Eden Microtour Test

Praxis

Ganz klar, die ersten Attribute, die mir einfallen, sind Worte wie “putzig”, “goldig”, “süß” sowie einige andere Bezeichnungen, die ein Spielzeug beschreiben, das man einst als Kind im Schaufenster erblickte und unbedingt haben wollte, eben nur, weil es toll aussah! Ja, natürlich sehe ich im Eden Microtour ein Gimmick, ein Spielzeug. Aber es gibt einen entscheidenden Vorteil für uns Bassisten, oder Musiker im Allgemeinen: Wir bleiben ja in gewissem Sinne immer Kinder. Wie sonst soll man das Leuchten in den Augen erklären, wenn man wieder einmal ein neues “Spielzeug” entdeckt: einen Bass, einen Amp, einen Bodentreter – selbst wenn man genau weiß, das man dieses Objekt der Begierde doch eigentlich gar nicht braucht.
Also stelle ich das putzige Türmchen, bereits leicht verliebt anblickend, auf den Tisch, ein wenig genervt durch die Verzögerung, die dadurch entsteht, dass ich erst einmal ein Multinetzteil ausgraben muss, das die geforderten 15 Volt liefert, mitsamt eines Polarität-Umkehrkabels. Die meisten Netzteile sind nämlich auf die Polarität “Innen = Minus” ausgelegt, aber genau hier liegt beim Eden Microtour ja der Pluspol an. Acht 1,5 Volt AA-Batterien hatte ich gerade nicht zur Hand, doch mit Netzteil ist der Betrieb ohnehin umweltfreundlicher.

Im Dezember 2011 wurde die Ami-Kultmarke Teil des britischen Marschall-Konzerns.
Im Dezember 2011 wurde die Ami-Kultmarke Teil des britischen Marschall-Konzerns.

In Betrieb genommen, erhält man einen recht ordentlichen Basssound. Nicht besonders laut, aber laut genug, um Spaß zu haben, wenn man eben den Microtour direkt vor sich auf dem Tisch platziert hat. Voluminöse Bässe kann ich natürlich nicht verzeichnen, doch die habe ich natürlich auch nicht erwartet angesichts der Leistung und der Größe. Allerdings liefert der Eden Microtour einen wirklich schönen knurrig-mittigen Ton. Mit dem Tone-Regler kann man (ähnlich einer passiven Tonblende am Bass) den Sound von leicht bedeckt bis offen und harsch regeln. Man kann von Finger-, Slap- bis Pickspiel alles auf den kleinen Amp eindonnern und er liefert relativ klaren Sound bis ungefähr zu 50% des Regelweges des Lautstärkepotis. Danach beginnt Amp leicht zu zerren. Die Leistungsgrenze bis zu diesem Punkt reicht jedoch definitiv aus, um zuhause zu üben, ohne den Nachbarn übermäßig stark auf den Wecker zu gehen. Wenn man wirklich “ernst” machen will, dann kommt man jedoch unweigerlich schnell an die Grenzen dessen, was der Tourzwerg verkraften kann.
Ein wenig bedauerlich ist, dass der Eden Microtour, wenn er denn schon zur Klasse der Desktopgeräte zu zählen ist, nicht gleich auch über einen kleinen Aux-Input verfügt, über den sich Playbacks, ein Metronom und ähnliche Audioquellen einspeisen lassen. Mittlerweile zählt das ja bei den meisten Übungsverstärkern zum Standard. Doch hier stellt sich eben die Frage: Ist dieses Mini-Stack denn nun ein Übungsamp oder ein witziger Wohnzimmerartikel? Wie auch immer, man kann mit ihm üben und er ist definitiv ein Hingucker, der allein durch sein Erscheinungsbild immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern vermag!

Zum Abschluss hier noch einige Klangbeispiele, die euch einen Eindruck vom Sound des Zwergen-Combos vermitteln sollen.

Audio Samples
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Pick, J-Bass, Tone: 80% Slap, J-Bass, Tone: 70% Slap, J-Bass, Tone: 0% Finger, J-Bass, Tone: 0% Finger, J-Bass, Tone: 80%
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