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Joyo Mjolnir Test

Mit dem Joyo Mjolnir betritt ein kleines Vollröhren-Topteil mit zwei Kanälen und einer puristischen Industrie-Optik die Szene. Und wer den Namen Mjolnir googelt oder vielleicht sogar in der germanischen Mythologie bewandert ist, der weiß, dass es sich dabei um Thors Hammer handelt, mit dem der einst die Feinde der Götter zerschmetterte. Und weil besonders in der Heavy-Szene die Mythologie generell einen hohen Stellenwert hat, ist bei diesem Namen klar, welche Klientel der chinesische Hersteller Joyo mit dem Amp ansprechen möchte.

Die schwarze, 334 mm x 181 mm x 215 mm große Kiste wiegt knapp 9 kg.
Die schwarze, 334 mm x 181 mm x 215 mm große Kiste wiegt knapp 9 kg.


Ausgestattet mit zwei Kanälen und einer Vielzahl an Einstellmöglichkeiten richtet sich der Verstärker mit Lunchbag-Abmessungen vor allem an High-Gain-Freunde, und das alles zu einem mehr als attraktiven Preis. Grund genug, den Verstärker auf die Box zu stellen.

Details

Optik/Verarbeitung

Der zweikanalige Amp wird in einem Karton geliefert, in dem sich auch ein Fußschalter befindet, mit dem zwischen den beiden Kanälen gewechselt wird. Er besteht vollständig aus Metall und ist mit einem satt einrastenden Schalter ausgestattet. Das benötigte Stereo-Klinkenkabel liegt in drei Meter Länge bei.

Fotostrecke: 4 Bilder Das kleine Vollröhren-Topteil hat zwar einen nordisch klingenden Namen, wird aber in China gefertigt.

Das Topteil selbst ist ebenfalls aus Metall gefertigt, bringt 8,9 kg auf die Waage und lässt sich dank des auf der Oberseite angebrachten Bügelgriffs komfortabel transportieren. Der lässt sich zudem nach hinten wegklappen, sodass man bei Bedarf den Verstärker etwas besser verstauen kann. Die obere Hälfte des Amps ist in Gitteroptik und bietet nahezu ungehinderte Frischluftversorgung. Mit seinen 334 mm x 181 mm x 215 mm fällt das Topteil recht kompakt aus, wobei die Bedienung der zahlreichen Potis und Schalter glücklicherweise nicht darunter leiden muss.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Design des Joyo Mjolnir wirkt puristisch und ist von u0022Metalu0022 geprägt.

Der Amp ist, wie bereits erwähnt, zweikanalig aufgebaut und entsprechend sind auch die Potis in zwei Reihen angeordnet. Beide Kanäle sind identisch und besitzen jeweils einen Gainregler, eine Dreiband-Klangregelung bestehend aus Bass, Middle und Treble, ein Master- und ein Presence-Poti. Sämtliche Knöpfe sind mit dem Schaft des Potis verschraubt und besitzen weiße Skalenmarkierungen, sodass ein Ablesen der Stellung auch aus einiger Entfernung zu erkennen ist. Umgeschaltet wird entweder mit dem bereits erwähntem Fußschalter oder mithilfe eines Kippschalters, der sich links neben den Reglern befindet und mit Clean/Distortion beschriftet ist. Direkt daneben liegt die Eingangsbuchse.

Fotostrecke: 5 Bilder Der 15 Watt starke Amp verfügt über zwei Kanäle mit der Bezeichnung Clean und Distortion.

Ist der cleane Kanal in Arbeit, wird dies von einer gelben LED angezeigt, im Distortion-Kanal leuchtet sie rot. Darunter befindet sich ein weitere Schalter, mit dem eine Boost-Funktion aktiviert werden kann, die auf beiden Kanäle wirkt. Rechts neben den Potis sind zwei weitere Mini-Kippschalter montiert, wobei der obere mit Push und der untere mit Mid Cut beschriftet ist. Wird Push eingeschaltet, werden im cleanen Kanal die Mitten angehoben, Mid Cut höhlt diese im Distortion-Kanal etwas aus. Das sind durchaus sinnvolle Ergänzungen, denn um den Cleansound durchsetzungsfähiger zu gestalten, werden gern die Mitten angehoben. Dagegen werden bei High-Gain-Sounds die Mitten bevorzugt herausgedreht, um den sogenannten “Scoop”-Sound zu generieren. Ein größeres Kippschalter-Duo, bestehend aus Standby und Power, darf natürlich auch nicht fehlen. Wird der Amp angeschaltet, leuchtet eine blaue LED auf der rechten Seite des Bedienfeldes.

Ein Blick auf die Rückseite des sauber gefertigten und komplett schwarz lackierten Amps zeigt die Kaltgeräte-Buchse, für die das passende Kabel im Karton beiliegt, darunter ein Umschalter, der zwischen 230 Volt und 120 Volt wählt. Damit dies nicht versehentlich geschieht, wird der Schalter von einem durchsichtigen Kunststoffstreifen abgedeckt. Der Blick wandert weiter nach rechts und bleibt bei dem Effektloop hängen, der aus einer Send- und einer Return-Buchse besteht. Die Loop lässt sich mittels eines Kippschalters zudem komplett deaktivieren, sehr gut. Aber auch dem Send-Level hat man ein eigenes Poti spendiert, mit dem sich der Level des ausgehenden Signals feinjustieren lässt. Der mitgelieferte Fußschalter findet seinen Anschluss ebenfalls hier auf der Rückseite genau wie die potenziellen Lautsprecher. Hier stehen drei Klinkenbuchsen bereit, die einen Anschluss einer 4, 8 oder 16 Ohm Box ermöglichen. Ein Blick ins Innere des Verstärkers zeigt drei ECC 83, zwei EL 84 und eine ECC82 Röhre, der Amp liefert 15 Watt Ausgangsleistung, Röhrenwatt, wohlgemerkt. Denn die können eine beträchtliche Lautstärke erzeugen, was ich im Praxisteil natürlich näher erkunden werde.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite des schwarzen Mjolnir wird überwiegend von Buchsen beherrscht.

Die Verarbeitung des in China gefertigten Topteils ist für den aufgerufenen Preis sehr gut und hinterlässt bei mir insgesamt einen hochwertigen Eindruck.

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Praxis

Sound/Bedienung

Mein Testsetup für die Aufnahme der Audiofiles besteht aus einer 2 x 12″ Box, die mit Vintage 30 Speakern bestückt ist und von einem Shure SM57 abgenommen wird. Sämtliche Beispiele habe ich klanglich nicht weiter bearbeitet. Als Gitarre kommt eine Düsenberg Starplayer zum Einsatz, die mit einem Humbucker am Steg und einem P90 am Hals bestückt ist.
Für das erste Bespiele habe ich alle Regler des Clean-Kanals in die Mittelstellung gebracht und den Halstonabnehmer der Gitarre aktiviert.

Audio Samples
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Clean-Channel: alle Regler 12 Uhr, Strumming

Heraus kommt ein warmer, tragender, Vintage-angehauchter Cleansound mit einer ordentlichen Portion Mitten im Klangbild.
Ich aktiviere im nächsten Beispiel den Mid Boost, verändere dabei aber nichts an den Einstellungen des Beispiels zuvor.

Audio Samples
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Clean-Channel: alle Regler 12 Uhr, Mid Boost, Strumming

Interessanterweise gesellen sich ein paar Hochmitten hinzu, auffälligste Veränderung ist allerdings die veränderte Gainstruktur. Im ersten Beispiel ließ sich der Amp nicht aus der Ruhe bringen und blieb weitestgehend clean, egal wie hart ich angeschlagen habe. Im zweiten Beispiel habe ich bewusst ab der zweiten Hälfte etwas fester angeschlagen, um so den Amp zum Zerren zu überreden. Und das macht er sehr gut und lässt dabei ein feinfühligen Spiel zu, bei dem der Spieler bestimmt, ob mehr Zerrung angesagt ist oder nicht.
Für das nächste Beispiel habe ich den Gainregler des ersten Kanals in die Maximalstellung gebracht und den Boost wieder deaktiviert, wobei der Humbucker am Steg der Gitarre zu hören ist.

Audio Samples
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Clean-Channel: alle Regler 12 Uhr, Gain max., Strumming

Also für einen cleanen Kanal ist das schon ein ziemlich heftiges Brett, das da angeflogen kommt. Der Klang tönt etwas heiser aus den Speakern und könnte etwas direkter ans Werk gehen, aber dafür klingt er schön warm und breit.
Für das kommende Audiofile belasse ich den Gainregler in der Maximalposition, aktiviere aber nun auch den “Push”-Schalter, der ja bekanntlich die Mitten anhebt.

Audio Samples
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Clean-Channel: alle Regler 12 Uhr, Gain max., Push aktiviert

Na also, geht doch! Dank dieses Schalters wird das Klangbild gehörig aufgeräumt und das zuvor muffige und leicht indirekte Signal bekommt viel mehr Kontur. Die Anschläge werden schön herausgearbeitet und geben dem Ton eine tolle Kernigkeit.
Es folgt nun ein Beispiel des Clean-Kanals mit veränderter Klangregelung des Amps. Die Regler stehen wie folgt: Gain und Bass zeigen auf 14 Uhr, der Mittenregler steht auf 10 Uhr, Treble schaut auch nach rechts auf 14 Uhr und der Presence-Regler auf 13 Uhr. Den Push-Schalter habe ich ebenfalls aktiviert.

Audio Samples
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Clean-Channel: Country Rock Riff, Push aktiviert
Joyo_MJOLNIR_009FIN-967679 Bild

Die Klangregelung arbeitet effektiv, aber unauffällig. Die angewählten Frequenzen lassen sich behutsam anheben oder absenken, verbiegen den Grundsound des Amps aber nicht. Für leichte Korrekturen ist der EQ durchweg sehr gut einsetzbar.
Es geht weiter mit dem zweiten Kanal des Amps. Alle Regler zeigen auch hier erst einmal auf die 12-Uhr-Position, lediglich der Boost-Schalter wird im zweiten Durchgang aktiviert.

Audio Samples
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Distortion-Channel: alle Regler 12 Uhr, Boost Off/On

Der Kanal geht schon bei dieser Einstellung der Regler ordentlich an die Arbeit und generiert einen fetten Rocksound. Sobald der Boost-Schalter ins Spiel eingreift, erhöht sich natürlich den Zerrgehalt, was sich in diesem Fall mit einer erhöhten Kompression bemerkbar macht. Natürlich werden die Attacks auch etwas breiter und wuchtiger, das aber recht subtil.
Da der zweite Kanal auch über einen Mid-Cut-Schalter verfügt, will ich natürlich herausfinden, wie dieser in den Sound eingreift. Dazu bringe ich den Gainregler in die 10-Uhr-Stellung und behalte alle anderen Potis in der Mittelstellung.

Audio Samples
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Distortion-Channel: alle Regler 12 Uhr, Gain 10 Uhr, Mid-Cut Off/On

Sobald der Mid-Cut aktiviert wird, verschwindet der bauchige Grundsound und heraus kommt ein aggressiver und aktuell gefragter Klangcharakter.
Für das nächste Beispiel belasse ich den Mid-Cut-Schalter aktiviert und bringe den Gainregler pro Durchgang auf 9 Uhr, 12 Uhr, 15 Uhr und schließlich auf maximales Gain.

Audio Samples
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Distortion-Channel: Gain 9/12/15/max., Mid-Cut On

Der Amp fackelt nicht lange und liefert schon in der 9-Uhr-Position einen fetten Rocksound, der mit erhöhtem Gain immer breiter und wuchtiger wird, was schließlich mit einem tragendem Lead-Sound endet.
Wo wir gerade dabei sind – ich behalte die Einstellung bei und spiele ein kleines Leadfile.

Audio Samples
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Distortion-Channel: Lead-Sound

Der Amp reagiert schön feinfühlig auf das Gespielte und generiert einen tragenden Ton, der je nach Anschlagsstärke und auch nach Lage auf dem Griffbrett individuell reagiert. Bei maximalem Gain, wie in diesem Beispiel, werden tiefe Töne fast schon aufgeblasen, was dazu führt, dass sie klingen wie mit einem Fuzz bearbeitet. Das verschwindet mit geringerem Gain.
Da wir es hier mit einem Metal-Amp zu tun haben, darf die tiefer gestimmte Gitarre nicht fehlen, in diesem Fall habe ich meine Cyan Hellcaster Bariton im Einsatz. Alle Regler des Distortion-Kanals befinden sich wieder in der Mittelstellung.

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Distortion-Channel: alle Regler 12 Uhr, Bariton-Gitarre

Auch diese Prüfung meistert der Amp für seine Preisklasse sehr gut! Er kann auch mit tiefen Tönen umgehen und liefert authentische Sounds. Natürlich fehlt es gerade hier an Direktheit und feinen Höhen, aber wir wollen die Kirche im Dorf lassen und noch einmal schnell aufs Preisschild schauen, und dafür klingt der Amp schon sehr, sehr gut. Aber reichen 15 Watt aus, um auf einer Bühne mit der Band mithalten zu können? Ich würde sagen ja, allerdings sollten die Mitmusiker nicht die lautesten sein. Für das Spielen zuhause und im Studio ist die Lautstärke aber allemal vollkommen ausreichend!

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Fazit

Mit dem Joyo Mjolnir JMA-15 hat der chinesisch Hersteller im wahrsten Sinne einen echten Hammer im Programm, denn für die aufgerufenen 478 Euro ist das Topteil mit einer Vielzahl von Einstellmöglichkeiten ausgestattet, die den Vollröhrenverstärker zu einem flexiblen Soundgenerator machen, der sich vor allem in High-Gain-Gefilden pudelwohl fühlt. Aber auch clean kann er gefallen, wo er klanglich in Richtung Vintage tendiert. Die Verarbeitung des Verstärkers ist sehr gut und kann mit wesentlich teureren Topteilen mithalten. Und auch das Preis-Leistungsverhältnis ist top!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • flexibler, High-Gain-orientierter Sound
  • sehr gute Verarbeitung
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • Fußschalter im Lieferumfang
Contra
  • keins
Artikelbild
Joyo Mjolnir Test
Für 379,00€ bei
Thor hätte bestimmt Spaß mit dem kompakten Joyo Mjolnir, der vor allem High-Gain-Enthusiasten ansprechen dürfte - Let's hammer!
Thor hätte bestimmt Spaß mit dem kompakten Joyo Mjolnir, der vor allem High-Gain-Enthusiasten ansprechen dürfte – Let’s hammer!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Joyo
  • Modell: Mjolnir
  • Produkt: Vollröhren-Topteil
  • Herkunftsland: China
  • Kanäle: 2
  • Leistung: 15 Watt
  • Röhrenbestückung: 3 x ECC83, 1 x ECC82, 2 x EL84
  • Regler: Gain, Bass, Middle, Treble, Master, Presence, Send Level
  • Schalter: Power, Standby, Midcut, Push, Channel, Boost, Bypass Loop
  • Abmessungen: (B x H x T) 334 mm x 181 mm x 215 mm
  • Gewicht: 8,9 kg
  • Besonderheiten: Fußschalter im Lieferumfang
  • Preis: 478,00 Euro
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Thor hätte bestimmt Spaß mit dem kompakten Joyo Mjolnir, der vor allem High-Gain-Enthusiasten ansprechen dürfte - Let's hammer!

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