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MXL A-55 Kicker Mikrofon Test

“A-55 Kicker” – Was klingt wie eine Mischung aus deutscher Autobahn und dem beliebten Tischfussballspiel, ist MXLs Alternative zu den weit verbreiteten Bassdrum-Mikrofonstandards vom Schlage eines Shure Beta 52A, AKG D112 und anderen.

Und obwohl die in den USA beheimatete Firma sonst eher für günstige Angebote bekannt ist, liegt unser Testobjekt mit 115 Euro Ladenpreis eher im Mittelfeld.
Die Einsteigermodelle der großen Marken sind nämlich schon für unter 80 Euro zu haben, wem auch das noch zu viel ist, bekommt diverse No-Name-Schallwandler auch für einen knappen „Fuffi“. Trotzdem möchte das A-55 Kicker weder das Rad neu erfinden noch durch extravagante Ausstattungsdetails glänzen. Das in China hergestellte Mikrofon soll vielmehr ein echter Allrounder in unterschiedlichen Tieffrequenzanwendungen sein und professionelle Ergebnisse liefern. Ob ihm das gelingt, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Auffällig unauffällig

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt rein äußerlich nichts, was das MXL A-55 Kicker nennenswert von der Konkurrenz abhebt. Wo andere Hersteller bisweilen mit raffiniert designten Verpackungen, auffälligen farblichen Akzenten oder ausladenden Koffern versuchen, Aufmerksamkeit zu erhaschen, bleibt unser Kandidat zurückhaltend. Zumindest beim Zubehör heben sich das beigelegte Putztuch sowie der MXL-Katalog etwas ab, ein EU-Gewindeeinsatz, ein kleines Kunstledertäschchen und eine Anleitung samt Datenblatt dürfen hingegen wieder als guter Standard gelten. Ein Case gibt es nicht, MXL empfiehlt allerdings, das Mikrofon bei Nichtgebrauch in seinem kompakten, quadratischen Karton samt Schaumstoffformteil auszubewahren.

Bekannte Bauweise: XLR-Buchse und Stativgewinde als Kombi-Einheit

Der Schallwandler selbst erinnert mich an eine Mischung aus einem Sennheiser e602 und einem Shure Beta52A, ist jedoch kompakter gebaut als diese beiden Klassiker. Mit 13 Zentimetern Länge und sechs Zentimetern Rumpfdurchmesser dürfte er sich gut auch durch kleine Luftlöcher navigieren lassen. Während der Mikrofonkorpus aus Gussmetall besteht, hat sich MXL bei der integrierten Halterungsgewinde-/XLR-Buchseneinheit für Kunststoff entschieden. Diese macht im Vergleich mit der Metallausführung beospielsweise eines Beta 52A einen deutlich fragileren Eindruck. 540 Gramm Gesamtgewicht lassen das A-55 wertig in der Hand liegen, ohne allzu große Anforderungen an die Stabilität des Stativs zu stellen. Schraubt man den Gitterkorb ab, kommt eine gefedert gelagerte Kapsel zum Vorschein. 

Fotostrecke: 2 Bilder In der Draufsicht: Das A-55 Kicker passt auch in kleine Resonanzfelllu00f6cher.

Beim Frequenzgang gibt es die typische „Badewanne“

Unspektakulär geht es bei den technischen Daten weiter. Bei 30 Hertz beginnt der nutzbare Übertragungsbereich des A-55, oberhalb von 15000 geht ihm dann die Luft aus. Der genauere Check des Frequenzdiagramms zeigt die bei Bassdrum-Mikrofonen so gern verwendete Kurve mit angehobenen Bässen und Höhen. Im Fall des Testkandidaten geht es bei 80 Hertz mit einem ordentlichen Boost von gut sechs dB nach oben. Interessant ist, dass es im Präsenzbereich zwei dieser Anhebungen gibt. Einmal steigt die Kurve bei 2000 Hertz um acht dB, fällt anschließend wieder ab, um dann einen weiteren Peak bei etwa 6000 Hertz zu erreichen. Mit -76 dB gibt MXL die Empfindlichkeit des Kicker an, was ebenfalls einen typischen Wert für ein dynamisches Tauchspulenmikrofon dieses Anwendungsbereichs darstellt. 

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Praxis

Klanglich präsentiert sich das A-55 Kicker eher mittig

An drei Schallquellen muss sich das MXL A-55 Kicker im Praxiseinsatz beweisen. Zunächst an einer 22×14 Zoll großen Sakae Trilogy Kick, dann an einer Yamaha Recording 18×14 Bassdrum und zuletzt am 16er Trilogy Floortom. Ein Sontronics DM1-B Kondensator Bassdrum-Mikro und ein Electro-Voice N/D 868 fungieren als Vergleichsschallwandler, an der größeren Bassdrum habe ich zudem – bei den gekennzeichneten Files – ein Solomon Subkick Mikro verwendet. An allen Instrumenten wird deutlich, dass das MXL ein tendenziell mittig abgestimmtes Mikrofon ist. Weder die extremen Tiefbässe noch eine übermässige Betonung des Anschlagsgeräusches sind seine Sache.

Fotostrecke: 3 Bilder Natu00fcrlich ist das Schutzgitter abschraubbar.

Kommen wir zunächst zur Sakae Bassdrum, ein im Retro-Stil konstruiertes Modell mit dünnem Ahorn/Pappelkessel: Als Fellbestückung kommt hier ein klares Remo Ambassador auf der Schlag- und ein ventiliertes Remo Ambassador Smooth White auf der Resoseite zum Einsatz. Alle Mikros sind im Luftloch positioniert und zeigen etwas unterhalb des Schlägelauftreffpunktes. Der erste Soundcheck macht direkt deutlich, dass der relativ hoch angesetzte Bassboost des MXL die tiefen Frequenzen der Sakae Bassdrum „verpasst“. Das EV erreicht schon bei 50 Hertz seinen ersten Peak und klingt entsprechend wuchtiger, liefert aber auch gleichzeitig einen etwas runderen Anschlagskick. Am natürlichsten klingt erwartungsgemäss das Sontronics, welches als Kondensatormodell aber auch auf eine realisterische Detailabbildung getrimmt ist. Trotzdem klingt das MXL alles andere als schlecht, denn besonders im Kontext mit dem ganzen Setup sowie dem Solomon Subkick Mikro zeigt sich, dass es wirklich gut klingende Ergebnisse liefert, die in diesem Fall gut mit dem Vintage-Charakter der Bassdrum harmonieren.

Audio Samples
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Sakae MXL A-55 solo Sakae MXL A-55 im Kit Sakae MXL A-55 im Kit mit Subkick Sakae EV EV868 solo Sakae EV EV868 im Kit Sakae EV EV868 im Kit mit Subkick Sakae Sontronics DM1-B solo Sakae Sontronics DM1-B im Kit Sakae Sontronics DM1-B im Kit mit Subkick

Der mittige Charakter des MXL wird an der kleinen Kick besonders deutlich

Dass die Mitten prominenter dargestellt werden als bei vielen anderen spezialisierten Bassdrum-Mikros, zeigt sich besonders an der kleinen Yamaha Recording Birken-Bassdrum. Diese ist mit einem klaren Powerstroke 3 sowie einem ventilierten coated Ambassador auf der Resoseite ausgestattet. Die Mikrofone zeigen jeweils leicht off-center auf das Resofell, jedoch nicht ins Loch. Hier gefällt mir die Substanz des EV besser, auch die Details des Ausklangs werden besser dargestellt. Im Vergleich nölt das MXL etwas, der natürliche, dezente Schmatz des Attacks klingt im Resultat etwas knochig. Hier ist aber auch der Preisunterscheid zu bedenken, denn das EV kostete über 200 Euro. So klingen meine Ergebnisse:

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Yamaha MXL A-55 solo Yamaha MXL A-55 im Kit Yamaha EV EV868 solo Yamaha EV EV868 im Kit

Am Floortom klingt das A-55 fett und ausgewogen

Dass das MXL ein tolles Floortom-Mikrofon abgibt, zeigt es an der 16×16 Zoll großen Sakae Trilogy Trommel. Die ist mitteltief gestimmt, als Felle kommt die Standardkombination aus Ambassador coated oben und clear unten zum Einsatz. Hier passt die höher angesetzte Bassanhebung sehr gut, das A-55 gefällt mir etwas besser als das EV. Das ist zwar etwas klarer und liefert abermals mehr Details, es ist aber weniger warm und „saftig“ und stellt die harten Reflexionen des Kessels stärker in den Vordergrund.

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Floortom MXL A-55 solo Floortom MXL A-55 im Kit Floortom EV EV868 solo Floortom EV EV868 im Kit
Fotostrecke: 4 Bilder Das MXL an der Sakae
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Fazit

MXLs A-55 Kicker „kickt“ im Test durchaus. Das unauffällige, kompakt gebaute Mikrofon lässt sich gut handhaben und liefert an den Testtrommeln gute, unaufdringlich klingende Ergebnisse. Wer einen fertigen PA-Rocksound sucht, wird mit der Auslegung entsprechend weniger glücklich als mit Konkurrenten vom Schlage eines Audix D6 oder Shure Beta 52A. Im direkten Vergleich mit den Referenzmikros zeigt sich ein geringeres Detailreichtum und eine etwas zu hoch angesetzte Bassanhebung, welche die Resultate an den Kickdrums teilweise etwas dünn wirken lässt. Wer es aber leicht retro-angehaucht mag, bekommt mit dem Kicker eine gut verarbeitete Alternative, die zudem auch noch etwas günstiger zu haben ist als die Platzhirsche der Preisklasse darüber. Außerdem klingt der Kandidat sehr gut an Floortoms.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • hochwertiger, tendenziell neutraler Sound
  • sehr gut an großen Toms
  • Verarbeitung
Contra
  • Bassanhebung etwas zu hoch angesetzt
Artikelbild
MXL A-55 Kicker Mikrofon Test
Für 111,00€ bei
Features und Spezifikationen
  • Hersteller: MXL
  • Bezeichnung: A-55 Kicker
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 30-15000 Hz
  • Finish: matt schwarz lackiert
  • Ausgang: XLR
  • Besonderheiten: keine
  • Abmessungen: 13,0 x 6,0 (Rumpf, ohne Halterung) Zentimeter
  • Gewicht: 540 Gramm
  • Zubehör: EU-Verkleinerungsgewinde, Kunstledertasche, Putztuch, Anleitung
  • Preis: € 115,– (Straßenpreis am 01.01.2018)
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