Anzeige

Korg KM402 Test

Intro

Seit einigen Jahren steht der Name KORG nicht nur für einzigartige Instrumente in der elektronischen Musik (legendär die M1 oder die Elektribe-Serie, die es geschafft haben, zum Quasi-Standard in Ihrem Repertoire zu werden), sondern auch für innovative DJ-Technik. Bereits mit der ZERO-Reihe zeigten die Japaner, dass Purismus und Bescheidenheit eher nicht als Leitmotive während der Konzept-Phase der DJ-Mixer herangezogen wurden.

Mit der seit ca. 3 Jahren auf dem Markt befindlichen KM-Serie, die aus dem KM-202 (2 Kanäle) und dem 4-kanaligen KM-402 bestehen, beweist der Hersteller nun, dass auch in den günstigeren Preisregionen auf besondere Ausstattungsmerkmale nicht verzichtet werden muss. Beide Mixer verfügen z.B. über eine interne digitale Signalverarbeitung. Wir haben uns den großen Bruder, den KM-402 ein wenig genauer angesehen…

Bevor wir im Einzelnen auf das Mischpult eingehen, möchte ich allerdings zunächst einen kleinen Abstecher zu einer weiteren Serie von KORG machen: der KAOSS PAD-Familie.

Vor vielen Jahren bereicherte KORG den Markt der Effektgeräte mit dem KAOSS PAD 1 und schaffte es, vor allem auch durch die Folgemodelle KAOSS PAD 2 und KAOSS PAD 3 einmal mehr, einen Standard (diesmal für Live-Effekte) zu etablieren und somit fast zu einem Synonym in dieser Gerätekategorie zu werden.

Als Erweiterung der „Kaoten“-Palette von KP1 bis KP3 wurde das KAOSS PAD MINI ebenfalls ein Erfolg. Die Rezeptur für dieses: Batteriebetrieb, kleinste Abmessungen, nur die nötigsten Bedienelemente und 100 fest installierte Effekte, die für den Live-Einsatz programmiert wurden. Allen KAOSS PADs gemein ist die Touch-sensitive rechteckige Bedienfläche in Form eines X/Y-Pads zur simultanen Steuerung zweier Effektparameter mit einem Fingerzeig. Und eben dieses KAOSS PAD MINI wurde den Mixern KM-202 und KM-402 implantiert, womit diese zur Live-Performance-Waffe eines jeden DJs mutieren – und das bei Preisen, die noch im Einsteiger-Segment liegen! Aber schauen wir uns erst einmal den KM-402 in seiner Gänze an.

Anzeige

Details

Ein/Ausgänge
Ein- und ausgangsseitig ist die KM-Reihe ausreichend- aber keinesfalls üppig ausgestattet. Zwar bietet der KM-402 mit vier Line- und drei Phono-Eingängen und einem Mikrofon-In, genügend Anschlüsse um Signale zuzuführen, doch leider liegt der Mikro-Eingang “nur” als 6,3 mm Klinken- und nicht als XLR-Buchse vor, was man beim Preis des KM jedoch sicher verstehen – und auch tolerieren kann. Etwas schmerzlicher wird jedoch ein regelbarer Monitor- bzw. MIX-2 Ausgang vermisst. Dieser sollte – Preis hin oder her – auch bei vergleichsweise günstigen Mixern zum Standard gehören. Zwar bietet der Korg einen Booth Out – dieser ist jedoch nicht getrennt vom Master Signal in der Lautstärke regelbar. Somit lässt sich die Lautstärke der Monitorboxen nicht am Mischpult, sondern gegebenenfalls nur an den Lautsprechern selber oder deren Verstärker regeln.
 
Sowohl der Booth- als auch der Master-Ausgang liegen ausschließlich als Cinch-Buchsen und somit unsymmetrisch (unbalanced) vor, was zwar für den privaten Gebrauch vollkommen ausreicht, doch eine professionelle Nutzung im Club ein wenig problematischer erscheinen lässt.

Die 6,3 mm Kopfhörerbuchse wurde an der Frontseite des Mixers verbaut, ebenso das Potentiometer zur Regelung des Ansprechverhaltens des Crossfaders. Beides trägt zur Aufgeräumtheit auf der Frontplatte, vor allem im “Battle-Bereich” des X-Faders bei und behindert den engagierten Scratch-DJ somit nicht unnötig.

Ausstattung
Hauptmerkmal des KM402 ist selbstredend das eingebaute Mini-KAOSS PAD, das mit 100 fest einprogrammierten Effekten ins Rennen geht. Das Pad im KM bietet drei Direktwahl-Buttons, mit denen man seinen jeweiligen “Lieblingseffekt”, wie der Name schon sagt, „direkt wählt“.

Im Manual des Korg-Mixers werden die einzelnen Effekte leider nicht näher spezifiziert, so dass man gezwungen ist, sich die Effektziffern zu merken – was vielen wahrscheinlich nicht leicht fallen wird.

Die 100 Effekte wurden für den Live-Betrieb ausgelegt und die beiden mit dem Pad modulierbaren Effektparameter sinnvoll gewählt. Das Arbeiten mit dem Controller bringt ad hoc Spaß. So durfte ich beispielsweise miterleben, wie meine Freundin, nachdem sie mich mit dem Pad gesehen hatte, kaum noch vom KM zu trennen war und mit wachsender Begeisterung damit spielte – mein Xone 92 hingegen hat sie noch nie eines Blickes gewürdigt.

Mit einer Auflösung von 8×8 Feldern bietet das 6,5 mal 5,5 cm große Pad eine, für die Live-Perfomance ausreichend feine Effektsteuerung. Als Spezialist für filigran dosierte Effektzugaben würde ich es aber eher nicht bezeichnen wollen.

Bei den vier Klangbeispielen zum KAOSS-Pad haben wir vier- oder acht-taktige Loops genommen um einen Gesamtüberblick der Möglichkeiten des Pads zu geben. Da die einzelnen Effekte keine Namen tragen, muss man teilweise erraten, um was es sich genau handelt.

Sound 1 macht einen digitalen „Crush“-Effekt hörbar und veranschaulicht, wie sich dieser, passend zum Loop, hinsichtlich der Intensität über das Pad modulieren lässt.

Bei Sound 2 handelt es sich um den gleichen Track, allerdings nun mit Vocals. Wir hören primär Gate-artige Effekte des KAOSS-PADs.

Sound 3 ist 4-taktig und klingt sehr perkussiv. Hier kommen diverse Delays, Hall- Effekte und Reversed-Sounds zum Einsatz.

Bei Sound 4 haben wir wieder den gleichen Track wie im dritten Soundbeispiel genutzt. Dieses mal ist er 8 Takte lang und mit Vocals versehen. Es wird die Hold-Funktion des KAOSS-PADs demonstriert.

Audio Samples
0:00
Sound 1 Crush-Effekt Sound 2 Crush-Effekt m. Vocals Sound 3 Delays u0026 Hall- Effekte Sound 4 “Hold”-Demo

Die zweite große Besonderheit neben dem KAOSS-Controller ist die EQ-Sektion des KM-402. Wie eingangs bereits erwähnt, wurde die Signalverarbeitung der KM-Reihe digital ausgeführt, was eine flexible Umsetzung der EQ-Charakteristika ermöglicht und die grau abgesetzte Equalizer – Sektion erheblich bereichert. Per besonders griffigem und großem Drehregler ermöglicht der KM402 die Wahl zwischen sechs verschiedenen Grund-Klangeigenschaften der 3-bandigen Klangregelung. Um auf diese näher einzugehen, möchte ich hier stellenweise aus dem Manual zitieren:
 
EQ-Typenliste

KM-Q
Dies ist ein Equalizer, der aufgrund der Ansichten zahlreicher prominenter Künstler verbessert wurde, die zu den treuesten Anwendern des KAOSS-Mischpults der ersten Generation gehören.

HI:      -25 dB – +15 dB
MID:   -25 dB – +15 dB
LO:     -25 dB – +15 dB

ROUND-Q
Dies ist ein Allround-EQ, der eine gute Wahl für alle Musikstile darstellt.

HI:      -28 dB – +12 dB
MID:   -28 dB – +12 dB
LO:     -28 dB – +12 dB

BOOST
Dieser ist sehr wirkungsvoll, wenn er als Booster eingesetzt wird. Die Mitten- und Hochfrequenzänderungsbereiche sind sehr weit und ermöglichen dadurch die Schaffung kraftvoller Sounds.

HI:     -20 dB – +18 dB
MID:  -12 dB – +12 dB
LO:    -20 dB – +18 dB

SLAMMING

Um den Mittenbereichs-Sound stark zu modifizieren, ist HI auf einen Frequenzbereich eingestellt, der „niedriger“ als normal ist, und MID auf einen Bereich, der „höher“ als normal ist. Bei LO wird eine „Spezialkurve“ verwendet, die sich in der „+“-Richtung sanft und in der „-“-Richtung steil verändert und Ihnen damit die Möglichkeit hoch expressiver Equalizer-Effekte eröffnet.

HI:     -30 dB – +6 dB
MID:   -30 dB – +6 dB
LO:     -60 dB – +6 dB

ISOLATOR
Bei diesem wird eine trapezoide Kurve verwendet; er wird in gleicher Weise auf den Sound der einzelnen Frequenzbänder angelegt. Er kann als Isolator verwendet werden, der den Sound vollständig „abschneidet“, und er kann den Sound eines besonderen Teils ohne „Verzögerung“ abschneiden.

HI:      -∞ dB – +9 dB
MID:   -∞ dB – +9 dB
LO:     -∞ dB – +9 dB

HYPED

Dieser Equalizer hat eine Stufenkurve. Mit ihm kann die Atmosphäre des gesamten Songs verändert werden, und auch für Tonanpassungen ist er sehr nützlich.

HI:      -∞ dB – +9 dB
MID:   -∞ dB – +9 dB
LO:     -∞ dB – +9 dB

Bei Soundbeispiel 5 ist das KAOSS-PAD deaktiviert. Alle klanglichen Veränderungen innerhalb des  4-taktigen Loop wurden ausschließlich mit der EQ-Sektion erzielt. Das Beispiel zeigt, wie facettenreich man mit dem EQ arbeiten kann.

Audio Samples
0:00
EQ-Typen

Die EQ-Sektion des KM402 ist ein echtes Highlight und lässt sich auch in der Praxis sehr gut einsetzen, um einen Mix mannigfaltig zu bereichern. Die Tatsache, dass während des Umschaltens die “dazwischen” liegenden Presets immer kurz aktiviert werden, gibt einen kleinen Punktabzug. Hier wäre eine kurze Schaltverzögerung vielleicht sinnvoller gewesen.

Zwischen den eher kleinen, aber ausreichend stabilen EQ-Potis und den leichtgängigen Kanalfadern befinden sich pro Kanal drei beleuchtete Taster, mit deren Hilfe sich das Signal vorhören, das KAOSS-PAD aktivieren oder der Kanal einer Crossfader-Seite zuweisen lässt. Das wirkt sehr edel und funktioniert auch in schlecht beleuchteter Umgebung sehr gut.

Der Crossfader wird digital justiert, heißt: Man kann frei definieren, wie weit man den Crossfader bewegen möchte, um einen Kanal vollständig auszublenden. Hierzu muss das Gerät aus- und mit zwei gedrückten Knöpfen wieder eingeschaltet werden. Durch Bewegen des Faders und Benutzen der TAP-Taste lässt sich nun der linke und rechte “Endpunkt” des Faders definieren. Während der Prozedur werden all diese Parameter im Display angezeigt. Im Zusammenspiel mit dem an der Frontseite befindlichen Poti zur stufenlosen Definition der Crossfader-Kurve darf man die gesamte X-Fader-Sektion als fast schon luxuriös ausgestattet bezeichnen.

Die Cue-Sektion wartet mit einem Lautstärke- und einem Mix-Poti auf. Letzteres ermöglicht es dem DJ, das Mastersignal dem Kopfhörersignal stufenlos hinzuzumischen – sehr gut!

Weniger optimal erscheint mir, dass ein Vorhören des Effektsignals nicht möglich ist. Hier würde ich mir einen “CUE-Taster” für das KAOSS-PAD wünschen – oder aber die Möglichkeit, dass bei einem vorgehörten Kanal, für den der Effekt aktiviert wurde, der Effekt ebenfalls hörbar ist. Hier wurde meiner Meinung nach leider konzeptionell eine nicht unerhebliche Funktion verpasst – sehr schade, zumal dieses Versäumnis beim EQ nicht aufgetreten ist. Die Klangregelung kann nämlich auf dem Kopfhörerweg (Cue) vorgehört werden, was auch eigentlich Standard ist.

Anzeige

Praxis

Der KM-402 klingt ordentlich, vor allem KAOSS PAD und EQ-Sektion machen eine gute Figur. Das KAOSS PAD wurde mit einer HOLD-Taste ausgestattet, die den eingestellten Effekt so lange hält, bis das Pad erneut berührt wird und somit Effektparameter verändert werden. Diese Funktion erscheint vielleicht erst einmal nur “ganz nett” – ist aber in der Praxis ein echter Killer! Hier kann man Effekte wie auf einer Klaviatur spielen. Ebenfalls ein Super-Feature ist das Ausklingen der Effekte per Delay. Die Delaytime wie auch alle anderen Tempo-synchronisierten Effekte orientieren sich am Tempo, welches mit dem TAP-Taster eingegeben wurde.

Die 45 mm Kanalfader sind nicht gerade die längsten und deuten, wie auch die eher grobe Effekteinstellung, darauf hin, dass der KM nicht unbedingt für feinfühlige Kleingeister, sondern eher für die roughe und performancelastige Gangart konzipiert wurde. Ebenfalls eher kurz gehalten wurden die LED-Meter. Dreimal grün, zweimal gelb und einmal rot müssen hier wohl ausreichen. Hochauflösend geht anders, aber auch hier sei mit Verweis auf den Preis des Gerätes gesagt: nachvollziehbar und eigentlich auch ausreichend.

Anzeige

Alles in allem hinterlässt der KM-402 einen guten Eindruck – vor allem natürlich wegen des eingebauten KAOSS-PAD. Ich würde ihn mal als Spaßbringer bezeichnen – mit ein paar Punktabzügen durch die fehlende Vorhörfunktion der Effekte und des ebenfalls vermissten regelbaren Monitorausgangs. Dennoch leistet sich der KORG-Mixer keine eklatanten Schwächen, im Gegenteil: Er weiß mit seinen Performance-Vorzügen richtig zu punkten. Die Ausstattung stimmt, die Verarbeitung geht ebenfalls in Ordnung, die Bedienung ist intuitiv und er sieht stylisch aus. Mit einem Straßenpreis von ca. 350,-EUR gehört er noch in die Preisklasse der Einsteigergeräte und kann hier sicher eine Marke setzen. Zwar muss er sich hier auch mit Geräten wie dem Behringer DDM 4000 messen lassen – dieser hat eine umfangreichere Ausstattung auf der Haben-Seite, aber eines fehlt ihm doch: Das Kaoss Pad – und somit der eingebaute Show-Winner.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Großer Kaoss-Spass
  • Niedriger Preis
Contra
  • Monitorausgang nicht separat regelbar
  • Effekte können nicht vorgehört werden
Artikelbild
Korg KM402 Test
TECHNISCHE DATEN (Herstellerangaben)
  • Stromversorgung: Wechselstrom, örtliche Spannung
  • Leistungsaufnahme: KM-402: 23 W
  • Abmessungen: 288 mm (W) 384 mm (T) 107 mm (H)
  • Gewicht: 5,0 kg
  • Frequenzgang: 20 Hz–20 kHz ±1,0 dB (Typ.)(LINE)
  • Signal-/ Rauschabstand: 90 dB @ IHF-A (Typ.)(LINE)
  • INPUT (LINE)
  • Anschlüsse: RCA-Buchsen L/R
  • Eingangsimpedanz: 10 kΩ
  • Nennpegel: 0 dBu
  • PHONO
  • Anschlüsse: RCA-Buchsen
  • Eingangsimpedanz: 40 kΩ
  • PHONO RIAA-konform
  • MIC INPUT
  • Anschlüsse: 1/4-Zoll- Mono-Klinkenbuchse
  • Eingangsimpedanz: 50 kΩ
  • Nennpegel: -50 dBu
  • MASTER OUTPUT L/R
  • Anschluss: RCA-Buchsen L/R
  • Nennpegel: 0 dBu
  • Lastimpedanz: höher als 10 kΩ
  • BOOTH OUTPUT L/R
  • Anschluss: RCA-Buchsen L/R
  • Nennpegel: 0 dBu
  • Lastimpedanz: höher als 10 kΩ
  • PHONES OUTPUT
  • Anschluss: 1/4-Zoll-Stereoklinkenbuchse
  • Ausgangsimpedanz: 32 Ω
  • Maximaler Pegel: 80 mW + 80 mW @ 32 Ω

Herstellerlink: Korg

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.