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Digitech Obscura Altered Delay Test

Das Digitech Obscura Altered Delay Pedal gehört zu der Effektgattung, die als essentieller Bestandteil auf den allermeisten Effektboards zu Hause ist und entsprechend zahlreich auch in den unterschiedlichsten Ausführungen im Markt angeboten wird. Während in den letzten Jahren die Anhänger der Analogtechnik wieder vermehrt ihre geliebten Vintage-Delays mit Originaltechnologie finden konnten, versucht die digitale Fraktion, außer mit hoher Signaltreue, Programmierbarkeit und vielen weiteren mehr oder weniger alltagstauglichen Gimmicks, auch mit der möglichst originalgetreuen Nachbildung der legendären analogen Echoeffekte zu punkten.

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Unser Testkandidat, das Obscura Altered Delay, gehört als Mitglied der Digitalfamilie zur zweiten Gattung und auch es verfügt über einige Ausstattungsmerkmale, mit denen es versucht, sich von der großen Masse abzusetzen und die es verdienen, näher untersucht zu werden.

Details

Optik/Verarbeitung

Das Digitech Obscura Altered Delay wird in einem schlichten braunen Karton geliefert, in dem sich neben dem Pedal lediglich noch ein Faltblatt mit Sicherheitshinweisen und ein Klettaufkleber finden, wobei Letzterer das Befestigen auf dem Pedalboard erleichtern soll. Eine Bedienungsanleitung sucht man vergeblich, diese muss im Internet von der Herstellerwebsite heruntergeladen werden – eine Maßnahme, die ich auch dringend empfehle, denn das Pedal bietet reichlich Einstellmöglichkeiten, die sich nicht unbedingt auf den ersten Blick erschließen.
Aber fangen wir doch erst einmal mit dem Offensichtlichen an. Das Pedal mit dem etwas kryptischen Namen wiegt genau 434 Gramm bei 67 x 112 x 51 mm (B x T x H) und ist somit kein Fliegengewicht. Das liegt sicherlich zum einen am massiven Metallgehäuse, aber auch an den vier Potis, von denen zwei mit einer Doppelfunktion belegt sind. Das Pedal ist tadellos in Blassgelb lackiert und ein Gerippe ziert die Oberseite. Diese Kunstform findet sich nicht nur vermehrt bei Digitech wieder, wobei es meinen Geschmack nicht unbedingt trifft – aber das tangiert einzig mein ästhetisches Empfingen. Was dadurch allerdings ganz allgemein beeinträchtigt wird, ist die Bedienung des Gerätes, denn das Auge ist schlicht und ergreifend überfordert, zumal sich auch die Beschriftung der Potis in diesem Falle nicht wirklich vom Design abhebt.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit 434 Gramm ist das Obscura-Pedal sicherlich kein Leichtgewicht – was aber positiv gemeint ist

Schauen wir uns die Bedienoberfläche einmal etwas genauer an. Ganz vorne findet sich ein Kippschalter mit der Aufschrift Tails und den zwei Stellungen On und Off. In der On-Position klingen die Wiederholungen nach dem Abschalten des Effekts natürlich aus, in der Off-Position endet der Effekt abrupt. Allerdings muss erwähnt werden, dass in der ON-Position der True Bypass, über den das Pedal verfügt, außer Betrieb ist. Der linke vordere Regler mit der Bezeichnung Volume ist für den Delay-Pegel zuständig, der auf der rechten Seite bestimmt die Delay-Typen. Dieser besitzt vier einrastende Positionen mit der folgenden Auswahl:
– Analog: Hier verhält sich das Obscura wie ein klassisches Eimerketten-Delay.
– Tape: Die Simulation eines klassisches Röhren-Bandechos.
– Lo-Fi: Diese Stellung simuliert mit weniger Bandbreite und verminderter Bit-Tiefe die kleinen Sample-Raten und den 8-Bit-Prozessor von Vintage Digitaldelays.
– Reverse: Diese Position spielt die Wiederholungen rückwärts ab, wobei das Originalsignal unterdrückt wird.
Weiter geht es mit dem Time/Repeats-Doppelpoti. Sein Einsatzbereich dürfte klar sein, es agiert auf zwei Ebenen, wobei sich die obere der Verzögerungszeit (Time) widmet und die untere der Anzahl der Wiederholungen. Das Tone Poti arbeitet ebenfalls als Huckepack, wobei die obere Abteilung das Höhenbild bedämpft oder verstärkt, ganz so, wie man es von zahllosen anderen Pedalen kennt. Die untere Ebene, auch Degrade genannt, wirkt sich wie folgt auf die vier verschiedenen Delay-Typen aus:
– Analog: Aliasing- und Grit-Artefakte werden verstärkt
– Tape: Wow und Flutter werden hervorgehoben
– Lo-Fi: Input Channel Overdrive wird verstärkt
– Reverse: Bandsättigung wird verstärkt

Fotostrecke: 5 Bilder Das großflächige Artwork auf der Oberfläche trägt nicht gerade zur Übersicht bei

Ohne Bedienungsanleitung hätte sich mir diese Funktionsvielfalt wohl kaum erschlossen. Natürlich darf auch ein An/Aus-Schalter nicht fehlen; unser Exemplar rastet beim Betätigen mit einem spürbaren Knack ein. Wer jedoch glaubt, das es sich bei diesem Fußschalter lediglich um die normale On/Off-Variante handelt, der irrt! Denn neben seinem klassischen Betätigungsfeld, nämlich dem An- und Ausschalten des Effekts, lässt sich mit ihm der Effekt auch “tappen”, sprich, sein Tempo an das des Songs anpassen. Dazu wird der Schalter lediglich drei Sekunden gehalten und anschließend im passenden Tempo gedrückt. Mit dem Time-Poti kann der Notenwert dabei auf 8tel, punktierte 8tel und 4tel verändert werden. Die LED passt sich dabei auch farblich von grün (8tel) über gelb (punktierte 8tel) bis zu rot (4tel) an, was sehr hilfreich ist, denn eine optische Kontrolle schadet im Eifer des Gefechts nie. Ist das richtige Tempo mit dem passenden Notenwert einmal eingestellt, muss der Fußschalter noch einmal für drei Sekunden gehalten werden. Es klingt komplizierter, als es tatsächlich ist, aber wenn man es einmal geschafft hat, stellt man fest, dass es überhaupt kein Problem ist.

Ein weiteres Feature des einstellungsfreudigen Delays ist die Repeat Hold-Funktion, die auch von DJs und ähnlichen Berufsgruppen gerne verwendet wird. Dazu wird der Repeats-Regler in die 3-Uhr-Position gebracht, um ihn dann, nachdem angeschlagen wurde, ganz aufzudrehen. Schon laufen die Wiederholungen so lange, bis entweder das Pedal deaktiviert wird – Tails muss dazu natürlich auf “OFF” stehen – oder der Repeats-Regler nach links jenseits der 3-Uhr-Position gedreht wird, sodass die Delays einfach auslaufen. Das alles klingt nach einem sehr flexiblen Delay, das als Basis für eine Menge toller Sounds dienen kann und die Gitarre zu einer wahren Soundmaschine macht, wenn es erwünscht ist. Im Praxisteil werde ich natürlich auf diesen Aspekt näher eingehen.

Das Pedal ist stereo ausgelegt, dementsprechend befinden sich jeweils zwei Klinkenbuchsen auf der rechten und linken Gehäuseseite. Fehlt eigentlich nur noch die Buchse zum Anschluss eines 9-Volt-Netzteils, die an der Stirnseite wartet – Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Um ein versehentliches Verstellen der Potis zu verhindern, hat Digitech einen sogenannten Stomp Lock beigelegt, bei dem es sich um eine Gummiabdeckung handelt, die auf die vordere Hälfte des Pedals aufgelegt wird und die Potis umschließt. An der Unterseite ist das Obscura Altered Delay mit einer Gummimatte beklebt, die das Verrutschen auf glatten Böden verhindert. Wer das Pedal mit Klett auf seinem Stressbrett befestigen möchte, entfernt den Gummibelag und ersetzt ihn durch das beiliegende Klett-Gegenstück.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der rechten Gehäuseseite…
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Praxis

Sound/Bedienung

Aufgrund der Pinselei auf der Oberfläche gestalten sich die ersten Bedienschritte etwas tricky, hat sich das Auge daran gewöhnt, geht es einigermaßen intuitiv zur Sache. Ich habe das Obscura mit dem Effekteinschleifweg meines JVM 410 Marshalls verbunden und betreibe es daher, wie gefühlte 99,89% aller Gitarristen, in mono.
Los geht es mit den vier verschiedenen Delay-Typen. Der Amp ist clean eingestellt, die angeschlossene Gitarre ist meine Les Paul.

Audio Samples
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Analog Delay Tape Delay Lo-Fi Delay Reverse Delay

Die vier Delays klingen in der Tat unterschiedlich und besitzen ganz klar die Klangcharakteristiken der jeweiligen Vorbilder. Das Aktivieren des Pedals geht vollkommen geräuschfrei vonstatten, auch auch was das Nebengeräuschverhalten anbetrifft, hält sich das Obscura vornehm zurück.

Das Obscura gibt sich extrem vielseitig
Das Obscura gibt sich extrem vielseitig

Nun wollen wir schauen, was der Decrease-Regler mit dem Sound macht. Der Regler ist jeweils zuerst auf Minimum, dann auf Maximum eingestellt, um die Unterschiede am besten gegenüberstellen zu können.
Los geht es mit dem Analog Delay. Hier sollen Aliasing und Grit Artefakte verstärkt werden.

Audio Samples
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Analog Delay – Funktion des Decrease-Reglers

Beim Tape Delay werden Wow und Flutter hervorgehoben:

Audio Samples
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Tape Delay – Funktion des Decrease-Reglers

Es folgt das Lo-Fi-Delay. Hier wird der Input Channel Overdrive verstärkt:

Audio Samples
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Lo-Fi Delay – Funktion des Decrease-Reglers

Nun folgt das Reverse Delay. In diesem Fall wird die Bandsättigung verstärkt:

Audio Samples
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Reverse Delay – Funktion des Decrease-Reglers

Ein mächtiges Poti! Die besonderen Merkmale der jeweiligen Delays lassen sich sehr gut in Szene setzen, wenn einem der Sinn danach steht. Gerade die Veränderungen beim Tape Delay gefallen mir sehr gut! Das klingt authentisch und verleiht dem Sound das gewisse Etwas.

Nicht nur für Gitarristen interessant
Nicht nur für Gitarristen interessant

Weiter geht es mit den “Effekt”-Einstellungen, wie weiter oben bereits erwähnt. Zuerst manipuliere ich die Tonhöhe mithilfe des Time-Reglers. Im Einsatz ist das Tape Delay.

Audio Samples
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Tape Delay – Funktion des Time-Reglers

Nun drehe ich am Tone-Poti. Wieder hören wir das Tape Delay.

Audio Samples
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Tape Delay – Funktion des Tone-Reglers

Jetzt darf das Analog Delay übernehmen und ich drehe am Degrade-Regler.

Audio Samples
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Analog Delay – Funktion des Degrade-Reglers

Sehr kreative Klänge und Soundwelten lassen sich so erzeugen, die eine Menge Spaß machen.
Abschließend noch ein Beispiel am zerrenden Amp. Dazu habe ich das Tape Delay eingeschaltet und ein punktiertes 8tel Delay eingestellt. Bei diesem Setting fällt auf, dass diese Einstellung nicht über das Ändern des Delay-Typs hinaus erhalten bleiben. Das ist sehr schade, denn jedes Mal drei Sekunden auf den Schalter drücken, den passenden Notenwert eingeben, um dann wieder drei Sekunden den Schalter zu drücken, um die Einstellung zu bestätigen, kann auf Dauer etwas nerven und einen kreativen Prozess stören.

Audio Samples
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Tape Delay – Zerrsound mit punktiertem 8tel Delay

Da gibt es nichts zu diskutieren, das Delay klingt super! Die Wiederholungen klingen satt und bringen sich äußerst musikalisch ein.

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Fazit

Das Digitech Obscura Altered Delay ist ein robust verarbeitetes, sehr gut klingendes Pedal für den experimentierfreudigen Musiker. Ich sage bewusst Musiker, denn das Delay als Werkzeug ausschließlich für Gitarristen zu sehen, wäre eine glatte Verschwendung. Zumal es ein- und ausgangsseitig komplett stereo ausgelegt ist – quasi prädestiniert für die Arbeit im Studio. Während man über die Optik und die Logik hinter manchen Einstellmöglichkeiten diskutieren könnte, verbietet sich das beim Sound. Der ist absolut top, sehr flexibel einsetzbar und liefert tolle Delays für so ziemlich alle Lebenslagen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist ausgewogen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Verarbeitung
  • klanglich sehr flexibel
Contra
  • Optik beeinträchtigt die Bedienung (subjektiv)
  • Einstellungen erlöschen beim Wechseln des Delay-Typs
Artikelbild
Digitech Obscura Altered Delay Test
Für 99,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Digitech
  • Herstellungsland: China
  • Effektgattung: Delay
  • Delay Typen: Analog, Tape, Lo-Fi, Reverse
  • Delay Zeit: bis 2 Sekunden, Delay-Fahnen an/aus
  • Besonderheiten: Stomp Lock, True Bypass, Repeat Hold für Endlos-Delays
  • Stromversorgung: 9 Volt Netzteil (nicht im Lieferumfang)
  • Abmessungen: (B x T x H): 67 x 112 x 51 mm
  • Gewicht: 434 Gramm
  • Preis: 176,35 Euro UVP
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