ANZEIGE

Digitech Obscura Altered Delay Test

Das Digitech Obscura Altered Delay Pedal gehört zu der Effektgattung, die als essentieller Bestandteil auf den allermeisten Effektboards zu Hause ist und entsprechend zahlreich auch in den unterschiedlichsten Ausführungen im Markt angeboten wird. Während in den letzten Jahren die Anhänger der Analogtechnik wieder vermehrt ihre geliebten Vintage-Delays mit Originaltechnologie finden konnten, versucht die digitale Fraktion, außer mit hoher Signaltreue, Programmierbarkeit und vielen weiteren mehr oder weniger alltagstauglichen Gimmicks, auch mit der möglichst originalgetreuen Nachbildung der legendären analogen Echoeffekte zu punkten.

Digitech_Obscura_008FIN


Unser Testkandidat, das Obscura Altered Delay, gehört als Mitglied der Digitalfamilie zur zweiten Gattung und auch es verfügt über einige Ausstattungsmerkmale, mit denen es versucht, sich von der großen Masse abzusetzen und die es verdienen, näher untersucht zu werden.

Details

Optik/Verarbeitung

Das Digitech Obscura Altered Delay wird in einem schlichten braunen Karton geliefert, in dem sich neben dem Pedal lediglich noch ein Faltblatt mit Sicherheitshinweisen und ein Klettaufkleber finden, wobei Letzterer das Befestigen auf dem Pedalboard erleichtern soll. Eine Bedienungsanleitung sucht man vergeblich, diese muss im Internet von der Herstellerwebsite heruntergeladen werden – eine Maßnahme, die ich auch dringend empfehle, denn das Pedal bietet reichlich Einstellmöglichkeiten, die sich nicht unbedingt auf den ersten Blick erschließen.
Aber fangen wir doch erst einmal mit dem Offensichtlichen an. Das Pedal mit dem etwas kryptischen Namen wiegt genau 434 Gramm bei 67 x 112 x 51 mm (B x T x H) und ist somit kein Fliegengewicht. Das liegt sicherlich zum einen am massiven Metallgehäuse, aber auch an den vier Potis, von denen zwei mit einer Doppelfunktion belegt sind. Das Pedal ist tadellos in Blassgelb lackiert und ein Gerippe ziert die Oberseite. Diese Kunstform findet sich nicht nur vermehrt bei Digitech wieder, wobei es meinen Geschmack nicht unbedingt trifft – aber das tangiert einzig mein ästhetisches Empfingen. Was dadurch allerdings ganz allgemein beeinträchtigt wird, ist die Bedienung des Gerätes, denn das Auge ist schlicht und ergreifend überfordert, zumal sich auch die Beschriftung der Potis in diesem Falle nicht wirklich vom Design abhebt.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit 434 Gramm ist das Obscura-Pedal sicherlich kein Leichtgewicht – was aber positiv gemeint ist

Schauen wir uns die Bedienoberfläche einmal etwas genauer an. Ganz vorne findet sich ein Kippschalter mit der Aufschrift Tails und den zwei Stellungen On und Off. In der On-Position klingen die Wiederholungen nach dem Abschalten des Effekts natürlich aus, in der Off-Position endet der Effekt abrupt. Allerdings muss erwähnt werden, dass in der ON-Position der True Bypass, über den das Pedal verfügt, außer Betrieb ist. Der linke vordere Regler mit der Bezeichnung Volume ist für den Delay-Pegel zuständig, der auf der rechten Seite bestimmt die Delay-Typen. Dieser besitzt vier einrastende Positionen mit der folgenden Auswahl:
– Analog: Hier verhält sich das Obscura wie ein klassisches Eimerketten-Delay.
– Tape: Die Simulation eines klassisches Röhren-Bandechos.
– Lo-Fi: Diese Stellung simuliert mit weniger Bandbreite und verminderter Bit-Tiefe die kleinen Sample-Raten und den 8-Bit-Prozessor von Vintage Digitaldelays.
– Reverse: Diese Position spielt die Wiederholungen rückwärts ab, wobei das Originalsignal unterdrückt wird.
Weiter geht es mit dem Time/Repeats-Doppelpoti. Sein Einsatzbereich dürfte klar sein, es agiert auf zwei Ebenen, wobei sich die obere der Verzögerungszeit (Time) widmet und die untere der Anzahl der Wiederholungen. Das Tone Poti arbeitet ebenfalls als Huckepack, wobei die obere Abteilung das Höhenbild bedämpft oder verstärkt, ganz so, wie man es von zahllosen anderen Pedalen kennt. Die untere Ebene, auch Degrade genannt, wirkt sich wie folgt auf die vier verschiedenen Delay-Typen aus:
– Analog: Aliasing- und Grit-Artefakte werden verstärkt
– Tape: Wow und Flutter werden hervorgehoben
– Lo-Fi: Input Channel Overdrive wird verstärkt
– Reverse: Bandsättigung wird verstärkt

Fotostrecke: 5 Bilder Das großflächige Artwork auf der Oberfläche trägt nicht gerade zur Übersicht bei

Ohne Bedienungsanleitung hätte sich mir diese Funktionsvielfalt wohl kaum erschlossen. Natürlich darf auch ein An/Aus-Schalter nicht fehlen; unser Exemplar rastet beim Betätigen mit einem spürbaren Knack ein. Wer jedoch glaubt, das es sich bei diesem Fußschalter lediglich um die normale On/Off-Variante handelt, der irrt! Denn neben seinem klassischen Betätigungsfeld, nämlich dem An- und Ausschalten des Effekts, lässt sich mit ihm der Effekt auch “tappen”, sprich, sein Tempo an das des Songs anpassen. Dazu wird der Schalter lediglich drei Sekunden gehalten und anschließend im passenden Tempo gedrückt. Mit dem Time-Poti kann der Notenwert dabei auf 8tel, punktierte 8tel und 4tel verändert werden. Die LED passt sich dabei auch farblich von grün (8tel) über gelb (punktierte 8tel) bis zu rot (4tel) an, was sehr hilfreich ist, denn eine optische Kontrolle schadet im Eifer des Gefechts nie. Ist das richtige Tempo mit dem passenden Notenwert einmal eingestellt, muss der Fußschalter noch einmal für drei Sekunden gehalten werden. Es klingt komplizierter, als es tatsächlich ist, aber wenn man es einmal geschafft hat, stellt man fest, dass es überhaupt kein Problem ist.

Ein weiteres Feature des einstellungsfreudigen Delays ist die Repeat Hold-Funktion, die auch von DJs und ähnlichen Berufsgruppen gerne verwendet wird. Dazu wird der Repeats-Regler in die 3-Uhr-Position gebracht, um ihn dann, nachdem angeschlagen wurde, ganz aufzudrehen. Schon laufen die Wiederholungen so lange, bis entweder das Pedal deaktiviert wird – Tails muss dazu natürlich auf “OFF” stehen – oder der Repeats-Regler nach links jenseits der 3-Uhr-Position gedreht wird, sodass die Delays einfach auslaufen. Das alles klingt nach einem sehr flexiblen Delay, das als Basis für eine Menge toller Sounds dienen kann und die Gitarre zu einer wahren Soundmaschine macht, wenn es erwünscht ist. Im Praxisteil werde ich natürlich auf diesen Aspekt näher eingehen.

Das Pedal ist stereo ausgelegt, dementsprechend befinden sich jeweils zwei Klinkenbuchsen auf der rechten und linken Gehäuseseite. Fehlt eigentlich nur noch die Buchse zum Anschluss eines 9-Volt-Netzteils, die an der Stirnseite wartet – Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Um ein versehentliches Verstellen der Potis zu verhindern, hat Digitech einen sogenannten Stomp Lock beigelegt, bei dem es sich um eine Gummiabdeckung handelt, die auf die vordere Hälfte des Pedals aufgelegt wird und die Potis umschließt. An der Unterseite ist das Obscura Altered Delay mit einer Gummimatte beklebt, die das Verrutschen auf glatten Böden verhindert. Wer das Pedal mit Klett auf seinem Stressbrett befestigen möchte, entfernt den Gummibelag und ersetzt ihn durch das beiliegende Klett-Gegenstück.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der rechten Gehäuseseite…
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.