Wenn Dirk Brauner ein neues Mikrofon vorstellt, so ist ihm mittlerweile die Aufmerksamkeit des Weltmarktes sicher. Sein hoher Anspruch hat die Mikronfonmanufaktur im niederrheinischen Hamminkeln in nur wenig mehr als 10 Jahren in der Branche zu einem international renommierten Unternehmen gemacht. Die Firma setzt auch bei ihren Zulieferern auf anerkannte deutsche Hersteller, die sämtliche Komponenten für die Fertigung speziell entwickeln. Deshalb stehen Brauner-Mikrofone in besonderem Maße für Qualität und Wertbeständigkeit „Made in Germany“. Mit dem Phanthera ergänzt Brauner seine Palette um ein weiteres phantomgespeistes Großmembran-Mikrofon.
Auf der AES in San Francisco, Anfang Oktober 2008, wurden wieder die besten Produkte aus dem Audiobereich mit einem TEC-Award geehrt. In der Kategorie “Microphone Technology / Recording” war auch das Brauner Phanthera nominiert. Grund genug, der Wildkatze einmal unter die Kapsel zu schauen. Wir wollten wissen, wie sich das FET-Großmembran-Mikrofon im praktischen Einsatz und im Vergleich zu seinen Verwandten schlägt.
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Details
Das silberne Metallgehäuse mit einer Höhe von 16 und einem Durchmesser von etwa 5 Zentimetern macht einen sehr stabilen Eindruck. Es erinnert an die bereits existierenden Modelle Phantom oder Valvet und kommt ebenfalls im typischen Brauner-Alukoffer ins Haus.
Die hochempfindliche, kreisrunde und hauchdünne Membran mit einem Durchmesser von einem Zoll (ca. 2,54 cm) wird von einem stabilen schwarzen Metallgitter vor äußeren Einflüssen geschützt. Die Richtcharakteristik des Mikrofons ist unveränderlich und nicht umschaltbar, wie es beispielsweise beim Phanthera V der Fall ist. Doch mit einer Niere kann man auch gut leben – zumindest studiotechnisch gesehen. Wegen genau dieser Richtcharakteristik wird das Brauner Phanthera deshalb auch nur von einer Seite „besprochen“, nämlich von der mit dem Logo. Man könnte meinen, die elastische Aufhängung sei fest mit dem Korpus verbunden, doch mit ein wenig „sanfter Gewalt“ lassen sich die beiden Freunde voneinander trennen – jedenfalls kann man die Konstruktion als absolut sicher bezeichnen. Sechs Gummiriemen schützen bei der Aufnahme sanft vor Erschütterungsgeräuschen. Das im Lieferumfang enthaltene Vovox-Anschlusskabel ist fünf Meter lang und wirkt unverwüstlich. Der Frequenzbereich zwischen 20Hz und 22 kHz wird selbstverständlich linear übertragen. Dabei soll das Mikro einen Schalldruck von 142 dB(SPL) verkraften. Paradox – obwohl mit Transistoren bestückt, sollen die Klangcharakteristika von Phanthera den Vergleich mit den teuren renommierten Röhrenmodellen Brauner VMA und BRAUNER VMX aushalten. Schließlich haben die beiden großen Brüder bei der Entwicklung des Phanthera Pate gestanden.
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Praxis
Das Brauner Phanthera fühlt sich im Studio sehr wohl und ist auch dort zu Hause. 1, 2, 3, Test … schon mit den ersten Silben verzaubert Phanthera den Tester. Die Wildkatze unterstreicht den Eigenklang eines Schallereignisses, bleibt aber dabei selbst im Hintergrund. Vollkommen unaufdringlich und fast unmerklich bewirkt das Mikro mit einem warmen, voluminösen Sound eine feine und nuancierte Herausarbeitung klanglicher Details. Es bildet unbarmherzig die ungeschminkte Wahrheit ab und lügt nicht, eine Eigenschaft, die echte Anforderungen an den Künstler stellt. Mit dem Brauner Phanthera kann man das Gras wachsen hören – wenn man denn möchte.
Die Auswahl des richtigen Mikros für die männliche und weibliche Stimme ist eine echte Herausforderung. Gesangsaufnahmen mit dem Phanthera verliefen in jeder Phase äußerst befriedigend. Mikrofone mit schlanken Tiefen wirken bei einer weiblichen Stimme manchmal aufdringlich und scharf, können hingegen bei einer männlichen Stimme mächtig an Durchschlagskraft und Präsenz gewinnen. Das Brauner Phanthera schmeichelt sowohl der weiblichen Stimme, da die Frequenzen im Bassbereich bei einem Abstand unter 50 cm durch den Nahbesprechungseffekt angehoben werden, als auch der männlichen Stimme, da bei 50 cm Abstand die Frequenzen im Bassbereich deutlich an Präsenz verlieren. Das Impulsverhalten ist ausgezeichnet. Steile Flanken einer Schwingung und Transienten werden realistisch und unverzerrt wiedergegeben, wenn Winkel und Abstand stimmen. Bei jeder Aufnahme sind Bewegungen streng verboten. Das Mikro reagiert sehr sensibel auf Standortwechsel. Minimale Veränderungen des Abstandes und des Winkels der Membran zur Schallquelle können die Klangfarbe des Signals auf subtile Weise verändern. Beträgt der Abstand der Membran zur Schallquelle 50 cm oder weniger, so stellt sich allmählich der Nahbesprechungseffekt ein, die Aufnahme erhält dann mehr Anteile im Bassbereich und klingt noch voluminöser. Auch hier reagiert das Mikro wieder sehr sensibel und Sprachaufnahmen gewinnen deutlich an Nähe. Auch ohne aufwendige Nachbearbeitung kann ein beachtliches Ergebnis erzielt werden. Die sorgfältige Planung der Aufnahme wird dabei selbstverständlich vorausgesetzt. Auffällig war, dass die Schallereignisse im Vergleich mit manch anderem Großmembran-Mikrofon dynamischer übertragen wurden. Ein lautes Signal erzeugte im direkten Vergleich bei gleichem Abstand zur Membran größere Ausschläge, ein leises Signal kleinere Wellenbewegungen. Allerdings wachsen dadurch auch die Anforderungen an den Tontechniker, der das aufzunehmende Schallereignis und seinen dynamischen Verlauf kennenlernen muss. Auch Mono-Aufnahmen erhalten eine verblüffende Körperlichkeit und scheinbare Dreidimensionalität. Bei erhöhter Abhörlautstärke meldet sich das Phanthera, wie fast alle Großmembranmikrofone, mit einem sanften, unaufdringlichen und „geschmacksneutralen“ Rauschspektrum zurück.
Damit ihr euch ein genaueres Bild vom Phanthera machen könnt, haben wir ein paar Audios für euch aufgenommen:
Besonderheiten Das Phanthera ist ebenfalls in einer günstigeren Basic-Edition mit reduziertem Lieferumfang erhältlich (mit „normaler“ Stativhalterung statt Spinnenhalterung, ohne Alu-Koffer und Vovox-Kabel). Die Basic-Versionen bietet dem Anwender mit eng gestecktem Bugdetrahmen den Einstieg in die Welt der Brauner-Mikrofone, ohne dabei Abstriche bei der Qualität machen zu müssen. Natürlich kann auch das passende Zubehör zur Vollversion später erworben werden. Das Phanthera V überzeugt mit denselben Qualitäten, die auch sein auf reiner Nierencharakteristik basierendes Pendant zu bieten hat. Zusätzlich zur Niere verfügt es jedoch über die Möglichkeit, Aufnahmen auch in den Charakteristiken Kugel und Acht realisieren zu können.
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Die unterschiedlichen Klangcharaktere von Mikrofonen sind mindestens so vielfältig wie die verschiedener Stimmen und Instrumente. Eine künstlich Zweiteilung in gut oder schlecht ist sehr oft fehl am Platz. Besser eignen sich da die Beschreibungen passend oder unpassend in Bezug auf die aufzunehmende Klangquelle und den Song oder den Einsatzzweck. Obwohl mit linearem Frequenzgang ausgestattet, besitzt das Phanthera einen eigenen Klangcharakter, der aber sehr vielen Schallquellen schmeichelt. Richtig eingesetzt lässt es die Signale sehr elegant klingen und braucht den Vergleich mit einem „großen“ Röhrenmikrofon nicht zu scheuen, wenn es richtig eingesetzt wird.
Phanthera ist der eindrucksvolle Beweis dafür, dass ein phantomgespeistes FET-Mikrofon ähnlich wie ein großes Röhrenmikrofon klingen kann. Phanthera ist ein Mikrofon der Spitzenklasse, das mit hochfeiner Auflösung, eleganten weichen Höhen und einem fast dreidimensionalen Klang vor allem als Solistenmikrofon für Sänger und Akustikgitarristen eine nachhaltige Empfehlung ist. Schließlich macht es Sinn, wenn man ein hochwertiges Mikrofon als ersten und wichtigsten Teil einer komplexen Übertragungskette benutzt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist zumindest absolut ausgewogen.
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