Dynaudio BM5A MKII Test

PRAXIS

Beide Lautsprecher kommen wieder auf meinen Stativen in ca. 1 m Hör-Entfernung hinter meinem Arbeitstisch und mit genügend Wandabstand im Nahfeld zum Stehen. Durch die wenigen Schalter und deren sinnvolle Beschriftung auf der aufgeräumten Rückseite brauche ich keinen Blick in das knappe englische Manual zu verwerfen. Die vielen bebilderten Aufstellvarianten mit den entsprechenden Filtersettings, die es zum Beispiel in einem Genelec-Manual zu finden gibt, sucht man hier indes vergebens. Aber so viel einzustellen gibt es ja auch nicht. Ich habe alles auf “0” belassen und arbeite mich mit dem Factory-Default ein. Auch hier bestätigen die Messergebnisse meinen Höreindruck.

Fotostrecke: 24 Bilder Dynaudio BM5A MKII – Übertragungsverlauf

Der sehr lineare und analytische Klang, der im Messdiagramm bereits an der geringen Welligkeit zu erahnen ist, zeigt keinerlei Auffälligkeiten. Einzig die Tiefbass-Anhebung bei 80 Hz ist prägnant, aber nicht weiter tragisch, da man sie mit dem -2dB Bass-Filter locker kompensieren kann. Viele Leute mögen aber solche leichten Erhöhungen im Bereich um 80Hz, da sie das “lineare Hör-Empfinden” bei geringeren Arbeitslautstärken im Bassbereich unterstützen.
Die versprochenen 48 Hz höre ich leider dennoch nicht. 60/65 Hz schafft die BM5A MK2 aber locker, wie die Messungen zeigen. Wirklich tiefer ging aber auch kein anderer Vertreter in unserem Testmarathon, obwohl es durchaus größere und unhandlichere Kandidaten gab, wie z.B. Behringer 1031A und B2031A
Die Stereo-Ortung ist für einen Speaker dieser Größenordnung und vor allem im Testumfeld sehr gut. Der Sweet-Spot ist nicht zu eng bemessen, sogar ein gutes “Tiefe-Gefühl” stellte sich ein. Es gibt keinerlei Verzerrungen im Arbeitslautstärkebereich von 90 dB, was wiederum die Klirrfaktor-Messung belegen kann. Viele unserer Testkandidaten erreichten die 90dB-Marke in 1 m Abstand kaum, ohne dass deutliche Verzerrungen hör-und messtechnisch auftraten. Diese Mindest-Lautstärke ist zwar kein Gesetz, aber meines Erachtens die Grenze, ab der man professionelle Nahfeldmonitore definieren kann. Das sieht auch Dynaudio so, denn wirklich kleinere Speaker bietet deren Portfolio nicht.
Leistungsmäßig lag sie demnach etwas über der Genelec 8030 und den Adam-Monitoren und war dadurch auch bassfester. Im Direktvergleich bietet Genelec mit dem Metallgehäuse und dem vollständigen Gitterschutz sowie den besser ansprechenden Schutzschaltungen jedoch die erhöhte Road-Tauglichkeit, was selbstverständlich auch die vielen Filter-Settings für den Bassbereich unterstreichen. Die Genelec-Speaker eröffnen schon ab der 8030 mehr Möglichkeiten, was die Entzerrung des Bassbereichs bei baulichen Gegebenheiten anbetrifft, und sind somit flexibler in der Handhabung.
Da die Dynaudio jedoch ein bisschen günstiger und potenter als die 8030 ist, würde ich sie im privaten Heimstudio im Rahmen unseres Testmarathons vorziehen. Guten Klang erreicht man sowieso nur über die ordentliche Positionierung der Speaker und die entsprechende Verwendung von Akustikmodulen, für deren Setup man im eigenen Studio ja auch genügend Zeit hat.
Wechselt man jedoch oft die Locations und hat wenig Zeit für Akustikmaßnahmen oder muss eventuell bauliche Kompromisse eingehen, könnten die Dynaudio-Filter u.U. nicht ausreichen, um diese Kompromisse vollständig zu entzerren. Bei Genelec hätte ich keine Bedenken, eine adäquate Lösung zu finden. Fairerweise sollte man noch erwähnen, dass der leistungs-nähere Konkurrent von Genelec zur BM5A MKII aus meiner Sicht auch eher 8040 heißt und fast doppelt so teuer ist. Dieser hat leistungsmäßig wieder die Nase vorn und auch das Desktop-Control genannte Filter im Angebot, was Ähnlichkeiten mit dem Mittenfilter von Dynaudio hat. Diese Filter sollen der Kompensation von Überbetonung durch Aufstellung auf Tisch bzw. Konsole dienen.
Durch die begrenzten Lautstärkeeinstellungen ist das Level-Matching von linkem und rechtem Dynaudio-Speaker nicht so schwierig wie bei ungerasterten Potis, die man aus diesem Grund oftmals voll aufgedreht lässt. Auch die fehlenden “unprofessionellen” Eingänge à la Cinch, Klinke und Co vermisse ich nicht im Geringsten. Dynaudio Acoustics unterstreicht damit seinen Pro-Audio Anspruch und vermeidet es, sein Angebot mit Consumer-Elektronik zu verwässern. Und so gesehen ist dieser Lausprecher sogar ein Schnäppchen! Günstiger bei nicht ganz vergleichbarer Qualität und etwas geringerer Leistung ist z.B. Adam mit der Artist 5, wobei der geringe Preisunterschied und der 16-Bit-Digital-Eingang für mich keine kaufrelevanten Argumente wären. Die ADAM A5X konnte mich persönlich nicht völlig überzeugen, in Anbetracht des deutlich günstigeren Einstandspreises sind sie dennoch eine Ausweich-Empfehlung wert und keineswegs deutlich schlechter.

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Profilbild von Dirk

Dirk sagt:

#1 - 27.01.2012 um 02:50 Uhr

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Vielen Dank für den lesenswerten Artikel, fühle mich in meinem eigenen Hoereindruck aus dem musicstore bestätigt.

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Cruzo Lively sagt:

#2 - 20.02.2017 um 01:56 Uhr

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sehr sehr gute Monitore!

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