Universal Audio LA-3A Audio Leveler Test

Zu Unrecht steht der transistorisierte Universal Audio LA-3A bisweilen im Schatten seines großen Vorgängers LA-2A. Um 1970 als zeitgemäßere Variante auf den Markt gekommen, zählt auch der kleine Bruder zu den Vintage-Klassikern. Grund genug für Universal Audio, auch von diesem Gerät eine Neuauflage anzubieten!

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Ende der 60er-Jahre befanden sich der Teletronix LA-2A und dessen erste Entwicklungsstufen LA-1 und LA-2 bereits ein knappes Jahrzehnt in Produktion. Es handelt sich hier um eine fast beispiellose Erfolgsgeschichte. Ursprünglich als Sendelimiter konzipiert, fand der längst legendäre Optokompressor schon bald seinen Weg in die Aufnahmestudios. Zwar hat Universal-Audio-Mastermind Bill Putnam mit dem Design des Gerätes ausnahmsweise mal nichts zu tun, aber sein Verdienst war es doch, die Herstellerfirma aufzukaufen und in seinen Firmenverbund zu integrieren – was die Absatz- und Verbreitungsmöglichkeiten des Dynamiktools sicherlich deutlich erweiterte.
Doch so beliebt der LA-2A schon damals war – um 1970 bekam auch dieses Gerät einen Paradigmenwechsel zu spüren, wie es ihn seitdem vielleicht nur noch ein- oder zweimal in unserer Audiowelt gab. Gegen Ende der 60er-Jahre war die Transistortechnik so weit ausgereift, dass man verlässliche und gut klingende Studiowerkzeuge auf Basis dieser Schaltungsprinzipien anbieten konnte. Auf einmal zählte die Röhre zum alten Eisen: Zu raumgreifend deren Schaltungen, zu hohe Hitzeentwicklung und ein zu großer Service-Aufwand: Kein Wunder, dass sich die Transistortechnik in der Musikproduktion innerhalb weniger Jahre auf ganzer Breite durchsetzte!
Diese Entwicklung bekam auch der gute alte LA-2A zu spüren, dessen Produktion 1969 eingestellt wurde. Allerdings bedeutete dies mitnichten das Ende der legendären T4-Optozelle, die das Herzstück dieses Kompressors darstellt. Vielmehr wurde im selben Jahr der LA-3A vorgestellt, welcher das Erbe des LA-2A fortschreiben sollte – nur eben auf Basis von transistorisierten Schaltungen im Sidechain und in der Ausgangsstufe des Gerätes.

Details

Transistortechnik ist vor allem eines: kleiner als Röhrentechnik!

Und so gelang es, einen praktisch unveränderten Funktionsumfang von den satten drei 19“-Höheneinheiten des LA-2A auf ein 9,5“-Gehäuse mit nur zwei Höheneinheiten zu schrumpfen. Aber ansonsten befinden sich auch auf der kleinen, schwarzen Frontplatte im großen und ganzen die bekannten Elemente wieder: In der Mitte ein großes VU-Meter, links und rechts davon die beiden Potis für Kompression und Aufholverstärkung, dazu der Betriebsschalter und ein weiterer, welcher die VU-Anzeige von Pegelreduktion auf Ausgangspegel umschaltet. So weit, so übersichtlich! Damit sollte also jeder, der mit der grundlegenden Bedienung des Röhrenvorläufers vertraut ist, auch mit dem Transistorgerät nahtlos weitermachen können. Und auch ohne Erfahrung mit dem LA-2A ist die Bedienung des LA-3A denkbar einfach: Mit dem Peak-Reduction-Poti wird die gewünschte Pegelreduktion eingestellt, anschließend mit dem Gain-Poti der Ausgangspegel gesetzt; und den Rest erledigt die T4-Zelle mit ihrem legendären programmadaptiven Regelverhalten praktisch von selbst…

Fotostrecke: 5 Bilder Die Kompression wird beim LA-3A mit dem Peak-Reduction-Poti eingestellt…

Weitere Optionen auf der Rückseite

Damit ist die ganze Geschichte aber noch nicht erzählt, denn eigentümlicherweise befinden sich auf der Rückseite des Gehäuses mehr Bedienelemente als vorne – in Form von zwei Trimmpotis und drei Kippschaltern. Es findet sich hier das HF-Contour-Poti, das wir bereits vom LA-2A kennen, mit dem der Sidechain zunehmend sensibler für höherfrequente Signalanteile wird – ein Relikt aus der Zeit, in der die T4-Leveler zum Schutz von Rundfunksenderöhren eingesetzt wurden. Doch auch heute noch lässt sich dies gewinnbringend nutzen, etwa bei sehr scharfen Vocals, deren „Giftigkeit“ gezähmt werden soll. Ein weiteres Trimmpoti stellt den Grad der Verkoppelung der Sidechains ein, wenn zwei LA-3As im Link-Modus betrieben werden sollen (zu diesem Zwecke müssen beide Geräte über die rückwärtigen Schraubklemmen miteinander verkabelt werden).

„Serienmäßige Modifikationen“

Weiterhin bedienen drei Kippschalter einige Funktionen, die bei Vintage-Exemplaren teilweise nicht serienmäßig vorhanden waren, die aber schon damals beliebte Modifikationen darstellten. Standardmäßig vorhanden war der Limit/Compress-Umschalter, der analog zum LA-2A die Kennlinie der Kompression verändert. Dies ist aber ein eher subtiler Effekt, der allenfalls bei heftiger Pegelreduktion für deutlich hörbare Unterschiede sorgt; in der Regel wird man es einfach bei der Compress-Einstellung belassen. Zusätzlich hat die LA-3A-Wiederauflage aber zwei Schalter spendiert bekommen, die den Kompressor gewissermaßen etwas zähmen, die aber eben schon damals gerne von findigen Studioservicetechnikern nachträglich implementiert wurden. Mit dem 50/30-dB-Gainschalter kann man Einfluss auf die Gainstruktur nehmen. Es macht den Eingang des LA-3A übersteuerungsfester und setzt die maximal mögliche Aufholverstärkung von satten 50 auf 26 dB herab, was gleichzeitig auch das Nebengeräuschverhalten verbessert. 50 dB Make-up-Gain braucht eh kein Mensch, kein Wunder also, dass dies eine sehr beliebte Modifikation darstellte. Zusätzlich kann man mit dem Mod-Schalter der feste Threshold der Schaltung herabgesetzt werden, was den maximal möglichen Pegelhub bei der Kompression vergrößert.

Drei Übertrager – der Hauptunterschied zum Teletronix LA-2A

Recht dicht gedrängt geht es im Inneren des Gehäuses zu, wobei doch auf den ersten Blick auffällt, wie einfach der Kompressor aufgebaut ist. In der Mitte der großen Hauptplatine befindet sich der T4-Optokoppler, welcher von insgesamt drei Übertragern umgeben ist. Zwei davon dienen – wie beim LA-2A – der Symmetrierung der Ein- und Ausgänge, der dritte wurde der Schaltung des LA-3A im Zuge der Transistorisierung hinzugefügt, um einen Nachteil der Transistorschaltung zu kompensieren: Im LA-2A wird die elektrolumineszente Folie des Optokopplers von einer Röhrenschaltung angetrieben, welche die erforderliche hohe Spannung problemlos zur Verfügung stellen kann. Dies war mit den verfügbaren Transistoren jedoch nicht möglich. So kommt in der Sidechain direkt vor der T4-Zelle eben ein weiterer Übertrager zum Einsatz, welcher die Spannung auf das vom Optokoppler benötigte Niveau bringt.
Dieser Übertrager sorgt jedoch für den wesentlichen Unterschied beim Kompressionsverhalten von LA-2A und LA-3A. Bei geringpegligeren Transienten verhalten sich die Sidechains beider Geräte ähnlich, bei weiter ausschlagenden Transienten wird jedoch der Spannungsanstieg durch den zusätzlichen Übertrager beim LA-3A so hoch, dass die EL-Folie kurzzeitig heller aufleuchtet als dies beim LA-2A möglich wäre. Und dieser Effekt sorgt dafür, dass der LA-3A bei heftigen Transienten mit einer Attackzeit von nur 1,5 Millisekunden arbeitet – was deutlich schneller ist als der schnellste Wert beim LA-2A. Das Release-Verhalten hingegen ist relativ ähnlich: 50% der vorangegangenen Pegelreduktion werden nach 60-80 Millisekunden erreicht, die Dauer der zweiten Hälfte der Release-Phase hängt eben vom Audiomaterial selbst ab.

Fotostrecke: 2 Bilder Vollgepacktes Gehäuse: Die Schaltung des LA-3A zentriert sich um den legendären T4-Optokoppler

Kompromisslose Build Quality

In der Fertigung gibt sich Universal Audio auch bei diesem Gerät nicht den Hauch einer Blöße. Das Gerät ist so robust wie die meisten professionellen Tools aus diesem Goldenen Zeitalter des Recordings, auch beim Reissue wurde an keiner Stelle gespart. Kaum verwunderlich, denn für die Realisierung der Wiederauflage zeichnet der ehemalige UREI-Ingenieur Dennis Fink verantwortlich. Dieser „alte Hase“ war schon damals mit der Fertigung dieser Geräte betraut und kennt somit jedes Detail dieses Kompressors aus nächster Nähe seit Jahrzehnten. Standesgemäß verbaut Universal Audio qualitativ hochwertige Komponenten, wie etwa Übertrager von Cinemag und Potis des Herstellers Alpha.
Dem LA-3A liegt ein Bausatz zur Rackmontage bei, ebenso die nötigen Metallteile, mit denen zwei Einheiten zu einem 19“-Stereokompressor verschraubt werden können. Das ist nicht unwichtig, denn klassisch tritt der LA-3A sehr gerne paarweise auf…

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Profilbild von Steven Rhodes

Steven Rhodes sagt:

#1 - 15.07.2013 um 15:45 Uhr

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"Wer den Sound des LA-3A liebt ..."Welchen Sound denn ? Also in den Beispielen höre ich natürlich die Lautstärkeanhebung, aber sonst ???
Ich bin seit 40 Jahren Musiker und habe so einiges aufgenommen und mein Fazit ist, das viel hochgelobte Hardware für die doch wenig wahrnehmbaren Soundveränderungen, meines erachtens deutlich zu teuer sind. Der Vintage Wahn und die Legendenbildung hat schon was von dem Märchen, "des Kaisers neuen Kleider". Natürlich gibt es Hardware die seinen Preis wert ist, meine Manley Voxbox möchte ich nicht missen, aber zumindest aus den hier geposteten Beispielen, kann ich dem Fazit nicht folgen.

Profilbild von Martin Zull

Martin Zull sagt:

#2 - 16.07.2013 um 17:12 Uhr

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Zu Steven Rhodes Kommentar:
Ob die Hardware seinen Preis wert ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Ich persönlich benutze außer analogem Band bisher so gut wie ausschließlich Hardware. Allerdings muss ich mich meinem Vorredner anschließen, wenn es um Einstellungen bei Geräten (auch in anderen Tests) von Hannes Bieger geht, die zweifelsohne von hohem Fachwissen geprägt sind. Die Einstellungen fallen mir aber oft zu harmlos aus, so dass ich manchmal Zweifel an meiner Hörfähigkeit hatte, die in meinem Studio so nicht vorkommen. Das mag im Mix oft genau das fehlende Quäntchen sein, für Beispiele bleiben aber Fragen offen.

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