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JTS CS-8 und CS-4 Test

Wer als Tontechniker einmal versucht hat, eine Podiumsdiskussion mit mehreren Tischmikrofonen auszubalancieren, der kennt das Problem. Ungeübte Sprecher, variierende Sprechabstände und mehrere Redner, die sich teils gleichzeitig mitteilen wollen. Das ist Stress für den Tontechniker, der stets mehrere Finger an den Reglern haben muss. Doch es geht auch einfach, um nicht zu sagen: automatisch! Zumindest versprechen das die Automatikmixer aus dem Hause JTS. Die Modelle CS-8 und CS-4 sollen die Aussteuerung von Mikrofonen wie von Geisterhand erlauben. Der Mähroboter für Tontechniker? Wie gut die Kandidaten tatsächlich abschneiden, haben wir für euch getestet.  

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JTS CS-8 und CS-4, automatische Mikrofonmischer für vier bis acht Kanäle

Details

Automatikmixer sind in der Tontechnik keine neue Erfindung. Das erste professionelle Automixer-System stellte der Amerikaner Dan Dugan 1974 auf der AES Convention in New York vor. Dan Dugan war seinerzeit für das Sound-Design des Musicals „Hair“ zuständig und konnte während der Proben feststellen, dass die Tontechniker doch erhebliche Mühe hatten, die für die damalige Zeit respektable Anzahl von 35 Mikrofoneingängen unter Kontrolle zu bringen.
Bei einer Podiumsdiskussion mit vielen Teilnehmern ist das Problem noch größer. Teilweise variieren die Sprechabstände stark, genau wie die Lautstärken der einzelnen Sprecher und im Gegensatz zum Musical weiß man bei Gesprächsrunden nie genau, wer gerade dabei ist, das Gespräch zu führen. Sprechen mehrere Leute gleichzeitig, ist es im Grunde unmöglich für den Techniker, zeitnah zu reagieren und den Mix auszubalancieren. Doch genau für diese Aufgabe gibt es Automatikmixer, die dem Techniker dabei zur Hand gehen.

Fotostrecke: 3 Bilder JTS Automatikmixer CS-8 und CS-4

JTS CS-4 Mikrofonmischer

Das Gerät erreichte mich in einem Karton mit praktischem Tragegriff. Mixer und Zubehör sind in einer Tüte verpackt und durch eine dicke Schaumstoffpolsterung gut geschützt. Der Lieferumfang kann sich sehen lassen: Neben dem Mixer selbst entdecke ich noch eine deutsche Bedienungsanleitung, ein externes Netzteil und zwei 19-Zoll Rack-Schienen für den Einbau in ein Standard-Roadcase. Der Mixer selbst fühlt sich in der Hand sehr wertig an. Ein massives Metallgehäuse (9,5 Zoll) mit einem Gewicht von 1,4 kg hinterlässt einen vertrauenerweckenden Eindruck. Die Bedienelemente fallen für den komplexen Mix-Job nicht sehr zahlreich aus, was Vorteile bei der Bedienung bedeuten könnte. Dazu mehr im Praxisteil.
Neben dem obligatorischen Power-Taster befindet sich ein Threshold-Poti, das die Pegelschwelle definiert, ab wann die Mikrofone scharfgeschaltet sind. Dreht man das Poti ganz nach links, ist die Automix-Funktion deaktiviert und der CS-4 lässt sich als herkömmlicher Mixer verwenden. Der Gesamtpegel wird über das Output-Level-Poti definiert. Zur Unterstützung zeigt eine fünfstellige Meteranzeige den Pegel des Summenausgangs an.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Frontansicht des JTS CS-4

JTS CS-8 Mikrofonmischer

Die gleiche Problematik des nicht verriegelbaren Netzsteckers trifft auch für den großen Bruder namens CS-8 zu. Auch sonst haben die beiden Geräte viel gemein. Der CS-8 kommt mit Netzteil, Gebrauchsanweisung, Link-Kabel und passenden Rack-Winkeln, denn der CS-8 ist ein 19-Zoll-Gerät, mit 1-HE und ist  doppelt so breit wie der CS-4-Mixer.
Die Bezeichnung CS-8 verrät es schon: Der Kandidat verfügt über gleich acht Mikrofoneingänge, die ebenfalls einzeln mittels Potis regelbar sind. Auch hier finden wir ein Mäuseklavier für die Prioritätsschaltung sowie das Threshold-Poti für die Automatik-Funktion wieder. Das Mix-Level-Poti wird dieses Mal von acht Gain-Potis begleitet.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Frontansicht des CS-8

Neu ist allerdings ein zuschaltbarere Stereo-Cinch-Eingang für des Einspielen von Hintergrundmusik oder für den Ton von Bildbeiträgen (z. B. Image-Filme, Werbespots usw.). Die Cinch-Buchsen dafür befinden sich auf der Rückseite des Gerätes. Werden die Cinch-Buchsen mittels Taster aktiviert, dann ersetzten diese die Mikrofoneingänge 1 und 2. Das sollte man stets bedenken, ebenso wie die Tatsache, dass ein anliegendes Stereosignal durch die einzelne Mix-Out XLR-Buchse zwangsläufig mono summiert wird. Der Rest der Ausstattung ist wie beim CS-4 (Link-Buchsen, Trigger-Ausgänge). Das Gehäuse des CS-8 verfügt allerdings über größere Standfüße, die an ein Hi-Fi-Gerät erinnern. Sollte JTS CS-8 in ein 19-Zoll-Rack verfrachtet werden, dann lassen sich die Füße natürlich abschrauben. 

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Praxis

Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen einem Automatikmixer und einem herkömmlichen Mixer ist folgender: Schließt man acht Mikrofone an einem normalen Mixer an, dann sind diese Mikrofone in der Regel alle offen. Man weiß schließlich nie, wann welcher Sprecher bei einer Diskussionsrunde das Wort ergreift. Das bedeutet, der Tontechniker hat dadurch mit verstärkten Hintergrundgeräuschen, Kammfiltereffekten und einer erhöhten Rückkopplungsneigung zu kämpfen.
Bei einem Automatikmixer ist immer nur ein Mikrofon geöffnet, sprechen zwei Diskussionsteilnehmer gleichzeitig, werden diese zwar gleichzeitig übertragen, aber der Ausgangspegel bleibt dabei so gut wie gleich und addiert sich nicht auf. Somit ist der Mix viel konstanter. Die JTS CS-Serie verfügt zudem über eine Last-in-Funktion. Das bedeutet, das zuletzt angesprochene Mikrofon bleibt geöffnet, damit immer ein wenig Ambience am Ausgang anliegt. Das klingt gerade bei Übertragungen (TV, Streaming usw.) deutlich natürlicher.
Ebenfalls sehr hilfreich ist die Vorrang-Option (Priority), mit der es beispielsweise einem Moderator oder Gesprächsleiter ermöglicht wird, jederzeit das Gespräch zu übernehmen. Dafür muss man für den entsprechenden Kanal am Mäuseklavier den Schalter in die obere Position (on) bewegen. Damit wird das Mikrofon des Gesprächsleiters sofort eingeschaltet, wenn es den Threshold überschreitet, selbst wenn ein anderer Gesprächsteilnehmer noch spricht und übertragen wird. Somit ist der Threshold-Regler im Grunde das einzige Bedienelement, das bei der Einrichtung und Betrieb etwas Fürsorge bedarf.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Priority-Schalter des CS-8

Bei der Einrichtung lässt man einen Gesprächsteilnehmer in sein Mikrofon sprechen und dreht den Threshold-Regler langsam nach rechts, so lange bis bei normaler Gesprächslautstärke die „Lockout“-LED am Threshold-Poti aufleuchtet. Die leuchtende Lockout-LED zeigt an, dass der Threshold überschritten ist und der Mikrofonkanal eingeschaltet wird. Dann wird es Zeit, den Output-Level-Regler aufzudrehen, bis die Meteranzeige im Mittel bei 0dB bleibt. Das ist alles. Ab dann übernehmen die JTS CS Automixer.
Vielleicht ist noch etwas Fein-Justage notwendig, wenn laute Hintergrundgeräusche unabsichtlich Mikrofone öffnen. Mit einem höheren Schwellwert lässt sich das Problem zügig beseitigen. Beim Ausprobieren fällt mir positiv auf, dass die einzelnen Mikrofone zum einen sehr schnell ein- und ausgeschaltet werden und dass die Mixer zudem erstaunlich wenig Eigenrauschen produzieren. Die Signalqualität ist gut, ich hätte daher keine Bedenken, die JTS CS Mixer auch in einer anspruchsvolleren Umgebung einzusetzen.
Der größte Trumpf ist allerdings die einfache Bedienung und die Tatsache, dass sich mit den Kandidaten schnell professionelle Ergebnisse produzieren lassen. Somit bedarf es auch nicht immer eines professionellen Tontechnikers. Ein gut eingewiesener Hausmeister sollte eine kleine Gesprächsrunde mit den CS-Mixern ebenfalls an den Start bringen können, durchaus ein Vorteil gegenüber digitalen Automixern wie dem Waves Dugan Mixer.

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Fazit

Glückwunsch an JTS. Der Firma ist es gelungen, gut verarbeitete und in puncto Audioqualität überzeugende Automatikmixer für ein überschaubares Budget anzubieten. Was die Bedienung betrifft, kann man das unter dem Attribut „Hausmeister-tauglich“ zusammenfassen. Damit empfehlen sich die Geräte auch für Seminarräume, Tagungsstätten, Stadthäuser, Multifunktionsstätten sowie das Streaming von Gesprächsrunden jeglicher Art.
Ob man nun dem CS-4 oder dem CS-8 den Vorzug gibt, hängt im Grunde von der Anzahl der erwarteten Sprecher ab. Klanglich und in der Performance unterscheiden sich die Geräte kaum. Für die Übertragung des Elferrats lassen sich die beiden Geräte via Link-Kabel zu einem großen Mixer zusammenfügen. Somit sind auch größere Gesprächsrunden kein Problem. Schade nur, dass die Automatikmixer nicht über eingebaute Netzteile verfügen, was die Betriebssicherheit erhöhen würde. Das ist im Grunde auch der einzige Kritikpunkt, ansonsten macht die JTS CS-Serie schlichtweg ihren Job und verschafft jedem Gesprächseilnehmer entsprechend Gehör.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • einfache Bedienung
  • guter Sound
  • kaskadierbar via Link-Anschluss
  • drei Betriebsarten
  • Trigger-Ausgänge
  • robuste Verarbeitung
  • 19-Zoll-Montagewinkel im Lieferumfang
  • Last-in Funktion
Contra
  • Netzstecker nicht verriegelbar, keine Zugentlastung
Artikelbild
JTS CS-8 und CS-4 Test
Für 419,00€ bei
JTS CS-8 und CS-4, automatische Mikrofonmischer für vier bis acht Kanäle
JTS CS-8 und CS-4, automatische Mikrofonmischer für vier bis acht Kanäle
Features
    JTS CS-4
    • Gehäuse: 1 HE, 9,5″, Metall
    • Betriebsarten: Automodus, Priorität oder 8/1-Kanal-Mixer
    • Eingänge: 4x symmetrische XLR- Eingänge, umschaltbar Mic/Line, zusätzlicher Stereo-Cinch-Eingang
    • P48-V-Phantomspannung: ja
    • Mix-Ausgang: ja
    • Besonderheit: Last-in Funktion für Ambient-Sound
    • Trigger-Ausgänge: ja für externe Geräte, wie z. B. Warnanzeigen, Kameras oder Lautsprecher
    • Status-LEDs
    • Koppeln mehrerer CS Mixer: ja über Link-Anschlüsse (Kabel im Lieferumfang)
    • Frequenzbereich: 35-20000 Hz
    • Stromversorgung: über beiliegendes Steckernetzteil DC 18V, 200 mA
    • Abmessungen:200 x 44 x 212 mm (B x H x T)
    • Gewicht: 1,4 kg
    • Preis: 249,- Euro (UVP)
    JTS CS-8
    • Gehäuse: 1 HE, 19-Zoll, Metall mit beiliegenden Montagewinkeln
    • Betriebsarten: Automodus, Priorität oder 4/1-Kanal-Mixer
    • Eingänge: 8x symmetrische XLR- Eingänge, umschaltbar Mic/Line, zusätzlicher Stereo-Cinch-Eingang
    • Besonderheit: Last-in Funktion für Ambient-Sound
    • Trigger-Ausgänge: ja für externe Geräte, wie z. B. Warnanzeigen, Kameras oder Lautsprecher
    • Status-LEDs
    • Koppeln mehrerer CS Mixer: ja über Link-Anschlüsse (Kabel im Lieferumfang)
    • Desktop-Metallgehäuse
    • 482-mm-Rack-Einbau (19″) mit beiliegenden Montagewinkeln
    • Frequenzbereich: 35-20000 Hz
    • Stromversorgung: über beiliegendes Steckernetzteil DC 18 V, 1000 mA
    • Abmessungen: 420 x 44 x 199 mm (B x H x T)
    • Gewicht: 2,3 kg
    • Preis: 429,- Euro (UVP)
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    Profilbild von Jan van Boxelaere

    Jan van Boxelaere sagt:

    #1 - 22.05.2022 um 14:45 Uhr

    0

    Was ich noch nicht verstanden habe ist ob diese Mixer eine automatische Stärke-anpassung beinhaltet (Automatic Gain Control). Im Anfang wird gesagt dass diese Art Geraet hilfen wuerde wenn schwaechere Sprecher mitmachen neben starkere, aber es ist nicht klar wie das dann passiert; eine separate Pegeleinstellung bedeutet zu meinem Verstaendniss noch nicht dass alle Sprecher egal stark klingen. Bitte erlauetern. Herzlichen Dank fuer diese Beurteilung. Mein Anwendungszweck ist die Lektoren in eine Kirche.

    Profilbild von Teknik Informatika

    Teknik Informatika sagt:

    #2 - 29.05.2023 um 15:09 Uhr

    0

    What is the review and evaluation of JTS CS-8 and CS-4 ? Tel U

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