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DW MDD Machined Direct Drive Double Bass Drum Pedal Test

Traditionell beginnt fast jeder bonedo Test mit ein paar Worten zur Zielgruppe des betreffenden Produkts, wobei man manchmal schon ein bisschen überlegen muss, welche Käufer eine Firma denn eigentlich im Sinn hatte. Im Falle der DW MDD Machined Direct Drive Doppelfußmaschine dürfte nur eine relativ übersichtliche Anzahl an Trommlern in Frage kommen, nämlich jene, die beim Lesen des Listenpreises nicht in Ohnmacht gefallen sind. Für knappe Tausendvierhundert Euro bekommt man nämlich auch schon ganze Mittelklasse-Drumsets mit Hardware. Oder drei Tama Iron Cobra Doppelpedale. Wer sich trotzdem für das neue DW Topmodell entscheidet, wird dies sicherlich nicht nur tun, weil die amerikanische Firma einen exquisiten Ruf besitzt, was Fußwerkzeuge für Trommler angeht, sondern auch, weil schon die Aufzählung der Features eine Art Revolution im Bereich der Highend-Maschinen verspricht.

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Habe ich im Test eines anderen DW-Modells gerade vom Beitrag der Firma zur Entwicklung der ersten kettengetriebenen Pedale berichtet, wird im Falle unseres heutigen Testkandidaten fast alles über den Haufen geworfen, was man bisher über Fußmaschinen und deren Einstellungsmöglichkeiten zu wissen glaubte. Die bekannte Bauform scheint bei der MDD Maschine nur halbherzige Tarnung zu sein. Was DW hier technisch umgesetzt hat, geht weit über die üblichen Detaillösungen und kosmetischen Modifikationen hinaus, die der geneigte Trommler bei der Präsentation neuer Modelle sonst gewohnt ist. Wie immer kommt es aber am Ende drauf an, wie gut man mit den Fußmaschinen Musik machen kann, also musste sich das Hightech-Gerät einem gründlichen Praxistest unterziehen.

Details

Die MDD Maschine wirkt extrem robust, ist dabei aber sehr leicht

Schon der Karton lässt vermuten, dass was Teures drin ist. Ein Stempel mit den Worten „Custom Packaging, Camarillo CA“ bezieht sich denn auch nicht auf den Inhalt, sondern die Verpackung selbst. Laut Aufschrift hält sie diversen Strapazen stand und scheint geeignet, den kostbaren Inhalt angemessen vor allerlei Zudringlichkeiten zu schützen. Selbstverständlich klötert das Alu-Kunstwerk auch nicht lose darin herum, sondern ist in einem Softbag größeren Ausmaßes und mittelmäßiger Qualität untergebracht. Darin befindet sich die teuerste Doppelfußmaschine, die mir je begegnet ist, und auch penible Naturen werden neidlos anerkennen, dass der mechanische Eindruck über jeden Zweifel erhaben ist. Den entscheidenden Hinweis auf eine besonders hohe Qualität liefert das Wörtchen „Machined“ in der Typenbezeichnung. Hier wird demnach nicht gegossen (wie bei fast allen anderen Fußmaschinen), sondern aufwändig CNC-gefräst, und das  nicht in China oder Taiwan, sondern in den USA. Auffällig ist der reichhaltige Ausstattungsumfang, und auch sonst wirkt am Testkandidaten irgendwie alles neu, nur die Form der Trittplatten und die Rahmengeometrie mit dem einsäuligen Slave-Pedal gibt Hinweise auf seine Herkunft. Neben einem Multischlüssel finde ich im Karton noch eine Bedienungsanleitung sowie einige Klettstreifen zur optionalen Sicherung der Bodenplatten auf Teppichböden. 

Die DW MDD Maschine ist fast komplett aus Aluminium konstruiert.
Die DW MDD Maschine ist fast komplett aus Aluminium konstruiert.

Schon bei den Beatern gibt es umfangreiche Optionen

Zwei Stoffbeutel beinhalten jeweils vier kleine, zehn Gramm schwere Messingzylinder sowie zwei, mit Gewinden versehene, Beater-Schlagflächen. Eine ist glatt und aus Plastik, die andere unterscheidet sich durch einen leicht gerundeten Filzeinsatz. Somit kann man aus drei verschiedenen Beater-Köpfen wählen, werksseitig montiert ist eine Variante mit glatter Filzoberfläche. Ein Blick in die Bedienungsanleitung lüftet schließlich auch das Geheimnis der Messingstücke. Schraubt man die Beater-Köpfe ab, lassen sich diese in vier dafür vorgesehene Mulden stecken, was zu insgesamt fünf Gewichtsvariationen der Beater führt. Dass sich diese selbsttätig an den Fellwinkel anpassen und so für optimalen Kontakt sorgen, rundet ihre Funktion ab.

Der Drehpunkt der Antriebsstange lässt sich stufenlos variieren

Weiter geht es mit den Trittplatten. Diese sind gelocht und aus Aluminium gefräst, ihre Verbindung zum Fersenteil stellt das bekannte, spielfrei arbeitende Delta Scharnier her. Bei der Kraftübertragung setzt DW auf einen Direktantrieb, welcher ebenso aus einer leichten Alu-Stange besteht, allerdings eine neuartige Einstellungsoption bietet. DW nennt sie Quick Pivot Adjustment. Durch eine Verschiebung des Drehpunktes kann so die Übersetzung der Pedalbewegung verändert werden. Eine Vierkantschraube fixiert hierbei einen stufenlos verschiebbaren Schlitten an der Beater-Aufnahme. Am vorderen Ende dieses Schlittens ist wiederum die Verbindungsstange des Direct Links kugelgelagert aufgehängt. Je weiter man den Schlitten nach vorne schiebt, desto weiter entfernt sich die Antriebsstange von der Achse. Der Antritt wird nun leichter, gleichzeitig verlängert sich aber auch der Trittweg. Umgekehrt verlagert sich die Übersetzung in Richtung eines kürzeren, dafür etwas schwergängigeren Weges. 

Fotostrecke: 5 Bilder Über zu wenig Zubehör kann sich der MDD Käufer nicht beklagen.

Alle Einstellungen können mit dem Stimmschlüssel vorgenommen werden

Am unteren Ende der Antriebsstange lässt sich – ebenfalls per Vierkantschlüssel – die Höhe des Trittplattenwinkels verändern, selbstverständlich stufenlos. Ähnlich wie bei der 9000er Serie sind die Federn nicht an der Außen-, sondern der Innenseite des Aluminiumrahmens montiert. Über eine kugelgelagerte obere Aufhängung sind sie mit den Beater-Aufnahmen verbunden, per Stimmschlüssel lässt sich hier direkt der Winkel der Schlägel einstellen. Ein wirklicher Clou ist jedoch die Tatsache, dass die Veränderung der Federspannung nicht über das konventionelle Lösen sich gegenseitig konternder Schrauben geschieht, sondern ebenfalls durch Vierkantschrauben, welche eine in den Säulen untergebrachte Zugmechanik in Bewegung setzen. Für eine sanfte Befestigung und gleichzeitig perfekte Anpassung an alle Spannreifen und Bassdrum-Neigungen soll ein Trio aus gummierten, flexibel aufgehängten Metallplättchen sorgen. Die unteren beiden dieser Plättchen sitzen dabei auf einer axial beweglichen Aluminumzunge. Auch nicht ganz mittiges Anbringen des Pedals am Reifen soll damit spannungsfrei möglich sein, ohne dass das Pedal schräg steht. Als wäre all dies noch nicht genug, sind fast alle Einstellungen mittels aufgelaserter Skalen memorisierbar, und wer sich völlig verschraubt hat, findet sogar Markierungen für die Auslieferungseinstellungen. Clever gelöst! Zu guter Letzt wäre noch die sehr massive und dennoch leichte Kardanwelle zu erwähnen. Aber nun will ich endlich wissen, wie sich das edle Gerät in der Praxis schlägt.

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Praxis

Die MDD passt sich perfekt an und läuft extrem direkt und sauber

Um es gleich vorweg zu sagen: die MDD Maschine leistet sich nur zwei objektiv bewertbare „Fehler“. Der eine ist ihr hoher Preis, der zweite ihr relativ großer Platzbedarf. Das hätten wir also hinter uns, denn alles andere, was dieses aus gefrästem Aluminium gebaute Monument so kann, ringt selbst  Skeptikern des Direct Drive-Prinzips Respekt ab. Es beginnt mit dem Gewicht. 2,5 Kilogramm wiegt das Hauptpedal ohne Beater und ohne Slave-Erweiterung. Das etwas schlanker aufgebaute 9000 XF Modell bringt deutliche 400 Gramm mehr auf die Waage. Weiter geht es mit dem Anbringen der Maschine an den Spannreifen meiner Bassdrum, welches sich sehr unkompliziert und angenehm gestaltet. Beim Festziehen der seitlichen Flügelschraube hebt sich weder die Bodenplatte, noch bekommt das ganze Pedal Schräglage, wie es bei so vielen anderen Maschinen der Fall ist. Zudem kann man sich sicher sein, dass der Reifen keinerlei Schaden nimmt. Spaß macht auch die Einstellung der Federspannung via Stimmschlüssel, mit derartiger Genauigkeit habe ich vorher noch nie meine Federn justiert. Auch bei der Verstellung des Beater-Winkels, der Trittplattenhöhe sowie der Übertragungscharakteristik ist nur ein Stimmschlüssel vonnöten. Das ist sehr praxisnah umgesetzt und gestaltet das Handling dieser – zunächst sehr kompliziert wirkenden – Maschine überraschend einfach und effektiv. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Tri-Pivot Klemmung passt sich dem Spannreifen an.

Ich stelle nun also meine Füße auf die erstaunlich griffigen, eloxierten Alu-Trittplatten, bewege sie leicht und höre: nichts. Ohne angeschlossene Bassdrum erzeugen diese Fußmaschinen praktisch kein hörbares Laufgeräusch. Umso beeindruckender ist der Punch, den man erzeugen kann, wenn man ordentlich loslegt. Keine Spur von druckloser Leichtigkeit, wie sie anderen Direktpedalen zuweilen nachgesagt wird. Im Gegenteil, schon ohne in die Beater-Köpfe eingesetzte Messinggewichte möchten die Schlägel mit Wucht ins Fell. Bemerkenswert ist, wie deutlich man den Direktantrieb spürt, und zwar unabhängig von der jeweiligen Einstellung. Justiert man seinen Drehpunkt so weit von der Antriebsachse entfernt wie möglich, wird das allgemeine Spielgefühl zwar etwas softer, das Pedal verliert aber nichts von seiner fast gnadenlosen Direktheit. Das andere Extrem besteht darin, den Drehpunkt so nah wie möglich an die Achse zu verschieben und die Beater mit allen vier Gewichten zu „bewaffnen“, um damit das Trägheitsmoment zu maximieren. Enorme Bissigkeit in der Ansprache und ein wahnsinniger Druck sind die Folge. Jedoch leidet mit dieser Extremeinstellung auch die Kontrolle über das MDD Pedal etwas. 

Mit freundlichen Grüßen: DW Manufacturing Logo
Mit freundlichen Grüßen: DW Manufacturing Logo

Die DW MDD Fußmaschine besitzt einen besonderen Charakter

Auffällig ist, dass alle Teile dieser Fußmaschine absolut perfekt miteinander zu harmonieren scheinen, nirgendwo gibt es auch nur das geringste Spiel, alles läuft mit minimalem Widerstand. Für mich persönlich gibt es dennoch einen Haken. Ich werde während der Testphase das Gefühl nicht los, dass diese Maschine nicht für mich konstruiert wurde, so beeindruckend sie auch funktionieren mag. Anders als viele einfacher gebaute Fußpedale hat das MDD Modell nämlich einen deutlich wahrnehmbaren individuellen Charakter, der einem zusagt oder eben nicht. Durch die Auslegung des Direktantriebs wird die Zurückbewegung der Trittplatte deutlich am Fuß spürbar, von der Gutmütigkeit einer linear ausgelegten Bandzug-Maschine ist unser Testkandidat weit entfernt. Das ist jedoch mitnichten ein Negativpunkt, denn schließlich ist diese Charakteristik von DW so gewollt. Besonders Schnellspieler, die trotz kurzer Trittplattenwege maximalen Punch benötigen und auf exakte Rückmeldung ihrer Werkzeuge angewiesen sind, dürfte die Auslegung der neuen DW Topmodelle zusagen. 

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Fazit

Beim DW MDD Machined Direct Drive Doppelpedal handelt es sich um eine Luxusfußmaschine für Drummer, denen das generelle Spielgefühl direkt getriebener Pedale gefällt und die ihren Füßen keinerlei Kompromisse zumuten mögen. Es muss aber auch betont werden, dass diese Skulptur aus Aluminium nicht für alle Drummer geeignet ist, die das Geld für eine derartige Investition übrig haben. Wer eingefleischter Bandzug-Fan ist oder das leicht organischere Spielgefühl einfacher Ketten-Maschinen mag, wird mit dem DW Wunderpedal nicht glücklich werden. Für Fans absolut präziser und verlustfreier Kraftübertragung, die gleichzeitig ein Faible für hochwertig verarbeitete Mechanik haben und darüber hinaus keine Fernost-Ware kaufen möchten, wird mit der MDD Fußmaschine jedoch höchstwahrscheinlich ein Traum wahr. Ein persönliches Antesten ist also mehr als empfehlenswert!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • extrem flüssige und präzise Laufeigenschaften
  • umfangreiche und komfortable Justierungsmöglichkeiten
  • relativ geringes Gewicht
  • beeindruckend hochwertige Verarbeitung
Contra
  • hoher Preis
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DW MDD Machined Direct Drive Double Bass Drum Pedal Test
Für 1.498,00€ bei
Wer schon immer wissen wollte, warum es FußMASCHINE heißt, sollte einen Blick auf die DW MDD werfen
Wer schon immer wissen wollte, warum es FußMASCHINE heißt, sollte einen Blick auf die DW MDD werfen
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: DW
  • Typenbezeichnung: MDD Machined Direct Drive Double Pedal
  • Antrieb: Direktantrieb
  • Bodenplatte: ja
  • Fersenteil/Trittplattenverbindung: kugelgelagertes Scharnier
  • Trittplattenwinkel verstellbar: ja
  • Schlägelwinkel verstellbar: ja
  • Art des Schlägels/Beaters: selbstjustierendes Design mit drei aufschraubbaren Köpfen. Bestückbar mit bis zu vier 10-Gramm Gewichten
  • Befestigung am Spannreifen: seitlich, per Flügelschraube
  • Tasche/Case im Lieferumfang: ja
  • Zubehör: Multischlüssel, zweimal vier Zehn-Gramm-Gewichte, Klettstreifen, zweimal zwei aufschraubbare Beater-Schlagflächen (Filz verrundet, Plastik gerade)
  • Besonderheiten: Federeinstellung per Stimmschlüssel
  • Herstellungsland: USA
  • PREIS (UVP): 1394,00 EUR
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