Markbass Big Bang Test

Die Bassequipment-Hersteller versuchen sich nun schon seit einigen Jahren gegenseitig mit immer kompakteren, leistungsfähigeren, extrem gut ausgestatteten, aber dennoch möglichst erwachsen klingenden Handtaschen-Basstopteilen zu übertrumpfen. Und ein Ende dieser Entwicklung ist dank der fortschreitenden digitalen Technologie nicht in Sicht. Die italienische Firma Markbass kann man getrost als einen der Pioniere in Sachen Leicht-Bassequipment bezeichnen, und selbstverständlich zaubert ihr Vordenker und Chef Marko De Virgiliis immer wieder neue Produkte aus dem Hut, um den Anschluss in dieser mittlerweile sehr harten Konkurrenz nicht zu verpassen.

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Der neueste Coup aus den Abruzzen hört auf den explosiven Namen „Big Bang“ und stellt eine neue Entwicklungsstufe in der digitalen Linie des Markbass Verstärker-Lineups dar. Der „Big Bang“ ist zwar etwas höher als die digitalen und mittlerweile nicht mehr produzierten Markbass-Topseller F1 und F500, kann dafür aber mit einer noch mal verkleinerten Standfläche punkten (ca. 20% kleiner als ein DIN-A4 Blatt). Außerdem hat der Amp eine deutlich üppigere Ausstattung an Bord, als seine Vorgänger. Und auch in Sachen Endstufe haben die Italiener weiter entwickelt. Im Big Bang werkelt nämlich eine brandneue 500 Watt starke Class-D Endstufe, die für einen sehr warmen und fetten Sound in Richtung „analog“ sorgen soll. Ob der  Amp halten kann, was der plakative Name „Big Bang“ verspricht, könnt ihr in diesem bonedo-Test nachlesen.

DETAILS
Italienisches Design ist zweifellos weltweit anerkannt. Ob allerdings die optische Gestaltung der Markbass-Produkte dem Auge schmeichelt, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Einen hohen Widererkennungswert hat der schwarz-gelbe Biene Maja-Look aber auf jeden Fall, weshalb sich auch der neue Big Bang auf den ersten Blick der Markbass-Familie zuordnen lässt.
Das Metallgehäuse des Big Bang ist um 7,1 cm Höher als beim LMIII und den F-Modellen. Das tut dem kompakten Formfaktor aber keinen Abbruch, denn betrachtet man die Standfläche, ist der Amp noch einmal ein ganzes Stück kleiner, als seine Vorgänger. Auch der Big Bang ist also äußerst handlich und mit gerade mal 2,1 kg Gewicht stellt der Transport im Gigbag keine große zusätzliche Last dar. Wie ich es von Markbass gewohnt bin, ist die Verarbeitung des neuen Kompakten vorbildlich. Keine schlampigen Spaltmaße oder andere Nachlässigkeiten weit und breit,  und das stabile Metallgehäuse ist absolut klapperfrei und fest verschraubt.

Durch die neuen Features ist die kleine rote Frontplatte relativ dicht besiedelt. Die Regler haben allerdings die Markbass-üblichen Dimensionen und bieten eine hervorragende Haptik, sodass man auch in der Hitze des Gefechtes gut damit klarkommt. Auch die Anordnung der Elemente ist konventionell und eindeutig: Links die Vorstufenabteilung mit der Inputbuchse und dem Gainregler samt Clip LED zum Aussteuern des Eingangs, darüber hat Markbass den Line-Out-Regler platziert, mit dem man praktischerweise von vorne den Pegel des XLR-Ausgangs einstellen kann. Direkt links davon parkt die neu hinzugekommene Miniklinke mit der Beschriftung Aux-In – klar, hier werden MP3-Player  oder sonstige externe Soundquellen angeschlossen, womit sich der Big Bang auch zum Übungsamp für das Wohnzimmer qualifiziert. Einen passenden Kopfhöreranschluss gibt es nämlich auch: Ganz rechts unter dem Powerschalter sitzt eine Miniklinke mit der Beschriftung „Phones“. Die Kopfhörerlautstärke kann mit dem „Phones Level“-Regler links vom Master-Regler komfortabel anpasst werden.
Die sechs gelben Regler in der Mitte der Front sind komplett für die Klangformung des Big Bang zuständig und teilen sich in zwei Sektionen mit den Bezeichnungen „EQ1“ für den 4-Band-EQ und „EQ2“ für die Markbass-spezifische Filtersektion VPF und VLE auf. „Warum denn das, bisher ging‘s doch auch ohne Namen für die EQs“, wird der geneigte Markbass-Kunde jetzt vielleicht anmerken. Der Grund für „diese Taufe“ ist das neue Fußschalter-Feature von Markbass. Auf vielfachen Kundenwunsch kann man beim Big Bang nämlich jetzt die Filter VPF und VLE per Fußschalter aktivieren und obendrein bei Bedarf auch noch den Ausgang des Verstärkers muten.
An der ebenfalls auf dem Frontpanel untergebrachten Fußschalter-Anschlussklinke steht „Mute/EQ2“ damit jedem klar wird, dass man damit nur die Filtersektion VPF und VLE, aber nicht den normalen EQ schaltet. Soviel dazu! An den Filtern an sich hat sich nichts verändert. VPF senkt nach wie vor die Mitten mit einer Center-Frequenz von 380 Hz,  beispielsweise für ausgehöhlte Sounds zum Slappen. VLE agiert ähnlich einer passiven Höhenblende und beschneidet den Sound angefangen bei 20 kHz bis zum Tiefmittenbereich um 250 Hz (im Extremfall). Auch die Center-Frequenzen des herkömmlichen 4-Band-EQs kennen wir bereits von den anderen Markbass-Amps. Die Bässe greifen bei tiefen 40 Hz, die Mittensektion bei 360 Hz respektive 800 Hz und der High-Regler kümmert sich um den für Bassgitarren sehr hohen Bereich um 10 kHz.

Auf der Rückseite bietet der Big Bang das gewohnte Setup, wie wir es zum Beispiel vom LMIII kennen: zwei Lautsprecheranschlüsse, jeweils einer als Klinke und Speakon-/ Klinke-Kombo, darunter ein Tuner-Out für das Stimmgerät und der Effekt-Loop mit den üblichen zwei Klinken Send/Return. Weiter geht es rechts mit dem XLR-Line-Out zum Recorden oder für die Mischpultabnahme, inklusive Post-/Pre-EQ-Schaltmöglichkeit und Groundlift-Taster – falls ein ungewünschtes Brummen eliminiert werden muss. Insgesamt ist der Big Bang also wirklich bestens ausgestattet. Es ist zwar nichts bahnbrechend Neues dabei, aber eigentlich alles, was man braucht. Für so einen kleinen, handlichen Amp ist das schon beachtlich, wie ich finde.

PRAXIS
Der kleine Lüfter auf der Rückseite des Big Bang läuft im Betrieb permanent, dazu kommt eine kleine Dosis hochfrequentes Grundrauschen. Die Nebengeräuschentwicklung ist aber insgesamt genauso dezent, wie bei anderen Markbass-Amps und demzufolge selbst im Wohnzimmerübemodus nicht störend. Im Live-Betrieb hört man dann sowieso nichts mehr davon. Die neue Fußchalter-Option für die Filter VPF / VLE und die Ausgangsstummschaltung ist wirklich ein willkommenes Feature. Die Filter sind mächtige Klangwerkzeuge und dank der neuen Möglichkeit der Fernbedienbarkeit per pedes  bekommt man eine Art zweiten Kanal mit einem eigenständigen Sound, der per Fußtritt parat steht. Über den praktischen Wert einer Mute-Funktion muss man sich ebenfalls nicht streiten. Beim Stimmen oder in Spielpausen den Verstärker zum Schweigen bringen zu können, ohne dafür dauernd die Endlautstärke verdrehen zu müssen, macht Sinn. Der Nachteil beim Big Bang ist, dass man den Zugriff auf beide Funktionen nur in Verbindung mit einem Dual-Fußschalter bekommt – und den muss man zusätzlich kaufen. Besonders die Mute-Funktion würde per Handbetrieb (mit einem kleinen Taster wie wir es von anderen Amps kennen oder als Push-Master-Regler, wie es Markbass selbst beim F500 implementiert hat) genauso viel Sinn machen. Die Filterzuschaltung per Taster wäre ebenfalls begrüßenswert – nicht jeder möchte dauernd zusätzliches Zubehör mitschleppen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dafür technische Gründe gibt.

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Kommen wir zum Sound des neuen Italieners, denn hier gibt es nichts zu meckern. Zwar ist der Big Bang im Rahmen meines Tests nicht explodiert, hat aber eine wirklich tolle Performance hingelegt. Er klingt eindeutig nach Markbass, die Hochmitten sind sehr präsent und sorgen für gute Ortbarkeit und Durchsetzungsvermögen. Der Amp fühlt sich dadurch auch sehr schnell oder reaktionsstark an und wird als sehr laut wahrgenommen.
Das Fundament ist in der Tat bereits ohne EQ-Veränderungen deutlich fetter als bei den Class-D Amps F1 oder F500. Allerdings nicht träge oder mulmig, sondern trotzdem knackig und kompakt, einfach mit etwas mehr „Ooomph“. Das ist eine gute Entwicklung, wie ich finde, besonders weil der Big Bang auch die positiven Markbass-Tugenden, also den total klaren Sound mit einer leichten Mittenbetonung, behält. Die Filter sind effektiv wie eh und je. Alleine mit der VPF- und VLE-Abteilung kann man den Sound in viele Richtungen biegen. Die Slapper lieben das VPF-Filter, mit dem man den Scoopsound stufenlos steuern kann. Die Vintage-Freaks wiederum bekommen mit dem VLE eine Art passive Tonblende in die Finger, die wirklich geschmackvoll arbeitet. Mit ihrer Hilfe lassen sich zu scharf klingende Aktiv-Bässe besänftigen oder runde, weiche Vintage-Sounds realisieren, indem man weiter aufdreht und damit dann auch die Hochmitten abmildert. Egal, was man mit den beiden Filtern anstellt: Die Ergebnisse sind immer überzeugend,  und ich kenne einige Markbass-User, die ausschließlich diese beiden Tools zum Soundschrauben benutzen. Wer mehr will, bekommt zusätzlich den 4-Band-EQ an die Hand. Dieser arbeitet absolut effektiv und ist mit den passenden Center-Frequenzen ausgestattet, um den Sound in unzählige Richtungen trimmen zu können.
Leistungsmäßig ist der Big Bang für alle Situationen, die man einem 500 Watt Micro-Amp zumuten würde, mehr als gerüstet. Markbass-Heads sind alle sehr laut, und da macht der Neue keine Ausnahme. Mit einer 8-Ohm-Boxenkombi kann man auch größere Gigs mit einer lauten Band bestreiten, ohne das Gefühl der Untermotorisierung zu haben. Da ändert auch das fettere Low-End des Big Bang nichts. Selbst bei extrem hohen Lautstärken bleibt das transparente und solide Klangbild erhalten. Top Performance!

Audio Samples
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Flat VLE 12 Uhr VPF 10 Uhr

FAZIT
Als ich in einem Bericht von der 2012er Namm-Show die Ankündigung des Big Bang und dessen Spezifikationen sah, ging ich davon aus, dass der LMIII einen Nachfolger bekommen würde, quasi einen LMIV mit lustigem Namen statt nüchterner Produktbezeichnung. Später vernahm ich, dass die F-Modelle durch den Big Bang ersetzt werden, und war erstaunt, denn viele Basser lieben gerade den ultra-kompakten Formfaktor und den knackigen Sound des F1 oder F500. Nach ein paar Tagen mit dem Big Bang kann ich den Schritt von Markbass aber verstehen. Der Neue ist wirklich eine sinnvolle Weiterentwicklung der digitalen F-Modelle. Er ist ähnlich kompakt wie seine Vorgänger,  bietet dabei aber noch eine wesentlich bessere Ausstattung. Und auch der Sound ist deutlich erwachsener, schiebt ein schönes Fundament unter die Band und fühlt sich in der Tat „analoger“ an als die früheren Class-D Amps von Markbass. Wer also ein leistungsfähiges Allround Micro-Head sucht, das in jeder Musikrichtung funktioniert und alle zeitgemäßen Anschlussmöglichkeiten bietet, kommt am neuen Big Bang kaum vorbei. Die Fußschalterpflicht beim Filter- und Mute-Feature muss ich allerdings anprangern, dafür gibt es dann auch einen halben Punkt Abzug.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound/ Soundvariabilität
  • Fehlerfreie Verarbeitung
  • Immense Leistung/Performance
  • Transportfaktor
Contra
  • VPF-Zuschaltung und Mute-Funktion nur per Fußschalter
Artikelbild
Markbass Big Bang Test
Für 699,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Markbass
  • Land: Italien
  • Model: Big Bang, Solid State Micro Bass Head mit Class-D Endstufe
  • Leistung: 300W RMS @ 8 Ohm, 500W RMS @ 4 Ohm
  • Regler: Gain, Master Volume, Line Out Level, Headphone Level Control, Ground Lift, Pre/Post EQ
  • EQ: Low Center Frequency: 40 Hz; level: ±16 dB, Low Mid Center Frequency: 360 Hz, level: ±16 dB, High Mid center frequency: 800 Hz, level: ±16 dB, High Center Frequency: 10 kHz, level: ±16 dB
  • Filter: VPF (Variable Pre-shape Filter) Center Frequency 380 Hz (cut) VLE (Vintage Loudspeaker Emulator) Frequency Range 250 Hz-20 kHz (cut) Eingänge: Input – Impedance 500 Kohm, max. Voltage 15 Vpp, Aus In, Effect Return – Impedance 33 Kohm, Max. Voltage 10 Vpp
  • Ausgänge: Line Out, Balanced XLR, Max. Voltage 20 Vpp, Effect Send Unbalanced, Max. Voltage 20 Vpp (pre-EQ), Tuner Out Unbalanced, Max. Voltage 2 Vpp, Speaker Out Speakon 1/4″ Combo, 1/4″,Headphone Out
  • Masse: 25,5×22,7×6,5cm (TxBxH)
  • Gewicht: 2,15 kg
  • Preis: 949 EUR (UVP), 825 EUR (Street)
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