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Behringer B2031A Truth Test

Auch Behringer ist mit zwei Boxen in unserem Testmarathon Aktive Nahfeldmonitore vertreten. Neben der B1031A wollen wir die bereits etwas länger auf dem Markt befindliche und ebenfalls zur Truth-Serie gehörende B2031A testen.

Behringer-2031Truth_1_Front

Auch diese Box ist nur im Paar zu haben und liegt mit einem Straßenpreis von 300 Euro knapp 50 über der optisch etwas mutigeren B1031A. Äußerlich haben die zwei also nicht viel gemein, aber wie sieht es klanglich aus? 

DETAILS

Bei der Behringer B2031A Truth handelt es sich, wie bei allen Vertretern im Testumfeld, um einen aktiven Zwei-Wege-Nahfeldmonitor. Es gibt auch noch eine ältere, jedoch nicht mehr produzierte B2031 ohne A, die etwas andere Leistungsdaten vorzuweisen hat. Der Tieftontreiber unserer Kandidatin ist mit 220 mm / 8,75 Zoll der größte im Test und somit zumindest auf dem Papier auch größer als der des ebenfalls vertretenen Behringer B1031A Monitors. 

Auch volumenmäßig ist die “klassische” B2031A mit 400 x 250 x 345 mm (HxBxT) einen kleinen Tick größer als ihre “modernere” Mitstreiterin aus gleichem Hause. Mit ihren 15 kg wiegt sie sogar ganze 4 Kilo mehr, was aller Wahrscheinlichkeit nach dem massiven MDF-Gehäuse geschuldet ist, das optisch keine Kompromisse eingeht. 

Der Basstreiber ist aus dem Kunststoff Polypropylen (PP) gefertigt. In anderen Speakern setzt Behringer auch gerne mal Kevlar oder Ähnliches ein. Diverse Hersteller werben mit superkomplexen Materialien wie Carbon- oder Glasfasergemischen. Was es auch immer ist, wirklich viel zu bedeuten hat es nicht. Die Materialien mögen ihre Vorteile haben, aber nach meiner Erfahrung sind seit jeher Pappe/Papier-Treiber ungeschlagen, wenn das Gesamtergebnis gut abgestimmt wird. Von daher: Nicht blenden lassen!

Der 25 mm Hochtöner sitzt in einer typischen “Waveguide”-Mulde, die eine homogene Abstrahlung im HF-Bereich gewährleisten soll, und wird sogar von einem schwarzen Metallgitter geschützt. Die zwei Schlitze neben dem Hochtöner sind übrigens die Bassreflexausgänge – wie bei Genelec möchte man meinen. Getrennt wird allerdings bei 2kHz.

Zwischen Hoch- und Tieftöner sitzen die Status-LEDs, einmal “ON” und einmal die Überlastanzeige, die mit “LIMIT” beschriftet ist. Auch eine automatische Abschaltautomatik ist an Bord, die beim Stromsparen hilft, wenn man es möchte. Nicht schlecht.

Laut Werbetext und den mitgelieferten individuellen Messprotokollen bietet die B2031A einen “ultra-linearen” Frequenzgang von 50 Hz bis 21 kHz. Die individuelle Endstufenleistung wird mit 160 Watt für Bass und 80 Watt für Hochton beziffert, manchmal auch mit 265 Watt Spitzenleistung insgesamt. Effektiv sind es aber nur etwa 140 Watt RMS, womit sie sich nicht wirklich deutlich von anderen Testmarathon-Teilnehmern abhebt.

Bei dem erzielbaren Maximalpegel zeigt sich Behringer mit Versprechen indes bescheidener: 116 dB SPL in einem Meter pro Paar. Da fällt mir ein, dass auch die kleinere Mackie MR5 MKII genau das im Testmarathon versprach, aber bei Weitem nicht an die Leistung der großen Behringer herankommt. Wieder einmal sieht man, wie wenig das direkte Werte-Vergleichen bringt, wenn die Grundlage der Datenerhebung auf Herstellerangaben beruht.

Auf der tiefer liegenden Rückseite sitzt ein Metallgehäuse, das die Elektronik beinhaltet. Hier findet man den symmetrischen XLR-Eingang und Klinkenanschlüsse, die jeweils nach unten ausgerichtet sind. Praktisch, so kann die Box auch ganz nah an eine Wand herangerückt werden, da kein Kabel waagerecht herausgeführt wird. Der Einschalter befindet sich auf der Oberseite, wodurch man diesen auch im Dunkeln findet.

Behringer gibt sich mit der B2031A gekonnt professionell und ermöglicht dem Nutzer deshalb auch umfangreiche Korrekturmöglichkeiten des Übertragungsverlaufes mit den mitgelieferten Filtern auf der Rückseite. Das bietet viel Flexibilität, birgt aber immer auch eine gewisse Gefahr, die Raumkorrekturfilter zu verstellen. Falls man also noch Neuling in diesem Bereich ist, empfiehlt es sich unbedingt, zunächst mit den Werkseinstellungen vorliebzunehmen und anschließend noch einmal genauer in das Handbuch zu schauen.

Das ist übrigens ausreichend detailliert gestaltet und erklärt auch Novizen einleuchtend die grundlegenden Überlebensregeln im Nahfeld-Kampf. Außerdem befindet es sich gedruckt im Lieferumfang und beinhaltet wesentlich mehr Sprachen als nur die Standardkombination Deutsch und Englisch.

Behringer-2031Truth_11_Back_EQ

Konkretere Angaben, bei welchen Frequenzen die Filter einsetzen, konnte ich hingegen nirgendwo finden, deshalb nur so viel: Low-Cut, Eckfrequenz: 0 / -2 / -4 / -6 dB (“Low-Frequency”); Bass-Shelf: 0 / -2 / -4 / -6 dB (“Room-Compensation”); Treble: 0 / +2 / -2 / -4 dB (“High-Frequency”). Weiterhin gibt es noch einen Mute für den HF- und LF-Treiber sowie ein Level-Poti, das von -6 dB über 0 dB (Mittenposition, gerastert) bis hin zu +6 dB reicht.
Natürlich ist auch dieser Behringer-Lautsprecher magnetisch abgeschirmt, sodass er kein Problem in Kombination mit alten Röhrenbildschirmen und anderem Audio-Equipment darstellen sollte.

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PRAXIS

Ich nehme wieder in meinem gewohnten Stereo-Dreieck Platz und groove mich mit meinen inzwischen sehr vertrauten Standard-Nummern ein. Da es die größten Speaker im Testumfeld sind und sich ihr Werbetext ebenso vollmundig liest, waren meine Erwartungen entsprechend hoch! Demnach gab es zuerst einmal harte Kost: “Rammstein – B******** “

Alle Achtung, die genretypische Lautstärke erreicht sie allemal! Auch hier fällt ein Mitten-Fokus auf und die harten Höhen zeichnen ein wenig zu scharf, wodurch es mir an Details im Übergang zwischen Höhen und Mitten fehlt. Die Gitarren wirken mir zu blechern und vor allem auf Dauer zu anstrengend. “Air-Band” ist eher wenig vorhanden. Gerade beim Einsatz der klassischen Orchestrierung zum Ende der Rammstein-Nummer fehlt dann diese Transparenz ungemein und es klingt nicht wirklich edel.

Um bei derselben Nummer zu bleiben: Auch Resonanzen in Form eines leichten Wummerns sind vorhanden. Gerade bei der Snare am Anfang klingt es, als schlage jemand auf dem Gehäuse mit. Nun gut, ich hab auch wirklich laut gehört. Dennoch schade, ich hätte bei der Größe etwas mehr erwartet. Das Mittenbrett hätten wir also abgehakt.

Als Nächstes checke ich den Basskeller: “Gaiser – Zebra Talk”. Minimal Techno mit einer sehr punchy Kick und viel Sub-Bass. Ich drehe auf, bis das Limit-Lämpchen leuchtet und schnell wieder zurück, denn es klingt furchtbar. Auch hier ist die Übersetzung Eingangspegel/ Lautstärke für meinen Geschmack ein wenig zu extrem gewählt. 

Ich drehe so weit zurück, dass die Limit-Lampe nicht einmal aufzublinken wagt und noch ein Stück weiter. Dennoch habe ich immer noch mit starken Resonanzen zu tun: Bei beiden Speakern rasselt die Rückwand, bei einem sogar deutlich stärker. Ich vertausche die Lautsprecher gegeneinander, um äußere Faktoren auszuschließen – aber nein, die eine rasselt noch immer! Zum Mess-Termin erschien natürlich die „bessere“ Box. Mit Qualitätsstreuungen muss man also leben.

Fotostrecke: 24 Bilder Behringer B1031A – Übertragungsverlauf

Ich drehe noch weiter zurück, bis es angenehm wird. Mein “SPL-o-Meter” zeigt 84 dB SPL bei A/Slow mit Musikmaterial und mein Monitor-Controller-Poti steht bei 50%. Das ist nicht lauter als das, was auch die bedeutend kleinere Dynaudio zu leisten vermag, um einmal eine Relation zu vermitteln. Ich kann als Einsatzort also nur das Nahfeld empfehlen, obwohl sicherlich manch einer bei der Größe auch über das Midfield nachgedacht haben wird. Ob man so viel Platz für eine derart große Box auf seinem Schreibtisch entbehren kann, muss jeder selbst abschätzen.
Wir waren bei 84 dB und Gaiser: Die Kick kommt in der Tat “punchy”, ihr fehlt aber ein wenig der Druck untenrum. Die untere mit 50 Hz angegebene Grenzfrequenz bestätigt sich mir also auch nicht, trotz flacherem Hi-Pass. Dennoch liegt sie mit etwa 55-60 dB im Vergleich zum Testumfeld etwas niedriger.

Was fällt mir noch auf? Der Sweet-Spot ist nicht sehr groß und nicht sehr homogen gestaltet, kleinere Positionsänderungen führen deshalb schnell zu Veränderungen der Klangbalance. Offensichtlich sind nicht die edelsten Hochtöner verbaut bzw. sind die Boxen auch nicht der allerengsten Qualitätskontrolle unterworfen.

Und wo steckt der Vorteil, oder anders gefragt, weshalb sollte ich diese Box trotzdem bei meiner Wahl ins Auge fassen? Nun, es gibt ein unschlagbares Argument, das alle genannten Mängel sehr schnell und vor allem stark entkräftet: der Preis. Für unter 300 Euro erhält man nämlich ein Paar ziemlich großer und sogar relativ analytischer Lautsprecher mit jeder Menge Features. Wenn man Glück hat, erwischt man zwei identische Modelle, mit denen man dann durchaus professionell arbeiten kann.

Als Alternative für Projektstudios kann ich wiederum die KRK Rokit 5 G2 nennen, die bei einem ähnlichen Preis zwar bedeutend kleiner und etwas leistungsärmer ausfällt, in ihrem selbstgesteckten Rahmen aber deutlich präziser arbeitet.

Im Vergleich zu der noch “ultra-lineareren” Behringer 1031 macht sich der bereits angesprochene leichte Mittenfokus bemerkbar. Auch die Bässe zeichnet der hier vorgestellte klassische Kandidat ein wenig stärker, wodurch es zunächst etwas wärmer und voller wirkt, was sicherlich auch dem vorderseitigen Bassport geschuldet ist. Insgesamt also weniger anstrengend – beides kann angenehm sein und ist Geschmackssache. 

Was mir bei dem Holz-Klassiker allerdings partout nicht gefällt und vor allem im Vergleich deutlich hervorsticht, sind die scharfen Höhen. Die werden bei der preiswerteren Kunststoffversion besser umgesetzt. Allerdings neigt diese dafür zu mehr Verzerrungen im Mittenbereich, was ich der bedeutend leichteren und weniger resonanzsteifen Gehäuseausführung zuschreiben würde. Aufgrund der Resonanzgeräusche bei hohem Pegel relativiert sich die stärkere Endstufenleistung allerdings auch deutlich. Hier muss man einfach selbst ausprobieren.

Und für alle, die es noch nicht wissen sollten: Die Behringer B2031A ist ein auf Kampfpreis getrimmter Rip-Off des Genelec Klassikers 1032APM. Zwischen beiden Lautsprechern liegen allerdings Welten und nicht nur zwei verdrehte Zahlen im Produktnamen. Da helfen auch die mitgelieferten Messdiagramme relativ wenig. Welcher Glättungskoeffizient hier verwendet wurde, erschließt sich nicht, aber immerhin finden sich Angaben zum Frequenzraum – bei der B1031A fehlen diese Angaben. 

Fotostrecke: 2 Bilder

Was man Behringer dennoch zugutehalten kann, ist die Adaption der Dokumentation auf der Rückseite der Lautsprecher, wodurch auch Handbuch-Hassern eine kurze praxisrelevante Erläuterung der Filter geboten wird. Diese sind auch ähnlich umfangreich bzw. “Genelec-mäßig” ausgestattet: gerasterter Low-Cut für Subwoofer-Betrieb, Bass-Shelf und Treble-Shelf zur Raumanpassung. Was will man mehr! Vieleicht ein paar konkretere Zahlen, wo diese Filter denn genau einsetzen …

Behringer 2031 Back Mutes
Behringer 2031 Back Mutes

Völlig überflüssig finde ich hingegen die separaten Mute-Schalter für Hoch- und Tieftöner, die wohl der Fehleranalyse dienen sollen. Zugegeben, manchmal erschließt es sich nicht direkt, ob der Hochtöner defekt oder der Mix schlecht ist. Hier hilft es im Allgemeinen aber, einfach kurz die Hand vor den Hochtöner zu halten und wieder wegzunehmen. Gibt es keinen hörbaren Unterschied, ist der HF-Treiber mit großer Wahrscheinlichkeit defekt.

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FAZIT

Ein Paar 8,75″ Zoll Lautsprecher mit rund 140 Watt Leistung für unter 300 Euro, das klingt nach einem vermeintlichen Schnäppchen – und in der Tat bekommt man hier richtig viel Leistung für wenig Geld geboten. Selbst das Gehäuse ist optisch einwandfrei verarbeitet. Dennoch darf man die Augen nicht davor verschließen, dass ein Lautsprecher dieser Größenordnung zu diesem Preis einfach nicht zu 100% perfekt klingen kann, auch wenn er günstig in China produzierter wird. Unser Testobjekt kämpft deshalb im oberen Leistungsbereich mit etwas zu scharfen Höhen und mäßigen bis starken Resonanzen an der Gehäuserückwand, wodurch die große Leistung ein wenig ad absurdum geführt wird. Bewegt man sich allerdings im unteren Leistungsbereich, erhält man einen relativ unaufgeregten und auch recht ehrlichen Klang.

Pro:

  • Groß und laut
  • Optisch einwandfreie Verarbeitung
  • Günstig
  • Korrekturfilter

Contra:

  • Resonanzgeräusche
  • Qualitätsstreuungen
  • Scharfe Höhen, unpräzise Hoch-Mitten
Behringer-2031Truth_17_Logoname

Features:

  • Aktiver Nahfeldmonitor
  • Frequenzgang von 50 Hz bis 21 kHz
  • 150 bzw. 75 Watt (140 Watt RMS max.) Endstufen
  • 25 mm Hochtöner
  • 220 mm (8,75″) Basslautsprecher mit Polypropylen-Membran im verwindungssteifen Alu-Druckgusschassis
  • Waveguide
  • Raumakustik-Filter, inklusive Subwoofer-Betrieb
  • Überlastschutz durch Limiter für Bässe und Höhen
  • Pegelabhängige Einschaltautomatik (abschaltbar)
  • Magnetische Abschirmung zur direkten Verwendung neben Bildschirmen
  • XLR- und 6,3-mm-Klinkeneingänge
  • Maße (BxHxT): 250 x 400 x 290 mm
  • Gewicht: ca. 15 kg

Preis:

  • UVP: 439,- EUR/Paar
  • Street: 290,- EUR/Paar
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Groß und laut
  • Optisch einwandfreie Verarbeitung
  • Günstig
  • Korrekturfilter
Contra
  • Resonanzgeräusche
  • Qualitätsstreuungen
  • Scharfe Höhen, unpräzise Hoch-Mitten
Artikelbild
Behringer B2031A Truth Test
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Profilbild von Interra

Interra sagt:

#1 - 26.01.2012 um 23:26 Uhr

0

Warum testet ihr den den alten B2031A? Interessant wäre doch wirklich zu erfahren ob und was Behringer beim B3031A nun besser macht. Bitte bald nachholen!

Profilbild von spacy

spacy sagt:

#2 - 11.07.2013 um 15:31 Uhr

0

Die Behringer 2031 sind im Amateur- u. Semi-Profi Bereich recht beliebt, in meinem Bekanntenrkeis quasi DIE Standard Nahfeldabhöre.
Trotz des aberwitzig günstigen Preises eine gute Box - im unteren Leistungsbereich, sprich Zimmerlautstärke. Wer ne richtig laute Abhöre braucht sollte etwas tiefer in die Tasche greifen. Bin jedenfalls sehr zufrieden mit den Behringers.

Profilbild von sebastian

sebastian sagt:

#3 - 15.01.2022 um 08:36 Uhr

0

Der Glättungskoeffizient steht doch auf dem Frequenzschrieb drauf: 0,33oct = 1/3 oct, also nicht übermäßig geglättet sondern Standard. Problematisch ist eher die große Range von 100db, aber auch wenn man es mit einem SPL tracking tool zurück rechnet, sieht es noch ganz ordentlich aus.

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #3.1 - 16.01.2022 um 18:36 Uhr

    0

    Hi Sebastian, richtig die Range ist auch Problematisch. So oder so: der Schriebs erweckt den Anschein, es gäbe viel geringe Abweichungen, als wir nun mal tatsächlich gemessen haben. Danke dir für deinen Hinweis!

    Antwort auf #3 von sebastian

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