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Fostex TE07 Test

Praxis

Natürlicher Sound mit Überzeichnung bei 6/7 kHz

Nachdem ich die korrekt passenden Silikonaufsätze auf die Hörer gesteckt habe und sie richtig sitzen, mache ich mich ans Hören. Zuallererst fällt natürlich die Außengeräuschdämpfung der geschlossenen Bauform auf. Die Dämpfung ist in den Bässen und Mitten nicht so stark wie bei großen Mehrwegesystemen. Die Höhen werden aber dennoch ordentlich abgesenkt. Man fühlt sich also erst einmal von der Außenwelt abgeschottet. Wenn da nicht der Frequenzgang wäre, aber dazu komme ich gleich noch.

Präzise Bässe, aber nicht übertrieben: TE-07
Präzise Bässe, aber nicht übertrieben: TE-07

Ich teste zunächst im reinen Hörbetrieb, benutze die TE-07 also nicht zum In-Ear-Monitoring wie in einer Bühnensituation, sondern höre zunächst einfach nur anhand mir vertrauter Songs. Schon nach kurzer Zeit fällt mir bei den Hörbeispielen auf, dass der Bereich um 6-7 kHz sehr stark vertreten ertönt, was einem zunächst das Gefühl des Abgeschottetseins nimmt. Die Bässe klingen schön und präzise, sind jedoch nicht ganz so übertrieben vertreten wie bei manch anderen Bass-Monstern der Branche. Bassimpulse bleiben sauber klingende Bassimpulse, hier matscht es kein bisschen. Die Mitten sind ausgeglichen, nichts ist zu laut, nichts zu leise. In den Höhen verschleift nichts; durch das ordentliche Pfund bei 6-7 kHz wirken die Hörer auf mich eigentlich eher schon zu überspitzt, wären da nicht zwei besondere Umstände: die Wiedergabe-Systeme und der Anwendungsfall. Den Anwendungsfall zur besseren Einschätzung heranzuziehen macht Sinn, denn die Fostex TE-07 sind nicht zum Einsatz als HiFi-Ohrhörer, sondern vom Konzept her fürs In-Ear-Monitoring gedacht.

„Sänger oder nicht Sänger? Das ist hier die Frage!“

Ich unterstelle jetzt einmal sogar, dass dieses Produkt speziell für Sänger oder Sängerinnen gedacht ist. Dafür gibt es natürlich einen Grund: Addiert man zum relativ neutralen Bassanteil und überspitzten Höhenanteil das hinzu, was man beim Singen an reiner Knochenschallübertragung mit solchen geschlossenen Systemen hört, so führt dies in der Summe zu einem tollen Gesamt-Gesangssound, den man in diesem Preissegment wirklich suchen muss. Dies ist aber nur der eine, oben erwähnte, besondere Umstand.
Umstand Nummer zwei ist, dass wenn ich die Hörer an niedrigohmigen Konsumer-Geräten wie Smartphones oder Tablets anschließe, der Bereich um 6-7 kHz plötzlich gar nicht mehr so überspitzt klingt. Für meinen Geschmack könnten es zwar immer noch 1-2 dB weniger sein, aber das ist eine so geringe Abweichung, die dann natürlich zur reinen Geschmackssache wird. Klar, Impedanz steht für frequenzabhängigen Widerstand, somit ist es nicht verwunderlich, dass die Hörer an unterschiedlich-ohmigen Anschlüssen unterschiedlich klingen, aber dass ausgerechnet der mich störende Höhenbereich zurückgestutzt wird, finde ich bemerkenswert. Praktisch ist es allemal. Wer kann am Smartphone schon vernünftige Frequenzgangkorrekturen machen? Beim In-Ear-Monitoring auf den Bühnen und in den Proberäumen dieses Planeten, bei dem sowieso genügend gute Regelmöglichkeiten vorhanden sein sollten, ist es ein Leichtes, mal eben bei 6 kHz ein paar Dezibel wegzunehmen, sollte man sich als Instrumentalist am Höhenrausch stören. 

Über die leichte Überhöhung kann man unterschiedlicher Meinung sein.
Über die leichte Überhöhung kann man unterschiedlicher Meinung sein.

Im Übrigen vertragen es die TE-07, wenn man ein paar Dezibel Bässe hinzudreht, ohne dass bei mittleren bis hohen Lautstärken zu starke harmonische Verzerrungen auftreten. Ein Beweis dafür, dass es sich hierbei um klasse designte, hochwertige Treiber handelt -– well-engineered!
Die räumliche Abbildung ist hervorragend. Sowohl bei leisen als auch lauten Abhörlautstärken kippt die Balance nicht, mein Testexemplar bildet eine Monomitte auch wirklich mittig ab. Klingt selbstverständlich, ist aber noch nicht einmal bei teuren Artverwandten immer der Fall.

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