Dynaudio Core 47 Test

Praxis

Aufbau


Ausgepellt und aufgestellt: Ich halte mich zunächst an die Empfehlung des Herstellers und baue beide Dynaudio Core 47 so auf, dass sich die HF/Mid-Einheit im Stereodreieck außen und die Reflexports innen befinden. Die Filter stelle ich zunächst alle auf normal, sprich „neutral“, „free“ und „anechoic“. Das Stereodreieck ist etwa 2,2 m groß.
Und Boom! Die Box hat Cojones, der Bass drückt wirklich ordentlich. Ich gebe zu, dass ich das beim Lesen der Spezifikationen skeptisch war, da das Innenleben zur Core 59 identisch ist und die Messwerte gleich sein sollen. Dass die verhältnismäßig kleine Box so tief ballert, hätte ich aber nicht erwartet.

Pragmatische Filter


Ist das anfänglich Testosteron verflogen, realisiert man aber auch, dass es „per default“ natürlich zu viel Bass für meine wandnahe Positionierung war. Ich aktiviere das Wall-Postion-Filter, denn das entspricht eher meinem Testaufbau. Dadurch rückt der Bass richtigerweise ein ganzes Stück nach hinten und die Mitten und Hören werden deutlich klarer (bzw. nicht mehr so stark maskiert). Und sofort stelle ich die Familienzugehörigkeit zur Core 59 fest: ein klarer frischer analytischer Sound mit große präzisen Stereobühne sowie schnelle Transienten und knackigen, punchy Bass ohne Dröhnen.

Punk´s not dead


Aber ich bin noch nicht ganz zufrieden und will mich nicht so richtig mit der Factory-Positionierung anfreunden: Ich vertausche Links und Rechts, sodass sind Ports nun außen sind und der HF/Mid-Part entsprechend innen liegt. Die Bassports regen meinen Raum jetzt besser an und der Bassbereich wirkt ausgewogener, tritt allerdings erneut weiter nach hinten, wodurch die Mitten weiter nach vorne kommen, ganz normal. Zeit also für das „dark“-Filter. 

Fotostrecke: 3 Bilder So möchte Dynaudio, dass ihr die Speaker aufbaut: mit den Woofer nach innen.

Die Gretchen-Frage


Weil auch ich ein fauler Musiker bin, habt ihr Glück – denn die großen Core 59 waren noch nicht zurückgeschickt. Sorry, Dynaudio! Zeit also für ein kleines Battle! Zunächst habe ich eine Core 47 links und eine Core 59 rechts aufgebaut und quasi ein Mixed Couple betrieben. Das soll man natürlich nicht machen, hab ich aber trotzdem getan. Und wenn man nicht richtig darauf achtet, hört man wirklich keinen Unterschied. Nicht einmal die Pegel mussten korrigiert werden. Das ist  sehr gut und natürlich besonders für Surround-Setups interessant, wo aus Kosten- und Platzgründen nicht überall die fettesten Speaker aufgebaut werden können.
Aber so einfach ist es dann doch nicht: Die „theoretischen“ zwei Hertz Unterschied bei der untersten Grenzfrequenz sind für mich schon hörbar, aber nicht direkt als „tiefer“. Der Bass der großen Core 59 ist einfach natürlicher und es klingt weniger nach „Box“, der Bassreflex der Dynaudio Core 47 hat deutlich mehr zu arbeiten. Das merkt man spätestens bei Bass-intensiver und lauter Musik deutlich. Die Ports der Core 47 fangen im Überlastfall dann an, ein wenig zu „furzen“.
Zusätzlich löst sich von der größeren Schallwand der Core 59 der Sound etwas besser, wodurch sie größer und lebendiger klingt. Andersherum ausgedrückt: Die Dynaudio Core 47 klingt kompakter. Aber mal ganz ehrlich: Ist das für irgendjemanden jetzt eine Überraschung? Ich denke nicht. 
Um meine Aussagen zu verifizieren, habe ich natürlich nochmal Links und Rechts miteinander vertauscht, damit ich euch nicht nur etwas zu meinen unterschiedlichen Raummoden erzähle. Der Eindruck bleibt aber, sogar beim direkten Vergleich der beiden versetzt aufgebauten Stereo-Setups. Ich habe außerdem noch ein viertes Setup ausprobiert und ein deutlich kleineres Stereodreieck aufgebaut. Hier hatte nun wieder die Core 47 ein wenig die Nase vorn, weil sie in sich geschlossener spielte. Man sollte also nicht auf Biegen und Brechen die größere Box ins Studio quetschen – sie braucht eben auch ihre Luft zum atmen.
Trotzdem reden wir von Nuancen, die nur Nerds hören – keine der beiden Boxen ist besser oder schlechter, sie sind sich wirklich sehr ähnlich bis annähernd gleich. Wer den Platz hat, den Hörabstand größer wählen kann – und vor allem deswegen mehr Pegel braucht – kann den Tausender mehr für das Paar Core 59 dennoch ruhigen Gewissens in die Hand nehmen. Er ist gut angelegt. Das ändert aber alles nichts daran, dass die Dynaudio Core 47 ein sehr gute, vor allem äußerst kompakte und kräftige Box ist.

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