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Jam Pedals Delay Llama XTreme Test

Das Jam Pedals Delay Llama XTreme des griechischen Boutique-Herstellers ist die aufgepeppte und etwas größere Version des beliebten Delay Llama Pedals, das mit einer klassischen analogen Eimerkettenschaltung bestück ist, aber weitaus mehr beherrscht als einfach nur analoges Echo mit Tap-Tempo-Funktion. Denn unter der Haube sind einige Funktionen versteckt, die für sehr spezielle und experimentelle Sounds sorgen: Pitch Shift Delay, Random Delay und Vibrato-Effekte sind die Stichworte, dazu gibt es vier Speicherplätze zum Abrufen unterschiedlicher Einstellungen.

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“Art for your ears” steht auf der Innenseite der Verpackung, der Hersteller bezeichnet das Delay Llama selbst als “Pandora’s other box”. Aber sind die großen Ansagen eher Marketing-Säbelrasseln oder gelten tatsächlich einem Zauberkasten für Delay-Effekte? Unser Test soll herausfinden, welche Standardsounds und welche abgefahrenen Effekte man erzeugen kann und wie es um die Bedienbarkeit steht. Außerdem stellt sich die Frage, ob das Delay Llama XTreme bei einem Preis von über 300 Euro tatsächlich wesentlich mehr im Angebot hat als das “kleine” Delay Llama, das für knapp über 200 Euro gehandelt wird.

Details

Das Delay Llama XTreme kommt im großflächigen Metallgehäuse mit den Maßen 148 x 123 x 58 mm (B x T x H) und einem Gewicht von 565 Gramm. Im Lieferumfang sind vier aufklebbare Gummifüße, die bei Bedarf für den Standalone-Betrieb an der Unterseite platziert werden können und entsprechend rutschfesten Halt auf glatten Oberflächen bieten. Ansonsten ist die Unterseite blank und kann zum Aufkleben von Klettband zur Befestigung im Board genutzt werden. An den Schrauben der Bodenplatte lassen sich alternativ dazu auch Mounting Plates befestigen. Das Konterfei eines Lamas sehen wir auf der Oberseite, auf der auch wie gewohnt alle Bedien- und Regelelemente im 4-3-3 System ihren Platz eingenommen haben. Am hinteren Rand befinden sich drei knackfreie Relais-Fußschalter sowie ein kleiner schwarzer Taster (Alt-Taster). Vor den Schaltern sind diverse rote LEDs zur Status-Anzeige platziert. Es folgt eine Dreierkette mit Kippschaltern und ganz vorne warten drei schwarze Regler mit weißen Markierungsstrichen. Alle Bauteile machen einen sehr wertigen und stabilen Eindruck, die Potis laufen rund und gleichmäßig – hier ist definitiv keine Low-Budget-Ware am Start.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Jam Pedals Delay Llama XTreme wird vom Hersteller vollmundig als “Pandoras other box” angekündigt.

Die Anschlüsse sind an der Front und an der linken Seite geparkt, vorne Input und Output sowie der Netzteil-Anschluss für 9V mit Center Negativ, Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Bei unserer Messung mit einem 1Spot mA Meter zeigte das Messgerät eine moderate Stromaufnahme von 52 mA an. Stereobetrieb funktioniert leider nicht – schade eigentlich, denn Pitch-Delays in Stereo sind schon eine feine Sache und bei Delay-Pedalen in dieser Preisklasse sollten eigentlich Stereo-Ein- und -Ausgang drin sein. Stattdessen gibt es einige Steuermöglichkeiten, für die an der linken Seite die Anschlüsse im 6,3 mm Klinkenformat zur Verfügung stehen. An die DT-Buchse kann ein Expression-Pedal oder ein CV-Controller zur stufenlosen Steuerung der Verzögerungszeit angeschlossen werden. Mit zwei internen DIP-Schaltern wählt man zwischen den beiden Möglichkeiten, ab Werk ist das Delay Llama auf Expression-Pedal-Einsatz eingestellt. Ein Dual-Footswitch (wichtig: mit Schaltfunktion, kein Taster) kann an den Anschluss mit der Bezeichnung PS angeschlossen werden und in verschiedenen Schalterkombinationen die vier Presets aufrufen. Am Tap-Anschluss wird ein Fußtaster angeschlossen, der logischerweise die Tap-Funktion steuert. Die Anschlüsse PS und Tap sind sinnvoll, wenn das Pedal in einem Rack eingebaut ist und man von anderer Stelle auf Speicherplätze und Tap-Funktion zugreifen möchte.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Anschlüsse sind etwas unkonventionell auf der linken Gehäuseseite und der Stirnseite platziert.

Modifikationen können zusätzliche mit zwei internen Trimmreglern vorgenommen werden. Während einer davon die maximale Anzahl der Echowiederholungen in beide Richtungen justiert – ab Werk steht er in der Mitte – ist der zweite Trimmregler für die Länge der Echo-Wiederholungen im Buffered-Bypass zuständig, also die Dauer des Echo-Nachklangs nach dem Deaktivieren des Effekts (Trails Repeats).

Bedienung

Mit den drei Reglern besitzt das Delay Llama XTreme die identische Bestückung wie das Standard Delay Llama. Das Poti T steht für Time und regelt die Verzögerungszeit bis 800 ms, R steht für Repeat und bestimmt die Anzahl der Echowiederholungen. L ist die Abkürzung für Level und bezieht sich auf die Effektlautstärke. Der Delay-Effekt klingt auch, wenn man den Bypass-Schalter drückt und sonst nichts weiter aktiviert hat – man erkennt es daran, dass in der Mitte keine LEDs leuchten.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der Bedienoberfläche befinden sich drei Potis, drei Mini-Schalter, drei Fußschalter und eine Status-LED.

Der XTreme-Modus wird mit dem mittleren Fußtaster aktiviert, indem er einen Moment gedrückt gehalten wird, bis die vordere LED leuchtet. Anschließend lässt sich der Delay-Sound verfeinern. Vier zusätzliche Effekt-Optionen, deren Parameter über die Regler eingestellt werden können, ergeben sich, wenn man den Alt-Taster gleichzeitig gedrückt hält. Nur eine der vier Effekt-Optionen kann zur gleichen Zeit benutzt werden. Welche gerade aktiv ist und angepasst werden kann, zeigt die Anzahl der vier LEDs vor dem mittleren Fußtaster, wenn der Alt-Taster gedrückt gehalten wird. Die nächste Effekt-Option wird jeweils mit dem Tap-Taster und gedrücktem Alt-Taster angewählt.
Hier sind die vier Optionen und ihre Einstellmöglichkeiten:
Vibrato (1 LED)
LFO-Modulation auf den Echowiederholungen
Alt+R: Depth
Alt+L: Speed
Tape Age (2 LEDs)
Simulation der Tonhöhenschwankung eines Bandechos.
Alt+L: Intensität der Tonhöhenschwankung
Random (3 LEDs)
Zufällige Veränderung der Verzögerungszeit.
Hier gibt es keine zusätzlichen Einstellmöglichkeiten – Variationen erhält man bei verändertem Time-Regler.
Pitch Shift (4 LEDs)
Hinzufügen von Pitch-Shift-Effekten auf den Echowiederholungen.
In den Reglerzonen (markiert durch die Punkte an den Reglern) können verschiedene Pitch-Shift-Kombinationen angewählt werden.
Hier die hinzugefügten Intervalle:
Alt+R1: 8 up & 8 down
Alt+R2: 2 up & 7 down
Alt+R3: 4 up & 5 down
Alt+R4: 5 up & 4 down
Alt+R5: 9 up & 7 down
Dazu kommen fünf Playback-Pattern, die der L-Regler ansteuert:
Alt+L1: Pattern 1
Alt+L2: Pattern 2
Alt+L3: Pattern 3
Alt+L4: Pattern 4
Alt+L5: Sequenzer
Ist der Sequenzer angewählt, werden verschiedene Sequenzen über die Regelmöglichkeiten Alt+R1-5 statt der Pitch-Shift-Effekte aufgerufen.
Puh …, da steckt wirklich einiges unter der Haube und die vielen Zusatzfunktionen sind eine schöne Zugabe, aber leider sieht man nicht, was gerade eingestellt ist. Eine Zweifachbelegung der Regler, wie zum Beispiel beim Keeley Eccos, ist noch einigermaßen überschaubar, aber hier wird es schon verwirrend. Wie sich das alles am Gerät arrangieren lässt, erfahrt ihr jetzt gleich im Praxisteil.

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Praxis

Für den Praxisteil wird das Delay Llama vor einen clean eingestellten Sovtek MIG-50 geschaltet. Der Amp läuft dann in einen Universal Audio Ox, der die Speakersimulation übernimmt. Danach geht es direkt auf die Festplatte. Für verzerrte Sounds werden später diverse Overdrive-Pedale vor das Delay Llama geschaltet.
Wir starten unseren Rundgang im Standard-Modus, bei dem nur die drei sichtbaren Regelmöglichkeiten aktiviert sind. Trails on ist aktiviert, Kill Dry ist logischerweise deaktiviert.

Im ersten Beispiel hört ihr die mittlere Einstellung aller Regler, nachdem das Ausklingverhalten des Echos mit dem Trimmpoti etwas nachjustiert wurde. Ich habe es so eingestellt, dass bei 12 Uhr das Delay ausklingt und sich noch nicht hochschaukelt. Sehr sinnvoll ist, dass man auf den Regelweg des Repeat-Reglers selbst Einfluss nehmen und das Ganze nach Geschmack einstellen kann. Im zweiten Beispiel ist der Repeat-Regler auf 13 Uhr geparkt und das Delay schaukelt sich bereits hoch und wird zur Endlosschleife. Gestoppt werden kann das Ganze durch Deaktivieren des Effekts oder Zurücknehmen des Repeat-Reglers. Nach Deaktivieren des Effekts (Trails on) klingt das Echo harmonisch aus, in der Werkseinstellung auch nicht zu lange. Daher bedarf es für mein Empfinden auch keiner Veränderung über das interne Trimmpoti, aber es ist trotzdem schön, dass es diese Möglichkeit gibt. Das Delay hat einen angenehmen Sound mit Echowiederholungen, die in den oberen Frequenzen abgesenkt sind, also typischer Analogdelay-Style mit einem leichten Modulationseffekt auf den Wiederholungen. Wenn sich das Delay hochschaukelt, erhält man eher einen Noise-Loop, der dabei auch lauter wird als die ersten Echowiederholungen. Wer eher harmonisch klingende Echowolken nach dem Einspielen von ein paar Single-Notes sucht, wird hier nicht so gut bedient. Aber das ist Geschmacksache, wobei das Delay Llama in dieser Hinsicht schon mehr in die experimentelle und dreckigere Ecke zielt. Nimmt man den Repeat-Regler komplett zurück, gibt es eine einzelne Echowiederholung, die Grundstein für den klassischen Slapback-Sound sein kann, den ihr im vierten Beispiel hören könnt. Allerdings ist mir der Klang für einen solchen Einsatz unter der Lupe betrachtet etwas zu verwaschen. Für Tempo-Delay-Sounds mit drei bis vier Echowiederholungen ist das Pedal sehr gut zu verwenden. Auch bei hohem Effektlevel setzt sich der Direktsound immer gut durch, die Echowiederholungen bleiben aufgrund der Höhenabsenkung immer angenehm im Hintergrund und mit dem leichten Modulationseffekt schwebt das Ganze (Bsp. 5).

Audio Samples
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Standard: T12 – R12 – L12 Standard: T12 – R13 – L12 – Loop Stop durch Bypass Standard: T13 – R15 – L12 – Loop Stop mit Repeat-Regler zurückgedreht Standard: Slapback – T8 – R7 – L10 Standard: Tempo Delay – punktierte Achtel
Die auffällige Grafik, das feuerrote Lama mit gelbem Hintergrund, sticht direkt ins Auge.
Die auffällige Grafik, das feuerrote Lama mit gelbem Hintergrund, sticht direkt ins Auge.

Jetzt wird der XTreme-Mode aktiviert, bei dem der Hersteller die vier unterschiedlichen Effekt-Optionen auf die vier Presets gelegt hat. Die Sounds hört ihr in den nächsten vier Beispielen.

Audio Samples
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Preset 1 – Vibrato Preset 2 – Tape Preset 3 – Random Preset 4 – Pitch Shift

Nachdem ich die Bedienungsanleitung durchgelesen hatte, war ich doch etwas skeptisch, was die Bedienung und das Editieren der Sounds anbetrifft. Durch die Doppelbelegung und die umschaltbaren Effekt-Optionen für die zweite Ebene kann das Ganze sehr unübersichtlich werden. Aber in der Praxis, wenn man einige Male mit dem Delay gearbeitet hat, sind die Handgriffe doch recht schnell verinnerlicht. Klar, so einfach wie ein Delay-Pedal mit Einzelbelegung der Regler ist es nicht zu bedienen, aber dafür bietet es noch ein paar Schmankerl für Soundtüftler obendrauf. Die ersten beiden Optionen Vibrato und Tape sorgen für zusätzliche Modulationseffekte, die man sehr dezent einstellen, aber auch bis zu extremeren Verstimmungen biegen kann. Random und Pitch-Shift sorgen dann für die etwas abgefahrenen Sounds. Random ist komplett unkontrollierbar, hier werden wilde Tonhöhenverschiebungen generiert, die zufällig abgespielt werden. Musikalisch bzw. harmonisch lässt sich dieser Effekt nicht wirklich kontrollieren, aber für Zufallssounds mit entsprechendem Noise-Faktor ist er erstklassig. In einem harmonischen Kontext sind die Pitch-Shift-Sounds besser nutzbar. Klanglich geht auch das in die etwas dreckigere Richtung. Wer also Edel Pitch-Shift Delays á la Eventide sucht, wird hier nicht bedient. Aber auch das ist einfach eine Charaktereigenschaft und hat nichts mit besser oder schlechter zu tun. Hier ein paar Beispiele mit den unterschiedlichen Effekt-Optionen aus dem XTreme-Mode.

Audio Samples
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Pitch Shift Octave Vibrato mit hohem Repeat Vibrato etwas dezenter Vibrato schnell Tape max verstimmt Random mit Powerchords
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Fazit

Beim Jam Pedals Delay Llama XTreme sind die zusätzlichen Effekt-Optionen des XTreme-Modes den Aufpreis zum Standard Delay Llama auf jeden Fall wert. Voraussetzung ist, dass man ein Delay sucht, das einen analogen Klangcharakter hat und das auch zu diversen abgefahrenen Sounds in der Lage ist. Das Bedienkonzept ist gut durchdacht: Im Standard-Mode gibt es das normale Analog-Delay mit drei Parametern und einen sehr angenehm warmen Echo-Sound. Wird der XTreme-Mode aktiviert, gesellen sich vier einzeln wählbare Effekt-Optionen hinzu, wobei Vibrato und Tape Age für dezente bis extreme Modulation sorgen. Für die exotischeren Sounds sind Random und Pitch Shift am Start. Nach einiger Beschäftigung mit dem Delay hat man die Mehrfachbelegung der Regler im Griff. Beim Delay Llama handelt es sich um ein Echopedal mit Charakter für Standard Analogdelay-Sounds und experimentelle Echoeffekte.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • authentische Analogdelay-Sounds
  • hochwertige Bauteile und Verarbeitung
  • nebengeräuscharm
  • XTreme Mode mit zusätzlichen Effekt-Optionen
  • optionale Steuermöglichkeit über EXP-Pedal
  • sehr gut für experimentelle Delay-Sounds
  • Trails schaltbar
  • Kill Dry-Funktion
Contra
  • kein Stereo-Effekt
Artikelbild
Jam Pedals Delay Llama XTreme Test
Für 379,00€ bei
Das Jam Pedals Delay Llama XTreme empfiehlt sich als Echopedal mit Charakter für Standard Analogdelay-Sounds und experimentelle Echoeffekte.
Das Jam Pedals Delay Llama XTreme empfiehlt sich als Echopedal mit Charakter für Standard Analogdelay-Sounds und experimentelle Echoeffekte.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Jam Pedals
  • Modell: Delay Llama XTreme
  • Typ: Delay Effektpedal
  • Herkunft: Griechenland
  • Regler: Tap, Repeat, Level
  • Schalter: Trails, Kill Dry, Divisions
  • Fußschalter: Bypass/On, Presets, Tap
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC (Center Negativ)
  • Bypass: True Bypass/Buffered Bypass (wählbar)
  • Max. Verzögerungszeit: 800 ms
  • Speicher: 4 Presets
  • Stromaufnahme: 52 mA
  • Spannung: 9V (nur Netzteil, nicht im Lieferumfang)
  • Maße: 148 x 123 x 58 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 565 Gramm
  • Verkaufspreis: 329,00 Euro (Februar 2021)
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