Der HP-P1 ist ein Kopfhörerverstärker für iPhone, iPad und iPod. „Wozu das denn?“, wird sich jetzt vielleicht der ein oder andere fragen. Versucht man bei Fostex, die Kunden auf den Arm zu nehmen? Was kommt danach? Eine kostenpflichtige App, mit der man den Vibrationsalarm einstellen kann?
Doch es muss schon etwas dran sein am HP-P1, denn schließlich hat Fostex ja einen Ruf zu verlieren. Und da der Vertrieb den Kopfhörerverstärker für erstaunliche 625 Euro in seinen Brutto-Verkaufslisten führt, sollte der HP-P1 natürlich richtig was können.
Der HP-P1 scheint “körpernah” getragen werden zu wollen, denn er ist sanft gebogen wie der gute, alte “Flachmann”. Allerdings beherbergt das Testobjekt keine hochprozentigen Flüssigkeiten, sondern hochprozentige Elektronik in Form einer Digital/Analog-Wandlung und eines Kopfhörerverstärkers auf hohem technischen Niveau – so zumindest die offiziellen Verlautbarungen von Fostex. Nun sind die D/A-Konvertierung und das Verstärken für den Kopfhörer alles in allem Tätigkeiten, die eigentlich schon im Inneren von iOS-Geräten erledigt werden, allerdings kommen dort Bauteile für einen Centbetrag oder sogar einen Bruchteil dessen zum Einsatz. Nur als Beispiel: Die D/A-Wandlung eines Stereosignals kann man auch für viele Tausend Euro haben, man denke nur an Geräte von Weiss, Lavry, DAD oder Prism. Auch bei Kopfhörerverstärkern ist es nicht anders: Qualität kostet eben Geld.
Der HP-P1 ist prinzipiell allein auf weiter Flur. Zwar kann man z.B. mit dem SR-001 von Stax in den Genuss eines mobilen Elektrostatenkopfhörers kommen, dieser verfügt aber nicht über einen eigenen hochwertigen D/A-Wandler.
Auf der Frontseite des HP-P1 findet man ganz links den USB-Anschluss für den Dock-Connector des i-Geräts, rechts daneben zwei 3,5mm-Klinkenbuchsen: Eine ist der Kopfhörer-Ausgang, die andere wird als Line-Input ausgewiesen, sodass auch alternative Quellen mit dem Verstärker genutzt werden können. Der Drehknopf ist gleichzeitig der Anschalter, eine kleine LED zeigt mit grünem Licht die Betriebsbereitschaft des Fostex an. Leuchtet sie rot, indiziert das entweder die Power-Up-Phase, oder dass die Akkuleistung der integrierten Akkus ihrem Ende zugeht. Das ist allerdings bei den Lithium-Ionen-Speichern erst nach ungefähr sieben Stunden der Fall.
Die gegenüberliegende Seite (quasi “Frontplatte 2”) beherbergt ebenfalls eine kleine Klinkenbuchse: Über diesen Line-Out können die mittels des 32Bit-DACs gewandelten Signale analog mit -10dBV Level ausgegeben werden. Die benachbarte TOS-LINK-Buchse ist ein Output für S/PDIF, wodurch man sein Smartphone und die anderen Geräte mit einer ordentlichen Digitalschnittstelle ausstatten kann. Einen digitalen Eingang gibt es leider nicht. Schade, denn sonst hätte man noch viel mehr Möglichkeiten, den HP-P1 als hochwertigen Digital/Analog-Wandler zu nutzen. Zwei kleine Switches sind als Bedienelemente auszumachen: Ein kleiner, dreistufiger Gain-Switch dient dazu, den unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Kopfhörer gerecht zu werden –technisch sinnvoller, als den Regelbereich des Gain-Potis zu vergrößern. Die beiden schaltbaren Filter will Fostex offenbar nicht unbedingt technisch in allen Einzelheiten erklären und führt Anwendungsbeispiele und vor allem wichtig klingende Begriffe an: “Sharp Roll-Off” und “Minimum Delay Filter”. Der Erstgenannte scheint vor allem die Sibilianz von Signalen zu verringern, also scharfe S-Laute, spitze Snare- und Hi-Hat-Attacks. Filter 2 scheint aus den Vollen zu schöpfen und dabei äußerst komplex vorzugehen. Beim Hören hatte ich das Gefühl, hier eine sehr dynamisch arbeitende Filterung vorzufinden. Sehr sicher wird mit Transientenerkennung die Pre-Ringing-Problematik verringert, die bei MP3 und Konsorten unangenehm auffallen kann. Zudem glaube ich, so etwas wie das aus dem Mastering bekannte Dynamic EQing erkennen zu können.
Viele Kopfhörerhersteller sind mittlerweile dazu übergegangen, auch ihre professionellen Headphones mit einem kleinen 3,5/6,3mm-Adapter auszustatten, doch bleibt “großen” Klinken der direkte Anschluss versagt. Natürlich gibt es auch Adapter, die von 6,3mm-Buchse auf 3,5mm-Stecker wandeln, doch sind das entweder ideale Systeme, um die Miniklinkenbuchse durch Hebelwirkung zu zerstören, oder man hat zusätzlich als Adapterkabel zwischen iPhone und HP-P1 noch ein Knübbelchen in der Tasche oder auf dem Tisch liegen. Das Handling ist insgesamt aber hervorragend, besonders in seiner praktischen Tasche versprüht der Fostex-Amp Professionalität. Wirklich angenehm sind dort die Luken, die Zugriff auf Bedienelemente und Anschlüsse gewähren. Leder als standesgemäßes Material für die Verpackung des HP wäre zwar sicher teurer für Fostex gewesen, hätte aber geholfen, den hohen Preis vor dem Endkunden ein wenig mehr zu rechtfertigen.
Der kleine Amp scheint hervorragend verarbeitet zu sein, alle Spaltmaße sind exakt, das wenige Schalten und Regeln geschieht beim HP-P1 mit absoluter Präzision. Das muss bei diesem Preis aber auch wirklich so sein. Das Gleiche gilt für die Klangqualität. Wäre sie nur etwas besserer Durchschnitt, hätte das Teil in diesem Test schlechte Karten. Ist sie aber nicht! Das Gerät kann bei jeglicher Art von Kopfhörern ein Signal liefern, das vor allem in den Höhen sehr gut auflöst und verdammt “schnell” ist! Dagegen wirkt der HP-Out meines iPhones absolut dumpf, leblos und eindimensional. Es ist nicht so sehr der Frequenzgang, es ist die Geschwindigkeit, die Darstellung der Transienten, die einen deutlichen Gewinn darstellt. Was davon jetzt dem Wandler zuzuschreiben ist und was dem eigentlichen HP-Amp, kann natürlich nur spekuliert werden. Ich habe aber auch bei Nutzung hochwertiger Wandler, die bei mir „rumstehen“, nur einen “eingebauten” Pre gefunden, der dem Fostex das Wasser reichen konnte. Das ist allerdings ein unfairer Kampf, denn es handelte sich um den Edel-D/A-Wandler Lavry Black. Im Vergleich zum D/A und Amp im “ausgewachsenen” MotU 896mkIII liegt der Fostex vorn – obwohl sich das MotU-Interface an der Netzspannung bedienen kann und der HP-P1 auch die Energie für kurze Transienten aus seinen Akkus hervorzaubern muss.
Mit allen getesteten Kopfhörern waren die Resultate im Vergleich zu üblichen Amps deutlich und in gleichem Maße hörbar – ob nun mit dem Apple-Standard, Panasonic-Knöpfen oder großen Vertretern wie Sennheiser HD-25, Beyerdynamic DT-770, Koss PortaPro, Hearsafe Big Phones und AKG 240-DF. Vor allem Filter 2 bewirkt auf den ersten Eindruck eine deutliche Verbesserung des Klangs, doch bei gezieltem Hören stört mich das merkliche Processing. Der klangliebende Otto-Normalhörer wird die Filter aber wahrscheinlich positiv bewerten und besonders im A/B-Vergleich zu unbearbeiteten Signalen eine Verbesserung wahrnehmen (allerdings ist da auch die gesamte Kette ausgetauscht – die Filter lassen sich ja nicht ausschalten). Natürlich ist die Beurteilung der Filter auch von Vorlieben und Material abhängig, aber besonders das zweite Filter kann die Artefakte von zu stark reduziertem Audiomaterial verringern!
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chris sagt:
#1 - 08.02.2012 um 20:14 Uhr
fettes Teil.
chris sagt:
#2 - 09.02.2012 um 13:14 Uhr
wenn man so eine algoriddim djay Software auf dem iPhone hat, ist dieses Teil für einen SpontanGig geeignet.