Anzeige

Harley Benton SC-Custom Lemon Flame Test

Mit der SC-Custom Lemon Flame hat die Hausmarke des Musikhaus Thomann eine weitere Singlecut-Gitarre im Programm, die zumindest äußerlich weit mehr darstellt als ihr Preis suggeriert. Mahagonikorpus, gewölbte Riegelahorndecke, Palisandergriffbrett und eine attraktive Optik für weniger als 200 Euro?

Harley_Benton_SC_Custom_Lemon_Flame_004FIN


Wenn das kein Grund ist, die Gitarre einer näheren Prüfung zu unterziehen und herauszufinden, wie viel Qualität tatsächlich hinter der verführerischen Fassade steckt.

Details

Optik/Verarbeitung

Das Instrument wird in einem schlichten Karton geliefert, in dem sich neben der Gitarre auch ein Inbusschlüssel zum Einstellen des Halsstabs befindet. Und eines ist schon im ersten Moment klar: Die SC-Custom ist eine wahre Augenweide, sofern man auf AAAA-Riegelahorn steht. Die Farbgebung nennt sich hier Lemon Flame und überzeugt auf ganzer Linie. Die Ahorndecke ist auf einen zweiteiligen Mahagonikorpus aufgeleimt und zusätzlich mit einem cremefarbenen Bindung versehen, das sauber ausgeführt ist und sich sehr harmonisch in die Optik der Gitarre einfügt. Eine auf Hochglanz polierte Klarlackschicht schließlich lässt das Instrument in seiner ganzen Pracht erstrahlen.

Fotostrecke: 5 Bilder Eye-Catcher: die AAAA-Riegelahorn Decke in Lemon Flame.

Als Patin diente in diesem Fall offensichtlich die Les Paul, nur dass bei der Harley Benton das untere Horn etwas spitzer ausfällt und der Gitarre so eine gewisse eigene Note verpasst. Weitere Gemeinsamkeiten sind natürlich die Holzauswahl, denn eine Ahorndecke auf einem Mahagonikorpus samt eingeleimtem Mahagonihals mit Palisandergriffbrett und eine Mensur von 628 mm sind nun einmal fest mit der Klassikerin verbunden.
Zwei Wilkinson MWCHBA Alnico Vintage-Style Humbucker stecken in Chromkappen und cremefarbenen Pickup-Rähmchen und lassen sich mithilfe zweier Schrauben in der Höhe regulieren. Für die Anwahl der Pickups steht ein Dreiwegschalter im oberen Horn bereit, der die drei altbekannten Positionen anwählt.

Die Saiten werden ebenfalls Paula-typisch in einen massiven Saitenhalter, Stopbar genannt, eingefädelt und über eine Tune-O-Matic Bridge geführt, bei der die Reiter wie gewohnt ein Einstellen der Oktavreinheit zulassen. Übrigens sind mit einem Satz D’Addario EXL in der Stärke .010 -.046 vernünftige Saiten aufgezogen, meiner Meinung nach der richtige Schritt, denn eine ordentliche Basisausstattung wertet ein Instrument schlicht und ergreifend auf.

Fotostrecke: 6 Bilder Klassische Tune-O-Matic Bridge mit Stopbar.

Volume- und Tone-Potis stehen ebenfalls bereit, jeder Pickup besitzt seinen eigenen Lautstärkeregler, ein Tone-Poti steht für beide Pickups zur Verfügung.
Was mich allerdings irritiert, ist die Anordnung der beiden Volume-Regler, denn der vordere, also der dem Steg-Humbucker am nächsten stehende, dient dem Hals-PU. Für meinen Geschmack sollte es genau anders herum angeordnet sein, aber das ist Ansichts- und letztlich Gewöhnungssachen. Falls jemand tatsächlich größere Probleme mit der Anordnung haben sollte und unfallfrei einen Lötkolben halten kann, sollte die Irritation relativ schnell beheben und das Ganze den eigenen, persönlichen Vorlieben anpassen können. Die Potis sind mit griffigen Metallknöpfen versehen, die, wie der Rest der Hardware auch, verchromt sind. Dazu gehören auch die DLX Strap Locks für den Gurt, die ein versehentliches Lösen verhindern – sehr gut! Die Rückseite des tadellos gefertigten Instruments wird lediglich von einer runden Ausfräsung unterhalb des Dreiwegschalters und einer weiteren unter den Potis unterbrochen. Beide sind mit schwarzen Kunststoffdeckeln verschlossen.

Fotostrecke: 7 Bilder Wilkinson Vintage-Style Pickups für den authentischen Sound.

Der Hals ist typischerweise mit dem Korpus verleimt und besteht, wie bereits weiter oben erwähnt, aus Mahagoni. Auch hier wurde ein cremefarbenes Binding passend zum Korpus angebracht, das die Kanten der 22 perfekt eingesetzten Medium-Jumbo-Bünde verdeckt. Weiße Blockeinlagen im Griffbrett und kleine Punkte im Bindung dienen der Orientierung und sind ebenfalls sauber eingesetzt. Die Saiten laufen weiter über einen 42 mm breiten Graphit IV Sattel zu den geschlossenen Grover-Mechaniken, die ein exaktes und geschmeidiges Stimmen ermöglichen. Hinter dem Sattel befindet sich der Zugang zum Halsstab, in diesem Fall in der Double Action Ausführung, der mit einer schwarzen Kunststoffabdeckung verschlossen ist. Natürlich darf der Herstellerschriftzug auf der angewinkelt angebrachten Kopfplatte nicht fehlen, darunter präsentiert sich eine Split Rhombus Perloideinlage. Auch an dieser Arbeit wie am gesamten Erscheinungsbild der Gitarre gibt es nichts zu bemängeln, eine Tatsache, die auch vielfach teuerere Gitarren oftmals nicht für sich in Anspruch nehmen können. Die 4474 Gramm, die das Instrument auf die Waage bringt, sind beileibe kein Pappenstiel, daher empfehle ich einen breiten Gurt, der das Gewicht verteilt und so ein längeres schmerzfreies Spielen im Stehen ermöglicht.

Fotostrecke: 5 Bilder Der mit 22 Bünden ausgestattete Hals…
Anzeige

Praxis

Sound/Bespielbarkeit

Die SC-Custom ist ab Werk einwandfrei eingestellt und kann mit einer sehr komfortablen Bespielbarkeit aufwarten. Der Hals besitzt ein C-Shape und ermöglicht ein entspanntes Greifen der linken Hand. Im Stehen wie im Sitzen lässt sich die Gitarre besten in allen Lagen bespielen und schon beim trockenen Anspielen erzeugt sie einen lauten, gleichmäßig ausklingenden Ton.
Ich bin gespannt, wie sie sich am Amp macht, daher schließe ich sie an einen Marshall JVM 410 an, der eine 2 x 12″ Box mit Vintage 30 Speaker betreibt und nehme diese mit einem SM57 ab. Weitere Klangbearbeitungen finden selbstverständlich nicht statt!
Los geht es wie immer clean, dabei schalte ich alle drei Positionen durch, beginnend am Hals.

Audio Samples
0:00
Clean: Picking, alle 3 PU-Positionen Clean: Strumming, alle 3 PU-Positionen Clean: Rhythm , alle 3 PU-Positionen

Der Hals-Pickup klingt fett und dick, in der Mittelposition wird der Klang, wie erwartet, in den Mitten ausgehöhlt und mit zusätzlichen Höhen versehen. Der Steg-Pickup liefert den bekannten mittigen Ton. Insgesamt überrascht mich der Grundsound sehr positiv, denn das habe ich in dieser Preislage nicht erwartet. Die Gitarre klingt erstaunlich selbstbewusst und kann absolut überzeugen.
Es folgt ein Beispiel am leicht zerrenden Amp. Auch hier schalte ich, beginnend am Hals-PU, jeweils alle drei Positionen durch.

Audio Samples
0:00
Crunch: alle 3 PU-Positionen
Mit fast 4,5 kg nicht unbedingt ein Leichtgewicht.
Mit fast 4,5 kg nicht unbedingt ein Leichtgewicht.

Spätestens bei leicht angezerrten Sounds trennt sich in der Regel die Spreu vom Weizen und ich muss neidlos anerkennen, dass die Harley Benton auch hier gefallen kann. Das Höhenbild hält sich vornehm zurück, dafür rücken die Mittenfrequenzen weiter in den Fokus, und genau die sind nun einmal wichtig für zerrende Sounds.
Ich erhöhe nun den Zerrgrad am Amp und erzeuge so einen klassischen Rocksound. Diesmal kommt nur der Humbucker am Steg zum Einsatz.

Audio Samples
0:00
Klassisches Rockriff: Steg-Pickup

Der zeigt sich von seiner bissigen Seite und liefert ein tolles Brett, das Riffs mit dem nötigen Punch, aber auch mit der entsprechenden Antrittsschnelle versorgt. Sehr gut!
Es wird Zeit für ein High-Gain-Riff. Auch hier verwende ich ausschließlich den Steg-Humbucker.

Audio Samples
0:00
High-Gain-Riff: Steg-Pickup

Oftmals erzeugen Pickups günstiger Gitarren bei hohen Gainsettings ein schwammiges Bassbild was ein akzentuiertes Spiel unmöglich macht. Nicht so bei unserer Kandidatin – auch hier überzeugt der eingebaute Wilkinson-Humbucker. Daumen nach oben!
Natürlich darf auch ein Lead-Beispiel nicht fehlen. Hier kommt im ersten Durchgang der Hals-Pickup, anschließend der Kollege am Steg zum Einsatz.

Audio Samples
0:00
Lead-Sound: erst Hals-, dann Steg-Pickup
Anzeige

Fazit

Mit der SC-Deluxe Custom Lemon Flame hat Harley Benton eine tolle Singlecut-Gitarre im Programm, die trotz des außerordentlich geringen Preises auf hohem Niveau gefertigt wurde, sich sehr gut bespielen lässt und zudem auch noch richtig gut klingt! Nicht nur die Optik, auch die Materialien geben mit Mahagoni, Ahorn und Palisander die Richtung vor, in der sich ihr Klang bewegt. Auch was die Werkseinstellung anbetrifft, gibt es nichts zu beanstanden und mein Urteil ist angesichts der gebotenen Qualität und der Verarbeitung im Verhältnis zum Preis nicht weit von einem “sensationell” entfernt. Wer für wenig Geld eine in jeder Beziehung amtliche Singlecut-Gitarre sucht, hier ist sie.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Optik
  • Bespielbarkeit
Contra
  • hohes Gewicht
Artikelbild
Harley Benton SC-Custom Lemon Flame Test
Für 219,00€ bei
Eine tolle Singlecut-Gitarre, die trotz des außerordentlich geringen Preises auf hohem Niveau gefertigt wurde!
Eine tolle Singlecut-Gitarre, die trotz des außerordentlich geringen Preises auf hohem Niveau gefertigt wurde!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: SC-Custom Lemon Flame
  • Baureihe: Custom Line
  • Typ: Single-Cut
  • Korpus: Mahagoni, gewölbte AAAA-Riegelahorndecke
  • Farbe: Lemon Flame
  • Finish: transparent, Hochglanz
  • Brücke: DLX Tune-O-Matic mit Stopbar, verchromt
  • Mensur: 628 mm
  • Hals: Mahagoni, geleimt
  • Halsprofil: C
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbrettradius: 350 mm
  • Halseinlagen: Perloid, Trapez
  • Bünde: 22 Medium Jumbo
  • Sattel: Graphit IV
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Mechaniken: Grover, verchromt
  • Saiten ab Werk: D’Addario EXL .010 – .046
  • Pickups: 2 Wilkinson MWCHBA Alnico Vintage-Style Humbucker
  • Regler: 2 x Volume,1 x Tone
  • Pickup-Wahlschalter: Dreiweg
  • Gewicht: 4474 Gramm
  • Besonderheiten: DLX Strap Locks, Double Action Halsstab
  • Preis: 199,00 Euro
Hot or Not
?
Eye-Catcher: die AAAA-Riegelahorn Decke in Lemon Flame.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo
  • Sweet Chords on the Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC!
  • The Cornerstone Imperium V2 – Sweet Overdrive Magic!