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Harley Benton CLJ-31FMCE Test

Nachdem wir kürzlich die Dreadnought CLD-10CE aus Thomanns neuer Custom-Line in der Mache hatten, kümmern wir uns diesmal um ein ganz dickes Ding: die CLJ-31FMCE, eine Jumbo mit standesgemäß stattlichen Abmessungen.

Und da uns die schlanke Schwester im Test in so ziemlich allen Disziplinen überzeugen konnte, sind wir natürlich extrem gespannt, was die üppige Verwandte so alles zu bieten hat.

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KORPUS
Wie im Intro bereits erwähnt, kommt die Harley Benton CLJ-31FMCE mit einem Korpus in Jumbo-Abmessungen. Diese Form wird gerne von Singer/Songwritern verwendet, da sie laut und durchsetzungsstark ist. Bauartbedingt soll sie mehr Bässe und ausgewogene Höhen liefern. Zwar mag der Größenunterschied, verglichen mit einer Dreadnought, im ersten Moment nicht sonderlich auffallen, aber hält man die beiden Formen direkt nebeneinander, wird deutlich, dass der Jumbo-Korpus tiefer und die Gitarre insgesamt etwas größer ist.

Schauen wir uns die Westerngitarre mit dem einprägsamen Namen CLJ-31FMCE jetzt einmal etwas näher an.

Das erste, was bei der Betrachtung der Gitarre ins Auge fällt, ist der Cutaway. Dieser ist insofern interessant und auch ungewöhnlich, da die Jumbo vorwiegend als Begleitinstrument verwendet wird und seltener für solistische Ausflüge, für die sich eher eine Dreadnought anbietet.

Die Decke besteht aus fein gezeichneter massiver Fichte, Boden und Zargen aus geflammtem Ahorn – für mich unglaublich, wie man zu diesem Preis solche Hölzer anbieten kann. Die Maserung des Bodens und der Zargen ist sehr attraktiv, zumal die beiden bildschönen Bodenhälften auch noch gespiegelt verleimt wurden. Die Natur-Hochglanzlackierung ist vorbildlich aufgetragen und wie bei ihrer kleinen Schwester lässt die Verarbeitung auch hier keine Wünsche offen. Ein X-Bracing stabilisiert die Decke und sorgt für freie Schwingung. Der Boden ist – wie üblich- mit einer Leiter-Beleistung verstärkt.

In der oberen Zarge findet sich ein Fishman Pickup mit Aero Plus Preamp, der Steg besteht aus Palisander. Abalone Inlays verzieren das Schallloch und die Köpfe der schwarzen Kunststoffpins und verleihen der ansonsten recht schlicht gehaltenen Gitarre ein edleres Äußeres. Der gesamte Korpus wird von einem Holz-Binding umrundet – auch das eher untypisch in dieser Preisklasse, Plastik wäre der Normalfall! Die kompensierte Stegeinlage besteht aus weißem Hartplastik. Für eine bessere Intonation wurde die Auflage der H-Saite nach hinten versetzt (daher auch der Name “kompensiert”). Ein investigativer zweiter Blick durch das Schalloch in die Gitarre zeigt: wie schon beim ersten Testmodell wurde auch hier vorbildlich gearbeitet. Es lassen sich keinerlei Leimreste und Unsauberkeiten ausmachen, alle Achtung …!

HALS
Hals und Halsfuß bestehen aus recht hellem Mahagoni und sind am 14. Bund mit dem Korpus verleimt. Mit einer Sattelbreite von 44 mm und einer Mensur von 650 mm bewegt sich die Harley Benton CLJ-31FMCE im Standardbereich.  Das dunkle Palisandergriffbrett beherbergt 20 polierte und sauber abgerichtete Bünde. Abalone-Dots auf dem Griffbrett und Mini-Dots auf der Halsseite erleichtern die Orientierung. Den Einstellstab für die Halskrümmung erreicht man mit dem mitgelieferten Sechskantschlüssel bei etwas gelockerten Saiten bequem durch das Schallloch.

KOPFPLATTE
Die Kopfplatte ist typischerweise angewinkelt und sorgt so für einen besseren Saitendruck auf den Sattel. Dies wiederum wirkt sich positiv auf das Sustain und den grundsätzliche Sound eines Instruments aus. Die sechs goldenen, präzise arbeitenden Mechaniken mit schwarzen Flügeln passen sehr gut zum Design des Instruments. Auch hier gibt es keinen Grund zur Beanstandung, alles ist vorbildlich verarbeitet. Das recht unauffällige Logo des Herstellers findet sich im oberen Viertel der Kopfplatte und fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein.

ELEKTRONIK
Bei der Elektronik setzt Harley Benton auf einen Piezo-Pickup mit Aero Plus Preamp, eine Kombination, für die der bekannte Hersteller Fishman verantwortlich zeichnet. Das integrierte Stimmgerät wird durch einen Taster aktiviert, es ist sehr gut ablesbar und funktioniert tadellos. Das aufbereitete Signal wird an der Klinkenbuchse im hinteren Gurtpin abgegriffen und per Standard-Klinkenkabel an Verstärker oder Mischpult geschickt. Regler für Bass, Middle, Treble und Brilliance dienen der persönlichen Anpassung des Signals, das Notchfilter eliminiert durch einen schmalbandigen, tiefen Schnitt störende Frequenzen. Und last, but not least lässt sich mittels Phase-Schalter die Phase drehen, sollte es erforderlich sein. Der Batteriewechsel gestaltet sich sehr einfach. Durch Drücken eines Klickverschlusses dreht sich das gesamte Bedienfeld und gibt die Batterie frei.

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PRAXIS
Trotz der üppigeren Formen, lässt sich die Jumbo ebenso komfortabel spielen wie eine Dreadnought und liegt ausgewogen auf dem Bein. Der Hals liegt gut in der Hand und bietet durch seine unlackierte Rückseite freie Fahrt für freie Bürger. Die Saitenlage würde ich als “solide“ bezeichnen. Die Gitarre lässt sich überall gut spielen, es gibt keine Deadspots und auch die Oktav- und Bundreinheit ist tadellos. Für meinen Geschmack hätten die Saiten allerdings ruhig etwas tiefer liegen können. Bis zum Schnarren wäre hier noch einiges an Luft. Aber das ist rein subjektiv, es gibt sicherlich genügend Gitarristen, die es genau so mögen. Und im Zweifelsfall kann man ja immer noch was dran drehen.

Ein erstes Anspielen sorgt für eine Überraschung. Hatte ich bauartbedingt ein sattes Bassfundament erwartet, tönt mir ein durchweg ausgewogener, sehr harmonischer Sound entgegen. Da macht sich das verbaute Ahorn bemerkbar. Ihre mit Mahagoniboden und -zargen bestückte Dreadnought-Schwester bringt den Bassbereich wesentlich prominenter zu Gehör  – und das obwohl sie kleiner ist. Die Jumbo ist etwas spritziger, fein auflösender und stimmiger im Gesamtsound, da muss nicht mehr viel am EQ geregelt werden.

Nun schließe ich die Gitarre an und bin gespannt, ob der Fishman-Pickup das rein akustische Signal auch verstärkt einigermaßen authentisch übertragen kann. Für die Aufnahme verwende ich eine Avalon U5 DI-Box und Vovox-Kabel.

Beginnen möchte ich mit einer Fingerpicking-Linie.

Audio Samples
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Finger-Picking

Das Signal ist ausgewogen und in den Bässen schlanker als beim Dreadnought Modell. Die Töne springen einen förmlich an, was für die Abnahme durch einen Piezo-Pickup typisch ist. Schön, dass piezo-typische Überbetonungen der hohen Frequenzen und der damit verbundene harsche Gesamteindruck, hier nahezu komplett entfallen. Da hat Fishman wirklich ganze Arbeit geleistet.

Jetzt greife ich zum Plektrum und wie erwartet ändert sich das Höhenbild sofort. Trotzdem lässt sich auch hier ganz klar die Charakteristik der Gitarre erkennen.

Audio Samples
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Plektrum-Picking

Insgesamt stimmig und direkt wandelt der Pickup die Schwingungen in Klang. Auch in dieser Disziplin weiß das Piezo-System also zu überzeugen. Es ist keine wirkliche Überbetonung von Frequenzen auszumachen. Eine sehr gute Ausgangsbasis, den Sound der Gitarre beim Mix oder live weiter zu bearbeiten.

Bevor ich das Mikro vor die Gitarre stelle, höre ich mir jetzt noch an, wie die Elektronik auf Strumming mit dem Plektrum reagiert.

Audio Samples
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Strumming (Plektrum)

Spielbedingt nehmen die Obertöne sofort zu. Das Klangbild wird etwas klinischer, hat aber durchaus seinen Reiz. Natürlich ist alles, was ihr hier hört, ohne EQ und Kompressor bearbeitet. Ich habe der Gitarre lediglich eine Prise Hall spendiert. Durch Absenken der hohen Frequenzen würde der Sound automatisch an Kälte verlieren. Im Studio würde ich generell dazu raten beide Signale, also Piezo und Mikrofon, aufzunehmen. Nicht zuletzt, weil sich der akustische Sound der Gitarre wirklich hören lassen kann. Für die Bühne und den schnellen Schuss bei der Recording-Session reicht die gelieferte Qualität aber allemale.

Jetzt aber zum reinen Mikro-Sound. Für die akustische Abnahme habe ich ein AKG C-414 in Verbindung mit einem Universal Audio LA 610 Preamp verwendet.

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Strumming (Mikro)

Die Gitarre klingt auch hier, wie schon ganz am Anfang erwähnt, sehr ausgewogen und mit einer guten Portion Höhen. Die Mitten sind nicht ganz so prominent, das macht sie zur guten Begleitgitarre. Für das filigrane Fingerpicking-Spiel ist eine Jumbo ja sowieso nicht gedacht. Sie macht eine sehr gute Figur vor dem Mikrofon und lädt zum Spielen ein. Strummings sind ihr Ding, das spürt man sofort.

Fotostrecke: 2 Bilder Genau wie ihre Schwestern, wird auch die Jumbo im Koffer angeliefert. Und auch bei den Saiten setzt Harley Benton auf Markenware.
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FAZIT
Wieder einmal bin ich erstaunt, wie es möglich ist, ein solches Instrument zu diesem Preis herzustellen. Wer auf der Suche nach einer gut verarbeiteten, stimmig klingenden Jumbo mit toller Optik ist, kann mit der Harley Benton CLJ-31FMCE ein echtes Schnäppchen machen. Vor allem der Fishman-Pickup und der Preamp wissen auf ganzer Linie zu überzeugen. Natürlich haben wesentlich teurere Instrumente mehr an Klang und Sustain zu bieten, aber das muss auch bezahlt sein. Denn ab einem gewissen Punkt zahlt man für etwas mehr Sound viel mehr Geld. Ich jedenfalls bin überzeugt und kann dieses Instrument nur wärmstens empfehlen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Materialien
  • Geflammte Ahorndecke und -zargen
  • Fishman Pickup / Preamp
  • Sound
  • Koffer
Contra
Artikelbild
Harley Benton CLJ-31FMCE Test
Für 348,00€ bei
Technische Daten Harley Benton CLJ-31FMCE
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: CLJ-31FMCE
  • Typ: Jumbo mit Cutaway
  • Decke: massive Fichtendecke
  • Boden und Zargen: geflammtes Ahorn
  • Mensur: 650 mm
  • Sattelbreite: 44 mm
  • Bracing: X-Bracing
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Logo: Abalone
  • Pickup: Fishman Pickup mit Aero Plus Preamp
  • Mechanik: gekapselt, vergoldet mit schwarzen Flügeln
  • Farbe: Natur Hochglanz
  • Saiten: D´Addario
  • Koffer: stabiler Koffer mit drei vergoldeten Verschlüssen
  • Preis: 598,- Euro UVP
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