Denkt man an einen deutschen Schlagzeughersteller, kommt einem sofort der Name Sonor in den Sinn. Die Firma Sonor gehört zusammen mit dem Hersteller Lefima – der jedoch die Herstellung von Drumsets bereits vor gut 50 Jahren eingestellt hat – zu den beiden einzigen deutschen Trommelfabriken, die die Neuordnung des Marktes durch die Erstarkung der Hersteller aus Fernost in den 1980er-Jahren überstanden haben. In diesem Jahr feiert die Firma das 150. Jahr ihres Bestehens.

Die Geschichte von Sonor: Vom Pergament zum Trommelbau
Sein Weg führt den am 19. August 1847 auf der Schwäbischen Alb geborenen Johannes Link zunächst nach Stuttgart, wo er eine Ausbildung zum Drechsler absolvierte. Die damals üblichen Wanderjahre verbrachte er in Frankfurt a.M., Köln, Hamburg und Berlin, bis sie ihn schließlich zu einem Pergamentbetrieb in Erfurt führen, wo er Erfahrungen im Gerben von Naturfellen sammelt. Trotz wirtschaftlicher Flaute gründet er im Jahr 1875 in der Naumburger Straße in Weissenfels an der Saale, etwa 40 km von der Stadt Leipzig entfernt, eine Werkstatt zur Herstellung von Pergament aus Naturfellen. Aus bescheidenen Anfängen entsteht in kurzer Zeit ein florierender Betrieb, der drei Jahre später in größere Produktionsräume in der Leipziger Straße umziehen muss.
Neben der Herstellung von Pergament für Bucheinbände und Geldbörsen erweitert Link sein Sortiment um Trommelfelle und bald auch einfache Militärtrommeln. Die Produktion wird weiter ausgebaut und in „Erste Trommelfabrik Weissenfels“ umbenannt. Um 1900 werden dort bereits Pauken, Konzerttrommeln, Xylophone, Becken, Triangeln sowie der erste Schlagapparat für eine große Trommel hergestellt. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits über 50 Mitarbeiter bei Johannes Link beschäftigt.

Im Jahr 1902 erwirbt die Firma ein eigenes Sägewerk, 1907 wird das Markenzeichen Sonor beim Kaiserlichen Patentamt eingetragen. Der Begriff Sonor kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „klangvoll“. Der Katalog aus dem gleichen Jahr zeigte einen kombinierten Schlagapparat für große Trommel und Becken. Zwischenzeitlich ist auch Links Sohn Otto in die Firma eingetreten. Nachdem Johannes Link 1910 einen Schlaganfall erleidet, übernimmt Otto, zusammen mit seinem Stiefbruder Max Straubel, immer mehr Aufgaben in der Firma, die durch Aufträge des Militärs stetig wächst.
Expansion trotz schwerer Kriegszeiten
Am 3. März 1914 stirbt Johannes Link im Alter von 67 Jahren. Trotz oder gerade wegen des Ausbruchs des I. Weltkrieges verzeichnet die Firma weiteren Zuwachs, wobei auch Kriegsgerät gefertigt wird. Im Jahr 1917 eröffnet Sonor ein Zweitwerk im gut 150 km entfernten Markneukirchen. Dort, im sächsischen Vogtland, liegt bereits seit dem 17. Jahrhunderts das Zentrum des Musikinstrumentenbaus in Europa. Hier entwickelte sich bereits früh eine erstaunlich hohe Spezialisierung auf einzelne Bauteile, die der Region großen Reichtum einbringt. In einigen Branchen, wie dem Akkordeonbau und der Saiteninstrumentenherstellung, liegt dort der Weltmarktanteil bei etwa 50 Prozent. Von 1893 bis 1916 gibt es in Markneukirchen sogar ein eigenes US-Konsulat. Zu dieser Zeit leben dort nicht weniger als 15 Millionäre, wobei es nicht so sehr die Musikinstrumentenbauer sind, die zu Reichtum gelangten, sondern vielmehr die Kaufleute, die sogenannten „Fortschicker“ – eine Vorform der heutigen Online-Stores.

Klaus Ruple, seit den 1980er Jahren vollständig vom Sonor-Virus befallen, widmet sich in diesem Buch der Gründungsgeschichte der traditionsreichen Trommelschmiede Sonor.
Im Jahr 1919 wird bei einem Brand ein Großteil des Stammwerks in der Leipziger Straße zerstört. Um den Verlust der Anlagen schnell zu kompensieren, wird das großzügige, im Neo-Renaissance-Stil erbaute Vergnügungs-Etablissement „Am Bad“ von der Brauerei Gürth erworben.
Im Jahr 1925 begeht die 145 Mitarbeiter zählende Firma ihr 50. Jubiläum. Das Weissenfelser Tageblatt berichtet am 06. 10. 1925: Zur Feier des 50- jährigen Bestehens der Trommelfabrik Johannes Link fand am Sonnabend in der mit Tannengrün, Girlanden und einer Fülle von Blumengaben geschmückten Fabrikhalle ein Festakt statt. … Die Arbeiter hatten ihre Werkstätte feierlich rausgeputzt. Hunderte von blanken und farbigen Trommeln und anderen Instrumenten gaben der Feier einen schmucken äußeren Rahmen. Die Feier begann mit einem einleitenden Streichquartett. Eine Angestellte sprach darauf in sehr nettem Vortrag einen Prolog von Cäsar Flaischlen, der sich so recht für die Stunde eignete. „Da aber liegt’s: Der eine biegt’s, der andre bricht’s! Wer etwas will, der kann’s“. Damit schmückte sie das lebensgroße Bild des Gründers mit einem Eichenkranz. Fabrikbesitzer Otto Link hieß darauf die Festgäste und seine Arbeiter und Angestellten zu der Feier herzlich willkommen.
Vorläufiges Aus nach dem Zweiten Weltkrieg…
Neben seiner Tätigkeit als Firmenchef bemüht sich Otto Link zunehmend um die Beziehungen zu dem Land Schweden und wird schwedischer Honorarkonsul. Auch wenn oft von den „Roaring Twenties“ gesprochen wird, so ist dieses Jahrzehnt durch Armut nach dem verlorenen Krieg und politische Unsicherheit geprägt. Nur langsam entwickelt sich ein normales Leben. Die neuen aus Amerika stammenden Musikrichtungen des Jazz und Swing bringen zunächst auch einen Aufschwung für die Firma Sonor. 1932 erscheint der erste Spezialkatalog ausschließlich für kombiniertes Schlagzeug, wie es zu der Zeit im Jazz verwendet wurde. Dieser Aufschwung wird allerdings durch die Weltwirtschaftskrise und die Machtergreifung der Nationalsozialisten jäh gestoppt.
Schon bald wird Jazz der entarteten Kunst zugerechnet. Trotzdem spielen Unterhaltungsorchester weiter diese Musik in leicht entschärfter Form und unter anderem Namen – oft mit offizieller Duldung der Naziherrscher. Aufträge für das Militär nach der Einführung der Wehrpflicht lassen die Umsätze nach überstandener Wirtschaftskrise wieder nach oben schnellen. In den folgenden Jahren wird jedoch die Beschaffung von Rohstoffen als Folge der Vorbereitung des II. Weltkrieges zum vorrangigen Problem für Sonor. Während des Krieges wird die Firma in die Kriegsproduktion mit einbezogen.

Um sich der Enteignung und seiner Verhaftung zu entziehen, flüchtet Otto Link aus Weissenfels nach Aue
Nach Ende des Krieges versucht Otto Link, die Produktion in Weissenfels durch die Herstellung von Nebenprodukten wie Ersatzteile für Maschinen, Schaufeln und Rollwagen aufrecht zu halten. Sein Sohn Horst flieht in das westfälische Aue, ein Ortsteil von Bad Berleburg. Fabrikarbeiter folgen ihm in den darauffolgenden Jahren. Ab 1948 werden in Weissenfels wieder Trommeln hergestellt, nun im Auftrag der Roten Armee. Gleichzeitig treibt Otto Link den Bau einer Produktionsstätte in Aue voran. Nach der Abriegelung der innerdeutschen Grenze ergeht der Befehl zur Enteignung der Firma Sonor und Festnahme des Eigentümers. Durch einen beherzten Sprung aus dem Fenster kann dieser sich seiner Verhaftung entziehen. In einem Krankenwagen, von Kopf bis Fuß bandagiert, gelingt ihm die Flucht in den Westen.
Das Werk in Weissenfels wird verstaatlicht und auf den Produktionsanlagen entstehen von nun an Instrumente unter dem Namen TRoWa (für Trommelwaren VEB).
… und der Wiederaufstieg in den 1950er-Jahren
So muss die Familie Link 75 Jahre nach Gründung durch Johannes Link erneut von vorne beginnen – wahrlich kein Grund für eine große Feier. Der noch schwarz-weiße Katalog von 1952 zeigt aber bereits wieder die ganze Palette von Marschtrommeln bis hin zu kombinierten Sets mit zeitgemäßen Namen wie Luxus oder Super. 1953 wird die Palette um das Orff-Instrumentarium erweitert, eine in den folgenden Jahren wichtige Säule im Unternehmen. Auch hat Sonor durch die Tatsache, dass man bereits auf 50 Jahre Erfahrung im Trommelbau zurückgreifen konnte, einen gewissen Vorsprung gegenüber den anderen Nachkriegsherstellern wie DERI oder Tromsa. Zunächst produziert man auch im Stil der 40er-Jahre, doch schon schnell sind Sonor-Schlagzeuge in Design und Qualität ihren Mitbewerbern voraus. Lediglich die Firma Trixon kann Sonor durch einige innovative Ideen sowie ihr modernes Image Marktanteile streitig machen.
Nach dem Tod von Otto Link übernimmt Horst Link das Ruder
1955 stirbt Otto Link und die Leitung von Sonor geht an seinen Sohn Horst. Dieser baut die Produktion und die Produktpalette kontinuierlich aus. Im Jahr 1956 erscheint ein Sonor-Musikinstrumentenkatalog mit über 100 Seiten. Die Sets in diesem ebenfalls schwarz-weiß gehaltenen Katalog tragen englische Namen wie Star oder King. Einige internationale Stars jener Zeit wie etwa Kenny Clarke spielen bereits Sonor.

Ebenfalls wichtig für den Aufstieg ist sicherlich, dass es Sonor gelingt, den Vertrieb des amerikanischen Beckenherstellers Zildjian zu übernehmen. Die Farbkataloge der 1960er-Jahre zeigen zum ersten Mal das klassische Sonor “Schlägel-Logo“ sowie die schlanken Teardrop Lugs als Synonym für Design und Solidität „Made in Germany“. Die Namen der Drumsets sind geprägt von amerikanischen Städten wie Chicago, Boston oder Memphis. Einflüsse aus lateinamerikanischer Musik fließen in die Unterhaltungsmusik der Nachkriegszeit ein, so sind Bongos oder Congas sehr angesagt und auch im Sonor-Sortiment vertreten. Sonor ist Mitte der 1960er-Jahre wieder auf Erfolgskurs, und das 90-jährige Bestehen der Firma wird gebührlich gefeiert – wenn auch im kleineren Kreis. Neben dem Vertrieb der Zildjian-Becken stellt Sonor auch eigene einfache, in Form gedrückte Becken unter den Namen Tyrko und Zymbor her. Neben eigenen Fellen gelingt es Sonor auch, die Generalvertretung für Remo-Felle aus den USA zu erlangen.

Fritz Steger wirft in seinem neuen Buch einen Blick auf all die deutschen Hersteller, die es nicht zu internationalen Ruhm gebracht haben, aber trotzdem Musikgeschichte schrieben.
Ab 1964 boomt die Schlagzeugindustrie
Nach dem Auftritt der Beatles in der Ed-Sullivan-Show 1964 beginnt eine neue Ära für den Schlagzeuger, der aus seiner Rolle als purer Rhythmusgeber im Hintergrund hervortritt. Die Menge an Trommeln wächst stetig an und bald läuft das Ludwig-Werk im fernen Chicago rund um die Uhr. Sonor präsentiert sich da noch als braves Familienunternehmen. Der Katalog von 1966 zeigt neben dem Ehepaar Link Fotografien ihrer Kinder am Schlagzeug, Kontrabass und Metallophon, während die gezeigten Schlagzeuge noch traditionell mit einer Bassdrum und zwei Toms ausgestattet sind. Doch am Ende des Jahrzehnts präsentiert sich bereits der Schlagzeuger Kurt Bong beim Deutschen Schlagerwettbewerb im Deutschen Fernsehen an einem glitzerndem Sonor-Schlagzeug mit zwei Bassdrums und vier Toms auf einem Podest positioniert.
Ab den frühen 1970er-Jahren bereitet eine neue, preisgünstige Konkurrenz aus Fernost den westlichen Herstellern zunehmend Probleme. Zunächst beschränken sich diese auf Kopien westlicher Vorbilder – der Tama-Vorgänger Star Drums hatte zum Beispiel eine Kopie der Sonor Teardrop Trommeln im Programm –, doch schon bald treten sie aus ihrem Schatten und dominieren bis heute den Schlagzeugmarkt. Horst Link nimmt diese Entwicklung ernst und reagiert mit weiterer Steigerung der Qualität, einem modernen Design und innovativem Marketing. Als einer der ersten Hersteller überhaupt führt Sonor mit Swinger, Champion und Phonic verschiedene Serien innerhalb ihres Portfolios ein.

Die 1970er/1980er-Jahre: „Made in Germany“ als Qualitätssiegel
Im Jahr 1975 feiert Sonor das 100-jährige Jubiläum mit 700 internationalen Gästen, darunter die gesamte Belegschaft, Zulieferer, Handelspartner und ihre inzwischen stattliche Anzahl an internationalen Endorsern. Horst Link eröffnet die Feier mit den Worten: „Ein Jubiläum ist nur ein Meilenstein auf einem Weg, der in die Zukunft führt.“ Das Festprogramm wird von namhaften Schlagzeugern der damaligen Zeit wie zum Beispiel Bernhard „Pretty“ Purdie und James Sargent aus den USA sowie Charlie Antolini und Daniel Humair aus der Schweiz angeführt, die auf bunten, glitzernden und teilweise durchsichtigen Schlagzeugen spielen. Kurt Bong hat für eine große Drummer-Session eigens ein Stück komponiert. Daneben gibt es Darbietungen des Orff-Instrumenten-Spielkreises des Johannischen Chores Berlin, Folklore mit der Engel-Familie aus Tirol sowie eine Darbietung der Bad Berleburger Schützenkapelle.
Namhafte Endorser wie Jack DeJohnette, Steve Smith oder Phil Rudd können gewonnen werden
Im Jahr 1977 tritt Karl Heinz Menzel in die Firma ein, ein Name, der für die späteren Geschicke der Firma Sonor noch eine wichtige Rolle spielen wird. Er ist zunächst zuständig für den Sonderbau, der sich auf Spezialmodelle wie etwa Drumsets für Endorser beschäftigt, bestimmt jedoch nach und nach immer mehr das Produktdesign der Marke. Internationale Endorser spielen eine immer wichtigere Rolle. Jack DeJohnette, Nicko McBrain, Vinnie Colaiuta, Steve Smith und Phil Rudd tragen ihren Teil dazu bei, dass diese deutsche Firma spätestens jetzt zu den besten Schlagzeugen der Welt gezählt werden kann – die beiden letztgenannten sind der Marke bis heute treu geblieben.

Mit der Präsentation des Horst Link Signature Drumsets im Jahr 1982 gelingt Sonor ein Statement, wie man es bisher nicht gesehen hat: Die einseitige Werbeanzeige trug die in Schreibschrift geschwungene Überschrift „Noblesse oblige“ und darunter ein Schlagzeug mit vier in African Bubinga (ein Rosenholz aus Kamerun) furnierten Toms in „quadratischen“ Größen, einer ultratiefen Snaredrum mit 24 Einzelböckchen und Stativen, die für die Ewigkeit gebaut zu sein schienen. Der Listenpreis für das abgebildete Set (ohne Becken) lag damals bei 10.000 DM (entspricht heute etwa 17.500 EUR), einer Summe, für die man zu dieser Zeit einen fabrikneuen Mittelklassewagen kaufen konnte. Die Presse zog zugleich einen Vergleich zum Autohersteller Rolls Royce. Doch so spektakulär es auch war, gab es vor allem Kritik an den dicken Kesseln und der zwar soliden, aber auch schweren Hardware. Sonor reagiert darauf mit einer Version mit dünneren Kesseln, der SonorLITE-Serie mit Trommeln aus finnischer Birke.
Der Druck aus Fernost nimmt stetig zu
Die Signature-Serie hat Sonor zwar weltweit eine große Aufmerksamkeit und Zuwendung zu ihrer restlichen Produktpalette eingebracht, doch der Druck aus Fernost nimmt stetig zu. Neben Pearl und Tama kommt mit Yamaha ein weiterer ernstzunehmender Mitbewerber auf den Markt. Sonor reagiert mit der in Taiwan gefertigten International-Serie – wobei Horst Link dafür plädiert, dass sie nicht den Namen Sonor tragen dürfe. Schlussendlich überwiegen doch die Argumente der Marketing-Abteilung. Der ehemalige Marktführer Ludwig wird an den Musikinstrumentenkonzern Conn verkauft und verschwindet, wie auch die Firmen Rogers, Slingerland, Leedy, Premier und Gretsch, in den 1980er-Jahren weitgehend von der Bildfläche. Sonor bleibt jedoch weiterhin auf Erfolgskurs. Als Antwort auf die Nachfrage nach dünneren und kürzeren Kesseln wird die Hilite- bzw. Hilite Exclusive Serie mit verkupferter Kesselhardware entwickelt, wobei die neue Hardware im Tube-Lug-Design jedoch nicht bei allen Sonor-Fans gut ankommt. Auch die neuen Einstiegsserien aus Deutschland, Force 1000, 2000 und 3000, tragen dieses neue Stilelement.

Neuausrichtung und Umstrukturierung von Sonor in den 90er-Jahren
Am Ende des Jahrzehnts sieht sich Horst Link – er ist inzwischen über 70 Jahre alt – mit dem Problem seiner Nachfolge konfrontiert. Im Jahr 1991 verkauft er das Unternehmen an die Matthias Hohner AG in Trossingen, den führenden Hersteller von Akkordeons und Mundharmonikas. Sonor bleibt rechtlich selbständig, doch durch die Verbindung mit der Hohner-Gruppe eröffnen sich neue Möglichkeiten im Export und bei der Beschaffung. Doch selbst nach dem Verkauf werden die Fahrwasser nicht ruhiger, denn auch Hohner hat zu diesem Zeitpunkt mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zudem hat sich durch den Verkauf auch die Stimmung im Hause Sonor verändert. Mitarbeiter verlassen die Firma, darunter auch Karl Heinz Menzel, der sich nach Differenzen mit der Hohner-Geschäftsführung über die zukünftige Ausrichtung der Firma Sonor mit einem eigenen Musikvertrieb selbstständig macht.
Im Jahr 1992 folgt das Jet Set, das bis heute wohl teuerste Serienschlagzeug der Welt. Grundlage sind die Kessel der Signature-Serie, die bei diesem Kit mit einer hochglänzenden Black-Maple-Oberfläche versehen wurden. Sämtliche Beschlag- und Hardwareteile sind 24 Karat hartvergoldet, was erklärt, dass ein Beckenständer 2182,- DM kostet und das ganze Set mit 30.000 DM veranschlagt ist. Allerdings beinhaltet dieser Preis auch ein Flugticket, egal von welchem Fleck der Erde, damit der neue Besitzer das gute Stück auch persönlich im Werk abholen kann. Obwohl eine maximale Stückzahl von 50 Stück bis 31.12.1992 garantiert wurde, griffen nur etwa fünf Käufer bei diesem Angebot zu.

Ein weiterer Meilenstein: die Sonor „Designer“-Serie
Im Jahr 1993 erscheint der noch von Menzel entwickelte „Signature“-Nachfolger – die „Designer“-Serie. Die unter neuer Führung gebauten Modelle, wie etwa die „S-Class“- und die „Sonic“-Serie, mit eigenwilligen Design-Elementen und Verwendung von Kunststoffen bei Teilen der Hardware kommen bei langjährigen Sonor-Kunden jedoch nicht gut an. Die Hohner AG gerät zunehmend in Schieflage, was 1997 zur Übernahme der Aktienmehrheit durch die taiwanesische KHS-Gruppe führt, zu der neben dem Schlagzeughersteller Mapex auch die Marken Jupiter, Altus, Linko, Ross, Majestic, Butterfly und Walden gehören. Bereits Mitte der 1980er-Jahre hatte Sonor den Import von Zildjian Cymbals aufgegeben und dafür den kanadischen Hersteller Sabian in ihr Sortiment aufgenommen. In den USA wird die Vertriebsgesellschaft HSS für Hohner, Sonor und Sabian gegründet. In Deutschland war Hohner auch kurzzeitig Großhändler für Gretsch und Slingerland Drums.
Das Ende der Horst-Link-Ära
Sonor wird schrittweise in die Selbstständigkeit zurückgeführt und der Betriebswirt Stefan Althoff mit der Geschäftsführung betraut. Karl Heinz Menzel übernimmt ab 1997 wieder die Produktentwicklung. Die problematischen Serien werden dem allgemeinen Geschmack angepasst und schrittweise ersetzt. Ab dem Jahr 2000 führen Menzel und Althoff gemeinsam das Unternehmen. Durch die fortschreitende Globalisierung und den damit verbundenen Preisdruck ist es mittlerweile nicht mehr möglich, die Einsteiger- und Mittelklasseserien in Deutschland zu fertigen. Somit bekommt Sonor durch die Konzernverbundenheit die Möglichkeit, diese Serien im KHS-Werk in Tianjin/China zu fertigen – dort, wo auch die Schlagzeuge der anderen KHS-Tochter Mapex gebaut werden. Nach dem Ende der Partnerschaft mit Sabian übernimmt Sonor den Großhandel für UFIP-Becken aus Italien, Gibraltar Hardware und Drumsticks der Firma Vater aus den USA.

Im Jahr 2000 feiert Sonor sein 125-jähriges Bestehen mit einer großen Feier in Bad Berleburg – unvergessen der spontane Auftritt des langjährigen Sonor-Endorsers Bernhard „Pretty“ Purdie um Mitternacht. Am 12. 02. 2004 verstirbt Horst Link, der verantwortlich war für den Aufstieg der Firma Sonor an die Weltspitze des Schlagzeugbaus, im Alter von 85 Jahren in Wien. Im Jahr 2007 wird mit dem „SQ2“ ein neues Drumsystem eingeführt, was – durch die Möglichkeit der virtuellen Zusammenstellung des Schlagzeugs über einen Online-Konfigurator – die Abläufe für Produktion und Kunden vereinfacht. Im Jahr 2010 bringt Sonor – gemäß ihrer alten Tradition – wieder Kessel aus Buchenholz mit der in Deutschland hergestellten, limitierten High-End-Serie Beech Infinite auf den Markt. 2012 wird die Prolite-Serie (Ahorn) eingeführt. Es folgen die limitierte Birch Infinite Serie im Jahr 2013 und die Vintage-Serie (Buche) im Jahr 2015.
150 Jahre Sonor: Qualität setzt sich durch
Im Jahr 2014 beschließt eine außerordentlich einberufene Hauptversammlung der Hohner AG die vollständige Übernahme des Unternehmens durch die KHS-Tochter HS Investment mittels eines so genannten Squeeze-out, womit auch das Ende der Börsennotierung einhergeht. Im Januar 2016 wird Hohner in eine GmbH umgewandelt. Karl-Heinz Menzel übernimmt 2017 die Verantwortung für das Nordamerika-Geschäft. Nach 44 Dienstjahren für Sonor geht er 2020 in den Ruhestand. Alleiniger Geschäftsführer wird fortan Stefan Althoff. Im Jahr 2017 wird die SQ1-Serie (Birke) eingeführt und ab 2018 werden die Force-Serien in AQ-Serien umbenannt. Seit 2020 ist Arthur Chuang neuer Geschäftsführer der Matthias Hohner GmbH, der Hohner Musikinstrumente GmbH und der Sonor GmbH.








Trotz sich immer wieder veränderter Umstände am Schlagzeugmarkt, Wirtschaftskrisen und Kriegen ist es Sonor immer wieder gelungen, den Anschluss zu halten. Somit kann die Firma für sich in Anspruch nehmen, der letzte verbleibende europäische Hersteller zu sein, der es geschafft hat, wenigstens einen Teil seines Sortiments weiterhin in Deutschland zu fertigen. Zum 150-jährigen Jubiläum stellt Sonor im Januar 2025 Sonor zwei Drumsets mit Kesselkonstruktionen aus den 1980er-Jahren als eine limitierte Neuauflage vor. Das 150th Signature Shell Set und das 150th SonorLITE Shell Set sind in jeweils zwei Konfigurationen erhältlich und kombinieren die Buchen- und Birkenkessel von damals mit moderner Sonor-Hardware. Zusammen mit einer Cast Bronze Snare, in Anlehnung an die Sonor Signature Series HLD 590 Snare von 1987, sollen sie als neues Statement für 150 Jahre Trommelbau in Deutschland stehen.

Herstellerseite: https://www.sonor.com