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Harley Benton DC-Custom Black Test

Mit der Harley Benton DC-Custom hat die Hausmarke des Musikhauses Thomann ein weiteres sehr interessantes Double-Cutaway-Modell im Programm, das wie viele andere Produkte der Linie nicht unbedingt vom Äußeren auf den meist erfreulich tiefen Preis schließen lässt. Kein Wunder, dass solche Budget-Instrumente und ein großes Zubehörangebot sich mittlerweile großer Beliebtheit erfreuen.

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Auf den ersten Blick zeigt auch unsere heutige Kandidatin nicht, dass sie für weit weniger als zweihundert Euro erhältlich ist – im Gegenteil. Was sich aus dem Karton schält, verbreitet durchaus den Charme einer amtlichen Rockgitarre.

Details

Optik/Verarbeitung:

Die Bauform der DC-Custom dürfte jedem Musiken bekannt vorkommen, denn es handelt sich dabei um die einer SG, Angus Youngs Lieblingsgitarre. Und deshalb verwundert es auch nicht, dass die Zutaten des in China gefertigten Instrumentes dementsprechend ausgefallen sind. Aber eines nach dem anderen.
Die Gitarre wird sicher und ordentlich verpackt in einem Karton geliefert, in dem sich neben einem Schlüssel zum Einstellen des Halsstabes zusätzlich noch ein Hinweis findet, dass die aufgezogenen Saiten aus dem Hause D’Addario stammen. Eine gute Wahl, denn vernünftige Saiten werten jedes Instrument auf. In diesem Fall handelt es sich um einen Satz EXL .010 – .046, sicherlich einer der beliebtesten Saitensätze des in Long Island, New York beheimateten Herstellers.

Fotostrecke: 5 Bilder Für Angus-Young-Fans mit schmalem Geldbeutel…

Der Korpus der DC-Custom besteht aus Mahagoni, an den ein ebenfalls aus Mahagoni gefertigter Hals angeleimt wurde. Diese Arbeit ist tadellos verrichtet, ebenso die Lackierung, wobei auch der Hals rückseitig mit demselben schwarzen Lack versehen ist wie der Korpus. Auf dem Body befinden sich zwei Wilkinson MWCHBA Alnico Vintage-Style-Humbucker, beide in schwarzen, höhenverstellbaren Pickuprähmchen und mit goldfarbenen Kappen versehen.
Zum Einstellen von Tone und Volume steht jeweils ein Poti mit goldenem, griffigen Metallknopf bereit. Umgeschaltet wird mit einem Dreiwegschalter, der zwischen den beiden Reglern gut erreichbar platziert wurde. Das Regelverhalten beider Potis ist gleichmäßig und nicht zu leichtgängig, genau wie es sein soll.
An den Halspickup grenzt das markante Schlagbrett, das hier aus drei Lagen Kunststoff besteht und passenderweise auch mit goldenen Schrauben angebracht ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Zwei Wilkinson Vintage-Style-Humbucker…

Die Saiten werden in ein Stop-Tailpiece eingefädelt und über eine ebenfalls vergoldete DLX Tune-o-Matic Bridge geführt. Der Weg in Richtung Kopfplatte verläuft über 24 Medium-Jumbo-Bünde, die tadellos in das Palisandergriffbrett eingearbeitet und auf Hochglanz poliert wurden. Zudem ist der Hals mit einem creme-weißen Binding versehen, das ganz hervorragend mit der Optik des Instrumentes harmoniert. Auch mit der Mensur von 628 mm weicht sie keinen Millimeter vom Vorbild ab. Lediglich bei der Anzahl der Bünde weist unsere Testgitarre mit 24 zwei mehr aus. Für die Orientierung auf dem Griffbrett sorgen Trapez-Perloid-Inlays und zusätzlich kleine schwarze Punkte an der Halskante.

Fotostrecke: 4 Bilder Die bunten Enden der Saiten weisen auf D´Addario als Hersteller hin.

Auf der angewinkelten Kopfplatte ist der Zugang des Double-Action-Halsstabs mit einer schwarzen Kunststoffabdeckung verschlossen, auf der in Weiß das Wort Custom eingraviert ist. Auch solche Details unterstreichen das edle Äußere unserer Kandidatin, genau wie die Perloid-Inlays auf der Kopfplatte. Bevor die Saiten auf die Stimmmechaniken treffen, müssen sie noch den 42 mm breiten Graphitsattel überqueren. Die Tuner stammen aus dem Hause Grover (natürlich auch vergoldet) und lassen ein feinfühliges, exaktes Stimmen zu.

Fotostrecke: 5 Bilder Trapez-Perloid-Inlays zur Orientierung auf dem Griffbrett.

Ein Blick auf die Rückseite der Harley Benton zeigt lediglich eine schwarze Kunststoffplatte, die das Elektronikfach verschließt, ansonsten glänzt hier alles in Schwarz. Fehlt noch die Klinkenbuchse, die in der unteren Zarge sitzt. Eine der beiden Gurtbefestigungen befindet sich am unteren Ende der Gitarre, die andere jedoch nicht wie erwartet am Hals-Korpus-Übergang, sondern an der Rückseite des oberen Horns. Zugegebenermaßen eine etwas ungewohnte Position, aber warum auch nicht? Ich bin gespannt, wie sich dies auf das Spiel im Stehen auswirkt, aber dazu später mehr. Das Instrument bringt 3782 Gramm auf die Waage und bewegt sich somit im durchschnittlichen Bereich. Die DC-Custom ist insgesamt tadellos verarbeitet und gibt keinerlei Anlass zur Kritik.

Etwas ungewohnte Position für den Gurtknopf, aber wenn´s funktioniert?
Etwas ungewohnte Position für den Gurtknopf, aber wenn´s funktioniert?
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Praxis

Sound/Bespielbarkeit:

Wie nicht anders erwartet ist die Gitarre wie das Original kopflastig, und wer sich auf diese Bauform einlässt, der weiß das sicherlich. Am Gurt wird dies allerdings durch die ungewohnte Platzierung des Gurtpins ausgeglichen.
Trocken angespielt kommt ein leicht blecherner Klang zustande, die Saiten klingen aber lang und gleichmäßig aus. Ich bin gespannt, ob sich dieser Grundsound auch am Amp bemerkbar macht. Dank ihres C-Shape-Halses ist ein komfortable Bespielen der nicht zu flachen Saitenlage möglich, da wurde ab Werk gut gearbeitet, denn ich konnte keinerlei Dead-Spots etc. ausfindig machen.
Für die Audiofiles habe ich einen Marshall TSL 100 verwendet, der füttert eine mit zwei Vintage 30 bestückte Box, und eingefangen wird das austretende Signal mit einem SM57. Natürlich ist nur das pure Signal zu hören, EQs, Kompressoren etc. haben hier nichts verloren.
Los geht es im cleanen Kanal des Amps und mit dem Halspickup.

Audio Samples
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Clean: Picking

Die Harley Benton generiert einen warmen und direkten Cleansound und der Halspickup kommt rund und ausgewogen daher. In der Mittelstellung wird der Sound etwas glasiger und der Steghumbucker kann mit seinen ausgeprägten Mitten gefallen. Der trocken angespielt erzeugte blecherne Klang ist hier nicht zu hören.
Ich schalte nun in den Crunch-Kanal des Amps und erzeuge einen satten Crunchsound. Wieder geht es mit dem Hals-PU los und endet mit dem Steghumbucker.

Audio Samples
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Crunch: Alle 3 PU-Positionen
Tadellose Verarbeitung und druckvoller Klang.
Tadellose Verarbeitung und druckvoller Klang.

Auch hier können alle drei Positionen gefallen, wobei der Steg-PU natürlich voll in seinem Element ist. Aber auch die beiden anderen Positionen kommen überzeugend rüber und klingen überraschend frisch, denn ich hatte ehrlich gesagt mehr Mulm in den tiefen Frequenzen erwartet.
Ich bleibe beim Stegpickup, erhöhe den Zerrgrad und spiele ein klassisches Rockriff.

Audio Samples
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Crunch: Steg-PU, klassisches Rockriff

In dieser Position geht die Gitarre recht antrittsschnell und frech ans Werk und liefert einen fetten, knackigen Rocksound.
Es geht mit einem Drop-D-Riff weiter, dazu habe ich den nächsthöheren Gang am Amp eingelegt.

Audio Samples
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Heavy Sound: Steg-PU, Drop-D-Riff

Das klingt recht überzeugend! Auch hier lässt die DC-Custom keinen Mulm in den Bässen zu, was gerade tiefergestimmten Riffs sehr entgegenkommt.
Bevor es in die Zielgerade geht, folgen noch zwei Lead-Beispiele. Einmal mit dem Hals-PU und abschließend mit dem Kollegen am Steg.

Audio Samples
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High Gain: Lead-Sound, Hals-PU High Gain: Lead-Sound, Steg-PU

Auch hier liefert die Gitarre einen fetten, tragenden Leadsound in beiden Positionen.

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Fazit

Die Harley Benton DC-Custom ist eine echte Überraschung, denn man erhält für verhältnismäßig wenig Geld erstaunlich viel Gitarre. Was die Verarbeitung betrifft, ist mir nichts Negatives aufgefallen, die Werkseinstellung und dadurch bedingt auch die Bespielbarkeit ist mehr als vernünftig. Aber auch klanglich kann sie überzeugen, denn die Holzauswahl sorgt zusammen mit den Wilkinson Alnico Humbuckern für einen druckvollen, satten und warmen Klang. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Sound
Contra
  • keins
Artikelbild
Harley Benton DC-Custom Black Test
Für 179,00€ bei
Unglaublich, was Harley Benton zu diesem Preis an Qualität anbietet.
Unglaublich, was Harley Benton zu diesem Preis an Qualität anbietet.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Herstellungsland: China
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 24
  • Mensur: 628 mm
  • Pickups: 2 x Wilkinson MWCHBA Alnico Vintage Style Humbucker
  • Mechaniken: Grover, geschlossen
  • Steg: DLX Tune-o-matic
  • Sattel: Graphit IV
  • Sattelbreite 42 mm
  • Gewicht: 3782 Gramm
  • Preis: 179,00 Euro
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