Anzeige

Fender Deluxe Nashville Tele Test

Die Fender Deluxe Nashville Tele präsentiert sich gleich mit drei Singlecoil-Pickups – eine Konstruktionsvariante, die der Gitarre zu einer ganzen Menge zusätzlicher Klangvarianten verhelfen sollte. Hier ist es der Stratocaster-Tonabnehmer, der in der mittleren Position kräftig dazu beitragen darf. Im Gegensatz zur älteren und nicht mehr produzierten Nashville Telecaster haben die Entwickler bei Fender dieses Instrument mit einigen neuen Zutaten bestückt.

Fender_Deluxe_Nashville_Telecaster_006FIN Bild


Aber haben wir es trotzdem immer noch mit einer Tele zu tun oder doch irgendwie mit einer verkappten Strat? Genau das soll der folgende Test herausfinden – immerhin definiert der Klang auch den Einsatzbereich, und der scheint relativ weit gefasst zu sein, denn die Noiseless-Pickups fühlen sich bekanntlich auch im schweren Gelände zu Hause.

Details

Korpus

Bei der Deluxe Nashville Tele wird Erle als Korpusholz verwendet. Das Shaping entspricht den typischen Telecaster Bodys, lediglich an der Halstasche wurde eine Ecke abgerundet, um einen besseren Zugriff auf die ganz hohen Bünde zu haben. Das Instrument ist kein Leichtgewicht, der Korpus hat keine großflächigen Ausfräsungen, die sich vielleicht unter dem dreilagigen Pickguard in Vintage White verstecken könnten. Hier wurde nur das nötigste Holz abgetragen, daher bringt die Deluxe Nashville Tele auch stattliche 3,9 kg auf die Waage. Unser Testmodell kommt in einem frischen Daphne Blue Finish, sie ist aber auch in White Blonde und 2 Color Sunburst erhältlich.

Fotostrecke: 6 Bilder Eine Fender mit drei Pickups asoziiert man in der Regel mit der Stratocaster.

Fender hat der Gitarre einen modernen Standard-Tele-Steg mit sechs einzeln verstellbaren Saitenreitern spendiert, bei dem die Saiten von der Korpusrückseite eingefädelt werden. An den Zargen findet man die Gurtpins und die Standard-Tele-Buchse.

Fotostrecke: 5 Bilder Der verchromte, großflächige Standard-Tele-Steg…

Pickups

Die Gitarre ist mit zwei Vintage Noiseless Tele-Pickups bestückt, die an der Steg- und Hals-Position verbaut sind. In der Mitte lacht uns ein Vintage Noiseless Strat-Pickup entgegen. Die Tonabnehmer werden mit einem Master-Volume und einem Master-Tone geregelt, geschaltet werden sie mit einem 5-Wege-Schalter im Tele-Style. Es sind somit die typischen Strat-Kombinationen möglich:

  • 1 – Steg-Pickup
  • 2 – Steg- & mittlerer Pickup
  • 3 – Mittlerer Pickup
  • 4 – Mittlerer & Hals-Pickup
  • 5 – Hals-Pickup

Die Kombination Hals- und Steg-Pickup ist als typische Tele-Schaltmöglichkeit leider nicht vorgesehen – schade für die Freunde dieser Variante. Dazu zeigte sich die Kunststoffkappe des Schalters sehr wackelig, hier sollte man selbst noch einmal Hand anlegen. Aber natürlich muss das nicht bei jedem Modell der Serie der Fall sein.

Fotostrecke: 7 Bilder Auffälligstes Merkmal im Unterschied zur normalen Tele…

Hals

Der Hals ist aus Ahorn gefertigt, hat ein aufgeleimtes Palisandergriffbrett und ist wie gewohnt vierfach mit dem Korpus verschraubt. Auf dem Griffbrett warten 22 gut abgerichtete und polierte Bünde (Narrow Tail Frets) auf ihren Einsatz. Zur Orientierung gibt es Punktmarkierungen auf dem Griffbrett und kleinere an der Halskante. Der Hals ist mit einem Radius von 12 Zoll für Tele-Verhältnisse relativ flach, liegt aber mit seinem Modern C Shaping gut in der Hand und der nur dünn lackierte Halsrücken unterstützt schnelle Lagenwechsel. Über einen Kunststoffsattel laufen die Saiten zu den einseitig angeordneten Stimm-Mechaniken an der Kopfplatte mit dem Seventies Fender Logo. Zur besseren Stimmstabilität sind hier Deluxe Locking-Mechaniken verbaut, auch ein Saitenwechsel geht mit diesen Tunern schneller von der Hand. Beim Stimmen arbeiten die geschlossenen Mechaniken ausgesprochen gut und gleichmäßig. Das Instrument kommt ab Werk mit einer guten Voreinstellung von Halsneigung und Saitenlage, sodass der Halsstellstab, der am Übergang von Kopfplatte und Hals zugänglich ist, nicht bewegt werden musste. Lediglich an der Oktavreinheit waren einige kleinere Nachbesserungen notwendig.

Fotostrecke: 7 Bilder Der Ahornhals mit aufgeleimtem Palisandergriffbrett…
Anzeige

Praxis

Sound

Die Gitarre klingt trocken angespielt eher verhalten und etwas leise, wenn ich sie mit meiner Strat oder Tele vergleiche. Auch in ihrer Ansprache ist sie im direkten Vergleich nicht so antrittsschnell und knackig, was aber keinesfalls abwertend gemeint ist, sondern lediglich meinen ersten Eindruck beim Anspielen ohne Verstärker beschreibt. Am Verstärker zeigt sich das erwartete Bild, die Tele kommt mit einem brillanten und spritzigen Ton aus den Speakern, bedingt durch die Pickup-Bestückung allerdings schon mit einem erwartungsgemäß veränderten Gesamtklangbild. Der Hals-Tonabnehmer liefert für seine Position einen schnittigen Klang mit einer guten Portion Höhen, die beiden anderen sind im Frequenzbild entsprechend angepasst. Zum Steg hin wird es brillanter, während sich der Bassbereich in allen Positionen sehr definiert und knackig präsentiert.

Der zusätzliche Pickup verleiht der Gitarre insgesamt fünf unterschiedliche Charaktere und einen sehr eigenständigen Sound
Der zusätzliche Pickup verleiht der Gitarre insgesamt fünf unterschiedliche Charaktere und einen sehr eigenständigen Sound

Außerordentlich gut gefallen mir die Zwischenpositionen, denn im Gegensatz zu den Einzelpickups zeigen sich diese Einstellungen etwas weicher. Das verleiht der Gitarre insgesamt fünf unterschiedliche Charaktere und einen sehr eigenständigen Sound. Obwohl die Tonabnehmerbestückung mit der einer Strat identisch ist, kommen die Gene der Telecaster eindeutig mehr zum Vorschein. Klar, es sind ja auch zwei Tele-Pickups im Einsatz und die komplette Holz-Korpus-Konstruktion trägt ihren Teil dazu bei. Mit dem Tone-Poti kann man dem Instrument auch in wohldosierter Form die Schärfe nehmen. Im ersten Teil des Regelwegs wird nur leicht abgesenkt, im letzten Viertel geht es radikaler zur Sache, was mir ausgesprochen gut gefällt. Ihr hört in den folgenden Beispielen zuerst alle fünf Pickup-Kombinationen mit Cleansound, beim zweiten Beispiel ist der Wirkungsbereich des Tone-Reglers im Fokus, hier habe ich den Tone-Regler in kleinen Schritten immer weiter zurückgedreht. Dabei ist der Steg-Pickup angewählt.

Audio Samples
0:00
Bsp. 1: Alle fünf Pickup-Kombinationen (Hals nach Steg) mit Cleansound Bsp. 2: Verschiedene Stufen des Tone-Reglers (Steg Pickup)

Die unterschiedlichen Sounds können dem Einsatzbereich entsprechend gewählt werden. Ist etwa ein knackiger Cleansound angesagt, eignet sich der Hals-Pickup am besten, soll es etwas weicher sein, ist die Kombination aus Hals- und mittlerem Tonabnehmer eine gute Wahl. Ihr hört beide direkt hintereinander in Beispiel 3 mit einem Reggae-Groove. Meine Lieblingssounds mit der Deluxe Nashville Tele sind eindeutig die etwas dreckigeren Klänge. Bei den Crunch-Beispielen (Bsp. 4 bis 6) ist ein Tube Screamer vor den Amp geschnallt, mit dem sich die Gitarre erstklassig verträgt. Hier könnt ihr auch wieder die unterschiedlichen Facetten der Pickup-Kombinationen hören. Vor allem ist die Klangübertragung sehr gut, ein harter Anschlag wird mit einem etwas bissigeren Ton belohnt. Ob eher warm oder scharf und crisp – so kann besonders bei angezerrten Sounds die Wahl der Klangfarbe in erhöhtem Maße über den Anschlag gesteuert werden.
Nicht so gut hat mir die Wirkungsweise des Volume-Potis (Bsp. 7) gefallen. Zum einen geht bei einer minimalen Zurücknahme der Zerrgrad stark zurück und im weiteren Verlauf tut sich eher weniger, außerdem werden die Höhen abgesenkt. Ich persönlich habe es lieber, wenn der Frequenzgang relativ gleich bleibt, aber in dieser Sache sind die Geschmäcker verschieden und das möchte ich dann auch nicht als negativ bewerten, aber der Regelweg hätte definitiv besser gewählt sein können. Die Pickups haben neben der Tatsache, dass sie einen sehr guten knackigen Sound produzieren, den großen Vorteil, dass sie extrem nebengeräuscharm sind und auch höhere Zerrgrade verkraften, ohne dass ein Brumm-Orkan aus den Lautsprechern kommt. Allerdings sollte man immer bedenken, dass es sich um Singlecoils handelt, die aus einem High Gain Amp oder Verzerrer nicht das volle Brett herausholen. In Beispiel 9 hört ihr einen Zerrsound mit einem Bogner Ecstasy Red Pedal, bei dem der Gain-Regler sehr weit aufgedreht wurde.

Audio Samples
0:00
Bsp. 3: Cleansound – zuerst Hals-Pickup, dann Hals- und mittlerer Pickup Bsp. 4: Crunch – mittlerer- & Steg-Pickup Bsp. 5: Crunch – Hals-Pickup Bsp. 6: Crunch – Steg-Pickup Bsp. 7: Volume Poti – zuerst leicht zurück gedreht, dann voll auf Bsp. 8: Anschlagsdynamik – zuerst leicht mit den Fingern (Hals-Pickup), dann hart mit dem Pick (Steg-Pickup) Bsp. 9: High Gain Sound (Steg-Pickup)
Anzeige

Fazit

Bedingt durch die Konzeption mit drei Tonabnehmern überzeugt die Fender Deluxe Nashville Telecaster mit einem vielfältigen und charakterstarken Sound. Die Vintage-Noiseless-Pickups machen ihrem Namen alle Ehre und sogar High-Gain-Sounds sind ohne hohes Nebengeräuschaufkommen möglich. Für mein Empfinden zeigt die Gitarre allerdings ihre klangliche Schokoladenseite bei den Crunch- und Mid-Gain-Sounds. Der Hals ist griffig und lässt sich gut bespielen, die werkseitige Einstellung ist in Ordnung, lediglich an der Oktavreinheit musste etwas nachjustiert werden, was aber mit den sechs einzeln verstellbaren Reitern kein Problem war. Die einzige Schwachstelle ist das Volume-Poti. Der Regelweg könnte etwas besser sein, damit über ihn der Zerrgrad feinfühliger regelbar ist. Aber ein Poti kann auch schnell getauscht werden.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • variabler, charakterstarker Sound
  • Noiseless-Pickups
  • gute Verarbeitung und Bespielbarkeit
Contra
  • Regelweg des Volume-Potis
Artikelbild
Fender Deluxe Nashville Tele Test
Für 775,00€ bei
Vielfältigen und charakterstarke Crunch- und Mid-Gain-Sounds sind die Highlights der Tele - einzig der Regelweg des Volumenpoti sollte geändert werden.
Vielfältigen und charakterstarke Crunch- und Mid-Gain-Sounds sind die Highlights der Tele – einzig der Regelweg des Volumenpoti sollte geändert werden.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Fender
  • Herstellungsland: Mexiko
  • Model: Deluxe Nashville Tele
  • Finish: Daphne Blue
  • Korpus: Erle
  • Hals: Ahorn
  • Profil: Modern C
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbrett-Radius: 12“ (305 mm)
  • Halsbr.Sattel: 42 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 52 mm
  • Mensur: 648 mm
  • Bünde: 22 Narrow Tail Frets
  • Mechaniken: Fender Locking Mechaniken
  • Pickups: Vintage Noiseless Tele (Steg), Vintage Noiseless Strat (Mitte), Vintage Noiseless Tele (Hals)
  • Regler: Volume, Tone
  • Schalter: Standard Fünfweg
  • Brücke: Standard Tele Steg (Saitenführung durch den Korpus)
  • Gewicht: 3,9 kg
  • Zubehör: Gigbag
  • Preis: 878,00 Euro
Hot or Not
?
Eine Fender mit drei Pickups asoziiert man in der Regel mit der Stratocaster.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?
  • Some Bluesy Sounds with the Quilter Elevate!