Heritage Audio HA-81A EQ Test

Die spanischen Neve-Enthusiasten von Heritage Audio haben sich einen neuen Klassiker des legendären Herstellers vorgenommen und geklont

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. Der HA-81A EQ ist ein Preamp mit Equalizer, der sich wie auch der AMS-Neve 1081 Classic am 1081-Konsolenmodul von 1972 orientiert. Der Preamp hingegen ist dem 1073 entlehnt. Was kann der neuste Zuwachs der Elite Series?

Das ursprüngliche 1081-Modul wurde entwickelt als Vorverstärkermodul mit Equalizer für die 1972 aktuellen, modularen Neve-Konsolen wie etwa die 8048. Das Preamp-Modul erfreute sich allerdings auch später noch besonderer Beliebtheit, nicht zuletzt wegen des Equalizer-Sounds. Obwohl der Hype nicht so gewaltig ist wie beim Neve 1073, gibt es doch auch vom 1081 allerlei Nachfolger und Nachbauten. So war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich auch der renommierte Neve-Kopierer Heritage Audio dem 1081 widmet.

Details

Verarbeitung

Der Heritage Audio HA-81A EQ macht auf den ersten Blick einen unverwüstlichen Eindruck. Mit 3 Kilogramm iste er für ein 1HE-Gerät reichlich schwer. Das Gehäuse ist komplett aus Metall gefertigt. Seitenteile und Rückseite sind aus blankem Stahlblech geformt. Die obere Abdeckung lässt sich mit sechs Schrauben lösen. Die Frontplatte ist perfekt lackiert und die weiße Beschriftung auf dunkelgrauem Hintergrund sehr gut lesbar. Der 12-fach gerasterte Gain-Regler ist angenehm schwergängig und die Rasterung erlaubt schnelle Recalls. Die fünf konzentrischen Stack-Potis haben jeweils einen gerasterten Ring für die Frequenzwahl und abgesehen vom Hi-/Lowcut-Regler eine ungerasterte Spitze für die jeweilige Gain-Einstellung. Bauartbedingt haben die Stack-Potis ein wenig Spiel, drehen aber mit gutem Widerstand. Alle weiteren Funktionen werden durch Druckschalter abgedeckt, wobei nur Power und Phantomspeisung eine Status-LED haben. Die anderen Druckschalter sind jedoch in weiß auf dunklem Hintergrund auch bei schwierigen Lichtverhältnissen gut ablesbar.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Gehäuse des HA-81A ist äußerst robust.

Signalfluss

Der HA-81 EQ kann Mikrofon-, Line- und Instrumentensignale verarbeiten. Die ersten beiden werden in Form von XLR-Buchsen auf der Rückseite entgegengenommen, wohingegen die Instrumente per Klinkenkabel vorn eingesteckt werden können. Dabei überbrückt der Klinkeneingang den hinteren Mikrofoneingang, wenn etwas eingesteckt wird. Als nächstes bieten vier Druckschalter ein paar Input-Optionen. Ein Pad verringert bei Bedarf den Signalpegel noch vor dem Eingangstransformer um 20 dB und die Eingangsimpedanz des Mikrofoneingangs kann von 1200 Ohm auf 300 Ohm gesenkt werden. Ein interessantes Tool. Außerdem gibt es natürlich Phantomspeisung und einen Wahlschalter für die Eingänge. Der Gain-Regler schaltet die Vorverstärkung von 30 dB in 5dB-Schritten auf ganze 80 dB, wobei sich zwischen 50 und 55 dB die Off-Stellung befindet, die den Preamp abschaltet.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Klinkeneingang überbrückt den Mikrofoneingang auf der Rückseite.

Beim parametrischen 4-Band-Equalizer ist das höchste Band (3,3 – 15 kHz) wie das tiefste (33 – 330 Hz) als Shelving-Filter ausgeführt, beide können jedoch auch auf Bell-Betrieb umgeschaltet werden. Die beiden Mittenbänder (220 – 1200 Hz bzw. 1,5 – 8,2 kHz) können dagegen per Hi-Q-Schalter auf eine höhere Güte umgeschaltet werden. Dem Equalizer schließt sich ein Filter-Paar an, das ebenfalls auf einem konzentrischen Poti Platz findet. Das Hochpass-Filter ist in fünf Stufen wählbar zwischen 27 und 270 Hz, während sich das Tiefpass-Filter zwischen 3,9 und 15 kHz bewegt. In Mittelstellung sind beide Filter abgeschaltet. Mit dem Output-Regler lässt sich das Signal zum Schluss noch einmal reduzieren. Das ist besonders praktisch, wenn man dem HA-81 EQ ein paar Obertöne entlocken möchte und dafür das Gain aufdreht, dann aber doch wieder auf ein AD-Wandler-verträgliches Level zurück möchte. Schlussendlich bieten drei Druckschalter die Möglichkeit, den Equalizer aus dem Signalweg zu nehmen, die Polarität zu invertieren und das Gerät abzuschalten, was bei Rack-Geräten ja leider keine Selbstverständlichkeit ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Der 4-Band-Equalizer des HA-81A EQ wird über Poti-Stacks bedient…

Innereien

Nimmt man die obere Abdeckung des Heritage HA-81 EQ Channel-Strips ab, offenbart sich ein blick auf eine saubere, diskrete Schaltung. Alles ist aufgeräumt und von Markenkomponenten gespickt. Außerdem können sich die beiden großen Carnhill-Tranformatoren an Ein- und Ausgang sehen lassen. Sie sind bereits aus den anderen Geräten der Heritage Audio Elite Series bekannt und dürften einiges an Sättigung möglich machen.

Fotostrecke: 7 Bilder Stars der Show: Die Carnhill-Transformatoren…

Praxis

Anschluss und Bedienung

Der Heritage Audio HA-81A EQ ist wie die anderen Geräte der Heritage Elite Series ein klassisches 19” Outboard-Tool und wird entsprechend in ein Rack geschraubt. Die Löcher dafür sind in der Frontplatte zu finden. Die Stromversorgung findet über ein externes Netzteil statt. Für Nutzer, die schon Erfahrung mit Neve-Produkten oder Klonen hatten, dürfte die Bedienung leicht von der Hand gehen, denn der HA-81A EQ hält sich wirklich nah am Original, was Layout, Potis und Regelwerte angeht. Etwas verwirrend ist am Anfang, dass der Equalizer links mit dem höchsten Band anfängt. Das ist konsequent von Neve übernommen worden und rührt daher, dass es sich beim Ur-1081 natürlich um einen Konsoleneinschub handelte, der entsprechend vertikal verbaut wurde. Daher war das höchste Poti oben und die tieferen Frequenzen auch tatsächlich weiter unten im Channel. Beim Umbau zum horizontalen Rack-Gerät hat man damals einfach das Modul horizontal in einen 19”-Rahmen eingebaut. Später wurden noch die Potis um 90 Grad gedreht und die Beschriftungen angepasst, aber die Reihenfolge der Potis blieb gleich. Daher stammt vermutlich auch der Umstand, dass die meisten Regler ihre Neutralstellung bei 6 Uhr haben, also nach unten zeigen, obwohl man ja in der Regler eher von oben auf Rack-Geräte schaut. Das ist alles etwas merkwürdig, aber tut der Bedienbarkeit keinerlei Abbruch. Mir gefällt, dass Heritage sich dazu entschieden hat, den Charakter des Gerätes zu erhalten, statt die Potis anzupassen.

Das gedrehte Layout sorgt zunächst für etwas Verwirrung.
Das gedrehte Layout sorgt zunächst für etwas Verwirrung.

Wie klingt der Heritage Audio HA-81A EQ?

Wenn über den Sound des Neve 1081 im speziellen und Neve-Gear generell gesprochen wird, fällt mit betäubender Regelmäßigkeit der Begriff “musikalisch”. Dieser abgenutzten Beschreibung würde ich mich gern entziehen, aber sie erklärt gut das nicht unbedingt Greifbare, das den 1081 ausmacht und damit auch den akkurat geklonten HA-81A EQ.
Sobald man den HA-81A in die Signalkette hängt, fällt er auf, selbst wenn alles auf Bypass steht. Die Transformer färben einfach. Nicht stark, aber merklich. Das muss man natürlich wollen, denn der HA-81A ist wie sein Vorbild kein unsichtbares Präzisionswerkzeug. Er drückt Sounds seinen Stempel auf und das steht ihnen meist gut. Die Abstufungen der gerasterten Frequenz-Wahlregler sind so sinnvoll gewählt, dass es kaum möglich ist, sie schlecht einzustellen. Ein passendes Klang-Setting ist eigentlich immer schnell gefunden.

"Musikalisch" ist das richtige Wort, um den HA-81A EQ zu beschreiben.
“Musikalisch” ist das richtige Wort, um den HA-81A EQ zu beschreiben.

Der Preamp klingt natürlich ebenfalls nicht besonders präzise oder neutral, eher ein wenig weichzeichnend und warm. Dreht man den Gain-Regler weiter auf eröffnet sich ein großes Spektrum von Obertönen und Zerrgraden. Der HA-81A kann von leichtem anwärmen bis hin zu handfester Distortion wirklich alles anbieten. Besonders ersichtlich wird das in den Klangbeispielen mit dem Drum-Loop, der per Line-In eingespeist wurde und dem E-Bass, der per DI-Eingang durch den HA-81A aufgenommen wurde. Den Charakter des Equalizers erkannt man gut in den Aufnahmen der akustischen Gitarre.
Der HA-81A ist ein guter Allrounder, der so ziemlich jeder Art von Quelle etwas hinzufügen kann. Auch als universelle “Schmutzmaschine” eignet er sich hevorragend. Mit einer maximalen Verstärkung von 80 dB ist der Preamp natürlich auch in jedem Setting stark genug. Nur wenn es um Neutralität geht, sollte man sich woanders umschauen.

Audio Samples
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Drum-Loop Original Drum-Loop mit HA-81A EQ auf Bypass Drum-Loop mit HA-81A EQ mit Klangbearbeitung Drum-Loop mit HA-81A EQ Overdrive 1 Drum-Loop mit HA-81A EQ Overdrive 2 Akustik-Gitarre Clean EQ Bypass Akustik-Gitarre Clean mit Klangbearbeitung Akustik-Gitarre Clean EQ Obertöne Bass DI EQ auf Bypass Bass DI mit Klangbearbeitung Bass DI Overdrive Gitarre DI EQ auf Bypass Gitarre DI mit Klangbearbeitung Gitarre DI Overdrive 1 Gitarre DI Overdrive 2 Drumloop mit Sweep durch Hoch- und Tiefpassfilter
Der Heritage Audio HA-81A in Aktion
Der Heritage Audio HA-81A in Aktion

Fazit

Der Heritage Audio HA-81A EQ ist ein tolles Allround-Tool für viele Anwendungen. Der Equalizer ist äußerst musikalisch und intuitiv zu bedienen. Der Preamp ist natürlich nicht lupenrein, aber wer das von einem Neve-Klon erwartet, ist hier sowieso falsch. Mit bis zu 80 dB Verstärkung hilft der Vorverstärker so ziemlich jedem Mikrofon auf die Sprünge und von leichten Obertönen bis Zerre ist alles zu holen. Heritage Audio hat den Charakter des 1081 und 1073 sehr schön eingefangen und zu einem fairen Preis auf den Markt gebracht

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • warme Preamps
  • viel Gain
  • intuitive Bedienung
  • musikalischer Equalizer
  • schöne Verzerrung
  • gute Verarbeitung
Contra
  • keins
Artikelbild
Heritage Audio HA-81A EQ Test
Für 1.199,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • 1-Kanal-Channelstrip
  • Mikrofon-, Line- und DI-Input
  • Class-A
  • 20 dB-Pad
  • Phantomspeisung
  • Bis zu 80 dB Verstärkung
  • parametrischer 4-Band-Equalizer
  • Hoch- und Tiefpass
  • Equalizer-Bypass
  • Phasenumkehr
  • Diskrete Schaltung mit Carnhill-Transformatoren
  • Preis: € 1119,– (Straßenpreis am 5.10.2020)
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