Anzeige

Ibanez AT100CL – Andy Timmons Signature Test

Schon seit Jahrzehnten gehört der japanische Hoshino Gakki Konzern zu den großen Instrumentenherstellern dieser Welt. Vor über hundert Jahren gegründet, werden heute unter dem Markennamen Ibanez nicht nur Saiteninstrumente wie Gitarren oder Bässe, sondern auch Elektronik vom Effektgerät bis zum Verstärker hergestellt. Eine zweite Abteilung kümmert sich um die trommelnde Zunft und hat über die Jahre dafür gesorgt, dass die Schlagzeuge mit dem einprägsamen Tama-Logo zu den innovativsten Produkten in diesem Sektor gehören.

Die Gitarren werden überwiegend in Matsumbo von der Firma Fujigen Gakki gefertigt, die übrigens auch für die japanischen Modelle von Fender verantwortlich zeichnet. In den Sechziger- und Siebziger-Jahren kannte man Ibanez eher als Hersteller von Kopien bekannter Marken, wobei 1975 die Iceman eine Richtungsänderung zu eigenem Design markierte und schließlich 1987 die Zusammenarbeit mit Steve Vai zu einem Riesenerfolg wurde. Aber er war nicht der einzige Saitenvirtuose, der sich für die Instrumente des Herstellers begeistern konnte. Einige der besten und erfolgreichsten Gitarristen des Planeten wie Joe Satriani, George Benson, Pat Metheny, Paul Gilbert, John Scofield oder John Petrucci spielen die Instrumente der japanischen Gitarrenmanufaktur. Mit Andy Timmons schmückt ein weiterer bekannter Name die Galerie der Ibanez-Artisten. Der renommierte Gitarrist aus dem kleinen Städtchen Evansville im Bundesstaat Indiana orientierte sich anfangs an den großen Studiolegenden Larry Carlton und Steve Lukather, studierte Klassik und schließlich in Miami Jazzgitarre. Später konnte er in der Studioszene von Dallas Fuß fassen und erspielte sich mit seiner „Andy Timmons Band“ eine kleine Fangemeinde. Die ersten großen Erfolge hatte Andy jedoch mit der Band „Danger Danger“, mit der er vier Jahre unterwegs war. 1993 kehrte er nach Dallas zurück und widmete sich weiter seiner eigenen Band. Nebenher arbeitete als Sideman für zahlreiche Künstler wie Olivia Newton-John oder die Drummerlegende Simon Phillips. Mit der Ibanez AT100CL widmet ihm Ibanez eine weitere Signature, die wir in diesem Test etwas intensiver unter die Lupe genommen haben.

Anzeige

DER KORPUS
Dass die Konstrukteure der Andy Timmons Gitarre schon einmal Kontakt mit einer Stratocaster gehabt haben müssen, ist kaum von der Hand zu weisen. Das klassische Design wurde hier in leicht abgewandelter Form übernommen, wobei die Cutaways länger und spitzer ausgefallen sind als beim klassischen Vorbild. Gleichzeitig wirkt der Korpus etwas grober, da das Shaping insgesamt eckiger und griffiger daherkommt. In Sachen Tonhölzer setzt man auf Erle, einem beliebten Klangholz, das sehr oft im E-Gitarrenbau verwendet wird. Es liefert einen mittenbetonten und obertonreichen Klang, der sich in der Regel gut im Bandgefüge durchsetzt. Nebenbei ist Erle übrigens erste Wahl für den Bau von Fendergitarren.

Die Elektronik ist unter dem Schlagbrett montiert, das zu Reparaturzwecken abgeschraubt werden kann, nachdem die Saiten entfernt wurden. Zum Einsatz kommen hier in einer flexiblen Kombination Singlecoils in der Mittel- und Halsposition sowie ein stämmiger Humbucker am Steg. Dieser ist ein Andy Timmons Modell mit der Bezeichnung AT-1, der mit einem mittleren Output für sahnige Leadsounds sorgen soll. Die beiden Singlecoils sind ebenfalls Doppelspuler, wurden jedoch auf Singlecoil-Sound getrimmt. Sie besitzen zwei nebeneinander platzierte durchgehende Magnetstreifen, ähnlich der alten Bill Lawrence Pickups aus den Siebzigern. Damit garantieren sie ein stabileres Klangbild und mehr Output als ein gewöhnlicher Stratpickup und empfehlen sich eher für beinharten Rock als etwa für Surfmusik.

Das Tremolo ist eine von Gotoh in Lizenz hergestellte Wilkinson-Bridge, die mit gebogenen Blechreitern bestückt ist – die hervorragende Version eines Vintage-Tremolos mit erstklassigen Klangeigenschaften. Mir sind Wilkinson-Tremolos übrigens zum ersten Mal bei Tylergitarren aufgefallen, wo sie ebenfalls einen grandiosen Job verrichten. Rückseitig finden sich zwei Abdeckungen für die Federkammer des Tremolosystems und ein Zugang zur Klinkenbuchse, die auf anderem Weg nicht verlötet werden kann. Der transparent lackierte Body lässt die Maserung des Holzes deutlich erkennen und verleiht der Gitarre einen leicht edlen Charakter. Der Hals ist mit vier einzeln eingefassten Schrauben bombenfest mit dem Korpus verbunden, wobei der Übergang in Höhe des 17. Bundes zwecks besserer Bespielbarkeit leicht abgeschrägt wurde. So spielt man ohne Probleme bis in die höchsten Lagen.

DER HALS
Der naturbelassene Ahornhals besitzt ein sogenanntes D-Shape, ist also rückseitig wie ein D geformt. Dies entspricht dem Ideal einer 57er Stratocaster, die ebenso wie unsere Testgitarre einen Erlenbody und einen D-Shape Ahornhals besitzt. Auch die Mensur orientiert sich mit 648 mm am berühmten Vorbild. Sieht man genauer hin, erkennt man das aufgeleimte Ahorngriffbrett, das für einen etwas stabileren Twäng und eine obertonreichere Klangstruktur sorgen soll. Die 22 Jumbobünde sind perfekt eingesetzt und abgerichtet. Dank des flachen Griffbrettradius gestaltet sich das Saitenziehen und die gesamte Bespielbarkeit flüssig und angenehm.

IMG_3532FIN
Anzeige

BESPIELBARKEIT UND SOUND
Jeder hat bekanntlich seine Vorlieben, was die Bespielbarkeit von Gitarren angeht: Die einen stehen auf flache Hälse, die anderen mögen es gerne üppig und rund. Die Geschmäcker sind wie bei so vielen Dingen auch bei uns Musikern verschieden. Mir persönlich liegt besonders das klassische C-Shape der Fender-Mensuren. Mit einem V-Shape, wie es beispielsweise bei der Eric Johnson Strat zum Einsatz kommt, kann ich mich hingegen überhaupt nicht anfreunden. Beim Hals der Ibanez AT100CL hat man es mit einer stattlichen D-Form zu tun, die sehr gut in der Hand liegt und einen kernigen und stabilen Ton liefert. Schon ohne Verstärker merkt man, wie definiert dieses Instrument klingt. Der Ton ist recht laut und ausgewogen und mit einem langen Sustain gesegnet. In Kombination mit dem Vintage-Tremolo kommt ein exakt definierter Twäng, der seinesgleichen sucht. Das Tremolo ist übrigens nicht freischwebend eingebaut, sondern liegt auf dem Korpus auf – einen Weg nach oben gibt es also nicht. Durch den Kontakt zum Holz erhält man jedoch eine Extraportion Sustain. Die Federn sind so justiert, dass schon der leichteste Druck auf den gesteckten Tremoloarm eine Reaktion hervorruft. Leider ist der Volume-Regler im Weg, wird der Tremoloarm ganz nach unten gedrückt.

Für den ersten Test musste wieder mein alter Fender Princeton herhalten, der einen wirklich tollen Cleansound hat. Beim Durchspielen der einzelnen Pickups und der Zwischenpositionen fällt der Steghumbucker lautstärkemäßig ziemlich aus der Reihe, denn er ist deutlich lauter als seine Mitstreiter. Die silbrigen Zwischenpositionen wirken im direkten Vergleich mit meinen beiden 77er Stratocaster im Obertonbereich leicht nasal und einen authentischen Stevie Ray Vaughan-Sound wird man mit dieser Gitarre nicht wirklich hinbekommen. Ich weiß, die AT100CL soll keine Stratocaster-Kopie sein, aber anhand dieser Standardgitarre, die jeder kennt, kann ich besser verdeutlichen, wie sie klingt. Das heißt, dass sich auch im cleanen Bereich der Ton schon recht rockig präsentiert.

Audio Samples
0:00
Hals-Pickup Clean Kombi Hals/Mittel-Pickup Clean Steg-Pickup Clean

Im Zerrbereich dienten mein alter Marshall JMP und ein dreikanaliger Baldringer Custom Amp als Referenz, und schon strahlt der Tester wie an Weihnachten: Hier liegen eindeutig die Stärken der Ibanez AT100CL, sie rockt ab wie die allseits bekannte Luzi. Besonders der Obertonbereich, der nicht ganz so silbrig ist, begünstigt einen schmatzigen und stabilen Ton, der satt und mit viel Sustain im Raum steht. Nimmt man die Höhen etwas zurück, zeigt der Halspickup auch durchaus jazzige Qualitäten. Im High-Gain-Bereich fühlt man sich soundmäßig in eine Welt zwischen Les Paul und Stratocaster versetzt.

Audio Samples
0:00
Distortion 1 Lead-Distortion
Anzeige

FAZIT
Die Ibanez AT100CL ist eine sehr gute Allroundgitarre, die in Sound und Verarbeitung überzeugt und sich sowohl für Top-40-Leute, wie für beinharte Rocker eignet. Der fette Hals ist sicherlich nicht jedermanns Sache und man sollte sich darüber im Klaren sein, ob man sich eher auf schlanken oder etwas stattlicheren Exemplaren wohler fühlt. Die Verarbeitung ist insgesamt hervorragend, die Features wie Sperzel-Locking-Mechaniken, Di Marzio Pickups und Wilkinson Tremolo runden den Eindruck eines professionellen Instrumentes ab.

Technische Daten
  • 2-Tone Sunburst
  • Solidbody
  • Erle Korpus
  • Einteiliger geschraubter Ahorn Hals
  • 22 Jumbo Frets
  • Dot Inlays
  • Mensur 25,5″ / 648 mm
  • Finish Sunburst
  • 2 x Di Marzio Cruiser PUs für Mittel- und Halsposition
  • 1 x Di Marzio AT 1 Custom HB Stegposition
  • Regler: 1x Volume, 2x Ton
  • Chromhardware
  • Wilkinson-Gotoh VSVG Tremolo
  • Inklusive Ibanez Prestige Gitarrenkoffer und Ledergurt
  • Preis: 2.450,- Euro UVP
Hot or Not
?
IMG_3529FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?
  • Some Bluesy Sounds with the Quilter Elevate!