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Finhol Air Kick Bass Drum Sound System Test

Größe, Holzsorte, Gratung, Dämpfung, Felle, Stimmung: wenn es sich um die größte Trommel im Set dreht, geht Drummern der Gesprächsstoff selten aus. Doch obwohl es so viele Möglichkeiten der Klangbeeinflussung gibt, verzweifeln nicht wenige an der Aufgabe, im Studio oder Live schnell einen passenden Sound anzubieten. Egal ob dies an schlechtem Equipment, problematischen Räumen oder Unerfahrenheit liegt – das Ergebnis entspricht manchmal einfach nicht den Erwartungen. Eine seit Jahren bekannte Alternative zu mikrofonierten, akustischen Trommeln stellen E-Drums dar. Das optische Erscheinungsbild und das Spielgefühl sagen allerdings nicht allen Drummern zu, und auch das Triggern einzelner Trommeln ist vielen, deren Basiskit akustisch bleiben soll, zu viel Aufwand. Drei kleine Metallkästchen sollen nun schnelle Lösungen für einen guten, abgenommenen Bassdrum-Sound bringen. 

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Das Unternehmen Finhol aus dem Schwarzwald stellt bereits seit 1993 Instrumente und Effektgeräte her, und Gitarristen und Bassisten ist die umfangreiche Produktpalette schon länger ein Begriff. Neben Röhreneffektgeräten, speziellen Instrumentenmikrofonen und Verstärkern sind es besonders nicht alltägliche Sound-Lieferanten wie beispielsweise lasergesteuerte Stomp-Boxen, die Interesse wecken. Mit dem Air Kick Bass Drum Sound System geht man nun einen ähnlich speziellen Weg. Die kleinen Metallboxen werden einfach in den Kessel der Bass Drum gelegt, das Triggern übernimmt ein Luftdrucksensor. Ob das tatsächlich funktioniert, lest ihr im Test.

Details

Die Air Kick Module sind sehr robust gebaut

Drei kleine Pappschachteln enthält das Testpaket, in jeder finde ich jeweils ein Air Kick Modul, ein externes Netzteil vom Typ „Wandwarze“ sowie eine kurze Bedienungsanleitung auf deutsch und englisch. Der einzige Unterschied zwischen den Geräten sind die enthaltenen Bassdrumsound-Samples. Es gibt die Modelle Rock/Metal, Blues/Jazz und Pop/Funk, somit kann an jedem Air Kick zwischen zwei Sounds gewählt werden. Dies geschieht per Kippschalter, direkt nebenan finde ich einen Regler mit der Aufschrift „Sens“, was für Sensitivity, also die Empfindlichkeit des Luftdrucksensors steht. Dessen Aufgabe ist es, die durch den Beater-Aufschlag erzeugte Druckveränderung innerhalb der Bassdrum zu messen, er ersetzt damit einen gängigen Kontakt-Trigger. Eine männliche XLR-Buchse zur Verbindung der Air Kicks mit Mischpulten, Preamps oder Interfaces vervollständigt die Ausstattung. Im Inneren der Gehäuse stoße ich auf einen als Piezoelement  ausgelegten Drucksensor sowie eine Platine mit dem für die Klangerzeugung verantwortlichen Mikroprozessor. Insgesamt wirken die drei Air Kicks schlicht, aber robust verarbeitet. 

Fotostrecke: 4 Bilder Bereit zum Triggern: die Air Kick Armada
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Praxis

Nachdem ich den Rock/Metal Air Kick mit Strom versorgt und per XLR-Kabel mit meinem Preamp verbunden habe, kann es losgehen. Zunächst lege ich das Gerät auf ein kleines Kissen innerhalb meiner Wahan 24×13 Zoll Acryl-Bassdrum. Diese ist eher offen gestimmt, die Felle können also ohne größere Mengen an Dämpfungsmaterial ungehindert ausschwingen. Beim Empfindlichkeitsregler beginne ich in der Mitte der Skala, nämlich bei fünf, den Sound-Wahlschalter stelle ich zunächst auf „Rock“. Als Stützmikrofonierung verwende für alle Soundfiles lediglich zwei Overhead-Mikros. 

Fotostrecke: 3 Bilder Mikro raus, Sounds rein: das Pop/Funk-Modell verschwindet in der Bass Drum.

Dynamik ist ein weites Feld, allerdings bestimmt diese der Trigger nach Gutdünken

Beim Spielen stellt sich umgehend das typische „E-Drum-Feeling“ ein. Dieses besteht bei mir aus dem Eindruck, nicht mehr Herr über die Dynamik zu sein, und – in einer schlimmeren Ausprägung – auch nicht mehr die volle Kontrolle darüber zu haben, was überhaupt gespielt wird. Die Aufnahme bestätigt dies: während alle Spuren zusammen irgendwie noch OK klingen, ist die auf solo geschaltete Air Kick-Spur nicht akzeptabel. Die Dynamik tut, was sie will, ab und zu löst der Drucksensor auch bei Snare- und Tom-Schlägen aus, während er den ersten Schlag schnellerer Doppelschläge gerne verschluckt. Und dabei handelt es sich offensichtlich noch nicht einmal um besonders dynamisches Material. Der Rock-Sound selbst ist durchsetzungsstark und verwendbar, klingt aber etwas synthetisch. Bei der „Metal“-Variante tritt diese Charakteristik – wie erwartet – noch stärker hervor. Hier mischt sich ein aggressiver Kick in den Gesamtound, die Performance fällt leider auch hier durchwachsen aus. 
Insbesondere für das Jazz/Blues-Modell lässt die dürftige Dynamik nichts Gutes erwarten. Und tatsächlich: eine leichte, dynamische Spielweise ist kaum möglich, weil das Air Kick Modul entweder gar nicht (auch bei maximal eingestellter Sensibilität) oder unberechenbar laut auslöst. Den Sound an sich würde ich eher als retro-rockig denn als jazzig bezeichnen. Das gleiche gilt für die Einstellung „Blues“, mir wäre ohne entsprechende Bezeichnung sicherlich nicht der typische Blues-Bassdrum-Sound in den Sinn gekommen, hier gibt’s stattdessen schon ziemlich attackbetont auf die Mütze. Das Pop/Funk-Modul bietet ebenfalls reichlich knallige Sounds, aber warum Funk deutlich bassiger ist als Pop, erschließt sich mir nicht. Im musikalischen Kontext dürften beide Sounds funktionieren, solange es nicht in die traditionelle Richtung geht, denn dafür sind sie zu modern. Ich habe euch hier alle sechs Sounds im Solo-Modus aufgenommen.

Audio Samples
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Einzelsound: Rock Einzelsound: Metal Einzelsound: Pop Einzelsound: Funk Einzelsound: Blues Einzelsound: Jazz

Der nächste Versuch mit einer kleineren Bassdrum

Ein etwas positiveres Bild ergibt sich bei einer kleineren, stärker gedämpften sowie tiefer gestimmten Bass Drum, in diesem Fall einer Wahan Buche Version in 20×14 Zoll. Hier kommt der Drucksensor mit dem Material besser zurecht, von dynamischer Performance würde ich trotzdem nicht sprechen. In den drei folgenden Klangbeispielen könnt ihr euch die Finhol Air Kicks im Groove-Kontext anhören. Im ersten verwende ich die große 24er Bassdrum mit dem Blues-Sample. Auffällig ist dabei die schwankende Dynamik, ebenso wie gelegentliche Fehltrigger auf manchen Snare-Schlägen. Im zweiten Beispiel kommt die kleine 20er Bassdrum mit dem Metal-Preset zum Einsatz. 

Audio Samples
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Groove 24″ Kick- Sens. Stufe 5 – Blues Groove 20″ Kick – Sens. Stufe 5 – Metal Groove 20″ Kick – Sens. Stufe 5 – Funk

Beim Spielen irritiert mich bei schnelleren Schlagfolgen eine spürbare Latenz, besonders, wenn man das Air Kick Modul laut auf dem Monitor oder Kopfhörer hat. Ein Abgleich der Wellenformen von Overhead-Mikrofonen und Air Kicks bestätigt, dass die Air Kick-Samples acht Millisekunden später ankommen. Der Funk-Sound im dritten Beispiel ist recht aggressiv, das Gespielte klingt damit eher hart als smooth, und auch hier erzeugen Dynamiksprünge ein merkwürdiges Groove-Gefühl. 

Acht Millisekunden Latenz sind kein Glanzwert.
Acht Millisekunden Latenz sind kein Glanzwert.

Obwohl die Einfachheit des Air Kick Systems durchaus ihren Charme hat, empfinde ich es in der Praxis als Einschränkung, keinerlei Einfluss auf die Sounds nehmen zu können. Dass man für die einzige verfügbare Einstellungsoption – die Klangveränderung per Kippschalter am Gerät – aufstehen, ums Set laufen und in die Bass Drum greifen muss, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Showstopper.

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Fazit

So interessant das Konzept integrierter, auf die Bass Drum abgestimmter Minimal-Modul/Trigger-Einheiten auf den ersten Blick wirkt, so wenig möchte es im Falle der Air Kicks wirklich zufriedenstellend funktionieren. Während die Sounds an sich teilweise durchaus annehmbar sind und besonders im Kontext zu guten Ergebnissen führen könnten, lassen sowohl die Dynamikspanne als auch die Zuverlässigkeit des Luftdrucksensors zu wünschen übrig. Fehltrigger und ausgelassene Schläge sind dabei ebenso frustrierend wie eine Latenz im spürbaren Bereich. Problemlöser – wie von Finhol versprochen – sind die Air Kick Module so jedenfalls nicht. Rund 170 Euro Straßenpreis für jeweils zwei nicht veränderbare Bassdrum-Sounds sind zudem nicht gerade günstig, vor allem wenn man bedenkt, dass eine konventionelle, deutlich besser ausgestattete, Lösung mit Drum-Modul und Bassdrum-Trigger auch nicht deutlich mehr kosten muss.  

Unser Fazit:
2 / 5
Pro
  • einfache Anwendung
  • robuste Verarbeitung
Contra
  • Trigger-Sensibilität und Dynamik sind unbefriedigend
  • das Jazz/Blues-Modell ist nicht stilgerecht verwendbar
  • keine Beeinflussungsmöglichkeiten der Sounds
  • Latenzen im spürbaren Bereich
  • Im Live-Betrieb ist die Umstellung der Sounds umständlich
  • hoher Preis
Artikelbild
Finhol Air Kick Bass Drum Sound System Test
Für 49,00€ bei
Alle drei Air Kick Module im Gruppenbild
Alle drei Air Kick Module im Gruppenbild
Technische Spezifikationen
  • Bezeichnung: Finhol Air Kick
  • Anzahl der gespeicherten Sounds: jeweils zwei Bassdrum-Sounds pro Modul
  • Ausführungen:
  • Pop / Funk
  • Rock / Metal
  • Blues / Jazz
  • Klangerzeugung: Sample-basiert, anschlagsdynamisch
  • Gehäuse/Finish: schwarzes Metallgehäuse (Aluminium)
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen (BxHxT): 60x110x30 Millimeter
  • Zubehör: Netzteil, Bedienungsanleitung
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Preis: 169,00 EUR (Verkaufspreis)

Seite des Herstellers

www.finhol.de

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