Spector Rebop 5 Deluxe Test

Seit 1993 lässt Spector preisgünstigere Versionen seiner gefragten NS-Modelle in Tschechien produzieren. Aus dieser sogenannten Euro-Serie stammt auch unser Testkandidat, ein fünfsaitiger Rebop Deluxe im “Black Stain”-Finish. Firmengründer Stuart Spector himself kann man getrost als Urgestein im Boutique-Bassgeschäft bezeichnen: der amerikanische Gitarrenbauer aus dem schönen Woodstock mischt mit seinen edlen handgefertigten Bässen nun schon seit über 40 Jahren im Tieftongeschäft mit. Durch tolle Qualität und harte Arbeit hat er sich als feste Größe am Markt etabliert.

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Seine ersten experimentellen Instrumente baute Spector schon Anfang der 70er-Jahre für den eigenen Gebrauch. Die Erfolgsgeschichte seiner Firma “Stuart Spector Design, LTD” nahm 1977 mit der Einführung des inzwischen legendären NS-Basses richtig Fahrt auf. Für das Design des NS-Modells zeichnete damals übrigens kein Geringerer als Ned Steinberger verantwortlich, der einige Jahre später mit seinen Aufsehen erregenden Steinberger-Bassmodellen weltbekannt werden sollte.

Details

Der Rebop Deluxe hatte 2004 sein Debüt in der Euro-Serie und ist die preisgünstigere Version des amerikanischen NS-Modells in der “Bolt-On”-Variante (also mit angeschraubtem Hals). Der Rebop kommt mit dem außerordentlich kompakten, leicht gewölbten und an allen Stellen abgerundeten NS-Korpus. Als Korpusmaterial hat Spector für die europäische Version Erle gewählt. Auf den Body wurde eine Ahorndecke geleimt, deren schöne Maserung durch das transparente “Black Stain”-Finish deutlich zu erkennen ist und für eine schicke Nobelbass-Optik sorgt.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Erlekorpus des Rebop wurde mit einer dunklen Hochglanzlackierung veredelt, die…

Der geschraubte Hals des Rebop reicht tief in den Korpus hinein, damit die Schwingung optimal übertragen werden kann. Für eine bombenfeste Hals/Korpus-Verbindung sorgen fünf Schrauben, die durch Metallhülsen geführt werden. Der Hals wurde sehr aufwändig hergestellt: er besteht aus drei Streifen Ahorn, und Graphitstäbe im Profil erhöhen zusätzlich die Stabilität der Konstruktion. Auf dem Ahornhals sitzt schließlich ein Griffbrett aus Palisander, in welchem 24 breite, aber relativ flache Bünde Platz finden. Als Lagenmarkierungen kommen große kronenförmige Inlays aus Perlmutt zum Einsatz.
Am oberen Ende läuft der Hals in einer leicht nach hinten abgewinkelten Kopfplatte aus. Sie beherbergt unter einer Kunstoffabdeckung den Zugang zum Halsstab sowie fünf schwarze und gekapselte Mechaniken im Gotoh-Stil.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Griffbrett zieren wunderschöne Perlmutt-Inlays.

Damit wären wir auch schon beim Thema Hardware des eleganten Spector-Basses aus tschechischer Fertigung angelangt: die massive Aluminiumbrücke stammt aus eigener Herstellung und besitzt an den seitlichen Flanken Inbusschräubchen, mit denen die Saitenreiter nach der Einstellung arretiert werden können. Die großen Reiter selbst können wie gewöhnlich in der Höhe für die Saitenlage und in Längsrichtung für die Intonation justiert werden. An den durch Kerben fixierten Saitenabstand von 17 mm wird sich so mancher Tieftöner anfangs möglicherweise gewöhnen müssen – vor allem dann, wenn man ansonsten eher ein breiteres Viersaiter-Stringspacing gewöhnt ist!
Der Saitenwechsel geht mit der Spector-Brücke schnell von der Hand, die Enden können nämlich bequem am Rücken der Brücke eingehängt werden und müssen nicht erst mühsam durch Löcher gefädelt werden. Insgesamt macht die moderne Konstruktion einen sehr soliden Eindruck und passt auch optisch gut zum eleganten Rebop Deluxe.

Fotostrecke: 3 Bilder Kein Einfädeln: die Ballends der Saiten werden einfach nur eingehängt.

Für die Sound-Übertragung sind bei unserem Testling zwei passive Humbucker vom kalifornischen Traditionsunternehmen EMG zuständig. Die EMG HZ-Tonabnehmer geben das Signal wiederum an die Spector-eigene Elektronik mit dem plakativen Namen “TonePump” weiter. Der TonePump-Preamp bietet je einen Regler für die Bässe und Höhen mit “Boost Only”-Funktion – die betreffende Frequenzen können also laut der Spezifikationen auf der Spector-Webseite lediglich angehoben (um maximal +18 dB) und nicht abgesenkt werden. Für die Lautstärke hält der TonePump-Preamp in klassischer Art für jeden Tonabnehmer einen eigenen Regler bereit; das Bedienfeld des Rebop umfasst also insgesamt vier Regler.

Fotostrecke: 4 Bilder Im Vergleich zu anderen Bässen besitzt der Spector einen ziemlich kleinen Korpus.

Gespeist wird die Elektronik mit einer 9V-Batterie, die ebenfalls im Elektronikfach untergebracht wurde. Zum Wechseln des Energiespenders muss demzufolge der gesamte Deckel mit fünf Schrauben abmontiert werden. Spector verwendet hier jedoch immerhin Metallgewinde, sodass die Löcher im Laufe der Jahre ganz sicher nicht ausleiern werden. Im Elektronikfach selbst sieht es sehr übersichtlich und ordentlich aus, nur die Batteriehalterung in Form eines einfachen Klettbandes hätte man sicher noch optimaler gestalten können. Das wäre tatsächlich aber auch meine einzige Kritik in Sachen Material- und Verarbeitungsqualität, denn ansonsten macht der Rebop Deluxe einen absolut hochwertigen Eindruck. Alle verwendeten Komponenten sind von guter Qualität und die Holzarbeiten wurden ebenso akkurat und tadellos ausgeführt wie die Lackierung.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf diesem und dem folgenden Bild ist die gewölbte Korpusform…

Praxis

Der Spector Rebop 5 Deluxe besitzt eine lange 35″-Mensur und sein Korpus ist für Fünfsaiter-Verhältnisse sehr klein. So hat die obere Korpusseite erst auf Höhe des 20. Bundes Kontakt mit dem Hals. Die lange Mensur und die spezielle Korpusarchitektur führen dazu, dass sich der Hals des Rebop per se sehr lang anfühlt. Zudem schiebt sich der Bass am Gurt hängend eher nach links – die tiefen Lagen entfernen sich somit eher von der Körpermitte des Spielers. Ich persönlich finde es angenehmer, wenn die tiefen Lagen näher am Körper liegen und somit leichter erreichbar sind. Der kleine und leichte Korpus bringt aber auch noch einen anderen Nebeneffekt mit sich: er bietet vergleichsweise wenig Gegengewicht zum massiven Fünfsaiter-Hals, sodass der Rebop zwangsläufig mit einer gewissen Kopflastigkeit daherkommt und man gelegentlich die Trageposition korrigieren muss. Schade eigentlich, denn mit gerade einmal vier Kilogramm Gewicht geht mein Test-Rebop für einen ausgewachsenen Fünfsaiter locker als Leichtgewicht durch. In Sachen Ergonomie wird der Rebop in meinen Augen also möglicherweise für einige Spieler gewöhnungsbedürftig sein. Es kann aber natürlich auch sein, dass mein Testbass mit seinem sehr leichten Korpus eher eine Ausnahme darstellt.
Abgesehen davon habe ich an der Bespielbarkeit des tschechischen Spectors rein gar nichts auszusetzen: das kräftige D-Halsprofil liegt wunderbar in der Hand und weist dank des dünnen Matt-Finishes eine sehr geschmeidige Haptik auf. Ab Werk war der Bass zudem ultrakomfortabel eingestellt – die tadellos ausgeführte Bundierung erlaubt einfach eine super niedrige Saitenlage ohne lästige Schnarrgeräusche.
Als nächstes wollen wir herausfinden, was der europäische Spector am Verstärker zu bieten hat! Meine Erwartungshaltung ist hier ziemlich groß, weil mein Testbass schon trocken gespielt einen überaus gesunden Ton entwickelt. Am Verstärker teste ich den Rebop zuerst – wie übrigens alle meine Testbässe, die mit einer aktiver Elektronik ausgestattet sind – mit neutraler EQ-Einstellung. Da der TonePump-Preamp laut Spezifikation auf der Spector-Webseite mit einer “Boost Only”-Einstellung ausgestattet ist, müsste ich demzufolge einen möglichst neutralen Sound erhalten, wenn ich beide Regler komplett zurückdrehe. Das Ergebnis könnt ihr im folgenden Audiobeispiel hören: beide Pickups sind hier voll aufgedreht.

Audio Samples
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Beide PUs flat

Das ist kein schlechter Sound, im oberen Bereich klingt der Bass jedoch eher gedeckt, obwohl er mit höhenlastigen EMG-Tonabnehmern ausgestattet wurde. Und auch im Low-End hätte ich von meinem Test-Rebop irgendwie mehr Durchschlagskraft erwartet. Als logische Konsequenz habe ich im nächsten Beispiel die Bässe und die Höhen mit dem TonePump-Preamp angehoben. Und siehe da, der Rebop öffnet sich augenblicklich in beide Richtungen: die Tiefbässe sind voluminös und transparent, und der strahlende Höhenbereich sorgt für eine gute Ortbarkeit des Sounds. Da ist er also, der Sound, den ich eigentlich mit einer halbwegs neutralen EQ-Einstellung erwartet hätte!

Audio Samples
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Beide PUs – Bass & Treble Boost

Meine Recherchen haben ergeben, dass ich anfangs mit meiner Annahme auf dem Holzweg war: die Elektronik wurde nämlich von einer kleinen tschechischen Firma mit dem Namen “Michalik” für Spector entworfen und ist mit dem Modell BP-4 identisch. Dieser Preamp verfügt in Wahrheit über eine “Cut und Boost”-Funktion der beiden EQ-Bänder. Die Regler senken also sehr wohl die Frequenzen ab, wenn man sie komplett zudreht – kein Wunder, dass der Sound im ersten Beispiel etwas schlapp klingt und erst das zweite Beispiel mit fast halb aufgedrehten Reglern den Bass ins richtige Licht setzt! Ich denke, Spector sollte die Funktionsweise des TonePump-Preamps in ihren Spezifikationen ruhig etwas detaillierter beschreiben, um Missverständnissen bei den Usern vorzubeugen.
Die anschließenden Beispiele präsentieren den Spector Rebop mit verschiedenen Tonabnehmer- und EQ-Einstellungen, damit ihr einen Eindruck von den vielen Soundmöglichkeiten des Instruments bekommt.

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Neck PU – Bass & Treble Boost
Klanglich ist dieser Spector mit seiner superschnellen Ansprache über jeden Zweifel erhaben!
Klanglich ist dieser Spector mit seiner superschnellen Ansprache über jeden Zweifel erhaben!

Mit dem Halstonabnehmer im Solomodus und einem leichten Bassboost produziert der Rebop einen ungeheuer voluminösen Sound, dem man mit dem effektiven Höhenregler der TonePump-Elektronik jederzeit ausreichend Brillanzen beimischen kann, damit er sich trotz der Fülle gut in einer Band durchsetzt. In diesem Beispiel kommt auch die hervorragende B-Saite meines Testbasses gut zur Geltung – Bombe!

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Bridge PU – Bass Boost

Der Steg-Tonabnehmer liefert erwartungsgemäß einen mittig-knurrigen Sound, der sich bestens für virtuose Einsätze im Fusionbereich eignet. Auch hier zeigt sich, dass der Tonepump-Preamp sehr geschmackvoll und praxisorientiert abgestimmt wurde, denn selbst mit einer heftigen Bassanhebung wird der Sound in keiner Weise schwammig, sondern einfach nur schön rund und fett. Von diesen Eigenschaften kann sich so manche andere Aktivelektronik gerne ein Scheibchen abschneiden!

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Beide PUs – Bass & Treble Boost, Slap

Speziell Freunde des schnellen Daumens kommen beim Rebop-Fünfsaiter sehr auf ihre Kosten! Der Slapsound des Spectors profitiert nämlich hörbar von der superschnellen Ansprache des Instruments und der leichten Mittenkuhle der EMG-Tonabnehmer. Für Fingerstyle-Sounds hätte ich mir allerdings gelegentlich eine noch deutlichere Abbildung der knurrigen Mittenfrequenzen gewünscht. Deshalb könnte ich mir den Spector auch sehr gut mit einem Mittenregler am TonePump-Preamp vorstellen, mit dem sich die klangliche Flexibilität des Rebop 5 wahrscheinlich noch einmal steigern ließe.

Fazit

Der Spector Rebop 5 Deluxe ist ein moderner Fünfsaiter mit viel Charakter. Mit seinem kraftstrotzend-drahtigen Sound wird er in erster Linie Bassisten aus dem Metal- oder Funk-Genre ansprechen. Dank der sehr effektiven TonePump-Elektronik lassen sich aber auch durchaus mildere Töne aus dem europäischen Spector locken. Der Rebop wird ab Werk sehr gut eingestellt und die niedrige Saitenlage kam meiner Spielweise sehr entgegen. Der lange Hals und die damit verbundene Kopflastigkeit erfordern aber möglicherweise bei einigen Spielern eine gewisse Eingewöhnungszeit. Ich empfehle deshalb eine ausgiebige Probefahrt im Musikgeschäft eures Vertrauens. Wer sich dann allerdings für den Spector Rebop Deluxe 5 entscheidet, erhält auf jeden Fall einen eleganten, makellos verarbeiteten Bass mit hervorragender Hardware-Ausstattung und einer mörderisch guten H-Saite!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • kräftiger, transparenter Grundsound
  • effektiv wirkender EQ
  • solide Hardware-Ausstattung
  • sehr gute Werkseinstellung
Contra
  • gewöhnungsbedürftige Ergonomie
  • Elektronik-Infos missverständlich
Artikelbild
Spector Rebop 5 Deluxe Test
Für 1.449,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Stuart Spector Design LTD
  • Modell: Rebop 5 Deluxe
  • Land: Tschechien
  • Mensur: 35“
  • Korpus: Erlebody, Ahorndecke, „Black Stain“-Finish
  • Hals: geschraubt, drei Streifen Ahorn, graphitverstärkt, Palisander-Griffbrett, 24 Bünde, Crown MOP-Inlays
  • Hardware: gekapselte Mechaniken, Spector-Aluminiumbrücke
  • Tonabnehmer: 2 x EMG HZ-Humbucker, passiv
  • Elektronik: Spector TonePump, Zweiband-EQ, 9V-Stromversorgung
  • Regler: Volume/Volume/Bass/Treble
  • Gewicht: ca. 4 kg
  • Preis: ca. 1479,- Euro
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