Harley Benton Custom Line DT-5 Distortion Test

Praxis

Jeder, der schon einmal einen Standard-Verzerrer zwischen Gitarre und Amp geklemmt und bedient hat, wird sich auch hier sofort wie zuhause fühlen. Im Vergleich zum OD-5, bei dem man das Gitarrensignal, ausgehend von seinem “Ur-Klang”, sehr weich modellieren kann, wird hier der Ton sehr stark gefärbt. So ergibt sich besonders bei geringen Verzerrungen ein dünner Sound mit einer Betonung der oberen Mitten bei gleichzeitiger Absenkung der tiefen Frequenzen unterhalb von 100 Herz. Obwohl das Pedal im Grunde genommen nicht dafür vorgesehen ist, stelle ich euch im ersten Audiobeispiel seine cleanste Einstellung vor. Dabei habe ich den Filter-Regler auf etwa 10 Uhr gestellt. In der ersten Hälfte des Audiofiles hört ihr das Gitarrenlick ohne Pedal und in der zweiten Hälfte mit Minimalzerre.

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Soundbeispiel 1

Wie bei vielen von mir getesteten Harley Benton Verzerrern ist auch hier der Regelweg der Potis eher unausgeglichen. So ist nicht nur beim Filterregler ab der 10-Uhr-Position im Prinzip Schluss. Auch beim Gainpoti ist Fingerspitzengefühl angesagt, denn schon bei 9 Uhr bringt das Pedal, gemessen am Regelweg, zu viel Verzerrung. Es generiert einen noch unkomprimierten klassischen Rocksound, der sich dank seiner mittigen Klangnote gut im Bandkontext durchsetzt.

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Soundbeispiel 2
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Gehen wir noch einen Schritt weiter und drehen das Gainpoti auf 12 Uhr, wo für meinen Geschmack der Sweet Spot des Gerätes liegt. Allerdings klingen die Singlecoils meiner Stratocaster schon fast so fett wie die Humbucker einer Les Paul, was allerdings auch seinen Reiz hat. In dieser Einstellung musste ich den Filterregler noch einen Tacken zurücknehmen, damit der Ton nicht zu mulmig wird. Der Filterregler arbeitet ähnlich dem Cut Regler beim AC 30. Je weiter man ihn aufdreht, umso stärker werden die Höhen beschnitten. Wegen des sehr ineffektiven Regelweges habe ich mich beim Herumexperimentieren mit dem Pedal immer nur in dem kleinen Bereich zwischen der Minimalposition und 10 Uhr eingependelt. Alles darüber hinaus klingt für meinen Geschmack fast schon unbrauchbar und viel zu dumpf bzw. indirekt.

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Soundbeispiel 3

Obwohl für meinen Geschmack die Verzerrung in der 12-Uhr-Position schon fast zu fett war, bin ich im nächsten Audiobeispiel noch einen Schritt weitergegangen und habe den Gainregler auf 16 Uhr gestellt. Selbst mit Singelcoils klingt es hier leicht überbraten und ein wenig statisch. Für fette, singende Soli in hohen Lagen kann ich mich mit dieser Einstellung aber durchaus anfreunden. Wie man besonders am Anfang hören kann, klingen tiefe Noten etwas plastikmäßig und verschlucken sich klanglich, ähnlich wie bei einem Fuzzpedal.

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Soundbeispiel 4

Zum Schluss möchte ich noch die Wirkungsweise des Filter-Reglers demonstrieren. Zuerst hört man die Minimalstellung, in der die hohen Frequenzen am stärksten herausgehoben werden. Im zweiten Viertel steht das Filter-Poti in der 9-Uhr-Position, danach bei 12 Uhr und am Ende bei 15 Uhr, wobei der Sound im Grunde genommen immer indirekter und dumpfer wird.

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Soundbeispiel 5
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