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ACD Unlimited Darwin Double Bass Drum Pedal Test

Wenn es um Fußmaschinen geht, lassen sich Drummer grob in zwei Gruppen unterteilen. Die einen setzen sich an ein Set, stellen die Federspannung der Maschine ungefähr so ein, dass sie dem Spielgefühl nicht im Wege steht und spielen los. Auf die Frage, welches Pedal sie benutzen, müssen sie erst kurz nach unten gucken, um sich des Fabrikats zu vergewissern. Die andere Gruppe tickt komplett anders. Namen wie Axis, Trick, DW MDD und Czarcie Kopyto sind ihr selbstverständlich geläufig, über Konstruktionsprinzipien wie Direct Drive, Kompressionsfedern und ultraleichte Präzisionswellen denken sie täglich nach und fragen sich, wie diese am besten zur persönlichen Spielweise passen könnten. Schließlich geht es darum, die entscheidenden BPM aus der Performance zu kitzeln. Die Firma ACD Unlimited aus Klagenfurt baut Pedale für diese Enthusiasten. Darwin heißen sie, und die Doppelfußmaschine haben wir zum Test da.  

ACD_Unlimited_Darwin_Pedal
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Dennis Namesnik heißt der sympathische Kopf hinter ACD, und wer sich ein bisschen mit seinem Schaffen auseinander setzt, stellt fest, dass der junge Mann nach wenigen Jahren Beschäftigung mit dem Thema Trommeln und Hardware schon ein beachtliches Portfolio an unterschiedlichen Produkten anbietet. Dazu gehören edle Trommeln in Solid- und Fassbauweise, und einen besonderen Fokus legt er auf die Konstruktion und Modifikation von Fußmaschinen. Fast alle Teile fertigt er selbst, was ihn in die Lage versetzt, auch ausgefallene Ideen und Custom-Lösungen anbieten zu können. Dass er abgeschlossene Ausbildungen als Tischler und Maschinenbautechniker besitzt und zudem selber Drummer ist, dürfte bei seinen Projekten ebenfalls sehr hilfreich sein. Mit der Darwin Fußmaschine bietet Dennis nun seine erste, komplett selbst entworfene Fußmaschine an. Die schlicht designte Maschine besitzt eine Vielzahl an neuartigen Konstruktionsdetails und Einstellungsmöglichkeiten und soll damit den meisten Serienmaschinen der großen Hersteller überlegen sein. Mal sehen, ob sie das Versprechen einlösen kann. 

Details

Gefrästes Aluminium, wohin das Auge blickt

Grundsätzlich handelt es sich bei der Darwin um eine Einsäulenmaschine mit serienmäßig montiertem Bandzug. Dies beschreibt die Pedale allerdings nur unzureichend, soviel wird schon beim Auspacken deutlich. Hier wird aus dem Vollen geschöpft, entschuldigung, gefräst. Es beginnt bei der einsäuligen Rahmenkonstruktion aus einem Stück Aluminium, welche jeweils auf die schwarze Bodenplatte aufgeschraubt ist. Der Vergleich mit einer regulären Fußmaschine zeigt, dass diese Säule näher in Richtung Spieler positioniert ist. Diese Geometrie ist möglich, weil die Trittplatte im vorderen Bereich seitlich ausgeschnitten ist und damit rechts an der Säule vorbei laufen kann. Kennern der Materie dürfte eine gewisse Ähnlichkeit mit der Bauweise der Axis und Czarcie Kopyto Pedale auffallen. Da enden die Gemeinsamkeiten aber im Grunde auch schon, denn bei nahezu allen anderen Komponenten geht Dennis Namesnik andere Wege. Es beginnt mit der komplett glatten, geräumigen Trittplatte, welche am unteren Ende mittels eines kugelgelagerten Stifts mit der Bodenplatte verbunden wird. Die Buchse liegt jedoch hinter dem Ende der Bodenplatte, was für einen extrem bodennahen Abschluss der Trittplatte sorgt. Bei der Testmaschine handelt es sich um die Longboard-Version, eine Umrüstung auf ein – ebenfalls sehr flaches – Fersenteil wird jedoch durch bereits vorhandene Bohrungen in der Bodenplatte ebenso ermöglicht. 

Fotostrecke: 4 Bilder Flunder: Die Trittplatte schließt nahezu mit dem Boden ab.

Beide Pedalseiten funktionieren auch als Einzelfußmaschinen
Ein weiteres, auffälliges Konstruktionsdetail zeigt sich beim Blick auf den der Bassdrum zugewandten vorderen Teil der Bodenplatte. Der üppige Raum, der durch die zurück versetzte Rahmensäule entsteht, wird besetzt durch die Spannreifenklemmung. Diese stellt ein separates, ebenfalls aus dem Vollen gefrästes Bauteil dar. Mit seitlicher Einstellbarkeit kann sie nicht dienen, ist jedoch dafür in zwei Richtungen beweglich. So ermöglichen zwei Stimmschrauben ein stufenloses Verschieben um etwa zwei Zentimeter auf der Längsachse, was zu einem optimalen Auftreffwinkel der Beater führen soll. Löst man die zwei Stimmschrauben ganz, kann das Klemmteil komplett abgenommen und an einem weiteren Satz Schraublöcher wieder befestigt werden. Auf diese Weise lässt sich die Klemmung jeweils an den Betrieb der Darwin als Einzel- und Doppelpedal anpassen und so ein seitliches Verdrehen des Pedals an der Bassdrum verhindern. Möchte man die Maschine als Einzelpedal nutzen, fixiert man die Klemmung in einer Linie mit dem Beater-Schaft, beim Doppelbetrieb nutzt man jene Löcher, die die Konstruktion genau zwischen beiden Beatern befestigen. Sehr clever. Damit enden die speziellen Ideen des Konstrukteurs aber noch nicht, im Gegenteil. 

Fotostrecke: 4 Bilder Das Testpedal beinhaltet das Direct Drive Umrüstkit.

Die Federverstellung verbirgt sich in der Rahmensäule

Ähnlich wie bei einigen DW Modellen oder eben auch bei der Axis, verläuft die Feder auf der Innenseite der Säule. Die Verstellung derselben funktioniert allerdings nach „ACD-Art“: Die Rahmensäule ist mittig oval ausgefräst, darin befinden sich eine Gewindestange sowie zwei seitliche Führungsstifte. Diese stabilisieren eine Art Schlitten, an dessen einem Ende die Feder befestigt ist. Über zwei sich konternde Rändelschrauben wird der Schlitten auf der Gewindestange nach oben oder unten befördert, was wiederum zu einer zu- oder abnehmenden Federspannung führt. Kommen wir nun zur Cam, beziehungsweise der Umlenkrolle, denn auch die hat es konstruktiv in sich. Zunächst lassen sich – per Stimmschlüssel – die Winkel für die Trittplatte und den Schlägelwinkel getrennt voneinander verstellen. Dies ist guter Standard bei den meisten Pedalen gehobener Machart. Allerdings gibt es an der Cam noch zwei weitere Vierkantschrauben. Mit diesen lässt sich der Abrollvorgang stufenlos von zentrisch zu exzentrisch verändern. Aber auch damit ist es noch nicht getan, denn das Zugband lässt sich komplett entfernen und durch die mitgelieferten, geraden Antriebstangen ersetzen. Dafür ist etwas Schraubarbeit vonnöten, welche mit den beiliegenden Inbus-Schlüsseln erledigt wird. Die Maschine ist jedoch auch ohne die zusätzliche Direct-Option lieferbar. 

Beide Pedale können auch als Einzelpedale betrieben werden.
Beide Pedale können auch als Einzelpedale betrieben werden.

Auch die Welle und die Beater kommen aus der ACD-Werkstatt

Ein Doppelpedal ist ohne die entsprechende Verbindungswelle natürlich kein Doppelpedal, und auch bei diesem Bauteil hat sich Dennis Namesnik eigene Gedanken gemacht. Statt eines herkömmlichen Kardangelenkes kommt eine komplett kugelgelagerte Konstruktion mit jeweils umlaufenden Aluminiumkränzen zum Einsatz, die auch bei extremen Verschränkungen beider Pedale noch gute Laufeigenschaften des Slave-Teils gewährleisten soll. Zu guter Letzt wären noch die „Dynamic Beater“ zu erwähnen, auch sie werden in der hauseigenen Werkstatt von Hand hergestellt. Ihr Aufschlagpunkt besteht aus einer runden, gelochten Aluminiumscheibe, welche im Falle unserer Testmaschine mit Filz versehen ist. Wem das nicht zusagt, der kann auch Köpfe mit Holz- oder Kunststoffschlagfläche wählen. Damit die Beater vollflächig auf das Fell auftreffen, hat man ihnen bei ACD eine – ebenfalls per Stimmschlüssel zu bewerkstelligende – Neigungsverstellung spendiert. 

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Praxis

Extrem schneller, gleichzeitig organischer Lauf

Im Einsatz macht die Darwin Spaß. Als Freund von Bandzügen fühle ich mich sofort wohl, das aggressive „Nicken“ manch anderer, auf Leichtlauf getrimmter Edelmaschinen gibt es hier nicht. Auch die großen, glatten Trittplatten kommen meiner Spielweise (und Schuhgröße 46) entgegen. Bereits nach kurzer Zeit vergesse ich das Pedal und freue mich über die Figuren, die so leicht von den Füßen gehen. Bemerkenswert ist in allen Spielsituationen, wie ansatzlos die Maschine alle Fußbewegungen umsetzt, ohne jedoch zu klinisch oder „unsichtbar“ zu wirken. Auch mein Schüler Bennett, seines Zeichens Extreme Metal-affiner Axis- und Trick-Pedal-Besitzer, ist voll des Lobes für die Ansprache und die erreichbare Geschwindigkeit der Darwin. Etwas ungewohnt gestaltet sich zunächst die Erreichbarkeit der Federeinstellung, je nach Position der Maschine zum Fell sind hier gespitzte Finger gefragt. In punkto Funktion und Präzision der Federjustierung gibt es jedoch nichts zu meckern. Da sich die Justiermöglichkeiten hier noch längst nicht erschöpft haben, mache ich mich nun daran, die Cam-Form zu verändern, um von einem zentrischen zu einem exzentrischen Ablaufprozess zu gelangen. Auch das geht leicht von der Hand, man sollte sich jedoch vergewissern, dass die Fixierschraube nach gefundener Einstellung festgezogen wird. Nach längerem Experimentieren stelle ich fest, dass sich tatsächlich unzählige Möglichkeiten bei der Anpassung der Darwin an die persönlichen Vorlieben ergeben. Dabei bleibt die Maschine aber immer schnell und berechenbar. Dies gilt auch für den Betrieb mit dem installierten Direct Link. Entgegen meiner Vermutung, dass die Maschine nun deutlich zackiger und „kälter“ reagiert, bleibt die grundlegende, runde Charakteristik erhalten. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das Dock lässt sich, je nach Bassdrum und Pedal-Konfiguration, individuell verschieben.

Wie macht sich das Darwin als Einzelpedal?

Als Einzelpedal-Spieler interessiert mich natürlich auch, wie das Testpedal mit abgenommenem Slave-Teil reagiert. Die ersten Checks sind jedoch ernüchternd. Die Darwin schwankt an der Bassdrum hin- und her, viel Energie verpufft wirkungslos. Des Rätsels Lösung ist schnell gefunden: Es ist nämlich essentiell, die Spannreifenklemmung dem Betriebsmodus anzupassen. Also verschiebe ich die Einheit so, dass sie genau unterhalb des Beater-Schaftes greift. Das Ergebnis ist eine deutlich ruhigere Performance. Dazu muss ich jedoch anmerken, dass mein eigener Schlagzeugteppich relativ dick ist, auf dünnerer Auslegeware liegt die Darwin auch mit falsch montierter Klemmeinheit ruhiger. Trotzdem würde ich mir hier eine etwas breitere Bodenplatte à la Speed Cobra oder DW 9000 wünschen.

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Fazit

Keine Frage, 1250 Euro sind eine Menge Geld für eine Doppelfußmaschine. Bedenkt man aber die exzellente Konstruktion und Verarbeitung sowie die äußerst umfangreichen Justier-, Erweiterungs-, und Modifikationsmöglichkeiten, muss die ACD Darwin Maschine als erschwinglich bezeichnet werden. Auch das – sonst nur aus dem Custom-Trommelbau bekannte – Konzept der individuellen Betreuung dürfte sich für viele Nutzer der Maschine auszahlen. Beim Spielkomfort und der Laufgeschwindigkeit kann es die Testmaschine mit den besten Modellen problemlos aufnehmen. Dass das Spielgefühl dabei nicht nur Drummer im Extrembereich ansprechen dürfte, kann als weiterer Vorteil gelten. Als kleiner Kritikpunkt bleibt, dass die Standfestigkeit im Single-Betrieb nicht an die besten Konkurrenzpedale heran kommt. Eine breitere Bodenplatte würde hier Abhilfe schaffen. Alle, die bereit sind, das entsprechende Geld für eine Edelfußmaschine auszugeben, sollten die Modelle aus Klagenfurt auf jeden Fall in die engere Wahl nehmen. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • exzellente Laufeigenschaften
  • organisches Spielgefühl, auch beim Umbau auf Direct Links
  • hochwertige Verarbeitung
  • absolut spielfreie Lager
  • Tasche im Lieferumfang
Contra
  • auf dickerem Teppich wirkt die Maschine (als Einzelpedal verwendet) etwas instabil
Artikelbild
ACD Unlimited Darwin Double Bass Drum Pedal Test
Teuer und schnell: Die ACD Darwin ist ein intelligent konstruiertes Edelpedal.
Teuer und schnell: Die ACD Darwin ist ein intelligent konstruiertes Edelpedal.

Technische Spezifikationen

  • Hersteller: ACD Unlimited
  • Typenbezeichnung: Darwin Longboard Double, Strap und Direct
  • Antrieb: Bandzug oder Direct (Link-Stangen im Lieferumfang), stufenlos variable Cams.
  • Bodenplatte: ja
  • Fersenteil/Trittplattenverbindung: kugelgelagerte Achse.
  • Trittplattenwinkel verstellbar: ja
  • Schlägelwinkel verstellbar: ja
  • Art des Schlägels/Beaters: Filz, austauschbar
  • Befestigung am Spannreifen:
  • Tasche/Case im Lieferumfang: Tasche
  • Zubehör: Tasche, Direct Links, Inbus-Schlüssel
  • Besonderheiten: Spannreifenbefestigung ist verschiebbar/versetzbar
  • Herstellungsland: Österreich
  • Preis (Verkaufspreis): Doppelpedal mit Direct Drive Option: 1250,00 EUR

Seite des Herstellers: https://www.acd-unlimited.at

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Felix Engeln sagt:

#1 - 26.02.2021 um 09:29 Uhr

0

Ich habe mir eine Silver Special Edition des Darwin Doppelpedals gekauft und werde sie wohl blutenden Herzens zurückschicken.
Der Grund ist zweierlei:
Zum Einen ist die Verbindung vom Pedal zum Drive Shaft sehr instabil und wackelig und wird von lediglich einer Schraube gehalten, die nicht mal vollständig auf dem viel zu kurzen Bolzen, also dem Verbindungsnuppel an Pedal, aufsitzt. Damit sich diese Schraube beim Spielen nicht löst und die ganze Verbindung wackelig wird, muss diese eine Schraube tierisch festgezogen werden. Ich habe keine Ahnung, wir lange die das mitmacht.Zum Anderen ist die Klammer zur Befestigung des Pedals am Spannreifen der BD einfach sehr schlecht konstruiert.
Die Klammer ist viel zu kurz und greift knapp hinterm Rand des Hoops an und dann sind blöderweise oben zwei parallele Metallwülste und unten eine gummierte Ebene zur Halterung. Es wird also von oben an zwei Stellen und unten an einer gehalten. Es müsste aber genau umgekehrt sein von oben ein Fixpunkt und unten zwei. So wie es seit Jahrzehnten bewährt ist. Beim "Swiveln" mit dem Fuß bei hohen Geschwindigkeiten wackelt das Pedal.Diese beiden Punkte machen alles andere was an dem Pedal gut und durchdacht ist, leider vollkommen zunichte.

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