Anzeige

Italia Mondial Classic Test

Bei der Italia Mondial Classic haben wir es mit einer weiteren extravaganten E-Gitarre des koreanischen Herstellers mit dem südeuropäischen Markennamen zu tun, die neben einer eigenwilligen Optik auch mit einigen ungewöhnlichen Features aufwarten kann. Unter anderem gehört dazu eine Decke aus Fiberglas, ein zusätzlicher Piezo-Pickup und einige weitere Details, die der folgende Test aufzeigen wird.

Italia_Mondial_Classic_Black_007FIN Bild


Hinter Italia Guitars steht niemand geringeres als der Brite Trevor Wilkinson, der nicht nur erfolgreich seine eigene Hardware entwickelt und an den Mann bringt, sondern unter den Namen Vintage und Fret King auch seine eigenen E-Gitarren designt.

Details

Optik/Verarbeitung:

Die in Korea gefertigte Gitarre wird in einem robusten Gigbag geliefert, in dem sich auch ein Inbusschlüssel zum Einstellen des Halsspannstabs befindet. Obwohl es sich bei der Mondial Classic um eine Semiakustik handelt, fällt sie mit 3814 Gramm verhältnismäßig schwer aus, was unter anderem der Decke geschuldet ist, denn die besteht aus Fiberglas. Der Rest des Korpus ist aus Mahagoni gefertigt und anschließend deckend glänzend schwarz lackiert. Es sind somit keinerlei Übergänge sichtbar, was dem Instrument eine in sich geschlossene Optik verleiht.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Mondial Classic Hollowbody verfügt über zwei Besonderheiten,…

Auf der Decke sind zwei Vintage Voiced Alnico V Pickups aus dem Hause Wilkinson mit der Bezeichnung WVC verbaut, beide in weiße Pickuprahmen geschraubt, die auf dem Korpus einlaminiert sind. Das gilt auch für das weiße Schlagbrett. Eine interessante Variante, denn so befinden sich nur wenige Schrauben auf der Oberseite des Instrumentes, das den Spirit der blumigen 60er Jahre des letzten Jahrtausends versprüht. Die Gitarre ist übrigens auch in den Farbtönen Creme, Blau, Rot und Grün erhältlich. Beide Tonabnehmer teilen sich einen Volume- und einen Tone-Regler, die im unteren Teil des Schlagbretts zu finden sind. Ein Dreiwegschalter steht zur Anwahl der Pickups und der Zwischenposition bereit.
Ein drittes Poti dient als Lautstärkeregler des in der Brücke befindlichen Piezos. Auch dessen Signal lässt sich klanglich weiter bearbeiten, wofür im oberen Teil des Schlagbretts ein Treble- und ein Basspoti bereitstehen, beide mit Mittenrasterung.
In der unteren Zarge finden sich entsprechend auch zwei Klinkenbuchsen, die die Signale vom Piezo und den beiden Humbuckern getrennt ausführen, ein Mischen innerhalb der Gitarre ist nicht möglich. Tragisch finde ich das nicht unbedingt, denn ein E-Gitarrenverstärker ist in der Regel nicht die optimale Wahl zur Verstärkung eines Piezos. Deshalb macht es durchaus Sinn, dessen Signal gesondert an ein Mischpult, einen Preamp oder einen Akustikverstärker anschließen zu können.

Fotostrecke: 7 Bilder Trevor Wilkinson hat zur Klangübertragung zwei Humbucker aus eigenem Haus eingebaut.

Ein witziges Gimmick wurde der Mondial mit auf den Weg gegeben, denn sie besitzt einen Streifen Gummi, der um den Korpus herum angebracht wurde. Ich finde das konsequent, denn erstens unterstreicht es den eigenwilligen Charakter, zweitens zeigen solche Details, dass der britische Designer eine Menge Humor besitzt, und drittens verhindert das Gummi ein Verrutschen beim Spielen im Sitzen. Zwei Gurtpins dürfen auch nicht fehlen, beide sind mit Filz unterlegt, wobei sich der obere Pin an der Rückseite des oberen Horns befindet. Ansonsten zeigt der Blick auf die Rückseite lediglich die Verschraubung des Halses und ein Batteriefach mit Schnellverschluss, in dem bereits ein 9-Volt-Block ruht.

Fotostrecke: 5 Bilder Bei genauem Hinsehen erkennt man den schwarzen Gummistreifen, der sich um den Korpus zieht.

Der mächtige Trapez-Saitenhalter ist nach alter Jazzgitarren-Sitte an der unteren Zarge befestigt und trägt einen Metallriegel, in den die Saiten eingefädelt werden. Auch der Steg besteht in klassischer Manier aus Holz, beheimatet den Piezo-Pickup und lässt sich dank zweier Rändelschrauben komplett in der Höhe justieren. Vier Schlitze an der Oberseite dienen den kleinen Metall-Reitern als Halt. Bei Bedarf lassen die sich zum Einstellen der Bundreinheit umsetzen. Auf ihrer Reise in Richtung Mechaniken überqueren die Saiten 22 Medium-Jumbo-Bünde, die sauber in das Palisandergriffbrett eingesetzt und gewissenhaft an den Kanten abgerundet wurden.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Trapezhalter ist mit zwei Schrauben an der unteren Zarge befestigt.

Das Griffbrett ist mit einem Ahornhals verklebt, der wiederum deckend schwarz lackiert und mit zwei Schrauben mit dem Korpus verbunden ist. Allerdings wurde die Halstasche einen Hauch zu breit ausgefräst, sodass der Hals etwas Spiel hat. Schade, denn ansonsten ist das in Korea gefertigte Instrument ohne Fehl und Tadel. Bei den Griffbretteinlagen hat sich Italia etwas besonderes einfallen lassen, denn diese bestehen jeweils aus einem Viereck mit aufgesetzten Kreis, was ganz hervorragend
Wir nähern uns unaufhaltsam der Kopfplatte, doch vorher müssen die Drähte noch über einen 42 mm breiten Kunststoffsattel geführt werden, auf den sie dank der angewinkelten Kopfplatte mit genügend Druck in die Kerben gepresst werden. Der Zugang zum Halsspannstab befindet sich direkt hinter dem Sattel und ist mit einer zweilagigen Kunststoffabdeckung und nur einer Schraube verschlossen. Neben dem Firmenlogo beheimatet die Kopfplatte sechs geschlossene Guss-Mechaniken in einer 3/3 Anordnung aus eigenem Haus, die mit verchromten Stimmflügeln ein präzises Stimmen ermöglichen. Die Mondial besitzt eine Mensur von 635 mm, und da dies die letzte wichtige Information bezüglich ihrer technischen Ausstattung war, geht es nun mit dem Praxisteil weiter.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf dem Ahornhals sitz ein Palisandergriffbrett mit 22 Medium-Jumbo-Bünden.
Anzeige

Praxis

Sound/ Bespielbarkeit:

Die Italia Mondial Classic lässt sich im Sitzen wie im Stehen sehr komfortabel bespielen, wobei sie wie bei Hollowbody-Gitarren üblich ein wenig zur Kopflastigkeit neigt. Das allerdings erledigt sich in dem Moment, in dem die rechte Hand oder der Arm auf den Korpus gelegt wird. Der Hals besitzt ein sattes D-Shape und liegt gut in der Hand, wobei ein Bespielen der höchsten Lagen durch den weit in den Korpus hineinragenden Hals etwas erschwert wird. Beim trockenen Anspielen kommt augenblicklich der typische Semi-Hollow-Sound zustande, der sich am besten mit leicht nasal, aber laut beschreiben lässt. Die Saiten schwingen durchschnittlich lange aus, wobei alle Akkorde sauber umgesetzt werden, sprich, hier schnarrt rein gar nichts. Und das ist auf die wirklich sehr gute Werkseinstellung zurück zu führen.
Für die Elektrifizierung der Gitarre habe ich meinen Marshall JVM 410 verwendet, der eine mit Vintage 30 Speakern bestückte 2×12″ Box antreibt. Diese wird von einem SM57 abgenommen. Weitere Klangbearbeitungen finden natürlich nicht statt! Ich beginne wie immer mit dem cleanen Kanal des Amps, wobei ich die drei Pickup-Positionen beginnend am Hals durchschalte.

Audio Samples
0:00
Clean: Alle drei Pickup-Positionen

Die Mondial erzeugt einen warmen Grundsound, der für meinen Geschmack einen Hauch zu kuschelig in den Höhen daherkommt. Ich kann mir gut vorstellen, das sich dies auf die Fiberglasdecke zurückführen lässt. Andererseits kommt so ein eigenständiger Sound zustande, mit dem sich die Gitarre von den Mitkonkurrenten absetzt.
Ich belasse es bei den Einstellungen des Beispiels zuvor und spiele nun eine Rhythmusfigur. Wieder schalte ich durch alle drei Pickup-Positionen.

Audio Samples
0:00
Clean: Funk-Rhythmus, alle drei Pickup-Positionen

Das gefällt mir auf Anhieb sehr gut, denn die Gitarre erzeugt einen warmen, fetten Ton, der jeden einzelnen Anschlag toll umsetzt. Alle drei Positionen lassen sich sehr gut einsetzen.
Und nun das Ganze im Crunch-Kanal des Marshalls.

Audio Samples
0:00
Crunch: Alle drei Pickup-Positionen

Hier können mich die Hals und auch die Mittelposition nicht so recht überzeugen, denn selbst bei moderatem Gain wird es etwas schwammig. Dafür kommt beim Steghumbucker Freude auf, denn der generiert einen Klang, den man von den Songs der 60er und 70er Jahre kennt, selbst an einem modernen Marshall, wie ich ihn gerade verwende. Sehr eigenständig!
Ich schalte in den nächsthöheren Gang des Marshalls und nähere mich High-Gain-Gefilden.

Audio Samples
0:00
Heavy Crunch: Alle drei Pickup-Positionen
Italia_Mondial_Classic_Black_011FIN-1035286 Bild

Auch hier können mich Hals- und Mittelpositionen nicht so richtig packen, dafür wieder einmal der Steghumbucker. Er arbeitet recht flexibel mit dem jeweils eingestellten Zerrgrad zusammen und kann auch ordentlich rocken. Die Attacks werden gut herausgearbeitet, das Tiefenbild zeigt sich tight und auch die Mitten sind fokussiert, aber nicht aufdringlich.
So, jetzt wird es Zeit für die Vollgaseinstellung am Marshall. Für das folgende Beispiel verwende ich ausschließlich den Stegpickup.

Audio Samples
0:00
High Gain Sound: Steg-Pickup

Auch diese Prüfung meistert der Doppelspuler mit Bravour! Er klingt ausgesprochen modern und liefert den beliebten Breitwandsound, ohne im Bassbereich undefiniert zu werden.
Wir verlassen jetzt die beiden Humbucker und wenden uns dem Piezo zu. Dafür schicke ich meine Gitarre über eine Avalon U5 DI-Box direkt in den Wandler und belasse das Signal so pur wie nur irgend möglich.

Audio Samples
0:00
Piezo-Tonabnehmer linear Piezo Tonabnehmer linear: Strumming

Nun ja, es klingt nun einmal so, wie ein Piezo klingt, wenn man ihn unbearbeitet lässt. Das Höhenbild ist ausgesprochen prominent und die Mitten etwas quäkig.
Im folgenden Audiofile bringe ich den Treble-Regler in die Minimal, Normal und anschließend in die Maximalposition. Im zweiten Beispiel passiert dasselbe, allerdings mit dem Bassregler.

Audio Samples
0:00
Piezo Tonabnehmer: Trebleregler Check (Min. – Normal – Max.) Piezo Tonabnehmer: Bassregler Check (Min. – Normal – Max.)

Die Klangregelung zeigt sich ausgesprochen effektiv und absolut in der Lage, die Gitarre an das weitere Equipment und den persönlichen Geschmack anzupassen.

Anzeige

Fazit

Die Italia Mondial Classic sieht nicht nur eigenständig aus, sie klingt auch so. Die Pickups können klanglich gefallen, vor allem clean zeigen sie sich durch die Bank warm und fett mit kuscheligem Höhenbild. Sobald mehr Gain ins Spiel kommt, zeigt der Humbucker am Steg, dass er noch viel mehr kann. Mit seinen feinen Mitten und einem tighten Bass punktet er selbst im High-Gain-Bereich. Der integrierte Piezo öffnet für die Mondial eine weitere klangliche Tür und macht die Gitarre auch für Musiker interessant, die möglichst viele Sounds auf Abruf in einem Instrument benötigen. Die Verarbeitung ist bis auf die etwas zu groß gefräste Halstasche tadellos und gibt keinerlei Anlass zur Kritik. Die Mondial polarisiert, und das finde ich auch gut so, denn wer sich auf diese Gitarre einlässt, der sucht jenseits des Mainstreams und kann dort durchaus fündig werden.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • komfortabel bespielbar
  • saubere Verarbeitung
  • eigenständiger Sound
Contra
  • Halstasche etwas zu breit ausgefräst
  • Bespielen der höchsten Lagen nicht optimal
Artikelbild
Italia Mondial Classic Test
Für 777,00€ bei
Italia_Mondial_Classic_Black_008FIN-1035289 Bild
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Italia Guitars
  • Herstellungsland: Korea
  • Korpus: Mahagoni mit Fiberglas-Decke
  • Hals: Ahorn, geschraubt
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22 Medium Jumbo
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Mensur: 635 mm
  • Pickups: 2x Wilkinson WVC (Vintage Voiced Alnico V) Humbucker, Piezo im Steg
  • Brücke: Holz, Metallreiter
  • Saitenhalter: Italia Trapez
  • Mechaniken: Italia Diecast geschlossen
  • Gewicht: 3814 Gramm
  • Besonderheiten: Gig Bag im Lieferumfang
  • Preis: 729,00 Euro
Hot or Not
?
…nämlich eine Decke aus Fiberglas und einen zusätzlichen Piezo-Tonabnehmer.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Exploring the NUX Amp Academy Stomp | Sound Demo with Various Playing Styles
  • Funk Rock Riffing with the NUX Amp Academy Stomp!
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!