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t.amp PA4080KB Test

Vier Kanäle plus CD-Input, dazu ein eingebauter Hall mit eigenem Regler pro Kanal, ein zusätzlicher externer Effektweg, ein „masterhafter“ 3-Band-EQ, das Ganze verstärkt durch eine 80W Endstufe und mittels eines Hochtöners und 12“-Speakers des legendären Lautsprecherherstellers „Celestion“ an die Ohren des Musikers gebracht.

Um das Gehör der Fans zu entzücken, gibt es die Anschlussmöglichkeit einer zusätzlichen Box und einen Line-Out. Und alle diese Features und noch mehr zum unschlagbaren Straßenkampfpreis von 149 Öcken? Ja, is’ denn heut’ scho’ Weihnachten? Schaun mer ma.

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Details

OPTIK
Und was ich da so sehe, ist ein Keyboardcombo, der sich in einem schlichten und schnörkellosen Gitarrenamp-Design präsentiert. Er ist rundum mit einem schwarzen Kunststoffbezug und mattschwarzen Metallecken versehen. Die frontseitigen Lautsprecher werden von einem engmaschigen Gitter geschützt. An der rechten Seite befindet sich ein in drei Stufen ausziehbarer Trolleygriff, damit man die 21 Kilo Verstärkermasse auf den vier festen Rollen ohne große Anstrengung mobilisieren kann. Die Unterseite beherbergt einen Flansch für Boxenstative. Auf der Gehäuseoberseite ist ein Tragegriff montiert. Außerdem findet hier die komplette Mixeinheit mit den meisten Anschlüssen Platz, die zum Schutz vor Beschädigungen „tiefergelegt“ ist. Die restlichen Anschlüsse warten auf der Rückseite. Hier finden wir die Buchse für den Kaltgerätestecker nebst Netzschalter, einen Klinkenausgang zum Anschluss einer zusätzlichen Passivbox, und Cinchbuchsen für einen CD-/Tape-Input und -Output.

Den ersten Rundgang können wir also mit dem Fazit beenden, dass der PA4080KB ergonomisch aufgebaut und einfach zu bedienen ist.

VERARBEITUNG
Aber bekanntlich ist nicht unbedingt alles Gold, was glänzt. Und dieser Spruch trifft leider auch auf den kleinen T.AMP zu. Doch irgendwie muss der sensationell niedrige Straßenpreis von nicht einmal 150 Euro ja zustande kommen. So werden bei der Produktion des PA4080KB offensichtlich preiswerte Materialien verwendet, deren Qualität und Verarbeitung teilweise leider zu wünschen übrig lässt. So liegen die Metallecken und Plastikhalterungen nicht schlüssig am Gehäuse an und die verwendeten Rollen erinnern eher an Baumarktkonfektion als an kopfsteinpflastertaugliche Beschlagteile. Und dem Trolleygriff hat man zwar Vierkantmetall spendiert, aber er wackelt doch extrem, wenn man ihn ganz herausgezogen hat. Außerdem kann man sich an den scharfen Kanten seiner Plastikhalterungen schnell die eine oder andere Schnittwunde zuziehen. Obendrein macht das verwendete Plastik einen porösen und deshalb auch keinen sehr langlebigen Eindruck. Der schwarze Kunststoffbezug riecht auch nach zwei Wochen noch dermaßen streng, dass sich mir die Frage stellt, welche chemischen Verbindungen hier wohl ausdünsten. Auch wenn sie harmlos sein sollten und mit der Zeit an Intensität verlieren, sind sie trotzdem unangenehm und dazu geeignet, mich ein wenig ins Grübeln zu bringen.

Nach großen Zweifeln und langem Überlegen hab ich mich dann doch getraut, den t.amp in zwei Live-Situationen zu testen. Und obwohl ich ihn äußerst sorgsam und liebevoll behandelt habe (er wurde immer schön zugedeckt und meist nur getragen), sind bereits Gebrauchsspuren zu erkennen: Die Plastikhalterungen des Trolleygriffes haben Druckstellen und der Schutzbezug ist an der hinteren Kante des Bedienfeldes etwas aufgeplatzt. Sorry, dafür gibt’s leider keinen Pluspunkt!

INPUT-KANÄLE
Der PA4080KB bietet vier Eingangskanäle. Für jeden gibt es eine Klinken- und eine XLR-Buchse, das heißt, es können nicht nur Instrumente jeglicher elektronischer Art, zum Beispiel Synthies, Stagepianos, Drummachines und (E-) Gitarren, sondern auch Mikrofonsignale angeschlossen und verstärkt werden. So weit, so gut. Allerdings arbeiten alle Kanäle nur mono, was für einen Keyboardcombo etwas bedauerlich ist, da alle modernen Keyboards über Stereoausgänge verfügen. Somit kann man mit dem t.amp sein Soundpotential gar nicht voll ausschöpfen, aber auch dieses fehlende Feature ist wohl dem günstigen Preis geschuldet.

Jeder Kanal ist mit einem Volumen-, einem Ton- und einem Reverb-Regler ausgestattet. Letzterer bestimmt den Anteil des internen Hall-Effektes. Schön, dass dies für jeden Kanal getrennt möglich ist. Mit dem Ton-Poti kann jedes Eingangssignal zusätzlich zum Master-EQ noch einmal grob auf mehr Höhen- oder mehr Bassanteile abgestimmt werden.

MASTER-SECTION
In der Master-Sektion versammeln sich die Potis zur Regelung der Gesamtlautstärke und des Gesamtanteils des internen Halleffekts. Daneben kann das am CD-In anliegende Signal hinzugemischt werden.

Der 3-Band-EQ wirkt global auf den ganzen Verstärker. Die Einsatzfrequenzen von 100 Hz, 1 kHz und 10 kHz lassen sich jeweils um 15 dB anheben oder absenken. Gewöhnungsbedürftig finde ich dabei die Beschriftung der Potis von eins bis zehn, wobei „fünf“ die neutrale Position von +/- 0 dB markiert.

Den internen Hall-Effekt darf man als nette Zugabe sehen, da es sich hierbei um einen einfachen Federhall handelt, der lediglich in der Intensität geregelt werden kann. Dies allerdings sowohl als Send-Anteil pro Kanal wie auch als Gesamtlevel in der Master-Sektion. So soll es sein.

WEITERE ANSCHLÜSSE
Durch den Anschluss eines optionalen Fußschalters lässt sich der interne Effekt auf Bypass schalten.Anspruchsvolleren Usern bietet der t.amp Combo die Möglichkeit, ein externes Effektgerät über die Buchsen Effects Send und Aux Input einzuschleifen. Wie alle Signalwege des PA4080KB ist auch dieser in mono ausgeführt und wirkt nur auf den Gesamtmix. Es gibt auch keine weiteren Regelmöglichkeiten.

Über den Main-Output kann der gesamte Mix zur weiteren Verarbeitung beispielsweise an ein FOH- und/oder Monitor-Pult geschickt werden. Natürlich in mono und als unsymmetrisches Signal. Es handelt sich hierbei nicht um einen richtigen D.I.-Ausgang, da das ausgehende Signal sowohl vom Master-Volume als auch vom EQ beeinflusst wird, weshalb sich mir die Frage nach dem wirklichen Nutzen dieses Anschlusses stellt. Denn während eines Live-Gigs ist es sehr oft notwendig, mal kurz die Lautstärke oder den EQ auf der Bühne anzupassen. In diesem Fall würde man mit dem PA4080KB nur böse Blicke des Tontechnikers ernten.

Vielleicht ist für diesen Zweck der Tape-Rec-Out auf der Rückseite geeigneter, da dieser vor der Master-Sektion abgegriffen wird und somit von Master-Volume- und EQ-Regler verschont bleibt.

Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich der CD-/Tape-Input. Hiermit kann über Cinch-Anschlüsse ein zusätzliches Audiosignal von mp3-/CD-Playern oder Laptops eingespielt werden.

An Ausstattung hat der t.amp PA4080KB für seinen günstigen Preis wirklich einiges zu bieten. Da bin ich positiv überrascht. Doch können all diese Features auch klanglich überzeugen?

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Praxis

Mit ausreichend satten 80 Watt versetzt die interne Endstufe den Tweeter und den 12“-Lautsprecher der britischen Traditionsfirma Celestion in Schwingung. Celestion-Speaker gehören zu den beliebtesten Lautsprechern von Gitarrenverstärkerproduzenten wie z.B. VOX und Marshall. Tja, und so klingt der t.amp PA4080KB dann auch sehr nach Gitarrenamp, mittig und recht aggressiv. Obwohl das Klangbild bei mäßiger Lautstärke im Allgemeinen ziemlich gut aufgelöst, klar und durchsetzungsfähig ist, fehlen dem t.amp brillante Höhen und warme tiefe Bässe. Es wird auch nirgendwo vermerkt, welcher Tweeter verarbeitet wurde. Und das Fehlen der Höhen lässt den Frequenzgang sehr eingeengt erscheinen und geht auf Kosten der Durchsetzungsfähigkeit.

Fällt dies bei Keyboardsounds von Vintage-Instrumenten wie Rhodes, Wurli oder Clavi beim ersten Anspielen nicht wirklich auf, so bekommen sämtliche Natursounds einen künstlichen, matten und nasalen Charakter, dem es an Wärme mangelt. Flächen fehlt es an Breite und Synth-Sounds wirken dumpf und kraftlos.

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Auch der EQ kann hier nur bedingt Abhilfe schaffen. Man kann zwar die Mitten entschärfen, aber wo keine Höhen sind, kann man auch keine reindrehen, sodass die gefühlte Einsatzfrequenz des Höhenbandes unter den angegebenen 10 kHz liegt – sehr problematisch beim Einsatz von Gesang und Akustikgitarre.

Zwar ist der eingebaute Federhall stoßempfindlich und lässt im Fall des Falles das typische, wohlbekannte Scheppern vernehmen (und auch klanglich dürfte er digitalen Hallalgorithmen unterlegen sein) dennoch kann er der einen oder anderen Signalquelle durchaus zu etwas mehr Räumlichkeit verhelfen. Man sollte nur nicht zu viel davon verwenden. Ich als Keyboarder würde auf jeden Fall immer auf die internen Effekte meiner Synthies zurückgreifen und den Reverb des t.amp in Ruhe lassen.

Benutzt man den Main-Out für Recordingzwecke, muss man mit einem überdurchschnittlichen Brummen auf den Aufnahmen leben. Außerdem quittiert der Verstärker bereits geringfügig höhere Lautstärken bzw. intensiveren EQ-Einsatz mit Verzerrungen, was leider auch auf den Audio-Files zu hören ist. Dem eifrigen bonedo-Leser stehen die Files zum direkten Vergleich einmal als Direkt-Signal vom Line-Out des t.amp abgegriffen und einmal als mikrofoniert zur Verfügung. Lauschet andächtig und bildet euch eure eigene Meinung.

Audio Samples
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Hall Line Hall Mic Piano Layer Line Piano Layer Mic Rhodes Line Rhodes Mic Synth Line Synth Mic
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Meine Meinung zum t.amp PA4080KB Keyboardcombo steht jedenfalls fest: So viel Verstärker für so wenig Geld ist zwar realisierbar, aber nicht unbedingt befriedigend. Für einen Straßenpreis von gerade einmal 150 Euro wird dem Kunden auf jeden Fall ausreichend Verstärkerleistung und eine üppige Featureliste geboten, bei der auch alles einigermaßen funktioniert – aber die Qualität bleibt dabei leider teilweise auf der Strecke. Ist auch logisch, denn irgendwie muss ja der Discountpreis zustande kommen. Angefangen bei der Verwendung von preiswerten Materialien (mit Ausnahme des Celestion-Speakers) und der gelegentlich unbefriedigenden Verarbeitung, über die ausschließliche Mono-Signalführung bis hin zum aggressiv mittigen Sound des mäßigen Hochtöners kann ich dem t.amp PA4080KB keine Empfehlung aussprechen. Auf mich macht er eher den Eindruck eines modifizierten Gitarrenverstärkers. Wer auf der Suche nach einem günstigen (Einsteiger-)Keyboardverstärker ist und sich angesichts des Preises für den t.amp PA4080KB interessiert, dem empfehle ich den sorgfältigen Vergleich mit – auch etwas teureren – Konkurrenzprodukten. Manchmal lohnt es sich, ein wenig länger zu sparen und sich und seinen Ohren etwas Gutes zu gönnen.

Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • extrem günstiger Preis
  • üppige Ausstattung
  • vielfältige Anschlussmöglichkeiten
  • Klinken- und XLR-Inputs pro Kanal
  • 3-Band-Equalizer
  • 80W Verstärkerleistung
  • Rollen und Trolleygriff
Contra
  • Qualität der verwendeten Materialien
  • Verarbeitung (Verletzungsgefahr!)
  • Nur Mono-Signalführung
  • Keine Stereo-Inputs
  • Qualität des Halleffektes (Federhall)
  • Signal am Line Out wird von Master Sektion beeinflusst
  • Sehr mittiger, aggressiver Sound
  • Dumpfe Höhen
  • Unnatürliche Klangwiedergabe
  • Frühzeitige Verzerrungen
Artikelbild
t.amp PA4080KB Test
Für 159,00€ bei
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Facts
  • 4 Eingangskanäle
  • pro Kanal XLR und Klinkenbuchse
  • Leistung 80 W RMS
  • 12” Celestion Lautsprecher und Tweeter
  • Mastersektion mit 3 Band EQ
  • Reverb
  • Line-out
  • Tape in-out
  • Anschluss für externe Lautsprecherbox
  • Rollen
  • ausziehbarer Griff
  • Gewicht: 18 kg
  • HxBxT 610x490x360 mm
  • Preis: 198,00 Euro (UVP)
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