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Harley Benton CLD-28S Test

Praxis

Die CLD-28 bringt ohne Elektronik 2050 Gramm auf die Waage. Dieses Gewicht kann natürlich auch im Stehen geschultert werden. Allerdings möchte man bei filigranen Passagen auch gerne sesshaft bleiben, denn das Handling der Dreadnought reißt auch den „gestandenen“ Musiker nicht unbedingt vom Hocker, vor allem, wenn man die Ergonomie einer E-Gitarre schätzen gelernt hat. Doch kann man die CLD-28 komfortabel ausbalanciert in den Händen halten, das heißt, die Gitarre reagiert nicht kopflastig. Auch der schmale Hals mit einem Umfang von 11,0 cm (13,6) im 1. Bund (10. Bund) liegt bequem in der Hand. Mit seiner leichten Wölbung (C-Shaping) kann der geübte Spieler unterschiedliche Haltungen einnehmen, auch solche, bei denen der Daumen die dicke E-Saite und A-Saite greift.
Dank einer guten Saitenlage lässt sich auch locker der Raum in den oberen Lagen ausnutzen. Obwohl der Saitenabstand zur Bundkrone im 7. Bund (0,5 cm) allmählich zunimmt, kann der geübte Spieler dort Barréakkorde mit Leichtigkeit intonieren. Allerdings ist die CLD-28S (ohne Cutaway) nicht die erste Wahl für den Single-Line Spieler. Mit der Werksbespannung (D’Addario EXP-16 / 0.12“ – 0.53“) kokettiert unsere Testkandidatin dann schon eher mit dem Picker und Strummer und die dickeren Saiten machen den „Kohl“ dann erst richtig fett. Single-Line Spieler sollten sich deshalb lieber die CLD 28S mit Cutaway und einem Fishman Isys mit Preamp anschauen.

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Unsere Probandin fühlt sich jedenfalls in Gesellschaft (Gruppe) sehr wohl und kann auch „entstöpselt“ im kleinen Ensemble (mit Stimmen, Kleinperkussion, Akustikbass) überleben. Auch kleinere Solopassagen kann man der CLD-28S durchaus zumuten. Auf der Bühne sollte man sie – so oder so – natürlich mit einem Pickup/Preamp nachrüsten.
Obwohl das Original, die Martin D-28, vergleichsweise eher bescheiden ausgestattet wurde/wird, konnte dies Musiker wie Clarence White (Birds), Neil Young, Bob Dylan, Elvis Presley, Jimmy Page u.v.a. nicht davon abhalten, sie zu spielen. Und das muss wohl am Sound der Martin D-28 liegen. Um es gleich zu sagen: Unsere CLD-28S klingt nicht wie das Original, ein tiefbassiger Schub ist nicht die Basis des Soundbilds. Die tiefen Frequenzen der CLD-28S kommen etwas zarter, weswegen aber niemand in Panik verfallen muss. Denn die gute Nachricht lautet: Es besteht überhaupt kein Grund, fehlende Bassanteile zu monieren, denn die CLD-28S überrascht mit einem ausgewogenen, transparenten Klang, der auch auf unterschiedlichen Dynamikstufen glänzt und seine Charakteristik nicht verliert. Na bitte! Auch im oberen Frequenzspektrum bietet die Gitarre seidig schimmernde Klanganteile, auch wenn diese nicht so präsent sind wie bei der großen Harley-Benton-Schwester, der CLD-41S.
Mit dem Blechsound der „Low Budget“-Vergangenheit hat dieser Ton jedenfalls nichts mehr am Hut. Die Decke entwickelt darüber hinaus ausreichend Hub, sodass der Spieler sich auch ohne Pickup mit Rhythmen durchsetzen kann, wenn Akustikbass, Kleinperkussion  oder Stimmen dazukommen. Ein „zartes Pflänzchen“ klingt anders.
Unterm Strich könnte der Klang auch einen fortgeschrittenen Gitarristen zufriedenstellen, aber das ganz große Kino bietet die CLD-28S sicher nicht. Und das ist bei diesem Preis auch nur verständlich. Es lohnt sich jedenfalls, die Mikros auszupacken, um den Sound einzufangen. Die Gitarre wurde hier mit zwei kleinen Neumännern abgenommen. Die Entfernung zum Schallloch beträgt jeweils ca. 0,80 cm bei einer Höhe von ca. 1,20 m. Die Aufnahmen sind mit einem Studiohall veredelt und abschließend leicht komprimiert. Mit dem Plektrum kann man durchaus Wirkung erzielen, denn die Sitkafichtendecke kommt auch mit einem harten Plektrumanschlag gut klar.

Audio Samples
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Flat Picking

Hier habe ich das Stereobild erweitert:

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Flatpicking Doubler

Ein Beispiel mit einem Partial Kapo:

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Open

Und zum Schluss noch ein Beispiel mit einem Fingerpicking sowie eine Rhythmus-Figur:

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Picking Rhythm
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Profilbild von Ter

Ter sagt:

#1 - 12.07.2014 um 19:20 Uhr

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Hi, thanks for this exhaustive and very useful review. Just one question: at the end, in the Facts, you say that the bracing is "Standard „X“ (non scalloped)". However, in the Thomann web says it has "Scalloped X-Bracing". Could you clarify if the bracing in the Harley Benton CLD-28S is scalloped or not?
Vielen Dank!

Profilbild von Bonedo Bernd

Bonedo Bernd sagt:

#2 - 16.07.2014 um 15:28 Uhr

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Dear Ter,
thanks for your comment. I can´t check it out a second time, because I sent the guitar back. So far as I recall, the upper braces, from the intersection of the "X" to the neck are non scalloped but the straight braces are definitely tapered at the ends. So, we are talking about the invisible part from the intersection up to the bridge. You can check it out by loosen the strings a bit.
So far as I could fumble the braces were also non scalloped or may be slightly scalloped. At least the guitar shouldn´t have any scalloped bracing. Because the Harley Benton D-28 was a facsimile of the original made by Martin & Co I may also refer to the guide „A technical reference“ (by the authors Johnston & Boak) to find some information about the original: The last Martin D-28 with a scalloped top bracing was released in 1944. The HD-28 ist he first reissue of herringbone D-28 with scalloped bracing to release in 1976.
Viele Grüße

Profilbild von Ter

Ter sagt:

#3 - 31.07.2014 um 00:50 Uhr

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Thanks for your answer, as exhautive as your reviews! Certainly, being a "facsimile" of the D-28 it shouldn't have scalloped bracing. However, I contacted Thomann and they told me that this model is scalloped. Anyway, it seems a very good instrument for a beginner, worth trying it.
Vielen Dank noch einmal!

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