Gretsch G5422TDCG Electromatic Test

Praxis

Gretschs Semiakustik-Spross offenbart beim ersten Anspielen ohne Amp einen sehr spritzigen und knalligen Sound, der später am Amp das “twängige” Soundideal dieser Instrumentengattung durchaus unterstützen dürfte. Gleichzeitig mischt sich bei härterem Anschlag aber auch ein Scheppern zum Sound hinzu, dass von den Saiten hinterm Steg herrührt. Ein – ohne Frage – etwas unschöner Nebeneffekt, der aber sehr häufig bei dieser Bauweise auftritt. Abhilfe schafft hier z.B. ein Stück Filz, das man zwischen die Saiten an dieser Position schiebt. Im Sitzen lässt sich unser Proband sehr bequem bespielen, am Gurt zeigt das Instrument jedoch eine leichte Kopflastigkeit, die aber meines Erachtens nicht weiter stört. Die Abrichtung der Bünde sowie die Haptik der Bedienelemente ist tadellos, lediglich die Werkseinstellung des Instruments in punkto Saitenlage lässt zu wünschen übrig, was auch bei einer Gretsch in dieser Preisklasse eigentlich nicht vorkommen sollte. Die Gitarre ist wegen ihrer flachen Saitenlage sehr gut bespielbar, speziell auf der tiefen E- sowie auf der g- und h-Saite klirrt es aber auf einigen Bünden ganz beachtlich. In diesem Punkt müsste also nach dem Kauf zweifelsohne nachgebessert werden, falls diese Problematik nicht nur unser Testmodell betreffen sollte.

Nun wollen wir aber endlich hören, wie unser Saiten-Cadillac am Amp tönt. Ich nutze dafür heute ein Engl Gigmaster 15 Topteil in Kombination mit einem 1x 12 Celestion G12 Greenback Speaker. Die Box habe ich mit einem SM 57 mikrofoniert, das von einem Golden Age Project Pre 73 MK II Preamp verstärkt wird. Das Signal geht von hier aus in den Wandler meines Motu Ultralite Interfaces.
Los geht´s wie immer im Clean-Channel.
Ich spiele als erstes alle drei Tonabnehmer-Positionen vom Hals beginnend an.

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Clean – 3 PU Positionen
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Das schon trocken angespielt sehr spritzige Klangbild der Gitarre wird von den Tonabnehmern bestens übertragen. Gleichzeitig bringen die – was die Ausgangsleistung anbelangt – moderaten Pickups speziell in der Mittel- und Stegposition für Humbucker eine erstaunliche Portion “Drahtigkeit” mit, sodass man stellenweise fast meinen könnte, es mit Singlecoils zu tun zu haben.
Ich gehe zurück in die Mittelstellung und spiele eine Strumming-Figur. Toll, wie präsent, knackig und aufgeräumt sich hier die Electromatic präsentiert!

Audio Samples
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Clean – Beide Tonabnehmer

Mit dem schon angesprochenen drahtigen Ansatz im Sound ist unsere Gretsch natürlich – wie so viele ihrer Geschwister – prädestiniert für Country-Sounds. Ihr hört im folgenden Audiobeispiel noch einmal den Steg-Tonabnehmer in Kombination mit einem Slap Back Delay und einem Compressor.

Audio Samples
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Clean – Bridge PU
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Das Bigsby liefert, wie ihr im folgenden Beispiel hören könnt, wunderbar schimmernde Vibrato-Sounds. Für “Dive Bombs” ist dieses System verständlicherweise nicht ausgelegt. Insgesamt arbeitet das Vibrato aber auch bei etwas stärkerem Einsatz erstaunlich stimmstabil.

Audio Samples
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Clean – Neck PU

Nun wollen wir dem ersten Kanal des Amps etwas Feuer unterm Hintern machen, und wie sich herausstellt, eignet sich der spritzige Charakter des Instruments auch hervorragend für Crunchsounds. Spätestens jetzt sollte man aber die Saiten-Enden hinter dem Steg gedämpft haben, da es sonst zu unschönen Nebengeräuschen kommt.

Audio Samples
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Crunch – Bridge PU

Zu guter Letzt möchte ich noch sehen, wie sich unser Proband mit deutlich mehr Gain schlägt und schalte dafür in den Lead-Kanal des Amps. Verglichen mit Solidbody-Modellen ist die Gretsch natürlich deutlich anfälliger für Feedback, abgesehen davon muss sie sich jedoch auch hier keineswegs verstecken.

Audio Samples
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Drive – Bridge PU
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