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Artiphon Instrument 1 Test

Neue Musik entsteht häufig aufgrund neuer Ausdrucksformen. Neue Controller eröffnen neue Wege in die elektronische Musik, auch Musikern, die traditionelle Instrumente spielen. Artiphon stellt mit dem Instrument 1 einen neuartigen Controller vor, der Spieltechniken von Saiteninstrumenten, wie Gitarre, Violine, Bass und Ukulele auf den Computer und das iPhone übertragen soll. Ein kompakter Multi-Controller mit integrierten Stereo-Lautsprechern, Klangerzeugung via iPhone und mehr, der live und als Eingabemedium für die DAW verwendet werden kann.

Artiphon Instrument 1 Test
Artiphon Instrument 1 Test


Das klingt sehr spannend. Wir haben uns den Artiphon Instrument 1 Controller näher angeschaut.

Details

Auspacken

Das Instrument 1 kommt in einem stabilen Karton, in dem es gut gepolstert, sogar mit einem kleinen Tragegriff transportiert werden kann. Das mitgelieferte Netzteil sowie die beiden Mini-USB-to-Lightning- (für iOS-Geräte) und Mini-USB-to-USB (für den Computer) – Kabel finden in einem kleinen Fach ebenfalls gepolstert Platz. Das Netzteil ist dazu mit drei internationalen Adaptern (UK, US, EUR) ausgestattet, die allerdings etwas fummelig einzusetzen sind. Bitte nicht verzweifeln, sondern mit viel Fingerspitzengefühl einklicken.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Artiphon Instrument 1 kommt im kleinen Karton. (Foto: Christine Mangels)

Erster Eindruck

Das Instrument 1 selbst ähnelt einem dicken Gitarrenhals aus Kunststoff und ist 59,5 cm lang, am Hals 6,2 cm, am „Korpus“ dann sogar 8 cm breit. Der Korpus hat eine Stärke von 3,5 cm, höchster Punkt ist die „Bridge“ mit 5 cm.  Das 34,8 cm lange und 4,7 cm breite Griffbrett weist zwölf Bünde auf. Druckempfindlich und anschlagdynamisch kann es –  je nach Einsatzgebiet – das Griffbrett einer sechssaitigen Gitarre, eines viersaitigen Instruments wie Bass oder Violine, die Klaviatur eines Tasteninstruments, oder auch zwölf Drumpads simulieren. Mit zwei dreieckigen „Capo-Buttons“ lässt sich ähnlich einem Kapodaster die Grundstimmung in Halbtonschritten verschieben.
Darunter befinden sich sechs breite bewegliche Gumminoppen, die sogenannte „Bridge“ dient als Anschlag für die sechs Saiten zum Gitarre klampfen, Geige streichen oder um darauf zu tippen. Weiter darunter befindet sich ein Endlosregler mit neun LEDs um die Lautstärke zu regeln, oder per Knopfdruck acht Presets durchzuschalten.
Ganz unten auf dem Korpus und oben über dem Griffbrett sitzen zwei kleine Speaker, um das Instrument 1 in Stereo abzuhören. Soviel kann ich schon jetzt verraten: Das Artiphon Instrument 1 kann auch als Soundkarte für alle anderen iOS-Anwendungen verwendet werden und ist dann dank seiner beiden recht weit entfernten Lautsprecher eine veritable kleine Stereoanlage. Zudem kann es auch via Kopfhöreranschluss an Mischpult oder Soundkarte angeschlossen werden.

Fotostrecke: 3 Bilder An diesen Noppen soll gezupft und gestrichen werden. Der große Endlosregler dient zum Regeln der Lautstärke und zum Durchschalten der acht Presets. (Foto: Christine Mangels)

Anschlüsse

Alle Anschlüsse finden sich rechts unterhalb der ‘Bridge’: Ein Kopfhöreranschluss, ein USB-Anschluss, ein 12V Netzteilanschluss sowie ein Taster zum Einschalten.
Das Instrument 1 bietet selbst keine Tonerzeugung und ist lediglich ein Controller für die iOS App oder die DAW. Die iOS-App wird aus dem App Store geladen und beinhaltet einen Editor sowie Sound-Presets. Gleich zu Anfang gibt’s eine akustische Gitarrensimulation, um direkt ‚losklampfen‘ zu können.
Einmal geladen, soll das Akku einen ganzen Tag lang Strom bieten. Ich habe es im Laufe des Tests mehrmals nachgeladen, aber auch niemals „leer“ gekriegt. Da macht eher die iPhone-Batterie schlapp. Schön wäre es daher gewesen, wenn das Artiphon das angeschlossene iPhone mit Strom versorgen könnte. 

Fotostrecke: 2 Bilder Anschlüsse für USB, Kopfhörer und Stromzufuhr. (Foto: Christine Mangels)

Presets

Ein Preset ist die Kombination aus Spielmethode, dem Modus des Griffbretts und dem Tuning. Das Gitarren-Preset besteht z. B. aus der Gitarrenanschlagsmethode, dem Gitarrenbundmodus auf dem Griffbrett und dem üblichen Gitarrensaitentuning (E-A-D-G-H-E).
Ein Keyboardpreset besteht typischerweise aus zwölf hohen „Tasten“ (repräsentiert durch die „Bünde“ des Instrument 1 und sechs zusätzlichen Bass-Tasten (repräsentiert durch die Noppen). Mögliche Spielmethoden sind Strum, Bow, Slide und Tap. Die ersten vier Presets Gitarre Violine, Piano und Drums können editiert, aber nicht überschrieben werden. Die weiteren vier Presets sind überschreibbar.

Topographie eines neuartigen Controllers: Manches vertraut, manches ganz anders. (Foto: Christine Mangels)
Topographie eines neuartigen Controllers: Manches vertraut, manches ganz anders. (Foto: Christine Mangels)

Editor

Im Gegensatz zur iOS App enthält der Editorfür Mac OS- und Windows Systeme keine Sounds, er dient lediglich als Schnittstelle zwischen der Hardware und Third-Party-Software, wie Ableton Live oder Logic Pro X, GarageBand, etc. In der Download-Sektion finden sich Setups und Sounds für Ableton Live, Logic, Mainstage, Garageband und Kontakt-Ensembles. Auch ein Max-Patch ist verfügbar.

Zubehör

Im Artiphon Shop gibt es neben dem Instrument 1 auch noch einen Umhängegurt für 19,99 USD zu kaufen, mit dem nicht nur standesgemäß gerockt, sondern auch das Problem mit den ungünstig gelegenen Anschlüssen umgangen werden kann.
Deren Positionierung ist leider überhaupt nicht praxisgerecht. Wenn man das Artiphon wie eine Gitarre auf den rechten Schenkel legt, liegen Netzteilanschluss, USB- oder oder Kopfhörerstecker genau auf eben jenem. Unpraktisch.
Für den Transport bietet Artiphon ein Softbag für 49,99 USD und ein Hardcase für 119 USD an. Für den Anfang mag manchen aber auch der mitgelieferte stylische Karton mit magnetischem Klappdeckel genügen.
Achtung – Sonderangebot: Im Juli 2019 gibt’s für jedes online bestellte Instrument 1 ein Softbag gratis dazu.

Alles im Griff: Der stabile Karton des Artiphon Instrument 1 kann auch als Transportcase dienen. (Foto: Christine Mangels)
Alles im Griff: Der stabile Karton des Artiphon Instrument 1 kann auch als Transportcase dienen. (Foto: Christine Mangels)
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Praxis

Inbetriebnahme

Um mit dem Artiphon Instrument 1 zu arbeiten, habe ich zunächst die iOS-App aus dem App Store geladen und die Firmware der Hardware per Update auf die aktuelle Version 1.1.20 gebracht. Jetzt kann’s losgehen.
Beginnen wir mit der iOS-App. Diese startet mit dem Gitarren-Preset. Überall Gitarre spielen können, klingt doch erst einmal schön. Hierzu wird das Artiphon mit dem mitgelieferten Kabel an das iPhone oder iPad angeschlossen, die Artiphon App geöffnet und los geht’s gleich mit dem ersten Preset.

Schlichte schwarze Eleganz: Das Design des Artiphon Instrument 1 ist gut gelungen und erinnert etwas an den Steinberger Bass aus den 1980er Jahren. (Foto: Christine Mangels)
Schlichte schwarze Eleganz: Das Design des Artiphon Instrument 1 ist gut gelungen und erinnert etwas an den Steinberger Bass aus den 1980er Jahren. (Foto: Christine Mangels)

Spielmodi und Klang

Gitarre
Das Artiphon Instrument 1 simuliert eine Konzertgitarre und dementsprechend ist das Griffbrett auch breit, sehr viel breiter als beispielsweise ein schlanker Stratocaster-Hals. Der kaum vorhandene Korpus erinnert etwas an den Steinberger Bass aus den 1980erJahren. Mir fehlt tatsächlich am Instrument 1 etwas Körper zum Ablegen der rechten Spielhand, um ein einigermaßen angenehmes Spielgefühl zu entwickeln.
Die Gumminoppen können mir ein Saitengefühl nur schwer vermitteln. Außerdem stört hier die geradlinige Anordnung der Noppen und auch, wenn diese immerhin 2,5 cm lang sind, so zupft man auf einer echten Gitarre ja auch gerne mal über einen größeren Bereich über dem Resonanzloch, vor allem, mit dem Daumen zupfe ich eher weiter vorn, Richtung Griffbrett. Das ist hier nicht möglich und daraus resultiert eine – zumindest für mich – sehr unnatürliche Spielhaltung, die verkrampft wirkt und keine rechte Freude bereitet.
Einfach auf den sechs Saiten zu „strummen“ wirkt erst einmal wie die bessere Idee, aber, wenn ich dann mal etwas wilder drauflos klampfen möchte, bemerke ich schnell Saitenaussetzer und unbeabsichtigte Trigger. Präzises Spiel ist schwierig und das Instrument 1 vergibt fehlerhafte Anschläge weniger als eine herkömmliche Gitarre. Die Saiten-Noppen lassen sich tippen, von oben und von unten anschlagen und zupfen. Dabei fällt mir auf, dass die H-Saite im Gegensatz zu den anderen Saiten lauter und greller klingt, wenn sie von unten angezupft wird.
Mit der Anschlagdynamik der Gitarrensimulation bin ich ebenfalls unzufrieden. Eigentlich befindet sich die Lautstärke stets auf dem gleichen Niveau, egal wie zart oder hart ich in die Saiten, bzw. Noppen haue. Da hatte ich mir mehr erhofft. Und für’s Liedersingen am Lagerfeuer würde ich wirklich jede billige Akustikgitarre vorziehen. Einfach, weil es echter klingt.

Fotostrecke: 2 Bilder Per iOS-App mutiert das Artiphon Instrument 1 zur digitalen Gitarre. (Foto: Christine Mangels)

Violine
Violine spielen habe ich nicht gelernt. Ich hoffte allerdings auf einige interessante Artefakte, die entstehen, wenn man ein Instrument für sich entdeckt und es „falsch“ verwendet. Immerhin sind so schon komplette Musikstile entstanden, atonale Musik mag hier als Beispiel gelten. Beim Violinenpreset fiel mir auf, dass man das Instrument 1 eigentlich gar nicht falsch verwenden kann. Es klingt immer irgendwie nach der Geige aus der Karstadt-Heimorgel, exakte Tonhöhe, aber die Seele fehlt.

Das Violinenpreset der iOS-App kann mit oder ohne Bünde gespielt werden. (Foto: Christine Mangels)
Das Violinenpreset der iOS-App kann mit oder ohne Bünde gespielt werden. (Foto: Christine Mangels)

Piano
Das Piano, ach ja. Echte Pianisten mögen entschuldigen, dass wir hier diesen Terminus benutzen, es geht klanglich schon in die Richtung Klavier, aber so, wie man es aus günstigen Kinder-Keyboards her kennt. Spielerisch bietet auch hier das Griffbrett, das bei diesem Preset als zwölf Klaviertasten fungiert, keine Offenbarung. Die Gummisaitennoppen dienen beim Instrument 1 als sechs Basstöne. Man darf sie tippen und das geht mit etwas Handverrenken auch ganz gut, aber um damit flüssig spielen zu können, muss man sicherlich lange und hart üben.

Fotostrecke: 3 Bilder Beim Pianopreset der iOS-App dienen die zwölf Bünde als Klaviertasten. Die sechs Noppen der Bridge zupfen den Bass. (Foto: Christine Mangels)

Drums
Die Drums bieten zwölf Instrumente, die über die zwölf Anschlagsflächen des Griffbretts gespielt werden. Die gebotenen Sounds simulieren Bassdrum, Rimshot, zwei Snares, drei unterschiedlich geöffnete Hihat-Sounds, zwei Ridebecken, zwei Crashbecken und ein Clap. Die Klänge der App befinden sich auf unterstem „Spät-Achziger-Jahre” PCM-Niveau und sind leider nur als Gag zu gebrauchen, zumal eine deutlich spürbare Latenz timinggerechtes Schlagzeugspiel nicht wirklich möglich macht.

Zum Schlagzeugspielen wird auf den zwölf Bünden getippt. Die Umsetzung der Dynamik lässt leider zu Wünschen übrig. (Foto: Christine Mangels)
Zum Schlagzeugspielen wird auf den zwölf Bünden getippt. Die Umsetzung der Dynamik lässt leider zu Wünschen übrig. (Foto: Christine Mangels)

Bass
Schauen wir uns noch das Bass-Preset an, das klanglich recht dumpf und matt erscheint. Vor allem lässt es sich auf den Gumminoppen nicht so zupfen, was man als groovy bezeichnen würde. Sicherlich lässt sich das Ganze später im Sequenzer quantisieren und gerade rücken. Warum dann nicht gleich mit Tasten einspielen? Ich zumindest habe meine vorhandenen Fähigkeiten am Bass nicht adäquat auf das Artiphon übertragen können. 

Der Bass wird auf den Noppen gezupft. Der „Gitarrenhals“ kann auf Fretted und Fretless eingestellt werden. Auch „Saitenziehen“ aka „Pitchbend“ ist möglich. (Foto: Christine Mangels)
Der Bass wird auf den Noppen gezupft. Der „Gitarrenhals“ kann auf Fretted und Fretless eingestellt werden. Auch „Saitenziehen“ aka „Pitchbend“ ist möglich. (Foto: Christine Mangels)

Audiobeispiele (1) Artiphon Instrument 1

Audio Samples
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Akustische Gitarre auf dem iPhone, gezupft und geschlagen Drums auf dem iPhone Piano auf dem iPhone Bass auf dem iPhone Synthbass Square auf dem iPhone

Artiphon Instrument 1 in Verbindung mit der DAW

Als nächstes soll das Instrument 1 zeigen, ob es als Inspiration im harten Produktionsalltag dienen kann und womöglich durch neue Spieltechniken frische Impulse liefert.
Dazu schließe ich die das Instrument 1 mithilfe des mitgelieferten USB-Kabels an den Laptop an und öffne die Artiphon Instrument 1 Ableton Session, die im Artiphon-Downloadbereich zur Verfügung steht.
Im Ableton Liveset liegt für jede „Saite“ ein Track mit Instrument an, der über einen separaten MIDI-Kanal angesprochen wird. Den „Sound“ zu wechseln ist kompliziert, müssen doch sechs verschiedene Instrumente geladen werden, um jeder Saite einen Klangerzeuger zuzuordnen.

Fotostrecke: 2 Bilder In Ableton Live triggert jede Saite des Instrument 1 eine eigene Tonerzeuger-Instanz, hier das Square3 Glide Lead Template. (Foto: Mijk van Dijk)

Einfacher ist das mit den Presets für den kostenlosen Native Instruments Kontakt Player, ebenfalls zum Abholen auf der Artiphon Website. Ähnlich wie in der Ableton Session reserviert Kontakt pro Instrument 1-Saite einen Instrumentenslot. Da wir aber nur einen MIDI-Kanal in der DAW brauchen, ist das Handling komplexer Instrumente mit Kontakt deutlich einfacher und deshalb empfehlenswerter.
Zunächst habe ich das Instrument „Arp – Creamy Drops for Artiphon Rack.nkm“ geladen. Klanglich geht es in Richtung ‘New Age’, spielt sich auch so – für mich eher unspannend. Im nächsten Schritt interessierte mich das Kontakt-Preset „Bass-Monster“, ob es seinem Namen wohl gerecht wird. Gesagt, geladen, angespielt – und ziemlich enttäuscht.
Schade, kein Sound, den ich je in einer Produktion verwenden würde. Gezupft mit dem Instrument 1 entstehen sehr viele unbeabsichtigt getriggerte MIDI-Noten, die aus einem akzentuierten Basslauf ein kakophonisches Monstrum machen. Zumindest scheint der Preset-Titel gut gewählt.

Fotostrecke: 2 Bilder Bei der Arbeit mit den Kontakt Player Presets ist schneller Soundwechsel möglich. Auch hier spielt jede Saite eine Klanginstanz an. (Foto: Mijk van Dijk)

Bislang hatte ich alle Kontakt Instrumente mit dem Gitarrensetting des Instrument 1 gespielt. Da kommt „Rock Guitar for Artiphon Rack.nkm“ also gerade recht. Leider klingt die ‘Metal-Axt’ ebenfalls dürftig. Vor allem fällt auf, dass die Anschlagdynamik sehr zu wünschen übrig lässt und Muting-Techniken nicht zuverlässig funktionieren.
Man muss schon sehr, sehr vorsichtig spielen, um Fehltrigger zu vermeiden. Um Saitenbendings simulieren zu können, habe ich die Funktion im Editor eingeschaltet. Positiv ist, dass nur gedehnte Saiten auch Pitchbend-Informationen an ihre jeweilige Kontakt-Instrumenten-Instanz schicken. Negativ fällt auf, dass durch den fehlenden Widerstand einer gespannten Stahlsaite jeder schräge Kontakt zum „Saitenstreifen“ gleich als Bending interpretiert wird, wodurch ein authentisches Spiel wirklich schwer fällt.
Wie man es auch dreht und wendet: Das Griffbrett des Artiphon Instrument 1 ist eben kein Gitarrenhals bespannt mit mit echten Saiten, sondern ein Kunststoff-Stab mit dünnen Streifen und Druckzonen, die leider nicht genug Response und Anschlagdynamik bieten.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Editor sind viele verschiedene Einstellungen möglich, um das Artiphon Instrument 1 den persönlichen Spieltechniken und dem zu spielenden Sound anzupassen. (Foto: Christine Mangels)

Für das Drumset “Funk Kit for Artiphon Rack.nkm“ habe ich das Griffbrett dann in den Schlagzeugmodus geschaltet. Für ein vernünftiges Fingerdrumming sind die Schlagflächen zu weit voneinander entfernt und nicht responsive bzw. anschlagdynamisch genug. So wirken Tom-Rolls auf den sechs Gumminoppen unfreiwillig komisch.
Zu guter letzt habe ich dann noch mal das Arturia Plugin des Mini V3 geöffnet und von der MIDI-Sequenz spielen lassen, die ich für das Bass-Monster aufgenommen habe. Hörbar sind merkwürdigste Artefakte, womöglich, weil hier keine Aufteilung der einzelnen Saitenimpulse in sechs verschiedene MIDI-Kanäle und Klangquellen möglich ist. Dabei wäre das ja eigentlich die primäre Aufgabe solch eines Controllers: Das Gitarristen oder Violinisten mit ihren speziellen Fingerfertigkeiten jegliche MIDI-Noten einspielen können.
So aber scheint mir das Instrument 1 vor allem mit den speziell dafür erstellten Kontakt Player Presets kompatibel zu sein, und selbst da scheitere zumindest ich an der für mich nicht optimalen Bespielbarkeit des Instruments.

Audiobeispiele (2) Artiphon Instrument 1

Audio Samples
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Square3 Glide Lead (Ableton Template) Creamy Drops (Kontakt) Bass Monster (Kontakt) Rock Guitar (Kontakt) Funk Drum Kit (Kontakt) Arturia Mini V3 spielt Bass Monster-MIDI-Clip (Kontakt)

Auf der Artiphon Webseite finden sich diverse Einführungsvideos, die in die Theorie und die Praxis des Instrument 1 einführen sowie ein Step-by-Step-Guide. Sehr schön schaut der Einsatz des Instrument 1 im Video der Band „The Daybreaks“ aus, die gleich vier Controller einsetzen und sich offenbar sehr gut vorbereitet haben.

Video: Artiphon Sessions: The Daybreaks “Flesh It Out”

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Mehr Informationen
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Fazit

Die Idee für solch einen Controller ist wirklich toll, aber auch mit großem Wohlwollen werde ich persönlich mit dem Artiphon Instrument 1 nicht warm. Die geringe Anschlagdynamik und die ungenaue Response der Spielnoppen sowie des Griffbretts, machen präzises Spiel schwer bis unmöglich und so landete das Teil sehr schnell in der Ecke. Melodien, Bassläufe und Drumbeats spiele ich deshalb weiterhin mit Keyboardtasten und Fingerdrumpads ein.
Ich möchte nicht ausschließen, dass Musiker sich mit viel Mühe und Passion in die Spieltechnik des Instrument 1 virtuos einarbeiten können. Primär aber möchte ich Musik machen und mit Instrumenten arbeiten, die mich inspirieren und die mich zu sinnvollen Ergebnissen führen. Beim Artiphon Instrument 1 wird mir dieses Gefühl nicht vermittelt.
Aus diesem Grund reiht sich das Artiphon Instrument 1 für mich in eine Geschichte der musikalischen Gadgets ein, die uns kurz erfreuen, dann aber bald wieder vergessen sind. Aber wer weiß: Vielleicht belehren mich ja Bonedo-Leser mit tollen musikalischen Kreationen auf dem Artiphon Instrument 1 eines Besseren. Sollte das der Fall sein, postet bitte sehr gerne eure Erfahrungen, Videos und Links in die Kommentare.

PRO
  • Neuartiges MIDI-Controller Konzept
  • Lange Akku-Laufzeit
  • Funktioniert unter iOS als Soundkarte
  • Robuste Verarbeitung
CONTRA
  • Plastikgefühl
  • Geringe Anschlagdynamik
  • Fehlerhafte Trigger
  • Latenz
Das Artiphon Instrument 1 bietet ein neuartiges MIDI-Controller Konzept, mit dem sich Anwender zunächst vertraut machen müssen. (Foto: Christine Mangels)
Das Artiphon Instrument 1 bietet ein neuartiges MIDI-Controller Konzept, mit dem sich Anwender zunächst vertraut machen müssen. (Foto: Christine Mangels)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers

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