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Harley Benton XT-22 Paradise Flame

Dass bei der Harley Benton XT-22 die Hamer XT-Serie Pate stand, ist nicht nur im Namen abzulesen. Auch in Form und Optik orientiert sich die Gitarre ganz offensichtlich an den Instrumenten des amerikanischen Herstellers. Was allerdings nicht ganz in den Rahmen passt, das ist der Preis von wenig mehr als 200 Euro für ein Instrument, das schon auf den ersten Blick mit einer attraktiven Optik punktet.

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Ein Detail, das neugierig auf mehr macht. Wir haben deshalb bei der Harley Benton XT-22 genauer hingeschaut, denn das eigentliche Vorbild auch der Hamer XT-Serie war ursprünglich die Les Paul Double Cut, die schon 1958 das Licht der Welt erblickte.

Details

Optik/Verarbeitung

Auffälligstes Merkmal unserer Testkandidatin ist die sehr schön geriegelte, 1,5 mm starke Ahornauflage, die sich mit einem cremefarbenen Binding vom Korpus aus Mahagoni absetzt und der Gitarre einen edlen und hochwertigen Touch verleiht, zumal es an der Verarbeitung nichts auszusetzen gibt. Das Ahorn wurde bernsteinfarben gebeizt, vom Hersteller als Paradise Flame bezeichnet, und wie Korpus und Halsrückseite mit Klarlack überzogen. Die Rückseite des dunkelroten Korpusses lässt einen Blick auf die zwei Mahagoniblöcke zu, die in der Mitte des Bodies zusammengeleimt wurden.

Fotostrecke: 5 Bilder Form und Optik der XT-22 sind deutlich an die Gitarren des amerikanischen Herstellers Hamer angelehnt.

Die Tune-O-Matic Brücke mit Stop Tailpiece kommt, wie der Rest der Hardware auch, im Satin-Nickel-Outfit. Die Reiterchen lassen sich zum Einstellen mit einem kleinen Kreuzschlitz-Schraubenzieher bewegen, die Konstruktion kann wie gehabt mit zwei Rändelschrauben in der Höhe justiert werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Ganz in der Tradition Les Paul inspirierter Modelle kommt auf der XT-22 ein Tune-O-Matic System zum Einsatz.

Für die Tonwandlung kommen zwei Roswell LAF-Alnico-Humbucker zum Einsatz, die beide in schwarzen Kunststoffrähmchen zuhause sind und sich mittels zweier Schrauben auch in der Höhe einstellen lassen. Bei Roswell haben wir es mit einer noch jungen Marke zu tun, die erst 2014 auf dem Markt erschien. Sie gehört zum WSC-Konzern, der bereits seit über 20 Jahren im Geschäft ist und als einer der größten Hersteller von Tonabnehmern gilt. WSC steht übrigens für Who Song Chorus Industries, stammt aus Korea und bieten neben Tonabnehmern auch alle erdenkliche Hardware-Parts für Gitarren und Bässe an. Selbst Wickelmaschinen sind im reichhaltigen Sortiment zu finden, aber das nur am Rande.
Zur Anwahl der Pickups steht ein Dreiwegschalter bereit, der ergonomisch günstig unterhalb des Volume- und Tone-Reglers platziert ist. Letztere besitzen massive Metallknöpfe, die in der oberen Hälfte zugunsten eines besseren Handlings geriffelt sind. Die Potis lassen sich angenehm und exakt regeln und vermitteln eine gewisse Wertigkeit.
Für den Anschluss des Klinkenkabels steht in der unteren Zarge eine passende Buchse bereit und auch der Gurt findet seine Befestigung an gewohnter Steller – die Gurtpins sind zudem mit schwarzen Filzplättchen unterlegt. In Höhe der Potis und des Dreiweg-Schalters befindet sich auf der Rückseite eine entsprechende Ausfräsung für die Elektronik, die mit einer versenkt aufgelegten schwarzen Kunststoffplatte verschlossen ist.

Fotostrecke: 6 Bilder Wer bei dem Namen Roswell an einen UFO-Absturz in New Mexico denkt liegt bei der XT-22 falsch,…

Auf dem Weg in Richtung Kopfplatte geht es für den aufgezogenen D’Addario EXL .010 – .046 Satz erst einmal über 22 Medium-Jumbo-Bünde, die allesamt tadellos in das Palisandergriffbrett eingesetzt wurden und sauber bearbeitet sind.
Der Hals besteht aus Mahagoni und ist, wie erwartet, mit dem Korpus verleimt. Auch diese Arbeit gibt keinerlei Anlass zur Kritik, Leimreste sucht man vergeblich. Das Palisandergriffbrett ist passend zum Korpus ebenfalls mit einem Binding versehen, als Griffbretteinlagen hat man sich für die Blockvariante entschieden, was ganz hervorragend zum optischen Erscheinungsbild des Instrumentes passt. Zusätzlich sind kleine schwarze Punkte in der Halskante zu finden, die zur besseren Orientierung beitragen. Den 42 mm breiten Kunststoffsattel durchlaufen die Saiten ohne Spiel, was für eine verbesserte Stimmstabilität sorgt. Für den Fall, dass an der Halskrümmung gedreht werden muss, steht der Zugang hinter dem Sattel bereit, der von einem Kunststoffplättchen verschlossen ist, auf das “Deluxe” eingraviert wurde. Der passende Schlüssel zum Einstellen befindet sich im Karton, in dem das Instrument sicher verpackt geliefert wird. Die schwarz lackierte Kopfplatte mit Herstellerlogo ist angewinkelt angebracht und der Übergang vom Hals zusätzlich verstärkt, was auch nötig ist, denn dieser Punkt ist im Fall des Falles eine Sollbruchstelle. Sechs ebenfalls in Satin Nickel verbaute Grover-Mechaniken verrichten ihre Arbeit exzellent und ausgesprochen geschmeidig, für mich ein echtes Highlight!

Fotostrecke: 5 Bilder Die Harley Benton XT-22 ist mit zwei Cutaways ausgestattet, was das Spielen in den hohen Lagen erleichtert.

Das in China gefertigte Instrument bringt stolze 3866 Gramm auf die Waage, besitzt eine Mensur von Gibson-typischen 628 mm und ist tadellos verarbeitet.

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Praxis

Sound/Bespielbarkeit

Auf dem Schoß platziert pendelt sich die Harley Benton XT-22 mittig ein, keine Spur von Kopflastigkeit. Trocken angespielt zeigt sie sich für meinen Geschmack etwas verhalten in der Ansprache und auch das Höhenbild ist zurückhaltend. Was die Bespielbarkeit angeht gibt es aber überhaupt nichts zu meckern, ganz im Gegenteil: Aus dem Karton geschält und schnell durchgestimmt lädt sie direkt zum Spielen ein. Dazu tragen neben der Einstellung des Instrumentes sicherlich auch die hochwertigen Saiten eine Menge bei.
Für die folgenden Audiofiles verbinde ich die Harley Benton mit meinem Marshall JVM 410 und treibe damit eine 2 x 12″ Box mit Vintage 30 Speakern an. Diese werden ganz klassisch mit einem Shure SM57 abgenommen und klanglich in keinster Weise weiter bearbeitet.
Los geht es im Clean-Kanal des Amps, wobei ich durch alle drei Positionen pro Durchgang schalte und am Hals beginne.

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Clean: Strumming, alle 3 PU-Positionen

Die Pickups bieten eine gute Ausgangsleistung und fordern den normalerweise recht stabilen cleanen Kanal des Marshalls heraus. Die Zwischenstellung zeigt sich gewohnt glasig und besitzt Strat-Anleihen, die Humbucker für sich liefern die bekannten mittigen Klänge, wobei der am Hals deutlich bauchig daherkommt. Der beim trockenen Anspielen gezeigte Klangcharakter setzt sich auch hier fort, wird aber von den Pickups abgefangen und entschärft, die Grundästhetik bleibt aber erhalten. Das muss kein Nachteil sein, denn je nach Geschmack ist genau dieser Sound goldrichtig.
Ich behalte alles wie beim Beispiel zuvor bei, spiele nun aber eine Picking-Figur.

Audio Samples
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Clean: Picking, alle 3 PU-Positionen

Durch den härteren Anschlag des Plektrums kommt hier mehr Attack ins Spiel, was dem Sound generell sehr gut bekommt. Das Bauchige beim Hals-Pickup geht glücklicherweise verloren und auch der Steg-Humbucker macht einen guten Job und liefert den erwarteten, mittigen Grundsound.
Ich schalte nun einen Gang höher und spiele ein paar angecrunchte Riffs, wobei ich wieder alle drei Positionen durchschalte.

Audio Samples
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Crunch: alle 3 PU-Positionen
Fotostrecke: 5 Bilder Klanglich dürfte die Harley Benton XT-22 etwas spritziger zu Werke gehen, etwas mehr Präsenzen täten ihr gut.

Hier fühlt sie sich offensichtlich wohler, denn die Gitarre liefert einen breiten Rocksound, der zum Riffen einlädt. Eine Idee mehr Präsenzen täten ihr zwar gut, aber mit dem Grundsound lässt es sich gut leben.
Dem Crunch-Kanal des Marshalls füge ich nun etwas mehr Gain zu und schalte auf den Steg-Humbucker.

Audio Samples
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Heavy Sound: Steg-Humbucker

Dieser kommt sehr gut mit den Gegebenheiten klar und zeigt gerade bei den flächigeren Akkorden, was seine Lieblingsdiziplin ist.
Im nächsten Beispiel stimme ich die tiefe E-Saite auf D hinunter, schalte in den nächsthöheren Kanal am Amp und drehe die Bässe und Höhen auf, dafür die Mitten heraus.

Audio Samples
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Heavy Sound: Drop D Tuning, Steg-Humbucker

Die XT-22 ist ein echter Rocker und möchte, so wie es scheint, am liebsten mit hohen Gain-Settings betrieben werden, denn dort kann sie punkten. Sie liefert den gewünschten “Growl” und dank der komfortablen Bespielbarkeit sind auch fette Riffs in den tiefen Lagen kein Problem.
Fehlt eigentlich nur noch ein Beispiel, wie die Harley Benton sich in Lead-Gefilden schlägt. Im ersten Durchgang ist der Hals-Pickup zu hören, danach schalte ich auf den Kollegen am Steg.

Audio Samples
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Lead Sound: erst Hals-PU, dann Steg-PU

Wie bereits erwähnt, zeigt sich die Gitarre recht bauchig, was man hier auch gut heraushört.
Dafür kann sie mit einem breiten Sound aufwarten, der die Anschläge des Plektrums recht gut wiedergibt und so dem Ton Kontur verleiht.

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Fazit

Die Harley Benton XT- 22 ist eine echte Überraschung, denn sie sieht nicht nur lecker aus, sie kann auch mit einer hervorragenden Bespielbarkeit punkten. Klanglich dürfte sie zwar etwas spritziger zu Werke gehen, aber wenn ich mir noch einmal das Preisschild vor Augen führe, gibt es hier rein gar nichts zu beanstanden. Für den Einsteiger ist die Harley Benton definitiv ein ausgesprochen interessantes Angebot, aber auch der fortgeschrittene Gitarrist mit schmalerem Budget sollte mit ihr eine ganze Menge Freude haben.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • tolle Optik
  • sehr gute Verarbeitung
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • in den Höhen etwas zurückhaltend
Artikelbild
Harley Benton XT-22 Paradise Flame
Für 255,00€ bei
Mit der XT-22 hat Harley Benton einen wahren Leckerbissen im Programm, bei dem Optik, Verarbeitung und Preis absolut überzeugen.
Mit der XT-22 hat Harley Benton einen wahren Leckerbissen im Programm, bei dem Optik, Verarbeitung und Preis absolut überzeugen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: XT-22
  • Herkunftsland: China
  • Korpus: Mahagoni mit 1,5 mm Ahorn-Deckenfurnier
  • Farbe: Paradise Flame
  • Finish: Klarlack, transparent
  • Brücke: Tune-O-Matic Stoptailpiece
  • Mensur: 628 mm
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbrettradius: 350 mm
  • Bünde: 22
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Mechaniken: Grover
  • Saiten ab Werk: D’Addario EXL .010 – .046
  • Pickups: 2x Roswell LAF Alnico Humbucker
  • Regler: 1 x Volume,1 x Tone
  • Pickup-Wahlschalter: Bridge – Bridge & Neck – Neck
  • Hardware: DLX Satin Satin Nickel
  • Gewicht: 3866 Gramm
  • Preis : 229,00 Euro
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Eine wahre Augenweide ist das sehr schöne, 1,5 mm dicke Ahornfurnier,…

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