat, sollte den nächsten Abschnitt lesen. Wer den Unterschied kennt, kann zum Praxisteil springen.
Der relabsolute Wunschpunsch
TSD2 unterstützt zwei verschiedene Arten, um mit den durchgereichten Timecode-Informationen umzugehen. Im absoluten Modus werden sowohl Wiedergaberichtung, Drehgeschwindigkeit sowie Nadelposition an die Software übermittelt und ausgewertet, bevor sie an die Decks weitergereicht werden. Der DJ kann somit Scratchen und einen physischen Needle-Drop erzeugen, um die Abspielmarkierung im virtuellen Player an eine bestimmte Position zu manövrieren. In diesem Zusammenhang sollte er um die Beschaffenheit des Steuer-Vinyls wissen: Traktor Scratch Control Vinyl ist grundsätzlich kompatibel mit sämtlichen Traktor Scratch Versionen, wiegt etwa 120 Gramm und hat zwei unterschiedlich geschnittene Seiten. Seite A kann mit zehn Abspiel-Rillen plus Scrollzones aufwarten, Seite B zeigt 15 Segmente plus Scrollzones. Jede Zone repräsentiert dabei exakt eine Minute Abspielzeit. Einen Song im absoluten Modus bei drei Minuten Spielzeit einzustarten, sollte daher kein Problem darstellen. Die Selection-Tracks am Ende einer Seite ermöglichen dem DJ durch Traktors Musikbibliothek zu navigieren, Musikstücke durch Anheben des Tonarms in das zugehörige Deck zu laden und einzustarten, wenn er die Nadel des Plattenspielers in eine normale Rille setzt. Er braucht dazu weder Maus noch MIDI-Controller einzusetzen. Ebenfalls erwähnenswert: Bei aktivierter Record Flip-Option lädt der nächste Titel der aktuellen Playliste beim Umdrehen der Schallplatte automatisch. Ziemlich komfortabel, oder?
Betätigt der DJ die Taste REL, setzt er eine Wiederholschleife oder erreicht ein Titel bereits vorzeitig das Ende des Vinyls, wechselt Traktor in den relativen Modus, wo nur Tempo und Richtung von Bedeutung sind. Das Auflegen der Nadel hat keine Positionsänderung zur Folge. Dieser Modus ist maßgeblich für Anwender konzipiert, die häufig von der Loop-Funktion und den Hot Cues Gebrauch machen.
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PRAXIS
Sein erster Weg führt den Mixer rauf auf den DJ-Tisch zwischen die beiden Vestax-Plattenspieler und CDX-Player (übrigens hat Bonedo Autor Detlef Rick letztens den aktuellen PDX-Turntable getestet – Hier!). Dort erfolgt zunächst die Verkabelung des Equipments. Danach gilt es, den Mischpult-Treiber und die 616 Megabyte Software auf das Notebook zu spielen. Native Instruments packen eine Factory-Library mit rund 130 Samples aus den Bereichen Drums, Percussions, Synths, Vox und Loops auf die CD, sodass der Besitzer nach der Online-Aktivierung gleich losrocken kann. In Traktor sind die Controller-Einstellungen manuell oder mit dem Wizard vorzunehmen. Die Inputs/Outputs sind wie bei jedem gängigen TSP-Interface zu routen. Allerdings ist zudem noch ein Ausflug in Pioneers mitgelieferte Konfigurationssoftware für den Mixer nötig, wo das anliegende Timecode-Signal eingestellt werden muss. Die Ausgabe der Traktor Sample-Decks erfolgt über die USB-Kanäle 5 /6 und wird per Software reguliert. Das Handbuch hilft hier bei Unklarheiten kompetent weiter.
Die mitgelieferte Traktor Scratch Duo 2 Software unterscheidet sich logischerweise ein wenig vom großen Bruder. So wurde der Loop-Rekorder weggelassen, die Effektracks sind von vier auf zwei reduziert und von mehr als dreißig Soft-FX sind lediglich sechs übrig geblieben. Ferner fehlt Internet Broadcasting, Maschine-Synchronisierung und der Anwender muss Einschnitte beim Software-Layout in Kauf nehmen. Aber wie schon erwähnt kostet das Update beim Händler eures Vertrauens 69 Euro, falls ihr überhaupt jemals nachrüsten wollt. Denn eigentlich bietet schon Duo ziemlich viel. Nebenbei bemerkt: Das certified-mixers Mixer Upgrade Kit (TSP2, 2 Vinyls, 2CDs) kostet normalerweise 299 Euro. Performance
Der Praxistest wurde auf einem Core2Duo MacBook abgehalten, das mit 4 GB Arbeitsspeicher bestückt ist und eine Taktfrequenz von 2,13 GHz an den Tag legt. Da wir bei einem Traktor Scratch Mixer mit Interface niedrigste Latenzen einfordern, damit das viel zitierte Vinylfeeling möglichst authentisch wirkt, wurde das Interface direkt mal auf 128 Samples eingestellt und verrichtete anstandslos seinen Dienst, ohne dass Audioaussetzer auftraten – selbst wenn ich alle Register zog. Klangeigenschaften
Der Sound des Pioneer DJM-T1 ist hervorragend. Die Master-Ausgänge machen ordentlich Druck, das Klangbild ist sehr präzise ohne einen bestimmten Frequenzbereich überzubetonen. Der Kopfhörerausgang spielt einen sauberes und genügend lautes Signal aus. Wie man so schön sagt, ist er definitiv uneingeschränkt clubtauglich. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Die USB-Soundkarte arbeitet mit einer Samplingrate von maximal 48 kHz. Analoge Eingangsignale werden von den A/D-Wandlern mit 24 Bit digitalisiert. Die Entzerrer-Vorverstärker klingen druckvoll, keine Spur von Bassmatsch oder Höhenangst. Damit ihr einen direkten Vergleich anstellen könnt, haben wir für euch im folgenden Audio-CD, Schallplatte und Traktor-Playout bei Nullstellung aller Equalizer aufgezeichnet und die Phono-Preamps einigen Konkurrenzmodellen gegenübergestellt.
Die Mikrofongruppe teilt sich ihren Kanal mit dem AUX-In. Die Mikrofonvorverstärker arbeiten authentisch und rauscharm. Phantomspeisung ist, wie so oft bei einem Clubmixer, nicht zugegen. Der Aux-Weg klingt ebenfalls sehr sauber. Falls also mal die Software oder das Notebook abschmiert, ließe sich hier ein Notfall-iPod anschließen. Ein nachgelagerter Zweibänder übernimmt in jedem Fall die klangliche Anpassung. Der Cut/Boost liegt bei +/- 12 dB. Die Grenzfrequenzen sind zweckdienlich eingestellt. Was ich jedoch vermisse, ist eine Talkover-Funktion mit einstellbarem Schwellwert und variabler Kanaldämpfung.
FX
Der DJM-T1 kommt ganz ohne eingebaute Effektprogramme auf der Platine und setzt stattdessen auf Traktors Software-Derivate. Links und rechts neben der EQ-Abteilung sind die Baugruppen zur Steuerung beheimatet. Je vier Regler und Buttons kümmern sich um Beatmasher, Delay, Flanger, Filter, Gater und Reverb. Die Anordnung ist ähnlich, wie man es vom Native-Instruments Kontrol X1 her kennt und geht schnell in Fleisch und Blut über. Master FX sind nicht zugegen. Wer auf die Traktor Pro-Version aufrüstet, bekommt noch einmal zwei Dutzend Klangverbieger und zwei weitere Effektracks dazu. Was ich leider nicht ausmachen konnte, ist ein Steuerknopf für das bipolare Kanalfilter. Das ist wirklich schade, gibt es doch gerade in elektronischen Genres einige Deejays, die ihn während jeder Mixsession mehrfach einsetzen.
Via Shift schaltet der Deejay von Single- auf Gruppenmodus. Im Gruppenmodus bedient er einen Parameter pro Effekt, dem Solist stehen drei Attribute eines Typus zur Klangveredelung bereit. Ein besonderer Leckerbissen für Freunde automatisierter Parameterfahrten: Der T1 hat eine MIDI-LFO Funktion für jeden Effekt, was bedeutet, dass er im Single- und im Gruppenmodus Modulationen automatisch steuern kann. Die Geschwindigkeit wird vom Anwender mit dem Parameterregler festgelegt. Und so man möchte, tweaken sich die FX wie von Geisterhand selbst. Am besten kann dies ein kleiner Videoclip veranschaulichen. Und danach folgen ein paar Hörproben der Berliner Soundschredder sowie ein Vergleich mit einer Auswahl der internen Effekte des DJM-900 Nexus.
Loops, Cues, Sampler
Die Loop-Abteilung besteht eigentlich nur aus einem Push-Encoder (der ist jedoch gleich vierfach belegt). Eine Funktionstaste mit zwei Status LEDs aktiviert den Hotcue- oder Sample-Modus und befiehlt somit auch weitere Belegungen des Encoders. Grundsätzlich setzt die integrierte Button-Funktion einen Autoloop, der zuvor per Drehung eingestellten Länge. Ist dieser Loop aktiv, verdoppelt oder halbiert sich je nach Drehrichtung die Schleifenlänge. Leuchtet nun die gelbe LED (Sample-Modus) bestimmt der Encoder die gemeinschaftliche Lautstärke der Samples. Das grüne Lämpchen hingegen (Hotcue-Modus) zeigt Move-Bereitschaft an, womit der zuvor gesetzte Loop als Ganzes um den voreingestellten Wert im Musikstück versetzt wird. Der Loop-Encoder beendet die Schleife, wird er erneut niedergedrückt. Zusätzlich ist am Fuße des Mixers die Active-Taste platziert. Darüber sitzen je vier Schaltflächen, die im Hotcue-Modus auf einem Trecker-Deck vier Markierungen setzen und ansteuern. Gelöscht wird via Shift. In Sample-Stellung triggern sie stattdessen die Abspieltasten für die einzelnen Sample-Slots. Delete löscht, erneutes Play entnimmt einen Audioschnipsel aus dem aktuellen Deck. Der Play-Modus lässt sich von der Hardware aus von One-Shot auf Loop umschalten. Traktors neue Modifier-Conditions sind schon sehr praktisch. Mittels Crossfader-Control (Shift+Select) ist obendrein das Einstarten von Tracks, Samples oder Hotcues über den Crossfader möglich.
Möchte der der DJ mit einer anderen Software als Traktor arbeiten, kann er die Standard-MIDI-Funktionalität der Mixersektion der Kanäle ½ aktivieren oder deaktivieren. Somit können Equalizer- und Fader-Befehle unabhängig vom Rest der Konglomerates (Transport, Effekte, Cue, Sampler) behandelt werden. Die Mischpult-Funktion bleibt dabei grundsätzlich erhalten. Traktornomie
Trotz zahlreicher Doppelbelegungen ist das Layout des T1 übersichtlich geblieben. Sämtliche Steuerknöpfe wurden praxisgerecht angeordnet und weisen genug Raum zueinander auf, damit man im Eifer des Gefechtes nicht ungewollt einen benachbarten Regler in Mitleidenschaft zieht. Auch die Positionierung der einzelnen Baugruppen halte ich für sehr effizient, wenngleich ich persönlich besser mit einer horizontalen Leiste für´s Cuejuggling arbeiten kann – was allerdings Geschmacksache und bei den Ausmaßen einer Battlemixer-Konstruktion eher schwierig umzusetzen ist. Die Browser- und Decksektionen in den Kopfteil zu packen, finde ich angesichts der Tatsache, dass gerade Scratch-Aktivisten viel im unteren Zentrum arbeiten, hervorragend gelöst. Mit den Encoder ist die Navigation im Datenbestand ein Kinderspiel. Er browst durch Playlisten, Verzeichnisstrukturen, er öffnet und schließt Unterverzeichnisse und maximiert auf Wunsch das Browser-Fenster.
Ganz klar profitiert der Mixer von der nahezu spiegelsymmetrischen Aufteilung, welche eine eindeutige visuelle Trennung der beiden Kanäle zur Folge hat und während der Mixsession effizienter zum Tragen kommt, als hätte man einen speziellen Loop- oder Effektcontroller neben dem Pult positioniert. Der vorderseitige Mikrofonanschluss kann gerade bei einer Festinstallation Punkte verbuchen, denn so kann sich der MC oder die House-Röhre schnell einstöpseln, ohne dass der DJ zuvor stundenlang unter oder hinterm Tisch rumfummeln muss. Überhaupt macht er sich in Club und Bar bestimmt gut, denn Traktor-User und Nutzer von Softwares wie Virtual DJ, Mixvibes, RMA oder MIXXX können ohne den sonst üblichen Verkabelungsaufwand einfach die interne Audio-Lösung nutzen. Da freuen sich der Betreiber und der Deejay. Eins ist jedoch klar festzuhalten. Was das Hardware-Layout angeht profitieren, Treckerfahrer am meisten vom T1.
Etwas gewöhnungsbedürftig könnte zu Beginn für manchen vielleicht die mittlere Cuemix-Sektion sein, hat man sich doch über die Jahre daran gewöhnt, dass die Regler auf 7 Uhr, vereinzelt auch mal auf 5 Uhr anzutreffen sind. Gerade wer viel Cuemixing betreibt und einen älteren Pioneer-Mixer ersetzen will, wird sich daher zunächst eingewöhnen müssen. Man greift halt instinktiv nach links unten.
Mit den langen LED-Ketten hat der DJ die Pegelverhältnisse von externen Zuspielern, Softwaredecks und Masterausgang jederzeit fest im Griff. Mikrofon und Aux sind dem Summenpegel zu entnehmen. Dass sie keine separate Anzeige haben, auch nicht mit einer Clipping-LED berücksichtigt wurden, ist ein wenig schade.
Ein Wechsel zwischen unterschiedlichen Tonträgern und Signalwegen ist jederzeit ohne Komplikationen möglich. Von USB zu Line, zu Phono und zu USB zurück. Alles läuft wie geschmiert und wird durch die Möglichkeit unterstützt, zwischen dem internen und externen Play-Modus in Traktor vom Pult aus hin und her zu schalten. So kann der DJ bei Bedarf auch beide Timecodes gegen Schallplatten tauschen, ohne dass die Softwaredecks stoppen. Die Eingänge sind gut aufeinander abgestimmt – egal ob ein Traktor Deck spielt, eine Schallplatte eingebracht wird oder eine CD läuft. Lediglich wenn man ein externes Signal durch Traktor schleift (Live-Input), um zum Beispiel von den internen Effekten Gebrauch zu machen, dann ist ein deutlicher Pegelabfall wahrzunehmen. Autogain greift hier nicht. Apropos Gain. Selbst bei weit aufgerissenen Reglern gibt sich der T1 ziemlich übersteuerungsfest – der hat wirklich Luft nach oben.
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: aus ergonomischem Blickwinkel bietet der Pioneer kaum Anlass zur Kritik. Selbst die Doppelbelegungen für Traktor wurden absolut passend gewählt, die beleuchteten Bedienelemente geben jederzeit Aufschluss, was gerade wie gesteuert wird oder aktiv ist. Es ist wirklich alles nah bei der Hand und macht eine Menge Spaß.
Ich wollte den DJM gerade zur Post bringen, da kommt mir das Firmware-Update 2.0 auf den Tisch, welches einen erweiterten Shift-Modus bietet und unserem Kandidaten 75 (!) neue Funktionen einhaucht. Das lässt den Befehlsumfang in Kombination mit Traktor Duo 2 auf 220 anwachsen. Kurz entschlossen wurde der T1 also wieder aus- und erneut auf den Tisch gepackt, um die wichtigsten Funktionen im Praxiseinsatz zu überprüfen. Ein Ausflug zur Internetpräsenz des Herstellers brachte Firmware und zudem ein erweitertes Traktor-Mapping an den Start. Keine fünf Minuten nach dem Hardwareupdate ist der Mischer wieder startklar. Firmware Update 2.0
Der erweiterte Shift-Modus erzeugt einen dritten Arbeits-Layer und wird durch dreimaliges Antippen der Shift-Taste eingeschaltet, woraufhin diese zu blinken beginnt. Er ist nur aktiv, solange die Taste festgehalten wird. Mit dem Update halten die Cuepoints 5-8 Einzug (anlegen und abspielen, löschen ist mir nicht gelungen). Für die Sampleslots lassen sich One-Shot und Loop-Modus nun separat bestimmen. Besonders hervorzuheben ist auch die Option, den Pegel für jeden Slot einzeln zu bestimmen. Schließlich weiß man aus Erfahrung, dass Samples schon mal in puncto Lautstärke voneinander abweichen. Allerdings müssen dafür Shift, die jeweilige Sample-Taste und der Encoder gleichzeitig bedient werden.
Für Traktor Pro User wurden zudem die FX-Racks drei und vier integriert, was das gleichzeitig einsetzbare Arsenal auf zwölf Effekte erhöht. Hier stellt sich heraus, dass die MIDI-LFO-Funktion für Unit drei und vier nicht mit von der Partie ist und der Wechsel von Gruppen zu Solo-Modus nicht gelingt (hat wohl – wie beim Löschen der den Hotcues sechs bis acht – damit zu tun, dass die Shift-Funktion niedergedrückt gehalten werden muss). Die Belegung der Buttons und Regler ist ansonsten analog zu den ersten Einheiten gewählt. FX1 schaltet FX3 scharf, FX2 demnach FX4. Ferner lässt sich das Waveformdisplay über die Cue-Buttons zoomen, um akkurate Marker zu setzen. Die Snap-Taste startet den Harddisk-Recording Prozess, die Favoriten werden mit den Load-Buttons durchgeschaltet, der Deck-Encoder darf zum Spulen verwendet werden. Insgesamt ein durchaus sinnvolles Update, auch wenn manche Aktionen nun ein wenig Fingerakrobatik einfordern. Das Update ist nicht für Jedermann ein Muss, aber ein prägnantes Kann.
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FAZIT
Der Pioneer DJM-T1 ist eine hervorragende Symbiose aus einem scratch-zertifizierten 2 Kanal-Mixer, USB-Audio-Interface und MIDI-Controller. Er ist mit professionellen Ausgängen bestückt, klingt ausgezeichnet und gibt sich sehr übersteuerungsfest. Pioneer verpasst ihm ferner neu entwickelte Fader, einen 3-Band Kill-EQ und eine rauscharme, regelbare Mikrofon/Aux-Sektion. Besonders der Crossfader kann mit einstellbarer Curve, Lag, Tension und Reverse punkten. Das beste jedoch ist für mich die Traktor Scratch Kompatibilität, denn hier nimmt der T1 richtig Fahrt auf. Damit der Käufer sofort loslegen kann, gehört die Software Scratch Duo samt Timecode-CDs und Steuer-Vinyls mit zum Lieferumfang. Dutzende Regler und Tasten kümmern sich im DVS-Verbund um Effekte, Cues, Loops, Sampler und Konsorten – das eingebaute Interface arbeitet mit niedrigsten Latenzen störfrei und zuverlässig. Wer möchte, kann seine Traktor-Decks auch ohne Timecodes dirigieren, denn es sind ausreichend Controller in der Transportsektion und Navigationselemente integriert. Decks und Samples lassen sich auf Wunsch auch mit dem Crossfader einstarten. Allerdings vermisse ich Regler für Traktors bipolare Filter. Von ergonomischer Seite habe ich nichts zu beanstanden. Es herrscht genug Raum zwischen den Bedienelementen, sie liegen direkt bei der Hand und dort, wo sie sollen. Im Club oder der Bar können sich Traktor-Deejays, aber auch Nutzer von Virtual DJ, Mixvibes und Deckadance ohne lästigen Verkabelungsaufwand die Klinke in die Hand geben, das ist sehr praktisch. Wäre da nicht der Hauptknackpunkt: Der Preis mit 1498 Euro. Ich glaube, manch einer könnte nur schwer „Nein“ sagen…
Mir hat es richtig Spaß gemacht, mit dem Pioneer DJM-T1 zu arbeiten, denn er ist ein außergewöhnlicher Mischer mit sehr hohen Qualitätsansprüchen.
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Olli sagt:
#1 - 19.11.2011 um 18:00 Uhr
Schöner Bericht! Weckt Lust, das Gerät mal zu testen ;)
holtz sagt:
#2 - 08.04.2012 um 20:33 Uhr
Top Bericht, der zum Kauf anregt.:-)So macht eine Beschreibung Spass und ich denke ich komm um einen Test nicht mehr drum zu.
mfg