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IMG Stageline Drumset-1 Test

Unser heutiger Testkandidat kommt von der Firma IMG Stageline und hört auf den schlichten Namen Drumset-1. Ein Schlagzeug also? Fast. Tatsächlich haben wir es mit einem Mikrokoffer zu tun, in dem sich alle Mikrofone befinden, die man zur Abnahme eines konventionell konfigurierten Schlagzeugs braucht. Wie bei vielen anderen Drum-Mic-Sets auch bringt es das Komplettpaket auf sieben Schallwandler samt Halter, das Ganze kommt zudem in einem Koffer. Wir haben es also mit einer ganzen Menge Material zu tun, für das man woanders locker tausend Euro und deutlich mehr ausgeben kann. Beim Drumset-1 wird nur ein Bruchteil davon fällig.

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IMG Stageline, eine Handelsmarke der Monacor-Vertriebsgesellschaft, hat sich nämlich zum Ziel gesetzt, gut klingendes Audioequipment für wenig Geld anzubieten. So steht es zumindest auf der Firmenwebseite. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, denn schließlich möchten gut klingende Mikrofone auch entwickelt und sorgfältig hergestellt werden. Ob das für knappe 180 Euro Ladenpreis tatsächlich funktionieren kann, lest ihr im Folgenden.

Details

Fünf dynamische und zwei Kondensatormikrofone

Dass es sich beim IMG-Stageline-Drumset-1-Koffer um ein Budgetangebot handelt, merke ich beim ersten Kontakt nicht. Ein Pappschuber mit Informationen zu Daten und Anwendungsmöglichkeiten umhüllt einen einfachen Plastikkoffer, welcher wiederum den schallwandelnden Inhalt schützen soll. Der besteht aus insgesamt sieben Mikrofonen, darunter vier baugleiche Modelle mit der Aufschrift „Snare/Tom“, ein größeres mit dem Vermerk „Bass“, sowie zwei kurze Stäbchen, welche den Nutzer auf den Anwendungsbereich „Overhead“ hinweisen. Weiterhin enthält der Koffer insgesamt vier Spannreifenhalter, damit die Tom- und Snaremikros stativlos montiert werden können, zwei einfache Kunststoffhalter für die beiden Overhead-Stäbchen sind natürlich ebenfalls enthalten. Während bei den Tom-/Snare-Halterungen jeweils EU-Gewindeverkleinerungen zum Lieferumfang gehören, sind die beiden Gewinde bei den Overhead-Halterungen integriert. Einzig am Bassdrummikrofon ist – zumindest in diesem Testkoffer – keine Verkleinerung vorhanden. Laut Datenblatt soll dies aber der Fall sein, ich gehe davon aus, dass sie bei einem vorherigen Test oder einer Präsentation verloren gegangen ist. Sehen wir uns die einzelnen Mikrotypen jetzt mal genauer an.

Fotostrecke: 6 Bilder Drei Mikrotypen sind dabei: Bassdrum, Tom/Snare und Overhead

Schwimmend gelagerte Kapsel beim Bassdrummikro

Sowohl die Tom-/Snaremikrofone als auch das Bassdrum-Modell dürfen mit ihren 9,3 beziehungsweise 11,3 Zentimetern Länge als kompakte Vertreter ihrer Art bezeichnet werden. Formal sind sie ebenso unauffällig, beide Versionen besitzen zudem Kunststoffhalterungen, welche auf der hinteren Gehäuseseite fixiert sind und damit zu einem integralen Bestandteil des Gesamtdesigns werden. Der Korpus der Mikros besteht aus Zinkguss, abschraubbare Gitterköpfe schützen die im Inneren arbeitenden Kapseln vor Schäden durch Stürze oder Stocktreffer. Bei den Tom-/Snare-Typen sind die Kapseln starr montiert und als Supernieren ausgelegt, was zu einer Fokussierung auf die einzelne Trommel beitragen und störende Klangeinflüsse von den Seiten reduzieren soll. Bei der Bassdrum kommt hingegen eine federnd gelagerte Kapselkonstruktion zum Einsatz, auch die Richtcharakteristik unterscheidet sich. „Bi-direktional“ steht dazu im Datenblatt, was nichts anderes bedeutet als dass wir es mit einer Acht zu tun haben, also einem Schallwandler, der den Bereich vor und hinter dem Mikrofon gleichermaßen aufnimmt. Dies ist ungewöhnlich für ein Bassdrummikro, entsprechend gespannt dürfen wir auf die Praxisresultate sein.
IMG Stageline gibt für die Tom-/Snaremikros ein nutzbares Frequenzband von 50 bis 15000 Hertz an, das Bassdrummikro beginnt ebenfalls bei 50, kommt aber nur bis 10000 Hertz. Ein Blick auf die beiliegenden Frequenzdiagramme zeigt bei den Tom-/Snare-Versionen einen relativ ebenen Verkauf bis 2000 Hertz, danach steigt die Kurve kontinuierlich an, um im Bereich von 5000 Hertz einen Peak zu erreichen. Dort liegt das Anschlagsgeräusch, eine Erhöhung hier sorgt für einen präsenten Klang der Trommeln. Bei der Bassdrum-Variante ist diese Erhöhung noch drastischer ausgeprägt, fällt ab 4500 Hertz jedoch plötzlich wieder ab, um anschließend wieder anzusteigen. Zwischen 50 und 200 Hertz gibt es ebenfalls einen Pegelanstieg, was im Gesamtbild zum bekannten „Smiley“ oder zur „Badewanne“ führt. Salopp gesprochen: viel Bass, viel Attack und reduzierte Mitten. Also das, was viele Drummer und Tonleute von einer (Rock-)Bassdrum hören möchten. In puncto Empfindlichkeit liegen die Schallwandler bei 2,5, beziehungsweise 1,6 mV/Pa. Dies sind Standardwerte für dynamische Instrumentenmikrofone und sie sorgen dafür, dass der verzerrungsfreie Betrieb auch an Interfaces ohne Pegelabsenkung möglich ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Klein, aber wichtig: Overheadmikros spielen eine tragende Rolle.

Ebenfalls klein und leicht: die beiden Overheadmikros

Während die fünf dynamischen Mikrofone des Sets als sogenannte Nahmikros gedacht sind, sollen die beiden Overhead-Stäbchen die Becken oder – je nach Setup und Geschmack – ein räumliches Gesamtbild des Schlagzeugs darstellen. Dafür empfehlen sich Schallwandler mit einem weiten nutzbaren Frequenzband, einer erhöhten Empfindlichkeit und einem tendenziell neutralen Klangbild. Aber auch die Positionierung ist ein Thema, denn schwere Großmembranmikros können nur mit entsprechenden Stativen sicher betrieben werden und diese kosten ordentlich Geld. All das hat man bei IMG Stageline bedacht und dem Drumset-1-Mikrokoffer sehr leichte und kompakte Kondensatorstäbchen beigelegt. 81 Gramm Gewicht und neun Zentimeter Länge sollte jedes Stativ verkraften. Technisch handelt es sich um permanent polarisierte Nierenkapseln, 50 bis 15000 Hertz beträgt auch hier der verwendbare Übertragungsbereich. Der zugehörige Frequenzgraph zeigt einen recht ebenen Verlauf mit dem üblichen, leichten Anstieg zwischen 5000 und 10000 Hertz. 5,6 mV/Pa Empfindlichkeit sind ein eher geringer Wert, für die Anwendung am Schlagzeug dürfte Rauschen jedoch trotzdem nicht zum Problem werden.

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Praxis

Alle Teile ermöglichen ein problemloses Handling

Jetzt wird es spannend, denn wir möchten wissen, wie sich dieser 170-Euro-Koffer in der Praxis bewährt und ob es möglich ist, gute Schlagzeugaufnahmen zu bekommen. Starten wir zunächst mit der Frage, wie sich die Komponenten des IMG Stageline Drumset-1 in Sachen Handling verhalten. Die Antwort lautet: sehr gut! Sowohl die kompakten Größen als auch die geringen Gewichte machen im Einsatz Spaß, die Positionierung verläuft zügig und die Halterungen halten die Mikros sicher in einmal gewählten Positionen. Aussagen über die Langlebigkeit kann ein Test wie dieser natürlich nur sehr eingeschränkt liefern, ich habe jedoch keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Teile in kurzer Zeit den Geist aufgeben könnten. Als Testschallquelle habe ich mein ehrwürdiges, altes Drujset Yamaha Recording 9000 aufgebaut, dazu eine Pearl-Special-Reserve-Snaredrum sowie Zildjian- Constantinople-Becken. Mikrofone ohne bekannte Referenzen zu beurteilen macht wenig Sinn, ich habe also aus meinem persönlichen Fundus ein paar bewährte Modelle ausgewählt. Als Overheads kommt ein Oktava-MK012-Stereoset zum Einsatz, an der Snaredrum das bekannte Shure SM57, das Bassdrummikro wird mit einem Electro-Voice ND868 verglichen. An den beiden Racktoms verwende ich Electro-Voice ND468, am Floortom ein AKG C214. Dieses Set bewegt sich im preislichen Mittelfeld und ist für die meisten professionellen Anwendungen geeignet. Addiert man die Preise, kommt man auf gute 900 Euro. Dafür bekommt man etwa fünf Drumset-1-Koffer.

Fotostrecke: 6 Bilder Der voll bestückte Koffer

Der Klang: viel Attack, schlankes Fundament

Um den Klang der Mikros beurteilen zu können, habe ich sowohl den Testkoffer als auch meine Referenzmikros möglichst identisch am Set positioniert. Die Overheads befinden sich in ORTF-Anordnung etwa 95 Zentimeter über der Snare, die Tommikros sind sechs Zentimeter von den Fellen entfernt, das Snaremikro etwa fünf und auf die Mitte des Fells gerichtet. Die Bassdrummikros zeigen gerade in das Frontloch hinein und sind gute 20 Zentimeter vom Beater-Auftreffpunkt entfernt. Alle Trommeln sind offen gestimmt, auch bei Bassdrum und Snaredrum kommt nur wenig Dämpfung zum Einsatz. Beim Abhören meiner Testgrooves ergibt sich schnell ein recht klares Bild vom Charakter des IMG-Stageline-Mikrosets und der ist durchaus brauchbar, gehobene Ansprüche an Ausgewogenheit, Transparenz und Natürlichkeit können die günstigen Schallwandler allerdings nicht befriedigen. Fangen wir beim Bassdrummikro an. Dieses liefert tatsächlich einen sehr ausgeprägten Attack, den Fans eines knalligen, aggressiven Sounds sicherlich schätzen werden. Der stark vorgefertigte Klang reduziert allerdings die Möglichkeiten bei der späteren Bearbeitung, welche mit dem ND868 weitgehend erhalten bleiben. Auch die Details des Kesselklangs gehen mit dem IMG-Stageline-Mikro verloren, gleichzeitig nimmt es rückwärtige Reflexionen stärker auf, was sich in den Einsprechungen von der Snaredrum äußert.
Das Snaredrummikro besitzt grundsätzlich einen ähnlichen Charakter, der für die Anwendung allerdings besser passt. Im Vergleich mit dem SM57 wirkt es obenrum frischer, löst allerdings nicht so gut auf. Die Kombination sorgt für einen etwas zischeligen, flachen Sound. Für sich genommen, ist es jedoch ein absolut brauchbares Snaremikro. Hier könnt ihr die Bassdrum- und Snarefiles zunächst solo und anschließend im Kontext hören.

Audio Samples
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Drumset-1 Bassdrummikro, solo EV ND848, solo Drumset-1 Snare-/Tommikro an der Snare, solo Shure SM57 Snare, solo Drumset-1, Fokus auf Snare und Bassdrum, im Kit ND868 und SM57, Fokus auf Snare und Bassdrum, im Kit

Und wie klingt das IMG-Stageline-Tom-/Snare-Mic an den Toms? Gut, solange man auf schlanke Töne steht. Gerade am 10er- und 12er-Racktom machen die Teile eine gute Figur, die fehlende Substanz ab den unteren Mitten abwärts sorgt beim Floortom allerdings für einen recht dünnen, pappigen Klang. Das wird im Vergleich mit den Referenzen umso deutlicher, die wesentlich mehr Fundament und Tiefenstaffelung liefern. Das heißt aber nicht, dass die IMG-Tommikros nicht funktionieren, es braucht für gute Ergebnisse allerdings mehr Schrauberei am EQ. So klingen die Tommikros solo, unten könnt ihr sie im Kontext mit den Overheads hören.

Audio Samples
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Drumset-1, Snare-/Tommikros an den Toms, solo EV ND468 und AKG C214 an den Toms, solo

Wie auch bei den anderen Modellen im Drumset-1-Koffer, fehlt auch den Overheadmikros etwa im unteren Register. Das wird auch ohne Referenz deutlich, hört man sich dazu die Files der MK012-Mikros an, meint man, bei den IMG-Files hätte jemand versehentlich einen Low Cut bei 200 Hertz eingeschaltet. Dem ist natürlich nicht so, wer für bestimmte Stile oder Techniken auf Close Mics verzichten möchte, wird den Mangel an Fundament deutlich vermissen. Auf der anderen Seite sorgt der schlanke Bassbereich aber auch für ein sauberes Klangbild im Kontext mit den Tom- und Bassdrummikros, weil es weniger Überlagerungen und Phasenprobleme gibt. Trotz aller Kritik gefallen mir die Ergebnisse im Mix gar nicht schlecht. Natürlich fällt die Überbetonung des Attacks und der wenig präsente Bassbereich auf, viele Stile profitieren von so einer Charakteristik allerdings auch.

Audio Samples
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Drumset-1, Overhead Mikros, solo Oktava MK012, Overhead Mikros, solo Drumset-1, Overhead Mikros, im Kit Oktava MK012, Overhead Mikros, im Kit
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Fazit

Beim IMG Stageline Drumset-1 Mikrofonkoffer handelt es sich um ein siebenteiliges Mikrofonset zur Abnahme eines Standarddrumsets. Ein dynamisches Bassdrummikro, vier dynamische Snare-/Tommikrofone, zwei Overhead-Stäbchen sowie passende Halterungen finden sich im Lieferumfang. Im Test gefällt das Set mit einwandfreier Verarbeitung, guten Halterungen und einem sehr einfachen Handling dank geringer Abmaße und Gewichte der Schallwandler. Klanglich sollte man von einem derartig günstigen Angebot jedoch keine Wunder erwarten. Der Koffer liefert insgesamt präsente, anschlagsbetonte Sounds, wobei diese Charakteristik speziell beim Bassdrummikro doch recht extrem ausfällt und damit die Möglichkeiten der Nachbearbeitung einschränkt. Den Overhead-Stäbchen fehlt es an Fundament, auch die Auflösung kann mit professionellen Referenzen nicht mithalten. Die Snare-/Tomversionen machen hingegen einen recht ausgewogenen Job, sofern es nicht zu bassig wird. Wer also erste Erfahrungen mit der Abnahme eines kompletten Drumsets machen möchte oder ein stabil verarbeitetes Live-Setup benötigt, sollte sich das IMG-Stageline-Angebot durchaus mal anhören.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • brauchbarer Gesamtklang
  • sehr gutes Handling
  • praxisgerechte Halterungen
  • gute Verarbeitung
Contra
  • stark gefärbtes Bassdrummikrofon
  • Overheadmikros sehr schwach im Bassbereich
Artikelbild
IMG Stageline Drumset-1 Test
Für 189,00€ bei
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Drei Mikrotypen sind dabei: Bassdrum, Tom/Snare und Overhead
Features und Spezifikationen
  • Hersteller: IMG Stageline (Monacor)
  • Bezeichnung: Drumset-1
  • Zubehör: 4 x Spannreifenhalterungen, 2 x Overheadhalterungen, Koffer, EU-Verkleinerungsgewinde, Anleitung
Bassdrummikro
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Bi-direktional (Acht)
  • Impedanz: 300 Ohm
  • Frequenzgang: 50–10000 Hz
  • Finish: mattschwarz
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen: 11,3 x 5,0 Zentimeter
Snare-/Tommikros
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Impedanz: 600 Ohm
  • Frequenzgang: 50–15000 Hz
  • Finish: mattschwarz
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen: 9,3 x 4,0 Zentimeter
Overheadmikros
  • Wandlerprinzip: Kondensator (Elektret)
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Impedanz: 6800 Ohm
  • Frequenzgang: 50–15000 Hz
  • Finish: mattschwarz
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen: 9,0 x 2,2 Zentimeter
Set-Preis: € 171,– (Straßenpreis am 26.7.2020)
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