Anzeige

ESP LTD EC-401B Test

Die ESP LTD CE-401B Baritongitarre im bonedo-Test – Der japanische Hersteller ESP startete Mitte der Siebziger mit dem Vertrieb von Ersatzteilen für E-Gitarren, ab 1983 konzentrierte er sich auf den Bau hochwertiger Custom-Instrumente und eröffnete drei Jahre später eine Filiale in New York. Dort schneiderte man den Kunden die Gitarren ihrer Träume inklusive Wunschlackierung auf den Leib. Weil man bei aller Liebe zum Exklusiven den Einsteigersektor nicht außer Acht lassen wollte, gründete man zunächst den Ableger Grass Roots und 1996 die Abteilung LTD. Die Unterschiede liegen in der Fertigung bzw. dem Fertigungsland. So werden die Originale in der ESP-Custom-Fabrik in Japan handgefertigt und sind naturgemäß teurer als die asiatischen LTD-Standardmodelle.

ESP_LTD_EC401B_001FIN Bild


Ob unsere Testkandidatin, die aus Indonesien stammende Baritongitarre mit der Bezeichnung ESP LTD EC-401B, dem hohen Anspruch genügt, den man üblicherweise an ESP-Gitarren anlegt?

Details

Was ist eine Baritongitarre?

Baritongitarren haben eine längere Mensur, sprich, der Abstand zwischen Steg und Sattel ist größer als bei einer „gewöhnlichen“ Gitarre. Deshalb klingen auch die Leersaiten ein gutes Stück tiefer, als man es gewohnt ist. Man könnte Baritongitarren auch als Mittelding zwischen Bass und Gitarre bezeichnen. Damit die Saiten bei der längeren Mensur die notwendige Spannung behalten, werden spezielle und recht dicke verwendet. Für Baritongitarre werden im Gegensatz zur normalen Gitarrenstimmung E-A-D-G-H-E zwei unterschiedliche Stimmungen angeboten, nämlich eine Quarte tiefer auf H-E-A-D-F#-H oder eine Quinte tiefer auf A-D-G-C-E-A.
Unsere Testkandidatin ist eine Quarte tiefer gestimmt, weshalb man im Bandkontext immer umdenken muss, denn ein gegriffener E-Dur Akkord auf unserer Testgitarre ist in Wirklichkeit H-Dur (B-Dur).

Wozu braucht man eine Baritongitarre?

Wer auf tiefer gestimmte Gitarrensounds steht, sollte sich unbedingt einmal eine Baritongitarre zur Brust nehmen. Die Möglichkeit, auch ganze Akkorde in einem tieferen Register spielen zu können, erweitern den klanglichen Rahmen eines Gitarristen ungemein. Ich verwende schon seit vielen Jahren eine Baritongitarre im Studio. Es gibt nichts Besseres, als Gitarrenwände mit einer Bariton zu doppeln oder sogar zu trippeln, wobei man nicht zu viel Gain verwenden sollte, um den Twäng der tiefen Saiten zu erhalten. Im cleanen Einsatz sollte man sich einmal „Stan The Gunman“ von Hank The Knife & The Jets oder „Learn to be still“ von den Eagles anhören. Im Heavy-Bereich gibt es unzählige Bands, wie z. B. Metallica, die ihre Riffs mithilfe einer Baritongitarre noch böser klingen lassen.

Die längere Mensur gehört dazu
Die längere Mensur gehört dazu

Der Korpus

Die LTD EC-401B ist in Form und Konstruktion im Großen und Ganzen an eine Gibson Les Paul angelehnt, allerdings ist der untere Cutaway etwas spitzer ausgefallen als beim Klassiker. Der Korpus ist insgesamt etwas dünner mit einem leichten Shaping im Bereich der Rippen. Obwohl die Gitarre irgendwie mächtiger anmutet als eine „normale“ E-Gitarre, sind seine Maße kaum größer als die einer Les Paul. Lediglich der verlängerte Hals verhindert, dass sie noch in einen gewöhnlichen Gitarrenkoffer passt.
Der Korpus besteht aus Mahagoni und ist mit einer Ahorndecke ausgestattet, einer Holzmixtur, die bei vielen E-Gitarrenkonstruktionen Verwendung findet. Der fette Mahagoni-Sound erhält durch die Ahorndecke Höhen und Attack und würde ohne sie zu weich und mulmig klingen. Bis auf das elfenbeinfarbene Binding ist die gesamte Gitarre in mattem Schwarz lackiert. Selbst die Hardware inklusive der Potiknöpfe ist schwarz überzogen und verleiht der Gitarre einen edlen Touch. Die Saiten schwingen auf einer Länge von 686mm und starten ihren Weg an der bewährten Stoptail/Tune-o-matic-Kombination.

Fotostrecke: 6 Bilder Die ESP LTD kommt in Mattschwarz daher

Der Hals

Im Gegensatz zur klassischen Les Paul besitzt die ESP LTD EC-401B einen Ahornhals mit aufgeleimtem Palisandergriffbrett. Sehr gute Idee, denn so erhalten die dicken Saiten noch einen zusätzlichen Höhenschub, den man hier sehr gut gebrauchen kann. Das von einem elfenbeinfarbenen Binding eingefasste Griffbrett trägt 24 XJ-Bünde und lässt sich tadellos bespielen. Das sogenannte „Thin U“ Shaping liegt ebenfalls gut in der Hand und bereitet Spielern wie mir, die eher C-Hälse bevorzugen, keine Probleme.
Schwarze Punkteinlagen am Griffbrettrand und Flag Inlays dienen der Orientierung auf dem Griffbrett. Ein rückseitiger Holzkragen am sensiblen Übergang vom Hals zur Kopfplatte sorgt dort für mehr Stabilität. Mir ist zum Glück noch nie ein Hals gebrochen, allerdings habe ich viele Les Pauls und SGs in den Händen gehalten, bei denen das genau an dieser Stelle stattgefunden hat. Für die richtige Stimmung sorgen Mechaniken aus eigenem Hause, die sauber und gleichmäßig arbeiten. Alles in allem gibt es nichts zu bemängeln, auch die Verarbeitung ist vorbildlich und sauber. 

Fotostrecke: 5 Bilder Hals/Korpus-Übergang

Elektronische Schaltung

Als Tonabnehmer kommen zwei Modelle von EMG zum Einsatz. In der Bridge-Position sitzt ein EMG 81, während der EMG 60 seinen Dienst am Hals verrichtet. Beide Pickups liefern jede Menge Power und wenden sich eher an den gemeinen Rocker als den zarten Vintagezupfer. Trotzdem bieten die Tonabnehmer einen sehr guten Allround-Sound. Geschaltet werden sie per Toggleswitch, der oberhalb des Halspickups sitzt, kontrolliert werden sie über zwei Volume-Regler und ein Master-Tonpoti. Auf der Rückseite verschließen zwei Kunststoffabdeckungen das Zuhause der Elektronik und das Batteriefach für den 9-Volt-Block, der die aktiven Tonabnehmer mit Energie versorgt. Auch hier herrscht größte Sauberkeit, die Verarbeitung ist ebenfalls auf höchstem Niveau.

Fotostrecke: 8 Bilder EMG 81 in Stegposition
Anzeige

Praxis

Die ESP LTD EC-401B kam perfekt gestimmt aus dem Karton. Zwar mussten die Saiten noch einige Minuten eingespielt werden, aber so etwas habe ich selten erlebt. Die beiden unteren Saiten waren zwar ab Werk noch nicht bundrein eingestellt, aber das hatte ich in drei Minuten erledigt. Ich habe mir schon vor vielen Jahren eine Danelectro Baritongitarre zugelegt und war jetzt natürlich auf den Vergleich mit der ESP gespannt. Die macht einen wertigen Eindruck und liegt prinzipiell gut in der Hand, lediglich eine leichte Kopflastigkeit offenbarte sich im Stehen, die durch die größere Masse des Baritonhalses verursacht wird. Dieses Phänomen ruft nicht unbedingt Glücksgefühle hervor, ist aber auch nicht traumatisch. Kopflastigkeit kommt leider in den besten Familien vor und stört in den meisten Fällen nicht wirklich beim Spielen. So auch bei unserer Probandin. Die gesamte Konstruktion unserer Testgitarre ist sehr schwingungsfreudig und bringt schöne seidige Höhen ohne unangenehme Schärfe.
Schließt man die Gitarre an den cleanen Kanal an, merkt man schnell, dass die Tonabnehmer einen sehr hohen Ausgangspegel haben und die Vorstufe schnell in die Sättigung bringen. Aber trotzdem kann die Gitarre bei wirklich cleanen Sounds überzeugen. Am besten hat mir hier, wie bei allen Gaineinstellungen, der Stegpickup gefallen, da er die beste Saitentrennung und Definition besitzt.

Audio Samples
0:00
Clean Steg PU Clean beide PUs Clean Hals PU

Etwas problematisch wird es mit angezerrten Sounds, die irgendwo im Niemandsland zwischen clean und verzerrt angesiedelt sind. Das ist einfach nicht die Stärke der EMGs, denn rein akustisch bringt die Gitarre einen ausgewogenen Klang, der das Zeug dazu hätte. Angezerrt klingt es hier immer etwas bröselig, aber auch das hat seinen Reiz, wie ich finde. Ich habe im Vergleich einmal meine Danelectro Baritongitarre angeschlossen, die mit passiven Lipstick-Singlecoils bestückt ist und eine wesentlich schwächere Ausgangsleistung hat. Hier kommen klassische, angezerrte Sounds zwar wesentlich organischer angeflogen, dafür hat die ESP LTD EC 401 b aber sowohl im cleanen wie auch im HighGain-Bereich die Nase vorn.

Audio Samples
0:00
Angezerrt Steg PU Medium Gain Riff beide PUs

Im HighGain-Bereich fühlt man sich mit der EC-401B wie ein Fisch im Wasser. Allerdings kommt man dabei für meinen Geschmack nur mit dem Stegpickup auf seine Kosten, denn der Halstonabnehmer klingt mit zunehmender Verzerrung einfach zu fett. Die Stärke von Baritongitarren sind die tiefen Töne, die einen mächtigen und stabilen Schub liefern, den man mit einer Standardgitarre so nicht hinbekommt. Deshalb kommt man hier mit dem Stegpickup auch naturgemäß eher ans Ziel.

Audio Samples
0:00
High Gain Riff Steg PU

Das Solieren mit einer Baritongitarre macht nur bedingt Spaß, weil sich die dicken Saiten nicht so gut ziehen und bearbeiten lassen, wie das zum Beispiel bei einer Strat oder Les Paul der Fall ist. Ich würde hier stattdessen fette Themen oder Riffs spielen. Klassische Rockgitarren-Sololinien klingen zwar unglaublich fett, aber man kommt nie in den Genuss schreiender Obertöne. Ich hab es trotzdem einmal versucht und ein Lick im 12ten Bund zum Besten gegeben.

Audio Samples
0:00
High Gain solistisch Steg PU
ESP_LTD_EC401B_027FIN-1007443 Bild
Anzeige

Fazit

Wer sich immer schon gefragt hat, wieso die Gitarrenwände einiger Metallbands so fett klingen, sollte für die Rhythmus-Gitarrenparts im Studio oder auf der Bühne einmal eine Baritongitarre ausprobieren. Und die ESP LTD EC-401B ist eine amtliche Vertreterin dieser Spezies. Sie ist sehr gut verarbeitet und ihre Stärken liegen im sehr cleanen, aber vor allem im High Gain Bereich. Hier punktet unsere Testkandidatin besonders mit Durchsetzungsfreudigkeit und einem fetten Sound. Eine rundum gelungene Bariton-Rockgitarre mit einem ausgeglichenen Preis-Leistungsverhältnis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • guter High Gain Sound
Contra
  • etwas kopflastig
Artikelbild
ESP LTD EC-401B Test
Für 699,00€ bei
ESP_LTD_EC401B_005FIN-1007446 Bild
Facts
  • Hersteller: ESP
  • Modell: LTD EC-401B
  • Finish: Schwarz
  • Korpus: Mahagoni mit Ahorndecke
  • Hals: Set-Neck Konstruktion, Ahorn mit Palisandergriffbrett, dünnes U-Profil
  • Bünde: 27 XJ
  • Mensur: 68,6 cm
  • Hardware: mattschwarz
  • Mechaniken: LTD
  • Brücke: TOM Bridge & Tailpiece
  • Tonabnehmer: EMG 81 (B) und EMG 60 (N), aktiv
  • Regler: 2 x Volume, 1 x Tone, Dreiwegschalter
  • Preis: 832,00 Euro (UVP)
Hot or Not
?
Mahagoni mit Ahorndecke

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo
  • Sweet Chords on the Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC!
  • The Cornerstone Imperium V2 – Sweet Overdrive Magic!