Focal Spirit Professional Test

Praxis

Verwendungszweck

Als geschlossener Kopfhörer mit Isolationswerten, die im direkten Vergleich den ATH-M50 von Audio Technica übertrumpfen, macht der Spirit Professional definitiv eine gute Figur als Monitorkopfhörer. Auch klanglich erlaubt er sich keine Schwächen. In Verbindung mit der guten Isolation ermöglicht er die Beurteilung der Aufnahmequalität, wenn sich beispielsweise ein Sänger im gleichen Raum wie der Engineer/Produzent befindet – ein heutzutage nicht zu unterschätzendes Kriterium! Unter gewissen Voraussetzungen kann ich mir einen unterstützenden Einsatz in Mix und Mastering vorstellen, worauf ich an späterer Stelle noch genauer eingehen werde. Aufgrund guter Isolation, Wiedergabeeigenschaften, Pegelfestigkeit und solidem Sitz mit einer Ohrmuschel am Hinterkopf würde ich dem Spirit Professional auch den Einsatz als DJ-Kopfhörer zutrauen.

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Nochmal der Wet-Look.

Tragekomfort

Ich empfinde den relativ leichten Focal Spirit Professional als ausgesprochen komfortabel. Die weichen, mit Kunstleder überzogenen Polsterungen an den Ohrmuscheln und dem Kopfband sind sehr angenehm auch über einen längeren Zeitraum zu tragen. Auch der Anpressdruck – der sich über zwei Gelenke anpassenden Ohrmuscheln – trifft exakt das richtige Maß aus sicherem Sitz und Komfort. 
Der Durchmesser der Ohrpolster ist mit ca. 5cm (längs) und 4cm (quer) für ein ohrumschließendes Modell relativ gering, was mir persönlich überhaupt keine Probleme bereitet, „groß-ohrigen“ Trägern aber eventuell schon. Wie bei jedem Kopfhörer gilt: Unbedingt selber testen! Das Kopfband lässt sich über einen simplen, gerasterten Mechanismus problemlos der individuellen Kopfgröße anpassen. Bezüglich des Tragekomforts zählt Focals´ Spirit Professional für meinen Geschmack zu den Musterknaben unter den geschlossenen Kopfhörern, dennoch bleibt er ein geschlossener Kopfhörer und erreicht nicht die „Leichtigkeit“ einiger Modelle offener Bauart!

Klang

Alle von mir getesteten Kopfhörer wurden wieder an folgenden Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben:

  • iPad 4
  • Apogee Duet2 
  • SPL 2Control
  • Lake People G93

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Tätigkeiten, u.ä.) habe ich den folgenden Mix stilübergreifender Songs auf allen zu testenden Kopfhörern gehört:

  • Charlie Haden – Cancion a Paola
  • Wolfmother – New Moon Rising
  • Alessandro Safina – Regresa A Mi
  • Johnny Cash – Desperado
  • Skrillex – Bangarang
  • Rihanna – Rude Boy
  • David Guetta – Sexy Bitch
  • Minnie Riperton – Inside My Love
  • Edward Maya – Stereo Love
  • Will.I.Am – Scream & Shout

Frequenzgang

Den Frequenzgang des Focal Spirit Professional kann man als tendenziell linear und gutmütig bezeichnen. Er wirkt im direkten Vergleich deutlich unaufgeregter als beim Audio Technica ATH-M50 Kopfhörer, was sich in erster Linie im Bassbereich und in den hohen Frequenzen bemerkbar macht. Beide Bänder werden dezenter wiedergegeben, was nicht zwingend besser oder schlechter sondern einfach nur „anders“ ist. 
Die im Gesamtkontext etwas homogenere Basswiedergabe kann tendenziell für analytische Beurteilungen und Eingriffe im Komplettmix von Vorteil sein, wogegen die Bassanhebung im Audio Technica ATH-M50 beispielsweise eine Geheimwaffe zum Aufspüren niederfrequenter Störgeräusche beim Editieren von Gesangsaufnahmen ist. Der Mittenbereich wird ausreichend präzise und frei von Färbungen abgebildet, Tonalitäten sind gut zu erkennen. Das Höhenband wird deutlich milder wiedergegeben, was z.B. bei Aufnahmesessions keine hohe Relevanz hat und einer frühzeitigen Hörermüdung entgegenwirkt. Für Mix- und Masteringeingriffe ist die Wiedergabe hoher Frequenzen allerdings nicht optimal, da unter anderem störende Zischlaute maskiert werden.

Impulsverhalten

Die dezente Abbildung des Höhenbandes wirkt sich auch unmittelbar auf die Wiedergabe der Transienten aus. Perkussives Material und Anklänge wirken distanzierter als bei geschlossenen Kontrahenten wie Audio Technica ATH-M50, Ultrasone Signature Pro, geschweige denn offenen Referenz-Kopfhörern, wie dem T 90 von Beyerdynamic, wo jede einzelne Transiente förmlich heraussticht. Nicht falsch verstehen, der Spirit Professional gibt Transienten NICHT schlecht wieder, ordnet sich in dieser Disziplin aber eindeutig hinter diesen Kopfhörer ein. Das hat aber auch einen positiven Nebeneffekt: Auch bei hohen Abhörlautstärken, die der Spirit Professional übrigens ohne große klangliche Änderungen und weitgehend verzerrungsfrei wiedergibt, wird ein „schmerzfreies“ Hören ermöglicht.

Räumliche Abbildung

Die räumliche Abbildung und die Tiefenstaffelung sind gewiss keine Paradedisziplinen für geschlossene Kopfhörer. Erwartungsgemäß kann der Spirit Professional von Focal hier mit den offenen Referenz-Kopfhörern nicht mithalten. Na und? Für einen geschlossenen Kopfhörer, der nie behauptet hat, der ultimative Mix- und Mastering-Kopfhörer zu sein, meistert er diese Aufgabe ganz passabel. Die Stereobühne ist etwas enger als der ebenfalls geschlossene Audio Technica ATH-M50, und die Phantommitte erscheint etwas direkter und präsenter, was ich hier weder positiv noch negativ zu werten vermag und schlicht zu Protokoll gebe. Gegenüber dem Sennheiser HD-25 C II erscheint er wiederum um einige Nuancen räumlicher. In vielfacher Hinsicht erscheint mir der neue Kopfhörer von Focal als eine interessante Schnittmenge der beiden letztgenannten Mitbewerber!

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Profilbild von Frank Neumann

Frank Neumann sagt:

#1 - 02.03.2018 um 09:53 Uhr

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Ich benutz dne Focal Spirit pro seit erscheinen und bin mit ihm äusserst zufrieden und mir gefällt er besser als z.B. der allseits beliebte Beyerdynamic DT770 oder anders... Allerdings gibt es Probleme mit der Haltbarkeit, nach einiger Zeit wird das Kunsstoff spröde und fängt an zu brechen bis dann irgendwann der Kopfhörer gar nicht mehr auf dem Kopf sitzt weil die Spannung fehlt... Bisher wurde der Kopfhörer ohne Probleme 2x ausgetauscht, trotzdem sehr, sehr nervig, verstehe nicht das Focal da nichts ändert denn es gab ihn jetzt schon einige Jahre auf den Markt und wenn manche den so oft austauschen wie ich, wird's am Ende teuer! ;)Ansonsten kann ich nur positives berichten...

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