Im Studio wird der Bass sehr häufig schon beim Aufnehmen komprimiert, um Pegelspitzen des sehr dynamischen Instruments abzuschwächen. Als Ergebnis daraus wird der Klang kompakter und lässt sich besser im Gesamtmix platzieren. Auch im Live-Betrieb kann der Kompressor ein nützlicher Helfer sein – sei es, um einen fetten pumpenden Sound zu produzieren oder eben auch, mit subtileren Einstellungen, als Dynamikbegrenzer und Soundfärber.
Allerdings kann ein Kompressor, der falsch eingesetzt wird, auch großen Schaden anrichten, der Sound verliert an Druck und fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Mit dem „Compressore“ aus dem Effekt-Portfolio von Markbass sollte allerdings auch der Einsteiger schnell klarkommen, zumindest wenn er sich mit den Grundbegriffen der Kompression vertraut gemacht hat. Denn der Aufbau des Pedals ist klar und die Bedienoberfläche einfach und durchsichtig gestaltet.
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Details
Über die Qualität und Optik der Markbass-Gehäuse muss ich wohl nicht mehr viel Worte verlieren, auch der ultrastabile „Compressore“ kann vermutlich von einem Mittelklassewagen überrollt werden, ohne nennenswerten Schaden davon zu tragen (nein, ich habe es nicht probiert) und macht mit seinem schwarz-gelben Design der Familien-Optik alle Ehre.
Werfen wir also direkt einen Blick auf die Oberfläche mit den Bedienelementen. Mit den versenkten Potis auf der oberen Hälfte des Pedals lassen sich im Grunde genau die Parameter beeinflussen, die man von Studiokompressoren oder Software-Plugins kennt. Den Anfang macht der Gain-Regler zur Anpassung des Input-Signals. Rechts daneben sitzt der Threshold, mit dem der Level bestimmt wird, ab dem die Kompression einsetzt. Dieser Regler funktioniert allerdings anders herum, als ich es von anderen Kompressoren gewöhnt bin. Ganz links wird voll komprimiert, dreht man weiter nach rechts, erhöht sich die Schwelle, bis die Kompression einsetzt, der Kompressor wird also unsensibler.
Mit dem Ratio-Poti wird die Intensität der Kompression bestimmt. Voll aufgedreht wird der Kompressor zum Limiter, bei niedrigeren Werten erhält man dementsprechend nur eine leichte Kompression. Die folgenden beiden Parameter „Attack“ und „Release“ sind entscheidend für das Dynamikverhalten der Kompression. Attack bestimmt, wie viel Zeit vergeht, bis die Kompression einsetzt, mit Release wiederum regelt man die Länge, oder besser gesagt, die Abschwelldauer der Kompression. So kann zum Beispiel mit einer langen Attackzeit der Anschlag eines Tons in seiner vollen Dynamik erhalten, und das Sustain mit einer langen Release-Zeit verlängert werden. Der Volume-Regler rechts außen dient zur Mischung des trockenen mit dem komprimierten Signal, denn starke Kompressionen können schon erhebliche Lautstärkenunterschiede zur Folge haben, die sich damit angleichen lassen. In der versenkten Poti-Leiste sitzen zudem noch zwei LEDs. Da wäre zum einen die obligatorische, blaue „ON“ Betriebszustandsleuchte ( 1a Wort aus dem Behördendeutsch), zum anderen eine rote LED mit der Beschriftung „Comp“, die nicht nur den Zeitpunkt der Kompression, sondern auch deren Intensität mittels verschiedener Helligkeitsstufen anzeigt.
Zwischen der Poti-Leiste und dem stabilen „True Bypass“-Fußschalter auf der unteren Hälfte des Treters sitzt, wie schon beim Distorsore, eine echte Röhre hinter einer Chromleiste mit Gitter. Bemerkenswerterweise verrichtet diese Röhre beim „Compressore“ auch tatsächlich die Kompressionsarbeit. Diese Herangehensweise kenne ich eher von High-End- oder teuren Vintage-Kompressoren. Zwar besitzen sogenannte Röhrenkompressoren üblicherweise eine Röhren-Gain-Stage, die Kompression wird aber von einer Solid-State Einheit erledigt. Ich bin wirklich gespannt, wie sich dieser Umstand auf die Performance des „Compressore“ auswirkt.
Die Rückseite ist schnell erklärt, hier hat Markbass zwei Klinkenbuchsen, In- und Output, und den Anschluss für das mitgelieferte 12V Netzteil untergebracht, fertig.
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Sound / Praxis
Bei der ersten „Probefahrt“ mit dem Compressore fiel mir negativ auf, dass es keinerlei Anhaltspunkt dafür gibt, welchen Wert ich gerade einstelle, weder eine Beschriftung der Potis noch ein Display, welches mir Rückmeldung geben könnte. Natürlich sollte man seinen Sound mit den Ohren und nicht mit den Augen einstellen, aber gerade bei Parametern wie Ratio, Attack und Release würde ich schon gerne wissen, um welche Werte es sich ungefähr handelt. Ich zumindest bin es von Hardware-Kompressoren und Plug-Ins so gewohnt und auch der Einsteiger hätte es bei einem etwas heiklen Effekt wie dem Kompressor leichter, von einer für Bass bewährten Grundeinstellung ausgehend seinen Sound zu finden.
Äußerst positiv ist das Nebengeräuschverhalten des Compressore. Selbst bei starken Kompressionen sind kaum störende Geräusche zu vernehmen, das ist für ein Röhrengerät durchaus bemerkenswert. Vielleicht ist der Sound für manchen sogar etwas zu clean. Auch ich hätte zugegebenermaßen etwas mehr Soundfärbung von der Röhre erwartet. Die Mitten klingen zwar sehr warm und die Höhen samtig und geschmeidig, aber dennoch bleibt der Sound bei sämtlichen praxistauglichen Einstellungen sehr artikuliert und sauber. Auch der Tiefbassbereich bleibt definiert und klingt nicht beschnitten. Nur mit extremen Settings kann man den italienischen Sqeezer etwas aus der Fassung bringen, sodass der Sound leicht matschig wird. Mein Eindruck ist, dass der „Compressore“ trotz Röhrenkompression eher wie ein moderner, universeller Kompressor ohne wesentliche Soundfärbung agiert. Diesen Job erledigt er allerdings großartig, sowohl im Live-Betrieb, als auch, aufgrund seines hervorragenden Nebengeräuschverhaltens, im Studio.
Im ersten Audio-Beispiel arbeitet der Compressore mit einer relativ milden, praxisbezogenen Kompression. Für das zweite Beispiel habe ich die drastischste Einstellung gewählt, die möglich ist. So könnt ihr deutlich hören, wie der Kompressor pumpt.
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Compressore 1Compressore 2
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Auch beim „Compressore“ leistet sich Markbass keine gravierenden Fehler. Er bietet eine große Bandbreite von Einstellungsmöglichkeiten – von subtiler fast unhörbarer Kompression bis zu leicht pumpenden Effekten – und verwurstet sämtliche Signale ohne Verzerrung und ohne den Sound zu vermatschen. Dabei arbeitet er eher wie ein moderner Studio-Kompressor, also neutral und ohne Soundfärbung durch die verbaute Röhre. Einziger Kritikpunkt meinerseits ist die fehlende Werte-Beschriftung der Potis. Und wo wir gerade schon mal dabei sind: Die spärliche Bedienungsanleitung erklärt die Grundbegriffe der Kompression nur mangelhaft. Hier könnte Markbass dem Anfänger den Einstieg mit genaueren Informationen erleichtern.
"Attack bestimmt, wie viel Zeit vergeht, bis die Kompression einsetzt, mit Release wiederum regelt man die Länge, oder besser gesagt, die Abschwelldauer der Kompression. So kann zum Beispiel mit einer langen Attackzeit der Anschlag eines Tons in seiner vollen Dynamik erhalten, und das Sustain mit einer langen Release-Zeit verlängert werden. Der Volume-Regler rechts außen dient zur Mischung des trockenen mit dem komprimierten Signal" - Das steht doch in einigem Widerspruch zu dem was Kompressoren sonst so tun, bzw. was im Block Diagramm des Manuals abgebildet ist. Die Klangbeispiele die ich kenne hören sich auch nichtso an, als wären die Aussagen richtig.
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Fabian sagt:
#1 - 30.08.2017 um 21:10 Uhr
"Attack bestimmt, wie viel Zeit
vergeht, bis die Kompression einsetzt, mit Release wiederum regelt man
die Länge, oder besser gesagt, die Abschwelldauer der Kompression. So
kann zum Beispiel mit einer langen Attackzeit der Anschlag eines Tons in
seiner vollen Dynamik erhalten, und das Sustain mit einer langen
Release-Zeit verlängert werden. Der Volume-Regler rechts außen dient zur
Mischung des trockenen mit dem komprimierten Signal"
- Das steht doch in einigem Widerspruch zu dem was Kompressoren sonst so tun, bzw. was im Block Diagramm des Manuals abgebildet ist. Die Klangbeispiele die ich kenne hören sich auch nichtso an, als wären die Aussagen richtig.