Wer sich für einen in Deutschland handgefertigten Custom-Bass interessiert, hat sprichwörtlich die Qual der Wahl – schließlich sind wir hierzulande mit zahlreichen erstklassigen Werkstätten gesegnet. Ein relativ neuer Player auf dem Markt ist Maybach Guitars aus Kirchheim in Unterfranken. Neben ihren in Tschechien gefertigten Standard- und Classic-Serien bauen sie in ihrer Werkstatt in Wuppertal auch Masterbuilt-Instrumente von höchster Qualität. Unser heutiger Testkandidat, der Maybach DaVinci, stammt aus exakt diesem Custom-Shop. Es handelt sich um einen aufwändig gebauten halbakustischen Viersaiter, dessen Form eine Reminiszenz an den Kontrabass darstellt, der aber dennoch moderne Sounds und die Flexibilität bietet, die für den professionellen Einsatz notwendig sind. Schon optisch ist der DaVinci mit seinem geschwungenen Single-Cut-Korpus, der elegant geformten, offenen Kopfplatte und der schönen Lackierung im Stil alter Violinen ein absoluter Hingucker. Ob der DaVinci auch klanglich und in der Handhabung überzeugt, wollen wir in diesem Test herausfinden.

Erster Eindruck
Während sich der Großteil der Maybach-Instrumente an populären Klassikern orientiert, handelt es sich beim DaVinci-Viersaiter um ein komplett eigenständiges Bassmodell, das von Maybach selbst entwickelt wurde. Wie in der Einleitung bereits erwähnt, finden sich optische Anleihen an Kontrabass oder Cello – im Kern haben wir es jedoch mit einem halbakustischen E-Bass zu tun, der mit zwei Singlecoil-Pickups und einer aktiven Dreiband-Elektronik ausgestattet ist.
Mir persönlich gefällt das Design ausgesprochen gut: Die Proportionen wirken stimmig, und spezielle Merkmale wie der offene Headstock oder die eleganten Tonabnehmergehäuse aus Metall verleihen dem Maybach DaVinci einen ganz eigenen Charakter.
Zum Lieferumfang des Maybach DaVinci gehört übrigens eine hochwertige Gigbag – oder besser gesagt: Ein gut gepolstertes Softcase mit verstärkten Seitenwänden und Halsstütze, in dem sich der schicke Viersaiter sicher und bequem zur Probe oder zum Gig transportieren lässt. Klasse!
Durchgehender Ahorn-Hals mit Ebenholz-Griffbrett
Das Herzstück dieses Exoten ist ein durchgehender Hals aus drei Ahornstreifen, die durch schmalere Lagen aus Walnussholz voneinander abgesetzt wurden. Die insgesamt recht massive Konstruktion sorgt einerseits für hohe Stabilität und macht einen zusätzlichen Sustainblock, wie man ihn in oftmals bei akustischen Instrumenten mit eingeleimtem Hals findet, logischerweise überflüssig.
Für das relativ dicke Griffbrett kommt hartes Ebenholz zum Einsatz, das sich idealerweise durch eine präzise und schnelle Ansprache sowie klare Höhen im Sound des Maybach DaVinci bemerkbar machen sollte. Im Griffbrett sitzen 24 Bünde, und zur Orientierung gibt es kleine Dots an der Flanke. Auf große Inlays zwischen den Bünden verzichtet Maybach bewusst – sie würden zum Look des DaVinci meiner Meinung nach auch nicht wirklich gut passen.
Markanter Headstock
Der Hals geht über einen vergleichsweise kräftig ausgeführten Halsansatz zur stylischen Kopfplatte des DaVinci über. Deren offene Bauweise wirkt nicht nur markant, sondern kann durchaus auch zur Klangoptimierung beitragen. Die Stimmmechaniken sind – wie bei einem Kontrabass – seitlich am Rahmen installiert, sodass die Achsen nach innen zeigen. Durch diese Anordnung wird für einen hohen Auflagedruck der Saiten auf den Sattel gesorgt, ohne dass die Kopfplatte stark nach hinten geneigt sein muss – ein cleveres Feature und definitiv mehr als nur ein optisches Gimmick!
Bei den Stimmmechaniken handelt es sich um leichte GB350-Tuner aus der „Res-O-Lite“-Serie des japanischen Herstellers Gotoh. Auf der Kopfplatte finden wir außerdem ein kleines Maybach-Logo und natürlich den Zugang zum Halsspannstab.
Korpusflügel aus Sumpfesche
Der Korpus – oder genauer gesagt die Korpusflügel – des DaVinci bestehen aus amerikanischer Sumpfesche. Für die leicht gewölbte und mit F-Löchern versehene Decke setzt Maybach auf Alpenfichte, ein Tonholz, das vor allem im Akustikgitarrenbau zum Einsatz kommt.
Die ganze Konstruktion wurde schließlich mit einem Finish in „Antique Violin Hochglanz“ versehen, das dem Instrument eine klassisch-elegante Optik verleiht. Laut der Spezifikationen auf der Maybach-Webseite handelt es sich dabei um Nitrolack.

Brücke
Am Korpus werden die Saiten von einer Bassbrücke aus dem Hause Göldo gehalten, die auf den Namen „HW50B“ hört und alle Einstellungsmöglichkeiten einer modernen Konstruktion bietet. Die Reiter lassen sich für die gewünschte Saitenlage und die korrekte Intonation justieren und anschließend mit kleinen Inbusschrauben fixieren. Die Saiten werden bequem von hinten eingehängt, sodass lästiges Einfädeln entfällt.
Keine Frage: Die Brücke verrichtet ihren Dienst zuverlässig und wirkt solide verarbeitet. Ich hätte mir allerdings auch eine zweiteilige Lösung mit separatem Saitenhalter und Steg vorstellen können – bzw. ein Design, das stärker an den Kontrabass erinnert, hätte dies doch das gestalterische Konzept des DaVinci in meinen Augen noch stimmiger abgerundet.
Pickups
Ein optisches Highlight und echter Blickfang sind hingegen die beiden Pickups des Maybach DaVinci. Sie sitzen in formschönen Metallgehäusen, deren Oberseiten mit einem gitterartigen Einsatz in Messingfarbe verziert sind – ein gelungenes Retro-Design, das, wie ich finde, ganz hervorragend zum Erscheinungsbild des DaVinci passt.
Viel wichtiger ist aber natürlich das Innenleben der schicken Gehäuse. Hier verbergen sich zwei Custom-Singlecoils des Herstellers Amber, die speziell für den DaVinci angepasst wurden. Die Firma kannte ich ehrlich gesagt bisher noch nicht, aber umso neugieriger bin ich, wie diese Singlecoils klingen – mehr dazu im Praxisteil!
Aktiv-Preamp
Geregelt wird der Sound am Instrument über einen Lautstärkeregler, einen Balance-Regler sowie die drei EQ-Regler für Bass, Mitten und Höhen. Bei dem aktiven Preamp handelt es sich um einen Michalik BP-4 mit zusätzlichem Mittenmodul. Wem der Name Michalik vielleicht bekannt vorkommt – genau, es handelt sich dabei um den sogenannten TonePump-Preamp, der auch in vielen Spector-Bässen aus europäischer Fertigung verbaut wird.
Die TonePump ist per se eine Zweiband-Elektronik mit aktiven Cut-/Boost-Reglern für Bässe und Höhen, deren Regler allerdings keine Mittenrastung besitzen. Schade nur, dass Maybach bei den offiziellen Spezifikationen keine genaueren Angaben zur Elektronik macht – so bleibt die Wirkung der Regler zunächst etwas im Dunkeln. Nach meinen Informationen liefert der Preamp bei einer Potistellung von ca. 20% für Bässe und 30–40% für Höhen einen relativ neutralen Grundsound. Das zusätzliche Mittenband dürfte dementsprechend vermutlich ein Michalik MC-1-Modul sein.
Zum Betrieb wird ein herkömmlicher 9-Volt-Block benötigt, der besonders vor dem Gig relativ frisch sein sollte, da keine passive Funktion vorgesehen ist. Der Stromspender ist im Elektronikfach untergebracht – zum Wechsel muss also zunächst der schicke Holzdeckel mit vier Schrauben gelöst werden.