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Fulltone Mini Deja Vibe Test

Böswillige Zeitgenossen mit dem Hang zu Verschwörungstheorien teilen Endorser von Musik-Equipment ja gerne in zwei Kategorien ein: Solche, die die Teile geschenkt oder dauerhaft geliehen bekommen und sie aus diesem Grund benutzen (und ihren Namen für die Werbung hergeben). Und solche, die es aus reiner Überzeugung tun. Die Wahrheit liegt, wie so oft, wahrscheinlich irgendwo dazwischen!

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Auch die Produkte der amerikanischen Boutique-Effektschmiede Fulltone können mittlerweile auf eine ganze Reihe von prominenten Benutzern verweisen. Und die auf der Website aufgelisteten Damen und Herren, so lässt es zumindest Fulltone verlauten, spielen diese Geräte natürlich aus reiner Überzeugung, und viele von ihnen haben selbstverständlich auch dafür bezahlt. Logisch, ein John Mayer, der sich vor einem Konzert Gedanken darüber macht, welche seiner zehn Edel-Uhren er für das erste Set anziehen soll, kann sich locker mehrere Fulltone-Pedale leisten. Beim normalen User sieht das anders aus, denn die Boutique-Pedale tummeln sich auf einem höheren Preislevel, als die üblichen Treter aus Fernost – sind dann in der Regel aber auch eine Anschaffung für´s Leben. Und jetzt, wo der Euro bald immer weniger wert sein soll, lohnt es sich vielleicht in Effektpedale zu investieren…wer weiß!
Im Modulations-Pedal Testmarathon haben wir für euch das Fulltone Mini Deja Vibe, eine Nachbildung des legendären Uni-Vibe, unter die Lupe genommen und gecheckt, ob sich die Investition auch aus klanglicher Sicht lohnt!

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DETAILS

Gehäuse/Optik
Das Mini Deja Vibe (ich kürze es ab sofort mit MDV ab) kommt im cremefarbenen Stahlblech-Gehäuse im Vintage-Style. Vier große Gummifüße auf der Unterseite sorgen auch auf glatten Flächen für stabilen und rutschfesten Halt. Mit den Maßen 145 x 113 x 48 mm (B x T x H) ist es zwar etwas größer als die üblichen Boss oder Ibanez-Treter, nimmt aber immer noch recht wenig Platz auf dem Pedalboard ein. Im Vergleich mit dem Original trägt es die Bezeichnung „Mini“ also mit Recht.
Was mir sofort ins Auge fällt, ist die etwas ungewöhnliche  Aufteilung der Regler. Normalerweise sind diese bei 90% aller Effekte etwas versenkt ganz oben auf der Oberseite, angebracht, damit man sie nicht durch unkontrollierte Fußtritte verstellt oder gar beschädigt. Beim MDV ist das Gegenteil der Fall. Hier hat Fulltone die untere Hälfte leicht angeschrägt und die beiden Regler erhöht auf der oberen Hälfte angebracht. Der On/Off-Schalter befindet sich unten links, und auf der unteren rechten Seite hat sich ein fetter Regler niedergelassen. Und jetzt dämmert´s endlich: Das Teil kann und soll mit dem Fuß bedient werden, genau deshalb ist der Regler auch größer und die Kappe aus rutschfestem Gummi. Und das Ganze macht auch absolut Sinn, schließlich gibt es beim Vorbild, dem Uni-Vibe, ein zusätzliches Pedal zur Steuerung der Effektgeschwindigkeit in Echtzeit.
Zwischen den beiden oberen Reglern befinden sich noch zwei Schalter. Der eine ist für das Umschalten von Modern und Vintage-Sound zuständig, der andere dient dem Wechsel zwischen Chorus und Vibrato. Die jeweiligen klanglichen Auswirkungen werdet ihr im Praxisteil zu hören bekommen. Das Mini Deja Vibe kann mit einem 9V-Netzteil befeuert werden, Batteriebetrieb ist nicht möglich. Intern wird die Spannung dann auf 18V hochgefahren, genau wie beim Original. Der Hersteller legt besonderen Wert darauf, dass es sich bei den im MDV verwendeten Photozellen um genaue Custom-Made Nachbildungen der Original Photozellen des alten Uni-Vibes handelt  – und dass diese ein Garant für besonders authentischen Sound sind, muss man kaum erwähnen.

Rückseite/Anschlüsse
Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Viele sind es nicht. Wir finden: Einen Input und zwei Outputs im Standard-Klinken-Format sowie einen Standard 9V DC-Anschluss für die Stromversorgung.

Bedienung
Zum Einstellen des Deja Vibe Sounds stehen – wie eben schon erwähnt – drei Regler und zwei Schalter zur Verfügung. Mit Volume wird die Lautstärke des Effektsounds geregelt, sodass man den Pegel optimal an den Bypass-Sound anpassen kann. Die Intensität des Effekts wird mit dem Intensity-Regler eingestellt, und mit dem dicken Speed-Regler rückt man der Modulations-Geschwindigkeit auf den Pelz. Mit ein wenig „Fußspitzengefühl“ kann man diese, wie bereits erwähnt, auch locker und in Echtzeit mit der Schuhsohle regeln. Eine LED zur Anzeige der jeweils eingestellten Geschwindigkeit parkt neben dem Regler – sie blinkt rot im Tempo des Effekts.
Ich vermisse aber eine zusätzliche LED, die Auskunft über den Betriebsstatus gibt. Man sieht leider nicht, ob der Effekt ein- oder ausgeschaltet ist. Laut Bedienungsanleitung soll die LED erst blinken, wenn der Effekt eingeschaltet ist. Doch das passiert bei meinem Testgerät nicht – das Ding blinkt immer.
Beim MDV kann zwischen Chorus und Vibrato umgeschaltet werden, ein zweiter Mini-Switch sorgt zusätzlich für etwas Finetuning im Klang – hier ist wahlweise ein Vintage oder Modern-Setting möglich. Dabei geht der Vintage-Mode eher in Richtung Original Uni-Vibe, mit Modern bekommt man etwas mehr Höhen und Pegel. Weitere Details zu diesem Thema gibt es im Praxisteil.

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PRAXIS


Mono-Betrieb
Zwar haben wir es hier mit der Stereo-Variante des Effekts zu tun, dennoch wollen wir klein anfangen und uns das Deja Vibe zunächst einmal in Mono anhören. Die meisten Gitarristen werden ohnehin nur einen Amp und das Pedal verwenden, deshalb bietet Fulltone auch eine günstigere Mono-Version (399,- Euro UVP) an, die laut Hersteller aber baugleich mit unserem Testpedal ist.
Zum Einstieg gibt es die übliche „12 Uhr Einstellung“ mit einem clean eingestellten Sovtek MIG-50. Das Pedal wurde zwischen Gitarre und Amp geschaltet. Damit ihr einen optimalen Vergleich habt, habe ich das Ganze einmal ohne (Bypass) und dann mit Effekt eingespielt.

Audio Samples
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Bypass Chorus Flat
GitarreVolumeIntensitySpeedModeEffekt
Stratocaster121212VintageChorus

Ja! Er isses… Das ist der typische Klang, der sofort an die Clean-Sounds von Hendrix oder Robin Trower erinnert, der mittlerweile das Deja Vibe ja selbst benutzt. Irgendwo zwischen Phaser und Chorus angesiedelt. Auch wenn hier der Chorus-Mode angewählt ist, hat das Klangergebnis nicht so viel mit herkömmlichen Chorus-Effekten zu tun. Es klingt nach den coolen Sixties-Vintage-Sounds.
Mal sehen, wie sich das MDV mit einem angezerrten Plexi verträgt. Auch hier wird das Pedal wieder zwischen Gitarre und Amp geschaltet. Zuerst hört ihr die Akkordfolge ohne Effekt, dann mit MDV und beim dritten Durchgang habe ich die Effekt-Geschwindigkeit dann voll aufgedreht. Der Sound ist wirklich erstklassig, das gilt sowohl für den Effekt als auch die „Klangstabilität“. Durch das Einschalten des Pedals wird nichts vom Amp-Sound und der Dynamik weggenommen. Ein klares Zeichen dafür, dass hier ausschließlich hochwertige Materialien und eine ausgeschlafene Schaltung am Start sind.
Vor einem angezerrten Amp klingen Modulationseffekte ja oft platt und matschig. Das ist hier definitiv nicht der Fall. Zwar ist es etwas gewöhnungsbedürftig, die Geschwindigkeit mit dem Fuß über einen Drehregler zu steuern, aber es funktioniert. Wem das nicht passt, der sollte sich das MDV2 anschauen, das hat nämlich für diese Funktion ein Expression-Pedal an Bord.

Audio Samples
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Chorus Crunch
GitarreVolumeIntensitySpeedModeEffekt
Stratocaster121411-17VintageChorus

Stereo-Betrieb
Achtung anschnallen, jetzt geht´s los. In Stereo gibt es natürlich die volle Breitseite. Der Effekt wandert wunderbar von links nach rechts und zurück, die psychedelischen Trips gibt es jetzt auch ohne Drogen…
Schon in Mono klingt der Sound sehr gut, aber Stereo ist wirklich der Hammer!

Audio Samples
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Chorus Stereo
GitarreVolumeIntensitySpeedModeEffekt
Stratocaster101414VintageChorus

Vintage vs. Modern
Jetzt gehen wir mal ein wenig ins Detail und hören uns beim Chorus den Unterschied zwischen Vintage- und Modern-Mode an. In der Beschreibung des Gerätes kann man lesen, dass der Sound im Vintage-Modus etwas wärmer ist und weniger Pegel hat als im Modern-Mode – und das kann ich bestätigen. Im Modern-Setting klingt der Effekt etwas frischer und kraftvoller. Ich kann aber beim besten Willen nicht sagen, welcher der beiden Modes mir besser gefällt – es handelt sich um unterschiedliche Klangfarben, die beide ihre Berechtigung und ihren jeweiligen Einsatzbereich haben.

Audio Samples
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Chorus Vntage Chorus Modern
GitarreVolumeIntensitySpeedModeEffekt
Les Paul91514Vintage/ModernChorus

Vibrato
Bisher haben wir ja nur die „eine Hälfte“ des Pedals gehört – alle Sounds wurden mit dem Chorus-Mode erzeugt. Zeit, dem Vibrato auf den Zahn zu fühlen. In diesem Betriebsmodus ist eine Tonhöhen-Modulation am Start, die bei hoher Intensität zu starken Verstimmungen führt. Wieder hören wir uns zunächst einmal die „12 Uhr Stellung“ an. Einmal ohne, dann mit dem MDV.

Audio Samples
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Vibrato Flat
GitarreVolumeIntensitySpeedModeEffekt
SG121212VintageVibrato

In der Bedienungsanleitung steht Folgendes: „In der Vibrato Stellung erhält man einen verstimmt klingenden Vibrato-Sound, der eigentlich nur dann zu gebrauchen ist, wenn man die Geschwindigkeit sehr schnell und die Intensität auf ca. 9 Uhr einstellt.“ Das stimmt so nicht!! Zwar ist der Klang mit höherer Intensität und geringer Geschwindigkeit nicht so auffällig, aber genau das ist es ja. Ein unaufdringlicher Modulationseffekt, der dem Gitarrensound mehr Fülle und eine leichte Bewegung gibt.
Hören wir uns jetzt die in der Bedienungsanleitung beschriebene Einstellung an – zur Abwechslung mal im Modern-Mode.

Audio Samples
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Vibrato Modern
GitarreVolumeIntensitySpeedModeEffekt
SG11917ModernVibrato

Auch nicht schlecht, aber cooler finde ich den Effekt mit langsamer Geschwindigkeit. Wenn man ein schnelles Tempo wählt, kann man mit der Intensität auch weiter hoch gehen. Das macht tatsächlich gar  nichts, denn die Verstimmung ist nicht so drastisch, dass der Klang unbrauchbar wäre. Auch hier gibt es ein erstklassiges Ergebnis. Man sollte vielleicht den oben zitierten Satz aus der Bedienungsanleitung streichen, denn er wird der Qualität des Effektes nicht gerecht.

Audio Samples
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Vibrato Max
GitarreVolumeIntensitySpeedModeEffekt
Telecaster121716VintageVibrato

Zum Abschluss hören wir uns jetzt noch die gleiche Einstellung im Chorus-Mode an. Auch hier gibt es nichts zu beanstanden, der Klang erinnert an ein schnell drehendes Leslie Cabinet.

Audio Samples
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Chorus Max
GitarreVolumeIntensitySpeedModeEffekt
Telecaster121716VintageChorus
Fulltone_MiniDejaVibe_020FIN
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FAZIT
Das Mini Deja Vibe der kalifornischen Effektschmiede Fulltone gehört definitiv in die Champions League – und zwar auf einen der vordersten Plätze. Mit dem Kauf erhält man ein Pedal aus hochwertigen,  ausgesuchten Bauteilen in einer absolut soliden Verarbeitung. Heraus kommt ein Uni-Vibe Sound, der dem alten Original extrem nahe kommt und in der Lage ist, dem Vintage-Feeling der Endsechziger neues Leben einzuhauchen. Der Klang ist sehr transparent und macht den Gitarren- und Amp-Sound nicht platt, auch die Dynamik bleibt komplett erhalten. Sogar vor einen verzerrten Amp geschaltet ist die Performance wirklich ausgezeichnet. Schon in Mono klingt das MDV sehr gut, in Stereo an zwei Amps angeschlossen geht dann richtig die Sonne auf. Besser geht es eigentlich nicht. Aber das Ganze hat auch seinen Preis. Mit einer UVP von 479,- Euro für das Stereo-Modell muss ziemlich tief in die Tasche gegriffen werden. Und wo wir gerade schon beim „meckern“ sind: Schön wäre es, wenn eine Status-LED verbaut wäre, sodass man sehen kann, ob der Effekt ein- oder ausgeschaltet ist. Wer auf Vintage Modulations-Sounds steht, sollte das Mini Deja Vibe unbedingt antesten, am besten gleich mit zwei Amps.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sound
  • Transparenz im Klang
  • Speed Regler per Fuß bedienbar
  • authentischer Uni Vibe Sound
Contra
  • keine Betriebs-LED
  • Preis
Artikelbild
Fulltone Mini Deja Vibe Test
Für 359,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Fulltone
  • Modell: Mini Deja Vibe
  • Typ: Rotary, Chorus, Vibrato Pedaleffekt
  • Regler: Volume, Intensity, Speed
  • Schalter: On/Off, Modern/Vintage, Vibrato/Chorus
  • Anschlüsse: Input, 2x Output, 9V DC
  • Maße: 145 x 113 x 48 (B x T x H) mm
  • Preis: 479,- Euro (UVP)
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