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Victory BD 1 Top Test

Bei Victory Amps handelt es sich um einen britischen Hersteller von Röhrenamps, dessen Technikerteam um den Mastermind Martin Kidd Verstärker und Gitarrenboxen designt und baut, und zwar tatsächlich von Hand und in der Heimat. Für die in Großbritannien und Nordirland hergestellten Topteile, Combos und Boxen kommen nur selektierte Bauteile zum Einsatz und laut Victory sorgen eingehende Endkontrollen für eine gleichbleibend hohe Qualität.

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Ein Grund, weshalb man auf die eigenen Produkte gleich fünf Jahre Garantie gibt. Daran sollten sich andere Hersteller, auch nicht unbedingt aus dem Musikequipment-Bereich, ein Beispiel nehmen. Heute stellen wir euch den kleinsten Gitarrenamp der Company vor, der trotz seiner unscheinbaren Optik einiges auf dem Kerbholz hat.

Details

Aufbau und Konzept

Der schwarze Bolide im Handtaschenformat erinnert mit seinem Format an den Tiny Terror von Orange, der übrigens auch im selben Preissegment angesiedelt ist. Auch hier hat man es mit einem kleinen Vollröhren-Gitarrentopteil zu tun. Das Metallgehäuse des BD1 ist mit seinen Abmessungen von gerade einmal 26,3 x 17 x 19,5 cm (B x H x T) und einem Gewicht von 6 kg noch einen Tacken handlicher als sein Pendant von Orange und passt beim Fliegen noch problemlos ins Handgepäck. Auch wenn der kleine Brüller auf den ersten Blick den Eindruck macht, dass man hier unter Umständen klangliche Abstriche in Kauf nehmen müsste, stimmt das so nicht, wie sich später im Praxisteil zeigen wird.

Fotostrecke: 5 Bilder Das BD 1 ist baugleich mit dem Rob Chapman Signature-Modell, kommt aber im schwarzen Gehäuse.

Das Frontpaneel wirkt zwar spartanisch, bietet aber im Grunde alles, was man als Blueser und Rocker braucht. Zwischen Gain- und Masterregler befindet sich die Klangregelung des Amps in Form eines Contour-Potis. Hier nimmt man in einem gewissen Maß Einfluss auf den Mitten- und Bassbereich, allerdings ist seine brauchbare Spannbreite nicht wirklich groß.
Die besten Ergebnisse liefert der Amp bei Einstellungen zwischen 11 und 14 Uhr, je nachdem, welche Gitarre bzw. welche Gitarrenbox man verwendet. Weiteren Einfluss auf den Frequenzgang erlauben zwei kleine Kippschalter. Deep akzentuiert den Bassbereich und Bright reichert den Klang bei Bedarf mit einem zusätzlichen Schuss Höhen an. Das Ganze ist klanglich sehr geschmackvoll abgestimmt und ich habe beim Herumprobieren keine weiteren Klangregler vermisst. Auf der rechten Seite liegt das Powermanagement des Amps. Neben dem Netzschalter findet sich ein Standbyschalter, mit dem man den Amp entweder im 28- oder im 2-Watt-Modus starten kann. Ein Statuslämpchen mit Facettenschliff im Fenderstil leuchtet beim Einschalten und verleiht dem kleine Topteil einen edlen Touch.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Vorderseite zeigt sich übersichtlich, hat aber alles, was benötigt wird.

Die Rückseite
Neben der Schuko-Buchse samt Sicherung und 110/220 Volt-Selektor befinden sich hier noch weitere Klinkenbuchsen. An insgesamt drei Lautsprecherausgängen lassen sich folgende Boxen und Boxenkombinationen anschließen: 1 x 16 Ohm, 1 x 8 Ohm oder 2 x 8 Ohm. Über zwei weitere Klinkenbuchsen kann ein Effektgerät eingeschleift werden. Der Einschleifweg ist parallel angelegt und der Effektanteil wird mittels eines Potis beigemischt. Hier muss tunlichst darauf geachtet werden, beim Effektgerät das Originalsignal abzuschalten, weil man sonst einen Kammfilter-Effekt erhält. Durch das gelochte Chassis hat man Einblick auf die Röhrenbestückung. In der Vorstufe arbeiten drei 12AX7 Röhren, die Endstufe erzeugt ihre maximale Leistung von 28 Watt mittels zweier EL84 Endstufenröhren.

Fotostrecke: 3 Bilder Die obere Hälfte der Rückseite wird vom gelochten Lüftungsgitter und etlichen Warnhinweisen beherrscht.
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Praxis

Sound

Als ich den kleinen Amp aus seinem Gigbag nahm, war es zuerst einmal die optische Schlichtheit, die mich erstaunte. Gleichzeitig hatte ich die Befürchtung, dass die Klangregelung nicht genug Eingriffsmöglichkeiten bieten könnte. Das Ganze hat sich aber schnell in Wohlgefallen aufgelöst, weil die Schaltung des BD1 von Leuten abgestimmt wurde, die ihren Job verstehen. So ist der Grundsound unglaublich ausgewogen und die gesamte Wiedergabe erstaunlich impulsfreudig und dynamisch.
Richtig clean kann man den Amp allerdings nicht einstellen, auch wenn man den Gainregler sehr weit zurücknimmt, bleibt der Ton immer rotzig und leicht angezerrt. Um den Sound völlig unverzerrt hinzubekommen, muss man das Lautstärkepoti der Gitarre zurückdrehen. Deshalb eignet sich der Amp auch nicht für Hank Harvin Jünger oder beinharte Jazzer. Im ersten Beispiel stelle ich euch die cleanste Einstellung des Amps vor. Obwohl ich den Gainregler hier so weit wie möglich zurückgenommen habe, ist der Ton schon leicht angezerrt. Damit ihr einen Eindruck davon bekommt, wie sich der Amp mit Singlecoils und Humbuckern macht, habe ich für jede Einstellung jeweils ein Audio mit meiner 77er Stratocaster und mit meiner Gibson SG eingespielt. Zuerst hört ihr die Stratocaster und im zweiten Audiobeispiel die Gibson SG.

Audio Samples
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Cleanste Einstellung mit Strat Cleanste Einstellung mit SG

In der 10-Uhr-Position des Gainreglers bringt der Amp bereits eine beachtliche Verzerrung, die für gemäßigte Blueser schon fast zu viel des Guten sein könnte. Dabei bleibt der Sound jedoch immer luftig und reagiert sehr gut auf den Anschlag und die verwendete Gitarre.

Audio Samples
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Gain 10 Uhr: Strat Gain 10 Uhr: SG

Halbgas-Gain deckt bereits etliche Stilistiken ab, wenn man, wie die Gitarrenhelden der 70er Jahre, mit dem Volumepoti arbeitet. Mich erinnert der Sound des BD1 an einen frisierten AC 30 mit Marshall-Anleihen. Im Unterschied zum Vox-Klassiker ist der Sound in den Höhen zwar längst nicht so fein aufgefächert, aber die Marschrichtung ist klar erkennbar.

Audio Samples
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Medium Gain: Strat Medium Gain: SG
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Der Contour-Regler ist Dreh-und Angelpunkt für die Frequenzverteilung des Victory BD1. Je weiter man ihn nach links dreht, um so mehr Fundament geht verloren. Im umgekehrten Fall wird der Ton bis 15 Uhr allmählich immer fetter. Bei Einstellungen, die darüber hinaus gehen, werden die Mitten leicht ausgehöhlt und der Bass wirkt künstlich aufgeblasen und etwas schwammig. Im folgenden Beispiel stelle ich euch drei Settings des Contour-Reglers vor. Zuerst hört ihr die 9-Uhr-Einstellung, gefolgt von der 12-Uhr- Position und im letzten Drittel die Vollgasvariante.

Audio Samples
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Funktionsweise des Contour-Reglers

Egal, wie weit man den Gainregler auch aufdreht, der Ton bleibt immer transparent und klassisch. Der Amp hat einem modernen Touch und kann auch bedingt für Metalleskapaden eingesetzt werden. Obwohl der BD1 konträr zu seiner äußeren Erscheinung sehr erwachsen klingt, kommt er an die Brachialität eines JCM 800 bauartbedingt nicht heran.

Audio Samples
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More Gain: Strat More Gain: Gibson SG

Zum Schluss gibt es noch einige Audios mit der maximalen Verzerrung des Amps. Selbst hier macht der Verstärker keine Anstalten, sich klanglich zu verschlucken. Die Saitentrennung bleibt vollständig erhalten. Klasse! Die Endstufenverzerrung des BD1 ist übrigens nicht unbedingt nötig, um einen wirklich guten Sound hinzubekommen. Ganz im Gegenteil hat mir der Amp bei Halbgaslautstärke, also wenn der Master auf 12 Uhr steht, am besten gefallen. Erst ab 15 Uhr wird die Kompression der Endstufe dann für meinen Geschmack etwas zu heftig. Aber dank der 28 Watt Röhrenpower wird man bei Clubgigs kaum in die Verlegenheit kommen, die Endstufe in die Sättigung zu fahren. Dazu ist der Amp einfach zu laut.

Audio Samples
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High Gain: Stratocaster Riff High Gain: Stratocaster solistisch High Gain: Gibson SG
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Fazit

Der BD1 vom englischen Hersteller Victory ist eine kleine Sound-Wundertüte. Auch wenn der Amp nicht wirklich vielseitig ist, generiert er seinen charakteristischen Sound richtig gut. Der Ton ist absolut britisch und befindet sich in einer klanglichen Zwischenwelt von Vox und Marshall. Seine Wiedergabe ist ausgewogen, dynamisch und “groß”. Diese Eigenschaften hätte ich dem Winzling zuerst nicht zugetraut. Wenn man das klangliche Konzept mag, kann man hier als Blueser, Classic Rocker und Hardrocker absolut auf seine Kosten kommen. Dank der enormen Power des Amps kann man auch durchaus in einer Rockband mithalten.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • ausgewogener Sound
  • dynamisches Verhalten
  • tadellose Verarbeitung
  • geringes Gewicht
  • amtliche Lautstärke
Contra
  • keine völlig cleanen Sounds möglich
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Victory BD 1 Top Test
Für 777,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Victory
  • Modell: BD 1
  • Amp-Typ: Vollröhren-Topteil
  • Kanäle: 1
  • Leistung: 28 bzw. 2 Watt, schaltbar
  • Röhren Vorstufe: 3 x 12AX7
  • Röhren Endstufe: 2 x EL84
  • Impedanz: 16 Ohm, 2 x 8 Ohm oder 2 x 16 Ohm
  • Eingänge: 1 x Instrument
  • Ausgänge: 3 x Speaker (1 x 16 Ohm, 2 x 8 Ohm oder 2 x 16 Ohm)
  • Regler: Gain, Contour, Master
  • Schalter: Power, Bright, Deep, Output (Low, Standby, High)
  • Effekt-Einschleifweg: parallel, regelbar
  • Abmessungen: 26,3 x 17 x 19,5 cm (B x H x T)
  • Gewicht: 6 kg
  • Inkl. Gigbag
  • Preis: 829,00 Euro UVP
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