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Friedman BE-Mini Test

“Mann ist der süß”, war meine erste Reaktion auf den Friedman BE-Mini, ein äußerst schnuckeliges Mini-Topteil, das mit einer speziellen 30 Watt Class-D Endstufe bestückt ist. Inspiriert vom BE-100 Head und dem mittlerweile ebenso legendär gewordenen BE-OD Distortion-Pedal vereint Dave Friedman die klanglichen Eigenschaften der Vorbilder in einem extrem handlichen Format.

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Der BE-Mini richtet sich vor allem an Gitarristen, die mal schnell für die Probe einen Amp mitnehmen wollen oder zu Hause bzw. unterwegs einen Desktop-Amp für Recordingzwecke benötigen. Und unweigerlich kommt die Skepsis auf, ob so ein Winzling denn überhaupt genug Power auf der Brust hat und ob der Sound dem großen Firmennamen gerecht wird. Diesen und anderen Fragen wollen wir hier auf den Grund gehen.

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Details

Gehäuse/Optik

Der Friedman BE-Mini kommt in einem Gehäuse aus Holz, das mit schwarzem Tolex überzogen ist. Die Maße kann man mit 245 x 120 x 130 mm (exkl. Gummifüße) schon fast als Handtaschengröße bezeichnen, und dementsprechend gering ist auch das Gewicht unseres Babyboliden, das mit gerade einmal 1,59 kg zu Buche schlägt.
Frontseitig sind in Reih und Glied alle Bedienelemente in Form von sechs schwarzen Kunststoffpotis und zwei Kippschaltern anzutreffen, die allesamt sehr vertrauenserweckend und robust erscheinen. Auch der On/Off-Schalter und der Eingang in Form einer 6,3 mm Klinkenbuchse sind am Panel angebracht. Die komplette Frontoptik orientiert sich an den großen Brüdern, und so ist die Faceplate golden gehalten und die schwarze, tolexbezogene Frontplatte darüber wird von einem goldenen Piping eingefasst.

Fotostrecke: 3 Bilder Klein aber oho! Der Friedman BE-Mini hat es faustdick hinter den TransistOhren 😉

Die Rückseite beherbergt die Anschlüsse für den Einschleifweg sowie zwei Speakerausgänge, an die gemäß Manual-Empfehlung 8-16 Ohm Lautsprecher angeschlossen werden sollen. Rechts außen befindet sich der Eingang für das im Lieferumfang enthaltene 24 V Netzteil, das laut Herstellerangabe 2000 mA bereitstellen soll.
In der abschraubbaren Rückplatte befindet sich im oberen Teil eine kleine Aussparung, mit der unser BE-Mini in Ermangelung eines Top-Griffs sicher transportiert werden kann. Die Unterseite wird von vier Gummifüßen geschützt, die Kratzsicherheit bei Desktop-Anwendungen und Rutschsicherheit in Kombination mit einem Speaker garantieren.
Zum Lieferumfang gehört das 24 V Netzteil sowie ein Manual.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite wirkt mit vier Klinkenbuchsen aufgeräumt und überschaubar.

Bedienung

Der BE-Mini ist als einkanaliges Minitopteil in Class-D-Bauweise konzipiert und stellt laut Herstellerangabe 30 Class-D Watt bereit.
Inspiriert ist das Head von der Schaltung des BE-OD Distortions, der wiederum den Sound des Friedman BE-100 als Vorlage hatte, sprich: klassischer, britischer Zerrsound, aber auf Steroiden und mit Gain-Reserven, bis der Notarzt kommt.
Der Volume-Regler bestimmt die Lautstärke und Gain die Verzerrung, wobei der dreifache Gain-Cut-Switch den Grad der generell verfügbaren Zerre noch stufenweise grob reduzieren kann. Die obere Position beschneidet hier am stärksten, wobei die untere Position das volle Gain bereitstellt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bedienelemente an der Front bestehen aus sechs schwarze Potis mit Skalenstrich und zwei Mini-Switches.

Fürs EQ-ing steht das klassische Treble-, Mid- und Bass-Tonestack bereit und der Presence-Regler bestimmt den Höhenbereich oberhalb der Treble-Frequenz.
Der dreifach Tight-Switch, der beim BE-OD als stufenloser Regler anzutreffen ist, bestimmt hier die Kompaktheit der Bassfrequenzen und macht diese griffiger und weniger “loose”, wobei unten die “tighteste” Bassansprache zur Geltung kommt.
Der Amp eignet sich nun einerseits für die Kombination mit einem echten Cabinet, allerdings kann auch aus dem Send direkt in ein Audiointerface oder theoretisch sogar in den Input eines Amps gespielt werden. Da die Class-D-Endstufe eine Schutzschaltung besitzt, muss am Speaker Out auch keine Last angeschlossen werden, was für den portablen Einsatz und für Homerecording natürlich ein Segen ist. Die Verwendung einer Loadbox über den Speaker Out ist übrigens nicht vorgesehen, da der Output vermutlich massefrei ist und auch hier die Schutzschaltung dichtmacht, d. h., Direct-Recording muss über den Send erfolgen. Dies ist auch nicht weiter schlimm, da man einer Class-D-Endstufe auch nicht in dem Maß den kriegsentscheidenden Einfluss auf den Gesamtsound zuspricht, wie es bei einer Röhrenendstufe der Fall wäre.

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Praxis

Für die Soundfiles gehe ich über den Speaker-Out in ein 2×12″ Celestion Greenback Cabinet, das ich mit einem AKG 414 mikrofoniere. Zum einen, weil das Setup sehr gut klingt, und zum anderen, weil Dave Friedman in den entsprechenden Friedman Cabs für die BE-Serie ebenfalls auf G12M Greenback-Speaker setzt. Die Gitarren werden jeweils angegeben.
Beim Einschalten des Amps fällt mir zunächst ein unangenehmes, hochfrequentes Summen auf, das nach längerer Untersuchung eindeutig auf das beigefügte Netzteil zurückzuführen war. Nach Austausch desselben gegen ein anderes Netzteil waren die Störgeräusche vollends behoben, weshalb ich zugunsten von Friedman davon ausgehen, dass es sich hier um einen fehlerhaften Einzelfall handelt.
Zu Beginn mache ich mich an ein paar Low-Gain-Sounds und muss sofort erkennen, dass wirklich cleane Sounds, ja selbst nur leicht angecrunchte Lowgain-Sounds mit dem BE-Mini trotz minimalem Gain und Gain Cut-Switch in der oberen Position nicht wirklich zu haben sind. Der Grundsound und auch die Gain-Kapazität erinnern wirklich absolut an das BE-OD Pedal, das nun mal ein reinrassiger Distortion ist und diesen Job auch verdammt gut macht.
Wie am Pedal arbeiten auch hier die Regler sehr effektiv und besonders Treble- und Presence-Regler sind im Verbund zu tweaken. Entweder stellt man einen hohen Wert am Presence-Regler ein und geht mit dem Treble dafür etwas herunter oder aber umgekehrt, wenn man eher auf einem milderen Höhenbereich steht.
Die Heimat des Amps liegt aus meiner Sicht im Classic-, 80s- und Indierock und reicht bis hin zu Metalsounds, wobei der BE-Mini seine Stärken aber am deutlichsten in typischen “Hot-Rod Marshall”-Gefilden ausspielen kann. Mid- bis High-Gain-Zerre ist der Bereich, in dem der Amp sich wohlfühlt, und wer Lowgain-Sounds will, der muss eben mit seinem Volume-Poti an der Gitarre arbeiten.
Die Class-D-Endstufe gibt erstaunlicherweise ordentlich Dampf, wird aber bei lauten Proben oder Clubgigs definitiv an ihre Grenzen kommen. Auch fehlt mir persönlich die Lebendigkeit und Offenheit in den Höhen, die gute Röhrenendstufen zu bieten haben, was jedoch bei fast allen Class-D- und Transistor-Amps baubedingt ist. All das darf bei einem Preispunkt von knapp unter 350 Euro natürlich nicht in die Wertung einfließen, denn für den Einsatz auf großen Bühnen wurde der BE-Mini auch nicht konzipiert, und mit den deutlich teureren Röhrenamps will er auch nicht konkurrieren. Ihr hört zunächst eine Les Paul mit eher milden und schwächeren Amber-Pickups und im Anschluss eine Stratocaster, bei der ich das Volume-Poti etwas zurückgenommen habe.

Audio Samples
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Low Gain – Les Paul
VolBassMidTreblePresCutGainTight
12:0011:0013:0015:0013:00UpMinDown
Audio Samples
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Low Gain – Strat
VolBassMidTreblePresCutGainTight
12:009:0013:0013:0017:00UpMinMid

Nun gehts mit dem Gain etwas höher, aber ich bleibe bei der Strat. Classic Rocksounds mit einem modernen Twist sowie 90s Riffs lassen sich toll umsetzen, wobei der Grundsound der Gitarre stets gut erkennbar bleibt. Wie beim BE-OD Pedal verfügt die Zerrstruktur über eine tolle Saitentrennung und löst die einzelnen Töne auch bei mehrstimmigen Akkorden gut und transparent auf.

Audio Samples
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Medium Gain – Strat
VolBassMidTreblePresCutGainTight
12:0013:0013:0014:0015:00Up9:00Up
Audio Samples
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Vintage Rock – Strat
VolBassMidTreblePresCutGainTight
13:0013:0014:0012:0015:00Up9:00Down

Die Cut- und Tight-Schalter arbeiten ebenfalls sehr effektiv und bei der enormen Menge an verfügbarer Zerre ist der Gain-Cut definitiv eine sinnvolle und eigentlich schon fast notwendige Bereicherung. Der Tight-Switch sorgt dafür, dass die Bässe schön aufgeräumt durchkommen und nicht zum Matschen neigen. Gescoopte Mitten bringt der BE-Mini ebenfalls überzeugend rüber, auch wenn hier stets der leicht “britische” Grundsound mitschwingt und eher weniger vom klassisch amerikanischen Metal-Ton zu hören ist.

Audio Samples
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Cut Switch
VolBassMidTreblePresCutGainTight
13:0013:0013:0015:0011:00Up-Mid-Down13:00Down
Audio Samples
0:00
Tight Switch – Scoop Mid mit Drop D
VolBassMidTreblePresCutGainTight
13:0010:00Min14:0014:00Mid12:00Up-Mid-Down
Der Friedman BE-Mini klingt so lecker wie er aussieht und liefert den klassischen Friedman Sound.
Der Friedman BE-Mini klingt so lecker wie er aussieht und liefert den klassischen Friedman Sound.

Die Dynamik des Amps ist vorbildlich und das Minitopteil reagiert toll auf meine Spielweise und die Arbeit mit dem Volume-Poti. Wie oben bereits angedeutet, lässt sich das Gain sehr gut durch die Potis an der Gitarre zähmen.
Wer es jedoch, wie im unteren Solobeispiel zu hören, gerne extrem verzerrt mag, findet hier Gainreserven bis zum Abwinken und Sustain, bis die Sonne aufgeht. Natürlich erhöhen sich dabei auch die Nebengeräusche, aber prinzipiell liegt der BE-Mini damit absolut in der Norm.

Audio Samples
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Dynamics
VolBassMidTreblePresCutGainTight
12:0011:0013:0015:0014:00Mid10:00Down
Audio Samples
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Lead
VolBassMidTreblePresCutGainTight
13:0011:0013:0015:009:00DownMaxDown

Nun gehe ich vom Send Out direkt in eine DAW und belege das Signal mit zwei Greenback IRs, die ich hart links und rechts panne. Interessanterweise benötigt man keine virtuelle oder gar reale Endstufe, um astreine recording-ready Sounds zu erhalten. Für Freunde des unkomplizierten Homerecordings reicht es also völlig aus, in der DAW eine IR-Loader Software zu speisen oder aber den IR-Loader als Hardwarelösung anzusteuern. Offensichtlich hat die Endstufe, wie vermutet, keinen großen Einfluss auf den Sound des BE-Mini. Ihr hört ein paar Klangbeispiele mit dem genannten Setup, gespielt mit einer Les Paul und einer Strat.

Audio Samples
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Send Out – Low Gain Les Paul
VolBassMidTreblePresCutGainTight
12:0011:0013:0015:0013:00UpMinDown
Audio Samples
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Send Out – Mid Gain Les Paul
VolBassMidTreblePresCutGainTight
12:0010:0015:0015:0011:00Mid9:00Mid
Audio Samples
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Send Out – Mid Gain Strat
VolBassMidTreblePresCutGainTight
11:0011:0014:0015:0011:00Up9:00Up

Da der BE-Mini auf Basis eines Pedals konstruiert wurde, werde ich nun das Minihead auch mal als solches benutzen. Dazu parke ich das Topteil über den Send vor den Input meines Fender Bassman Topteils. Auch dieses Szenario macht der kleine Friedman mit und übernimmt dabei die Funktion eines Distortionpedals, wobei der Bassman hier natürlich einen starken Einfluss auf das Ergebnis hat und dem Sound seinen Stempel deutlich aufdrückt.

Audio Samples
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BE-Mini in Fender Bassman
VolBassMidTreblePresCutGainTight
12:0013:0013:0014:0010:00Down10:00Mid

Zum Abschluss interessiert mich natürlich auch, wie ähnlich Topteil und Pedal nun tatsächlich sind. Durch die unterschiedliche Potibelegung und in Ermangelung eines Mittenreglers am Pedal wird man hier etwas herumprobieren müssen, um ähnliche Sounds zu erhalten, aber dennoch ist die Verwandtschaft ganz klar zu erkennen. In der Summe heißt das: Für etwas mehr als 150 Euro Aufpreis erhält man ein voll einsetzbares und extrem putziges Topteil mit einer 30 Watt Endstufe.

Audio Samples
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BE-Mini vs BE-OD – BE-OD
BassTreblePresVolGainTight
13:0015:0015:0012:0011:0013:00
Audio Samples
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BE-Mini vs BE-OD – BE-Mini
VolBassMidTreblePresCutGainTight
12:0012:0014:0015:0013:00Down11:00Mid
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Fazit

Der Friedman BE-Mini ist ein optischer und klanglicher Leckerbissen. Der Grundklang liefert den klassischen Friedman BE-OD Sound, der durch den zusätzlichen Mittenregler weiter flexibilisiert wird. Die Dreingabe der 30 Watt Class-D-Endstufe qualifiziert das Minihead zum treuen Wegbegleiter für gemäßigte Proben, Reisen oder Homerecording-Szenarios. Natürlich ist das BE-Mini kein Allrounder, denn cleane Sounds und Break-Up-Töne können ohne feinfühlige Potiarbeit an der Gitarre kaum umgesetzt werden. Allerdings gilt auch: Wer sich ein Friedman Top zulegt, das sich am BE-OD orientiert, sollte das auch nicht zwingend erwarten. Auch können 30 Class-D Watt keine Häuser einreißen und der Gesamtsound der Endstufe ist minimal bedeckter, als dies bei einem Röhren-Poweramp der Fall wäre. Nichtsdestotrotz: Der BE-Mini macht richtig Spaß und runde 350 Euro für einen hochwertigen Distortionsound, gepaart mit flexiblen Anschlussoptionen und einer Endstufe ist aus meinen Augen eine absolut runde Sache, wenn man sich über den Einsatzbereich im Klaren ist!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • typischer Friedman High-Gain Sound
  • Einschleifweg
  • Sound des Send-Out (gute DI-Recording Basis)
  • attraktive Optik
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • kein Lowgain und Clean
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Friedman BE-Mini Test
Für 199,00€ bei
Der Friedman BE-Mini ist als treuer Wegbegleiter für gemäßigte Proben, Reisen oder Homerecording-Szenarios zu empfehlen.
Der Friedman BE-Mini ist als treuer Wegbegleiter für gemäßigte Proben, Reisen oder Homerecording-Szenarios zu empfehlen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Friedman
  • Name: BE-Mini
  • Typ: Transistor-Topteil
  • Kanäle: 1
  • Anschlüsse: Input, Send, Return, 2x Speaker Out (jeweils 6,3 mm Klinke), Netzteil
  • Regler: Volume, Bass, Mid, Treble, Presence, Gain
  • Schalter: Cut, Tight
  • Leistung: 30 Watt
  • Stromversorgung: 24 V Netzteil (im Lieferumfang enthalten)
  • Abmessungen (B x H x T): 245 x 120 x 130 mm (exkl. Gummifüße)
  • Gewicht: 1,59 kg
  • Ladenpreis: 349,00 Euro (Juni 2021)
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