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Epiphone Joe Bonamassa Firebird-I PG Test

Die Epiphone Joe Bonamassa Firebird-I PG steht in der Tradition der legendären Gibson Firebird, mit der man im Jahr 1963 den damals sehr futuristisch wirkenden Instrumenten des Erzrivalen Fender einen würdigen Konkurrenten entgegensetzen wollte. Obwohl die Gitarre ausdrücklich als Jazzgitarre angepriesen wurde, nahm die vermeintliche Zielgruppe kaum Notiz vom nagelneuen Feuervogel. Dementsprechend blieben die Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen zurück, sodass die Produktion der ersten Reverse-Version bereits im Mai 1965 wieder eingestellt werden musste.

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In Zusammenarbeit mit Joe Bonamassa hat Epiphone nun die limitierte Version der Firebird I auf den Markt gebracht, die nach den originalen Bauplänen aus dem vorherigen Jahrtausend gefertigt wird und zu einem attraktiven Preis über die Ladentheke geht.

Fotostrecke: 3 Bilder Der schräge Feuervogel wird von Epiphone mit eigenem Nest geliefert,…

Details

Der Korpus

Wie beim Original aus den Sechziger Jahren ist auch das Remake von Epiphone relativ aufwendig konstruiert. Der neunteilige Hals besteht aus Mahagoni und Walnuss und reicht bis zum Korpusende. Die beiden Seitenteile, die der Gitarre ihren typischen Parallelogramm-Look geben, sind nachträglich an den Korpusabschnitt des durchgehenden Halses angeleimt. Diese Thru-Neck-Konstruktion ist nicht nur äußerst stabil, sondern bietet auch eine sehr gute Klangübertragung.

Fotostrecke: 5 Bilder Auffälligstes Merkmal der Firebird ist die für 1963 futuristisch wirkende Korpusform.

Das Mittelstück ist übrigens gut zu erkennen, denn es steht sowohl auf der Decke als auch auf der Rückseite etwas über und beherbergt nicht nur den eingelassenen Minihumbucker, sondern auch die kompensierte Wrap-Around-Bridge, die ich für die am besten klingende Brückenkonstruktion überhaupt halt.

Fotostrecke: 3 Bilder Als Brücke kommt eine sogenannte Wrap-Around Bridge zum Einsatz,…

Leider ist sie ab Werk suboptimal eingestellt, sodass ich die Madenschrauben wirklich sehr weit eindrehen muss, um die Oktavreinheit einzustellen. Weit hinter und unterhalb der Brücke findet sich die Schaltzentrale der Gitarre in Form von Tone- und Volume-Poti sowie die Klinkenbuchse.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Decke beherbergt neben der Brücke auch den Pickup und die Regler.

Der Hals

Das Instrument liegt trotz seiner auf den ersten Blick leicht klobigen Form sehr gut in der Hand und lässt sich bis in die höchsten Lagen ausgezeichnet handhaben. Einen großen Anteil am hohen Spielkomfort hat der ergonomisch geformte Übergang vom Korpus zum Hals. Die Halsrückseite liegt in einem angenehm zu bespielenden Mittelfeld zwischen C-und D-Profil und ist weder zu schlank noch zu fett. Wichtig für das Spielgefühl ist aber nicht nur das Halsprofil, sondern auch die Beschaffenheit der Bünde. Und auch hier gibt es nichts zu meckern. Die 22 Mediumbünde auf dem Palisandergriffbrett sind bestens verarbeitet und poliert, eine Kombination, die für eine knackige und obertonreiche Klangstruktur steht. Die Mensur, also die Länge der frei schwingenden Saiten, besitzt mit 628 mm die klassischen Gibson-Maße. Dank des flachen Griffbrettradius gestaltet sich sowohl das Saitenziehen, als auch die gesamte Bespielbarkeit flüssig und angenehm.

Fotostrecke: 4 Bilder Der neunteilige Hals besteht aus Mahagoni und Walnuss und reicht bis zum Korpusende.

Die Reverse-Kopfplatte ist nach hinten leicht abgewinkelt und wie es sich für einen Linkshänderhals gehört, liegen die Mechaniken auf der für einen Rechtshänder normalerweise eher schlechter zu erreichenden Seite. Allerdings sind die sechs Kluson Reissue Firebird Banjo-Tuner nicht wie gewohnt abgewinkelt, sondern werden wie bei Banjo-Mechaniken üblich auf direktem Weg durch die Kopfplatte geführt. Dieser Kniff sorgt für eine bessere Erreichbarkeit und sieht außerdem auch noch ziemlich cool aus. Leider sind sie ungewöhnlich schwergängig und haben etwas Spiel, wodurch der Stimmvorgang kein Zuckerschlecken ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Zum auffälligen Korpusdesign passt die stylische Kopfplatte im Reverse-Look.
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Praxis

Sound

Schon beim ersten Anspielen habe ich mich auf der Gitarre wohlgefühlt. Wie bei den meisten Instrumenten ist die Oktavreinheit ab Werk nicht perfekt eingestellt und so musste ich die Wraparound-Bridge zuerst einmal mittels der beiden Madenschrauben in die richtige Position bringen. Die Saitenlage war dagegen bereits perfekt justiert. Die Thru-Neck Konstruktion beschert dem Instrument einen sehr direkten Klang mit einem ausgeprägten Sustain, sodass man nicht das Gefühl hat, eine “billige” oder abgespeckte Version zu spielen. Der Minihumbucker bringt einen insgesamt fokussierteren Sound als ein Standardhumbucker, gleichzeitig bietet er ein stärker ausgeprägtes Obertonverhalten, das schon fast an einen Singlecoil erinnert. Der Ton ist aber insgesamt wesentlich straffer mit ausgeprägten oberen Mitten und einem trockenen Bassfundament. Die gnadenlose Direktheit und der rotzige Sound wirken am cleanen Amp etwas schroff. Allerdings hat das Ganze auch einen besonderen Reiz, besonders dann, wenn man nicht auf polierte Stratsounds steht. Gleichzeitig liefert diese Ungeschliffenheit einen speziellen rotzigen Vintage-Touch, den man mag oder eben nicht. Aber hört selbst.

Audio Samples
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Clean Sound

Im angezerrten Bereich kommt die Gitarre allmählich aus den Pötten. Man merkt einfach, dass sie sich eher im Blues- und Rock-Kontext zuhause fühlt, obwohl die Urväter sie ja eigentlich lieber im Jazz gesehen hätten. Dadurch, dass der Minihumbucker nicht so “mächtig” tönt wie ein normaler Doppelspuler, gestaltet sich den Sound nicht nur schlanker, sondern auch fokussierter. Was mir insgesamt nicht so gut gefällt sind die bereits erwähnten, hier leicht überpräsenten oberen Mitten. Während sie im verzerrten Bereich vorteilhaft sind, sorgen sie bei cleanen Einstellungen dafür, dass die Vorstufe schnell zu kratzen beginnt.

Audio Samples
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Angezerrter Sound

Das Tone-Poti sollte man hier ganz bewusst mit in die Klanggestaltung einbeziehen, auch wenn man den Sound nicht nur leicht, sondern massiv entschärfen möchte. Im folgenden Audiobeispiel stelle ich euch drei grobe Einstellungen des Tone-Potis vor, beginnend mit komplett zurückgedrehten Höhen. Danach folgen die 12-Uhr-Position und im letzten Drittel des Audiofiles die Vollgasstellung. Wenn man den Tone-Regler komplett zurückdreht, erinnert der Sound an ein Wah-Pedal in Absatzposition. Bei 12 Uhr bekommt man dagegen einen recht ausgeglichenen Ton. Erst in der Vollgasstellung merkt man, welche massiven Höhenreserven die Gitarre besitzt.

Audio Samples
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Angezerrt – Tone-Poti zu / 12 Uhr / max.
Die Firebird überzeugt mit stark ausgeprägtem Obertonverhalten, mit lebendigen oberen Mitten und einem trockenen Bassfundament.
Die Firebird überzeugt mit stark ausgeprägtem Obertonverhalten, mit lebendigen oberen Mitten und einem trockenen Bassfundament.

Im High-Gain-Bereich geht das gute Stück ab wie die Luzie. Die Durchsetzungskraft der Gitarre ist wirklich enorm und der Sound sprudelt förmlich vor Obertönen. Mehr braucht aber kein Mensch. Die leichte Singlecoil-Note bringt gerade bei hohen Verzerrungen einen knackigen Twäng, der dem Anschlag immer einen leicht schmatzigen Charakter verleiht.

Audio Samples
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High-Gain Sound

Beim Solieren bleibt der Ton auch auf den hohen Saiten immer fett und rund. Egal, wie viel Verzerrung man auch generiert, ein gewisser Twäng bleiben immer erhalten, ohne dabei zu stark in den Vordergrund zu rücken. Wie gesagt kann man den Obertonbereich bei Bedarf mit den Tone-Poti durch ein leichtes Zurücknehmen entschärfen. Darauf habe ich hier aber bewusst verzichtet, weil man das Ganze auch mit dem Amp bzw. den Pedalen erreichen kann.

Audio Samples
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Solo Sound

Zum Schluss möchte ich euch noch den High-Gain-Sound mit komplett zurückgedrehtem Tone-Poti präsentieren. Bei dieser hohen Verzerrung bekommt der Ton einen leicht fuzzigen Charakter, der ein wenig an alte ZZ-Top-Aufnahmen aus den 80ern erinnert. Trotz der massiven Höhenbeschneidung verschwinden hier die Konturen nicht zu stark und die Töne lassen sich immer noch gut mit dem Fingervibrato formen und sterben währenddessen nicht ab.

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High-Gain Sound mit komplett zurückgedrehtem Tone-Poti
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Fazit

Die Epiphone Joe Bonamassa Firebird-I PG ist ein gut gelungenes Remake der klassischen Gibson Firebird aus dem Jahr 1963 mit einem attraktiven Preis-Leistungsverhältnis. Die Gitarre lässt sich angenehm bespielen und der Hals liegt weder zu fett noch zu mager in der Hand. Der Minihumbucker erledigt seine Aufgabe besonders im verzerrten Bereich gut. Er bietet einen knackigen Ton mit einem schönen Twäng, wobei für meinen Geschmack die oberen Mitten schon fast zu präsent sind.
Ein Grund, den Tone-Regler mit in die Klanggestaltung einzubeziehen und mit ihm bei hohen Verzerrungen die oberen Mitten leicht zurückzunehmen. Einziger Minuspunkt sind die schwergängigen Mechaniken, die den Stimmvorgang zu einem mühsamen Unterfangen machen. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • knackiger, offener Sound
  • gute Bespielbarkeit
  • gute Verarbeitung
Contra
  • Mechaniken sind schwergängig und haben etwas Spiel
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Epiphone Joe Bonamassa Firebird-I PG Test
Für 655,00€ bei
Joe Bonamassas limitierte Version der Firebird I klingt gnadenlos direkt mit einem speziellen rotzigen Vintage-Touch.
Joe Bonamassas limitierte Version der Firebird I klingt gnadenlos direkt mit einem speziellen rotzigen Vintage-Touch.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Epiphone
  • Modell: Joe Bonamassa Signature Modell
  • Korpusholz: Mahagoni
  • Korpusform: Reverse Firebird
  • Hals: Mahagoni/Walnuss (Thru-Neck)
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbretteinlagen: Dot-Griffbretteinlagen
  • Griffbrettradius: 14“
  • Halsprofil: 1963 Firebird
  • Mensur: 24.75″
  • Bünde: 22 Medium Jumbo Bünde
  • Tonabnehmer: 1 Epiphone ProBucker FB720
  • Regler: Mastervolume, Mastertone
  • Hardware: Nickel
  • Mechaniken: Kluson Reissue Firebird Banjo-Mechaniken
  • Übersetzungsverhältnis: 12:1
  • Steg: Wrap-Around Stopbar
  • Farbe: Polymist Gold
  • inklusive Gigbag und Zertifikat
  • Preis: 698,00 Euro
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Auffälligstes Merkmal der Firebird ist die für 1963 futuristisch wirkende Korpusform.

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