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Millenium MX422 Standard Drum Set Test

Mit dem Millenium MX422 Standard Set ergänzt die Thomann Hausmarke ihr Portfolio um ein Drumset mit Mischkesseln aus Pappel- und Birkenholz. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit, auch bezüglich der Optik versucht man, sich durch zwei ansprechende Folien-Finishes im Vintage Style von der Konkurrenz abzusetzen.

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Der fünfteilige Kesselsatz beinhaltet eine 22“ Bassdrum, 10“, 12“ und 16“ Toms sowie eine 14“x5,5“ Snare. Und wie bei Millenium üblich, gibt es gleich auch die komplette Hardware-Ausstattung inklusive Hocker und obendrein einen dreiteiligen Beckensatz dazu. Bedenkt man, dass viele Drummer das Geld, für welches das MX422 derzeit angeboten wird, ohne mit der Wimper zu zucken in eine Snare Drum investieren würden, fragt man sich schon, wie viel Schlagzeug man denn nun für 350 Euro geboten bekommt. Wir hatten das Kit im bonedo Testlabor und beantworten die Frage.

Details

Fotostrecke: 5 Bilder Die 10“ und 12“ Rack Toms verfügen über jeweils sechs Spannböckchen pro Seite.

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Die Kessel-Hardware bietet guten Standard

Die Schwächen in der Verarbeitung setzen sich fort bei den Metallspannreifen auf den Toms und der Snare, die mitunter scharfe Kanten aufweisen. Erfreulich ist dagegen, dass die hübsch gestylten Spannböckchen ansprechend verchromt sind und die Bass Drum über ordentlich verarbeitete Holzspannreifen verfügt, welche durch gummiunterlegte Klauen in Position gehalten werden. An der Stelle, an der die Fußmaschine angebracht wird, befindet sich ein Gummischutz. Die Beine sind anklappbar und an den Enden von Gummifuß auf Metalldorn umstellbar. Auf der Oberseite der Bass Drum sind die Aufnahmen für die beiden Tomhalter mit Kugelgelenken angebracht. An den L-Stücken sind Memory Clamps installiert, sodass die Toms sicher fixiert sind und beim Aufbau stets dieselbe Position haben. Sehr gelungen finde ich, dass sämtliche Tom Brackets über eine Prismenklemmung verfügen, wie man sie beispielsweise von Sonor kennt. Hier wird der L-Arm bzw. das Floortom-Bein zwischen zwei Backen eingeklemmt, was einen viel besseren Halt gewährleistet als das „Schraube-trifft-auf-Bein“-Prinzip, das man üblicherweise in dieser Preisklasse sieht. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Spitzen der ausziehbaren Bassdrum-Beine sind von Gummi auf Metalldorn umstellbar.

Mangelnde Qualitätskontrolle auch beim Zubehör

An allen Trommeln sind zweifach verschraubte Aluminium-Badges mit dem etwas bieder wirkenden Millenium Logo angebracht. Die Teppichabhebung der Holz-Snare besteht aus einem Hebel, der vom Kessel weggeklappt wird, sowie einer Einstellschraube. Auf der gegenüber liegenden Seite ist ein herkömmliches Butt End zum Einspannen des Teppichs angebracht. Der 20-spiralige Snare-Teppich, der leider mit arg verzogenen Spiralen geliefert wurde, wird von zwei Plastikstreifen gehalten.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Millenium Alu-Badge ist am Kessel verschraubt.

Die Hardware überrascht mit sinnvollen Details…

Die Hardware-Ausstattung des Millenium MX422 Drumsets umfasst zwei Beckenständer – einer davon in Galgenausführung – , einen Snare-Ständer, eine Hi-Hat-Maschine, ein Bassdrum-Pedal sowie einen Drum-Hocker. Qualitativ darf man hier natürlich keine Wunder erwarten, es gibt aber durchaus Positives zu vermerken. So sind zum Beispiel die Verbindungsstücke der Rohre jeweils mit einer innenliegenden Mutter versehen, die bei Verschleiß leicht ausgetauscht werden kann, zudem gibt es Memory Clamps an allen Rohren. An den Beckenständern werden Gummipuffer statt Filze verwendet, wodurch die Becken ihre Schwingung ungehindert entfalten können. Der Galgenständer ist übrigens auch als gerader Beckenständer verwendbar.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Schrauben an den Stativen sind mit Muttern gekontert,…

…bietet aber auch Anlass zur Kritik

Die Konstruktion der Hi-Hat Clutch ist allerdings nicht ausgereift, denn mangels einer Kontermutter an der Clutch ist es vorprogrammiert, dass sich die Mutter, die das obere Becken hält, während des Spielens früher oder später löst. Die Federspannung der Hi-Hat Maschine ist nicht veränderbar, ein Verrutschen beim Spiel soll ein schraubbarer Metalldorn verhindern. Das Bassdrum-Pedal ist mit einem Filzschlägel ausgestattet und überträgt die Kraft über eine Kette. Der Snare-Ständer lässt sich über eine Rasterung schräg stellen, die Haltearme des Snare-Korbs werden mittels einer zentralen, leider zu klein geratenen Kunststoffmutter angezogen. Beim Hocker setzt man bezüglich der Höhenverstellung auf ein etwas altertümliches System. Die Höhe wird durch eine Schraube fixiert, die quer durch das obere Rohr gesteckt – hierfür sind insgesamt vier Löcher gebohrt – und mit einer Mutter gekontert wird. Eine u-förmige Aussparung im unteren Rohr soll das System sichern. Leider ist diese Konstruktion nach meiner Erfahrung sehr verschleißanfällig und birgt zudem die Gefahr von Verletzungen. Für den Bühneneinsatz ist ein solcher Hocker also eher nicht zu empfehlen.

Fotostrecke: 4 Bilder Ärger vorprogrammiert: Die Schraube am oberen Hi-Hat-Becken löst sich bereits nach kurzer Spielzeit.

Das Crash-Becken fällt kräftiger aus als geplant

Der Lieferumfang des Kits beinhaltet einen Beckensatz, bestehend aus einer 14“ Hi-Hat, einem 16“ Crash und einem 20“ Ride. Zum Material gibt es keine genaueren Angaben, es ist aber davon auszugehen, dass es sich hier um Messingblech handelt. Wie ich im Laufe des Tests erfahre, besitzt aufgrund eines Produktionsfehlers das Crash des Test-Sets dieselbe Stärke wie das Ride. Wie sehr sich das auf den Sound auswirkt, klären wir im Praxisteil. Von Seiten des Herstellers jedenfalls wurde versichert, dass das Set künftig mit einem dünneren Crash-Becken ausgeliefert wird. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der Beckensatz des MX422 besteht aus einer 14“ Hi-Hat, einem 16“ Crash…
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Praxis

Das komplette Test-Set inklusive Hardware und Becken ist in zwei Kartons verpackt. Das bedeutet, dass viel Aufbauarbeit vonnöten ist, denn alle Trommeln außer der komplett montierten Snare Drum müssen noch mit Fellen bestückt werden. Beim Aufziehen der Felle fallen mir zwei Dinge auf: Erstens werden für die Schlag- und Resonanzfelle verschiedene Folienstärken verwendet, wobei die Resonanzfelle außergewöhnlich dünn ausfallen, und zweitens erweisen sich einige der Stimmschrauben – vor allem an der Bass Drum – als äußerst schwergängig, was auf mangelhaft geschnittene Gewinde hinweist. Auch der Klapphebel des Snare Strainers ist alles andere als leichtgängig, allerdings wird dadurch auch einem selbsttätigen Lösen desselben vorgebeugt. Bassdrum-Pedal und Hi-Hat-Maschine bieten zufriedenstellende Laufeigenschaften und erfüllen – abgesehen von der fehlenden Kontermutter an der Hi-Hat Clutch ihren Zweck. Dasselbe gilt auch für Becken- und Snare-Ständer.  

Im Praxistest zeigt sich, ob das Millenium MX422 so gut klingt wie es aussieht.
Im Praxistest zeigt sich, ob das Millenium MX422 so gut klingt wie es aussieht.

Die dünnen Resonanzfelle begrenzen den Stimmumfang

Für die Soundfiles versuche ich zunächst, die optimale Stimmung für die Toms zu ermitteln und taste mich dafür durch verschiedene Stimmbereiche. Schnell zeigt sich, dass die ultradünnen Resonanzfelle sich eigentlich nur in einem mittleren Tuning wohlfühlen. Tiefer gestimmt, fangen sie schnell an zu flattern, in deutlich höheren Tunings wird der Klang sehr dünn. Den Resonanzfellen der Toms verpasse ich ein kleines Stückchen Gaffa Tape, die Bass Drum dämpfe ich mit einem leichten Kissen – kein Problem dank des gelochten Resonanzfells – , das Schlagfell stimme ich recht locker. Auf der Snare, die ich relativ hoch stimme, klebe ich – außer im Solo Soundfile – ein kleines Stück aus einem Fellring auf. Und so klingt das Ganze:

Audio Samples
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Soundcheck Open Hi-Hat Groove Rimclick Groove Tom Groove Snare solo Toms solo

Mit Markenfellen geht noch etwas mehr

Um zu überprüfen, wie sehr sich ein Umstieg auf Markenfelle bei den Toms auswirkt, ziehe ich nun klare, doppellagige Remo Emperor als Schlagfelle auf die Toms. Das Schlagfell des 16“ Floor Tom dämpfe ich ganz leicht. In einem ähnlichen Tuning wie mit den Werksfellen produzieren die Toms einen etwas Attack-betonteren und gleichzeitig volleren Sound. Die dünnen Resonanzfelle definieren allerdings auch hier die Grenzen des Tuning-Bereichs. Wer hier mehr Optionen haben möchte, sollte am besten gleich nach dem Erwerb des Sets die Resonanzfelle entsorgen, die Millenium Schlagfelle als Resos verwenden und für die Schlagfelle auf Markenprodukte zurückgreifen. Die Investition von rund 40 Euro würde sich auf jeden Fall lohnen. Für die folgenden Soundfiles habe ich die Snare ein wenig tiefer gestimmt.

Audio Samples
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Emperor Felle auf Toms Emperor Felle – Groove im Set
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Fazit

Ein komplettes Drumset mit Becken und Hardware für rund 350 Euro anzubieten, bedeutet zwangsläufig, dass man sich auf Kompromisse einlassen muss. Allerdings darf man durchaus erwarten, dass die Trommeln in einem technisch einwandfreien Zustand geliefert werden, was hier leider nicht der Fall war. Beschädigte Gratungen und sich voneinander lösende Kesselschichten dürfen selbst in dieser Preisklasse nicht vorkommen. Trotz dieser Mängel können die Toms, gemessen an ihrer Preisklasse, klanglich durchaus überzeugen, allerdings kann die Snare mit ihrem etwas kraftlosen Sound hier nicht mithalten. Auch Hi-Hat- und Ride-Becken kommen an die Qualität von Markenprodukten nicht heran, genügen aber immerhin fürs Erste. Das 16“ Crash fällt aus der Bewertung heraus, da es in der falschen Stärke geliefert wurde. Die Hardware überrascht mit einigen sinnvollen Details und bietet – abgesehen vom technisch veralteten Drum-Hocker – insgesamt einen ordentlichen Standard. Sehr gelungen finde ich das „Blue Lining“ Finish des Test-Sets, das es als weitere Option auch in Rot gibt. Sollten die erwähnten Mängel abgestellt werden, kann ich das Millenium MX422 für Einsteiger, die ein ansehnliches, funktionierendes Drumset brauchen, durchaus empfehlen. Selbst bei einer Investition in neue Schlagfelle für die Toms wird die 400-Euro-Grenze hier noch nicht geknackt.  

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • gut klingende Toms
  • ansprechende Optik
  • funktionale Hardware
Contra
  • begrenzter Stimmumfang durch extrem dünne Resonanzfelle
  • Trommelkessel teilweise beschädigt
  • minderwertiger Drum-Hocker
Artikelbild
Millenium MX422 Standard Drum Set Test
Für 444,00€ bei
Schön anzusehen, aber an der Qualitätskontrolle hapert's noch: das Millenium MX422 Standard Drumset.
Schön anzusehen, aber an der Qualitätskontrolle hapert’s noch: das Millenium MX422 Standard Drumset.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Millenium
  • Bezeichnung: MX422 Standard Set
  • Trommeln
  • 22“ x 16“ Bass Drum
  • 10“ x 08“ Tom Tom
  • 12“ x 09“ Tom Tom
  • 16“ x 16“ Stand Tom
  • 14“ x 5,5“ Snare Drum
  • Kesselkonstruktion: Pappel-/Birkenholz, 7 mm Wandstärke, 9-lagig
  • Felle: No Name clear (Medium Top, Thin Bottom)
  • Kessel-Hardware: Chrom
  • Spannreifen: 1,5 mm dreifach geflanscht, Bass Drum mit Holzspannreifen
  • Finishes: Blue Lining, Red Lining
  • Herstellungsland: China
  • Hardware
  • 2 x Tomhalter
  • Fußmaschine
  • Hi-Hat-Pedal
  • gerader Beckenständer
  • Galgen-Beckenständer
  • Snare-Ständer
  • Schlagzeughocker
  • Beckensatz
  • 14“ Hi-Hat
  • 16“ Crash
  • 20“ Ride
  • Material: Messing
  • Preis (Verkaufspreis): EUR 349,-

Seite des Herstellers: https://milleniumdrums.com

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Im Praxistest zeigt sich, ob das Millenium MX422 so gut klingt wie es aussieht.

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