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PRS 408 Maple Top Test

Die PRS 408 Maple Top im bonedo-Test – Obwohl Paul Reed Smith seine gesamte Firma gerne als ultimativen Custom Shop bezeichnet, gibt es auch bei ihm eine eigene Abteilung, die sich um spezielle Kundenwünsche und Sondermodelle kümmert. Diese heißt deshalb im Gegensatz zu Fender und Gibson jedoch nicht Custom Shop, sondern “Private Stock”. Innovationen und Entwicklungen aus dieser Ecke der Firma fließen aber auch immer wieder in die Standardmodelle mit ein. Die 408 beispielsweise ist angelehnt an die vom Chef höchstpersönlich bei Gigs und im Studio eingesetzte “Pauls Guitar” und bietet unter anderem eine sehr interessante und völlig neue Pickupschaltung, die einige Gitarristenherzen höher schlagen lassen könnte.

Einziger Nachteil der PRS 408: Ihr hohes Suchtpotenzial!
Einziger Nachteil der PRS 408: Ihr hohes Suchtpotenzial!


Auch unsere Test-408 überzeugt wie eigentlich alle PRS-Gitarren durch erstklassige Verarbeitung und kommt nahezu perfekt eingestellt aus dem Karton. Das Ganze hat natürlich seinen Preis, aber wie sagt der Kölner so schön: “Wat nix kost, is nix”. Deshalb haben wir in diesem bonedo-Test die Gitarre an ihren hohen Ansprüchen gemessen.

Details

Aufbau und Konzept

Wie nicht anders zu erwarten, kommen bei der 408 nur erstklassige Klanghölzer zum Einsatz, und ihre knapp 3,3 Kilo bieten ein exzellentes Schwingungsverhalten. Der Korpus besteht aus Mahagoni mit einer Top 10 Ahorndecke und einer wunderschönen “Blue Crab Blue” Lackierung. Ich stehe eigentlich sehr auf abgeranzte alte Strats und Les Pauls, aber beim Öffnen des Koffers fiel mir erst einmal die Kinnlade in Richtung Boden.

Fotostrecke: 2 Bilder Schönheit hat ihren Preis

Der Korpus

Der Korpus besteht aus Mahagoni und ist mit einer gewölbten Ahorndecke versehen. Im Grunde genommen also nichts Neues, denn holztechnisch befinden wir uns hier in bester Gesellschaft mit der guten alten Les Paul, die dank der genialen Kombination dieser beiden Holzsorten zu einer der beliebtesten Rockgitarren des Planeten zählt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Korpus im typischen PRS-Shaping

Die Elektronik ist von hinten zugänglich, ein Schlagbrett auf der Decke gibt es demnach nicht. Die Testgitarre ist mit einer aus Aluminium gefertigten “Wraparound Bridge” ausgestattet, einer Kombination aus Steg und Saitenhalterung. Wie man auf den Fotos sehen kann, besteht bei diesem System nicht die Möglichkeit, die Bundreinheit der einzelnen Saiten einzustellen. Dafür hat man hier eine sehr direkte Verbindung, bei der die Saitenschwingungen ohne große Umwege zum Korpus gelangen. Die einzige Einflussnahme gewähren zwei Madenschrauben, mit deren Hilfe sich das komplette System verschieben lässt. Trotz anfänglicher Skepsis habe ich die Bundreinheit mithilfe meines Petersontuners, der mit einer Genauigkeit von 0,1 Cent arbeitet, erstaunlich genau hinbekommen. Die 408 ist übrigens auch als Tremolovariante erhältlich, wobei sich der Klang der Gitarre sicher etwas verändert, wenn die Saiten über einen Resonanzblock und einzelne Saitenreiter geführt werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Wraparound Bridge aus Alu

Der Hals

Der geleimte Mahagonihals ist mit einem Palisandergriffbrett ausgestattet und beherbergt 22 Medium-Bünde. Das fette Pattern-Halsprofil sorgt einerseits für einen kräftigen Ton, andererseits hat man dafür aber auch einen ganz schönen Ast in der Hand. Für mich ist es schon an der Grenze, ich kenne aber viele Kollegen, die etwas mehr Holz vor der Hütte durchaus zu schätzen wissen. Über einen Kunststoffsattel werden die Saiten zu den PRS Phase III Locking Mechaniken geführt. Klemm-Mechaniken braucht man bei einer Non-Tremolo Gitarre eigentlich nicht unbedingt, den Saitenwechsel beschleunigen sie allemal.

Fotostrecke: 5 Bilder Palisander-Griffbrett mit Bird-Inlays

Pickups und Schaltung

Die PRS 408 ist mit zwei neu entwickelten Humbuckern ausgestattet. Der Stegpickup ist etwas breiter als ein gewöhnlicher Humbucker, während der Halstonabnehmer insgesamt schmaler ist. Somit verfügen beide über unterschiedlich fokussierte Sounds: Der Halstonabnehmer klingt etwas luftiger und bringt einen Tacken weniger Bass auf die Waage, was besonders verzerrten Sounds entgegenkommt. Der Bridgepickup ist deshalb nicht etwa fetter ausgelegt als ein “normaler” Humbucker, sondern gut balanciert und perfekt auf den Halspickup abgestimmt.

Fotostrecke: 5 Bilder PRS 408 Steg-Pickup

Mit den beiden Mini-Coil-Switches lassen sich die Pickups splitten, wobei der übliche Lautstärkeabfall beim Umschalten von Humbucker auf Singlecoil kaum wahrzunehmen ist. Der Grund liegt darin, dass beim Splitten nicht nur eine der beiden Hälften des Humbuckers abgeschaltet wird, sondern dem verbleibenden Singlecoil gleichzeitig ca. 1500 Umdrehungen Spulendraht hinzugefügt werden, um den Lautstärkeunterschied zu kompensieren. Klasse Sache und man fragt sich, warum da bisher noch keiner draufgekommen ist.
Neben den beiden Mini-Coil-Switches gibt es außerdem einen klassischen Toggleswitch zum Anwählen der beiden Tonabnehmer sowie einen Mastervolume- und Mastertone-Regler. Die Typenbezeichnung 408 kommt nicht von ungefähr. Die 4 steht für die vier einzelnen Spulen der beiden Humbucker und die 08 für die Anzahl der möglichen Schaltvarianten, die sich mit dem Dreiwege-Toggleswitch und den beiden Mini Coil Switches ergeben. Rückseitig befindet sich das Elektrofach in der typischen abgewandelten Herzsymbolform.

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Praxis

Praxis und Sound

Bereits unverstärkt klingt die Gitarre ausgewogen und hat einen runden und knackigen Ton und das Sustain ist ausgezeichnet. Obwohl die PRS-Tremolos eine bekanntermaßen gute Übertragung bieten, legt die spezielle Wraparound-Bridge noch eine Schippe Sustain obendrauf. Mit ihrer Holzauswahl tendiert die PRS 408 klanglich ganz klar in Richtung Gibson, trotzdem hat die Gitarre einen knackigen Anschlag und seidige Höhen, eine Eigenschaft, die übrigens auch eine gute Les Paul haben sollte. Sie lässt sich sehr gut bespielen, obwohl mir persönlich, wie schon erwähnt, der Hals eine Nummer zu fett ist. Aber da sind die Geschmäcker bekanntlich verschieden.

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Ab Werk ist unsere Kandidatin sehr gut eingestellt. Die Pickupschaltung finde ich sehr durchdacht, zumal es zwischen Humbucker- und Singlecoilsound so gut, wie keine Lautestärkenunterschiede gibt, lediglich die Dichte und der Mittenbereich verändern sich. Der Singlecoilmodus hat einen leichten P90-Touch und ganz so schlank wie bei einem Stratpickup wird es nicht. Gut, hier spielt sicher auch die Konstruktion und die Holzauswahl eine Rolle und ein Stratocaster/Les Paul-Zwitter will die PRS 408 auch keiner sein. Im folgenden Audiobeispiel hört ihr zuerst den Stegpickup im Singlecoilmodus und dann als Humbucker in Verbindung mit dem cleanen Kanal.

Audio Samples
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Clean – Steg-PU – Humbucker – Singlecoil

Beim Halspickup klingt der Singlecoilmodus schön knackig mit einem schmatzigen Anschlag, der jedoch nichts mit dem einer Stratocaster zu tun hat. Es klingt hier besonders im oberen Frequenzbereich deutlich fetter und irgendwie definierter. Die Humbuckerschaltung tendiert dagegen mehr in Richtung Jazz und hat auch das Zeug dazu, die Herzen beinharter Kordhosenfetischisten zu brechen – der Sound hat mich in dieser Einstellung übrigens mehr an meine Gibson 335 erinnert als an meine Les Paul. Auch hier ist zwischen den beiden Splitsounds kaum ein Lautstärkenunterschied auszumachen. Zuerst kommt der Singlecoilmodus, gefolgt vom Humbuckersound mit dem cleanen Kanal.

Audio Samples
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Clean – Hals-PU – Humbucker – Singlecoil

Beide Pickups gemeinsam bringen einen Telecaster/Les Paul-artigen Sound, der für mich klanglich irgendwo in der Mitte der beiden Klassiker liegt. Diese Einstellung eignet sich aber eher für Funky- und Reaggea Sounds und weniger für einen wirklich authentischen Country Twäng. Auch hier bemerkt man so gut wie keinen Lautstärkenunterschied, wenn man die Pickups vom Humbucker- in den Singlecoilmodus schaltet.

Audio Samples
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Clean – Beide PUs – Humbucker – Singlecoil

Kommen wir zu den verzerrten Klängen. Grundsätzlich ist die Saitentrennung der Pickups erste Sahne. Selbst mit viel Gain bringt der Singlecoilmodus keinen glasigen, dünnen Sound hervor, sondern bleibt fett und röhrig. Dabei hält sich das typische Singlecoilbrummen trotz Verzerrung in Grenzen.

Audio Samples
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High Gain – Steg-PU – Singlecoil

Mir gefällt der recht kräftige Singlecoilmodus für sich alleine zwar besser als die Humbuckereinstellung, aber je nach Stilistik braucht man einfach mehr Mitten und einen dichteren Sound. Im Humbuckermodus büßt man nichts von der Saitentrennung ein und selbst mit viel Gain bleibt der Klang immer durchsichtig.

Audio Samples
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High Gain – Steg-PU – Humbucker

Im folgenden Beispiel habe ich wieder etwas Gain weggenommen und die Gitarre auf ein Open G Tuning umgestimmt, um ein Keith Richards-artiges Riff zum besten zu geben. Ich habe wieder beide Tonabnehmer aktiviert und man merkt, das sich beim Umschalten in den Humbuckermodus nicht so viel verändert, wie man erwarten könnte. Das liegt daran, dass sich die Ausgangsleistung der Gitarre kaum verändert und die Vorstufe nicht plötzlich in die Sättigung gefahren wird. Wie gewohnt, kommt zuerst der gesplittete Singlecoilmodus beider Pickups, gefolgt vom Humbuckermodus.

Audio Samples
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Medium Gain – Beide PUs – Singlecoil – Humbucker

Zum Schluss gibt es noch zwei Soundbeispiele mit dem High Gain Kanal in Verbindung mit dem Halstonabnehmer. Auch hier bleibt der Sound unvermulmt und die Saitentrennung ist trotz der hohen Verzerrung sehr gut wahrzunehmen.

Audio Samples
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High Gain – Hals-PU – Singlecoil High Gain – Hals-PU – Humbucker
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Fazit

Die PRS 408 Maple Top ist eine sehr gute Allroundgitarre, die mit einem ausgeglichenen Klang, einem hohen Spielkomfort und einer erlesenen Optik glänzt. Sowohl im cleanen als auch im Rockbereich bietet sie erstklassige Sounds. Die Pickupschaltung ist sicher ein Grund für die Allroundfähigkeiten, denn es gibt dank der ausgefeilten Splitmöglichkeit zwei gleichberechtigte Klangfarben. Der gesplittete Singlecoilmodus klingt nicht, wie bei den meisten Mitbewerbern, glasig und dünn, sondern zeigt deutliche P90 -Züge. Wer in den Genuss einer 408 kommen möchte, muss allerdings ein paar Scheinchen mehr über die Ladentheke schieben, was ich anhand der gebotenen Qualität aber auch für angemessen halte.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr gute Klanghölzer
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Optik
  • Nur minimale Lautstärkenunterschiede beim Splitten der Pickups
Contra
  • Hohes Suchtpotenzial
Artikelbild
PRS 408 Maple Top Test
Für 3.489,00€ bei
Einziger Nachteil der PRS 408: Ihr hohes Suchtpotenzial!
Einziger Nachteil der PRS 408: Ihr hohes Suchtpotenzial!
Technische Daten
  • Mahagonikorpus
  • 10 Top geflammte Ahorndecke
  • Custom Colour: Blue Crab Blue
  • geleimter Mahagonihals
  • Palisandergriffbrett
  • Radius 10“
  • Pattern Wide/Fat Halsprofil
  • PRS Phase III Locking Mechaniken
  • 635 mm Mensur
  • 22 Bünde
  • Birds Griffbretteinlagen
  • PRS 2-Piece Bridge,
  • Nickel Hardware
  • 2x PRS 408 Humbucker Tonabnehmer
  • PRS 408 Electronics
  • Schalter: 1 x Pickupwahlschalter, 2 x Mini Coil Tap Switch
  • Regler: 1 x Master Volume, 1 x Master Tonepoti
  • Gewicht 3,3 kg
  • inkl. PRS Koffer
Hot or Not
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Der Korpus im typischen PRS-Shaping

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Profilbild von givemeajackson

givemeajackson sagt:

#1 - 13.11.2013 um 23:51 Uhr

1

der Wertungspunkt "hoher Suchtfaktor" gefällt mir ;) Wunderschönes Instrument, das einzige was mich persönlich stört ist dass die Tonabnehmerfräsungen nicht mit handelsüblichen Humbuckern kompatibel sind, so schön sie auch aussehen mögen. Aber wenn sich der Geschmack ändert, oder wenn man nicht 100% zufrieden mit den Werkstonabnehmern ist, hat man ein problem, das nur schwer zu lösen ist.

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