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Franz Bassguitars Merak 4 Test

Bei meinem heutigen Testkandidaten, einem bildschönen Merak 4 aus der Boutique-Schmiede Franz Bassguitars, handelt es sich einen klassisch konstruierten Viersaiter mit bewährten Zutaten. Xaver Tremel hat für die Holzkonstruktion konventionelle Holzarten aus heimischem Anbau verwendet und den Bass mit einer flexiblen P/J-Tonabnehmerkonfiguration ausgestattet, die eine Vielzahl traditioneller Sounds liefern kann. Moderne Detaillösungen und die Verwendung von hochwertigsten Materialen sollen allerdings auch beim vergleichsweise schlichten Standardmodell von Franz Bassguitars für erstklassigen Spielkomfort und die gewohnt hohe Klangqualität sorgen.

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Details

Von allen Franz-Bassguitars-Modellen erinnert der Merak zweifellos am stärksten an den Alltime-Klassiker Jazz Bass. Xaver Tremel hat sich aber lediglich von diesem Fender-Megaseller inspirieren lassen und interpretiert die Form auf seine ganz eigene Art. Der Korpus des Merak besitzt eine leichte Wölbung und dank seines abgeflachten Halsansatzes und des zurückgesetzten unteren Korpushorns ist der Bass absolut mühelos bis zum 24. Bund bespielbar. Schon alleine durch diese Maßnahmen wird der Merak deutlich komfortabler in der Handhabung als ein traditioneller Bass.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Merak wird gut geschützt in einem Hartschalenkoffer ausgeliefert.

Für den Korpus meines Testbasses kommt Erle aus dem Schwarzwald zum Einsatz. Xaver Tremel hat den Body – vermutlich in erster Linie aus Gründen der Gewichtsoptimierung – mit Hohlkammern versehen. Auf den Erle-Korpus wurde schließlich eine relativ schlichte Ahorn-Decke geleimt, abgesetzt durch ein dünnes Furnier aus Räucher-Esche. “Nanu, so sieht doch kein Ahorn aus?”, werden einige von euch beim Betrachten der Fotos vermutlich bemerken. Und in der Tat hat Xaver Tremel das dezent gemaserte Top einer besonderen Behandlung unterzogen, um es optisch zu veredeln: die Ahorn-Decke wurde gebleicht und anschließend mit einem speziellen transparenten Finish versehen, damit es im Laufe der Jahre nicht nachdunkeln kann. Xaver Tremel trifft mit diesem Design wirklich voll meinen Geschmacksnerv, denn ich bin ein großer Fan von dieser Art schlichter Eleganz!

Der Merak besitzt eine gebleichte Ahorn-Decke und - ungewöhnlich - ein Griffbrett aus Eiche.
Klassische Sounds in allerhöchster Qualität bietet dieser viersaitige Merak.

Der Hals des viersaitigen Merak wurde an sechs Punkten bombenfest mit dem Korpus verschraubt und besteht aus drei Streifen Ahorn. Das verwendete Ahorn kommt natürlich – typisch für Franz Bassguitars – aus Deutschland, genauer gesagt: aus dem Harz. Beim Griffbrett wird es dann schon etwas unkonventioneller, denn Xaver Tremel hat hier europäische Eiche (!) verwendet. Es sieht auf den ersten Blick aus wie ein dunkles Palisandergriffbrett, und ich nehme an, dass die Eiche auch klanglich in eine ähnliche Richtung gehen wird. Aber wie auch immer, das Holz wurde auf jeden Fall einem thermischen Verfahren unterzogen – Spannungen werden dadurch abgebaut und das Griffbrett wird unempfindlicher gegen ungünstige äußere Einflüsse, wie z.B. Feuchtigkeit.
Die behandelte Eiche gleicht damit hinsichtlich ihrer Eigenschaften Hölzern, die über viele Jahre oder gar Jahrzehnte gelagert wurden. Der dreistreifige Hals des Merak sollte deshalb eigentlich schon ausreichend Stabilität besitzen, aber trotzdem verstärkt Xaver Tremel die Konstruktion noch zusätzlich mit Stäben aus Carbon.
Im Griffbrett parken 24 Ferdinand-Wagner-Bünde sowie ein Nullbund; der Sattel des Merak dient also lediglich zur Führung der Saiten. Die kompakte Kopfplatte des Merak ist leicht angewinkelt und kommt im typischen Franz-Bassguitars-Look: Zwischen der Kopfplatte und dem Ahorn-Aufleimer befindet sich ein schwarzes Phenolharz-Furnier, das auf der unteren Seite freiliegt und dem Headstock eine Art “3D-Optik” verleiht. Xaver Tremel ist hier wirklich ein sehr eigenständiges und absolut stimmiges Design gelungen, wie ich finde!

Fotostrecke: 4 Bilder Für den bombenfesten Halt sorgen sechs Schrauben in Gewindehülsen.

Bei der Hardware-Ausstattung für meine Testkandidaten setzt der Oberfranke auf bewährte Komponenten von renommierten Herstellern: Die versenkt montierten Stimmmechaniken kommen von der japanischen Firma Gotoh, und die Brücke wird vom deutschen Hardware-Spezialisten ETS geliefert. Die sogenannte Tuning Fork 3D bietet eine “String Trough Body”-Option und verfügt über sämtliche Einstellmöglichkeiten, die man von einer modernen Stegkonstruktion erwartet.

Fotostrecke: 4 Bilder Gotoh-Tuner für die Kopfplatte und …

Ebenfalls aus deutschen Landen stammen die Tonabnehmer-Ausstattung und der Preamp des Franz Bassguitars Merak 4. Vor der Brücke sitzt ein Delano JC 4 HE Humbucker, der einen klassischen Singlecoil-Sound ohne Brummgeräusche liefern soll, und vor dem Hals wurde ein Delano PC 4 HE Splitcoil-Humbucker installiert. Beide Pickups zusammen ergeben eine typische P/J-Konfiguration, mit der klassische Preci-Sounds und typische Jazz-Bass-Sound möglich sind – “best of both worlds”, wie der Angelsachse zu sagen pflegt!

Fotostrecke: 2 Bilder Hier seht ihr den Steg- und den Hals-Pickup. Beide stammen …

Damit sollte der Merak schon im passiven Betrieb ziemlich flexibel sein. Für weitere Klangrichtungen gibt es einen hochwertigen Onboard-Preamp, der einen Zweiband-Equalizer beinhaltet. Die Elektronik kommt von Glockenklang und wird am Merak mit einem Lautstärkeregler, einem Balanceregler, und jeweils einem Regler für Bässe und Höhen des EQ bedient. Mit einem Zug am Push/Pull-Lautstärkregler kann man den Merak darüber hinaus in den passiven Betrieb schalten, der Höhenregler dient dann als passive Tonblende.
Für den Betrieb benötigt der Preamp eine 9-Volt-Batterie, die auf der Rückseite in einem separaten Batteriefach mit Klappmechanismus untergebracht ist. Der Preamp selbst sitzt hinter einer passgenauen Holzabdeckung in einem hervorragend abgeschirmten und super aufgeräumten Elektronikfach.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein zweibandiger Glockenklang-Preamp sorgt zusätzlich für klangliche Wandelbarkeit.

Blitzsauber ist übrigens auch die gesamte Verarbeitung des eleganten Merak-Viersaiters. Xaver Tremel hat die Arbeit mit dem Holz von der Pike auf gelernt – das sieht und fühlt man einfach bei seinen Bässen! Der Merak versprüht aus jeder Pore ausnahmslos höchste Qualität, und ich kann auch nach penibelster Inspektion keinerlei Nachlässigkeiten erkennen. Zwischen Hals und Korpus passt kein Blatt Papier, die Shapings sind superweich, und sämtliche Finishes fühlen sich glatt und organisch an. Pure Weltklasse eben!

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Praxis

Alle bisher von mir getesteten Bässe aus der Werkstatt von Xaver Tremel zeichneten sich durch eine extrem komfortable Handhabung aus. Da wundert es mich nicht, dass auch der viersaitige Merak ein unheimlich wendiger und superleicht zu bespielender Bass ist. Der Schönling bringt 4kg auf die Waage und hängt perfekt ausbalanciert am Gurt; zudem schmiegt sich der leicht gewölbte Korpus sehr angenehm an den Körper des Spielers. Man erreicht den gesamten Tonumfang von den tiefsten Lagen bis zum 24. Bund in dieser Spielposition völlig mühelos – herrlich!

Erstklassige Bespielbarkeit bis in die höchsten Lagen - bei Franz Bassguitars ist das nicht die Ausnahme, sondern die Regel!
Erstklassige Bespielbarkeit bis in die höchsten Lagen – bei Franz Bassguitars ist das nicht die Ausnahme, sondern die Regel!

Dass sich der Merak so entspannt spielen lässt, liegt nicht zuletzt auch am relativ flachen Hals, der wirklich sehr angenehm in der Hand liegt und sich dank des dezenten Öl-Wachs-Finishes sehr organisch und seidig anfühlt. An das leicht asymmetrische Profil, das zu den höheren Saiten hin flacher wird, musste ich mich hingegen anfangs erst etwas gewöhnen. Nach einiger Zeit hatte ich jedoch das Gefühl, dass der asymmetrische Hals tatsächlich sogar eine natürlichere Haltung der Greifhand begünstigt und sich deshalb auf Dauer entspannter spielen lässt, als ein herkömmlich geshapter Hals.
Aus ergonomischer Sicht kann der Merak also schon ordentlich Punkte einfahren und in Sachen Sound macht er, bereits rein akustisch gespielt, ebenfalls einen sehr ordentlich Eindruck. Man merkt sofort bei ersten Tönen, dass die Holzkonstruktion sehr stark und gleichmäßig schwingt. Jeder Ton ist blitzschnell da und der Bass reagiert sehr sensibel auf alle spieltechnischen Feinheiten. Das sind beste Voraussetzungen für lebendige Sounds am Amp, zumal die Tonabnehmer- und Elektronikausstattung des Merak wie bereits erwähnt wirklich vom Feinsten ist.

Ein heller Stern am deutschen Basshimmel: die Firma Franz Bassguitars von Xaver Tremel!
Ein heller Stern am deutschen Basshimmel: die Firma Franz Bassguitars von Xaver Tremel!

Im ersten Audiobeispiel hören wir uns den Testkandidaten aus dem schönen Frankenland im passiven Betrieb an. Der Balance-Regler steht dabei in Mittelstellung und die Tonblende ist komplett aufgedreht:

Audio Samples
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Passiv, beide Pickups

Quasi “aus dem Stand” liefert der Merak einen erstklassigen Allround-Sound, mit dem man sich in sämtlichen Musikrichtungen stilsicher bewegen kann. Durch die traditionelle Konstruktion klingt er einerseits vertraut und erinnert durchaus an das eine oder andere klassische Bassmodell, der Merak bildet den Sound aber viel detailreicher und absolut perfekt austariert ab – das Fundament ist extrem solide und klar, die Mitten setzen sich hervorragend durch, und perfekt dosierte Höhen sorgen für eine unaufdringliche Transparenz.

Klassische Sounds in allerhöchster Qualität bietet dieser viersaitige Merak.
Klassische Sounds in allerhöchster Qualität bietet dieser viersaitige Merak.

Blendet man nun im passiven Betrieb auf den Splitcoil in der Halsposition, klingt der Merak wie ein superfetter und hervorragend definierter P-Bass. Die Tonblende war bei der Aufnahme übrigens nur zur Hälfte geöffnet:

Audio Samples
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Passiv, Hals-Pickup, Blende: 50%

Mich überzeugen die erstklassigen Klangqualitäten des Merak im passiven Betrieb auf ganzer Linie, und das P/J-Setup ist zudem so flexibel, dass ich ehrlich gesagt keinen zusätzliche EQ bräuchte – die passive Tonblende würde mir im Grunde vollkommen ausreichen! Doch die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und wer beispielsweise auf aufgeblasene, aggressive Slapsounds steht, wird mit der Onboard-Elektronik wirklich großen Spaß haben:

Audio Samples
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Aktiv, beide Pickups, Bass- und Treble-Boost, Slapping

Für den Daumensound habe ich beide EQ-Regler (also Bässe und Höhen) ordentlich aufgedreht. Der Glockenklang-Preamp arbeitet sehr effektiv und musikalisch – der Bassbereich wird fett, ohne zu dröhnen, und die Höhen strahlen auf eine sehr angenehme und organische Art. Außerdem arbeitet die Elektronik extrem nebengeräuscharm, selbst wenn alle Regler voll aufgedreht sind.

Unser Autor Rainer Wind konnte von diesem Bass aus dem Hause Franz Bassguitars gar nicht genug bekommen!
Unser Autor Rainer Wind konnte von diesem Bass aus dem Hause Franz Bassguitars gar nicht genug bekommen!

Als nächstes hören wir uns einmal den Stegtonabnehmer des Merak im Solomodus an. Der Delano-Humbucker liefert auch ohne Hilfe vom Bass-EQ ausreichend Lowend für tragfähige Sounds. Bei der Aufnahme habe ich die Bässe mit dem Glockenklang-EQ trotzdem dezent angehoben, damit der typische Jaco-Pastorius-Sound schön rund und voll klingt:

Audio Samples
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Aktiv, Steg-PU, Bass-Boost, Treble-Cut

Dass der Merak auch als Rockbass eine gute Figur macht, könnt ihr im letzten Beispiel hören. Der Balance-Regler steht nun wieder in der Mitte und die Bässe wurden leicht angehoben:

Audio Samples
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Aktiv, beide Pickups, Bass-Boost
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Fazit

Wer einerseits auf die klassischen Precision- und Jazz-Bass-Sounds steht, andererseits aber auf die komfortable Handhabung und den großen Spielkomfort eines handgefertigten Boutique-Basses nicht verzichten will, dessen Suche dürfte bei diesem Franz Bassguitars Merak 4 beendet sein. Durch die Verwendung feinster Materialien und deren akkurater Verarbeitung verfügt der Merak über die lebendige und dynamische Tonentwicklung eines über viele Jahre gespielten, sehr gut eingeschwungenen Instrumentes und liefert wundervoll ausgeglichene und durchsetzungsstarke Sounds. Das Delano P/J-Setup bietet bereits im passiven Betrieb eine enorme klangliche Flexibilität, und mit dem erstklassigen Glockenklang-Equalizer lässt sich der Sound sehr gezielt und effektiv bearbeiten – was will man mehr? Klar, dass ein derart hochwertiger, klanglich flexibler und ergonomisch perfekter Bass wie der Merak 4 nicht für kleines Geld zu haben ist. Angesichts der gebotenen Qualitäten finde ich den aufgerufenen Preis allerdings absolut fair!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hervorragende Ergonomie, hoher Spielkomfort
  • große Klangflexibilität und erstklassige Klanqualität
  • Verwendung heimischer Hölzer
  • blitzsaubere Verarbeitung
  • erstklassige Hardware-Ausstattung
Contra
  • -/-
Artikelbild
Franz Bassguitars Merak 4 Test
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Franz Bassguitars
  • Modell: Merak 4 bleached european maple
  • Herstellungsland: Deutschland
  • Mensur: 34 Zoll
  • Korpus: europäische Erle, Hohlkammern, gebleichtes Ahorn Top, gewölbt, PURE coating
  • Hals: sechsfach verschraubt, drei Teile europäisches Ahorn, asymmetrisches Profil, graphitverstärkt, Thermo-Eiche-Griffbrett (Compound Radius 10“-16“), 24 Bünde + Nullbund, Öl-Wachs-Finish
  • Tonabnehmer: Delano JC 4 HE Humbucker, Delano PC 4 HE Spiltcoil Humbucker
  • Elektronik: Glockenklang 2b, Zweiband EQ (Bass +/- 14 dB@40 Hz, Höhen +/- 18 dB@18 KHz), aktiv/passiv
  • Regler: Lautstärke (Push/Pull aktiv/passiv), Balance, Bässe, Höhen (Tonblende im Passivbetrieb)
  • Hardware: gekapselte Gotoh Tuner, ETS 3D-Steg, verchromt
  • Gewicht: ca. 4 kg
  • Zubehör: Koffer, Werkzeug
  • Preis: 3070,- Euro
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